Medien und Wahrnehmung der Realität

  • Is das bei Madsack nicht auch so, nur dass das hier (noch) unter dem "seriösen" Titel HAZ verkauft wird?


    Die schreiben doch auch nur noch populistischen Quatsch, ohne eigene Recherche, vom Hörensagen und machen Propaganda über die Hauptstadtredaktion in mehr als 30-40 Blättern in Nord- und Ostdeutschland.


    Dann verkaufen sie sogenannte objektive Berichte in Artikeln gleich mit der eigenen Meinung, quasi Kommentare der Redakteure, sodass man sich direkt beeinflusst fühlt.


    Madsack macht Meinung, genau so populistisch wie die BILD, es merkt nur Keiner.

  • Die Lösung im Schweinefleisch-Gate liegt doch auf der Hand: Nicht entweder oder, sondern sowohl, als auch.


    Meine Ehefrau leitet eine Kita mit 5 Gruppen und rd. 100 Kindern aus diversen Kulturkreisen. Es gibt nach Wahl Schweinefleisch, Rindfleisch, Hühnchen, Gluten- und laktosefreies, vegetarisches und veganes Essen. Es gab weder bei der Organisation, noch bei der Umsetzung Probleme. In der Praxis läuft es völlig beschwerdefrei.

    Das einzige Problem käme, wenn koscheres Essen verlangt würde, denn das könnte man nicht mal so eben umsetzen. Von den 100 Kindern sind auch keine Juden dabei. (Jetzt bitte nicht unterstellen, dass die Kita meiner Ehefrau antisemitisch wäre.)

  • Kai Das klingt viel zu unaufgeregt. Daraus ließe sich eine tolle Kampagne schustern:


    Wer künftig dort Schwein essen will, muß das eine Woche vorher bestellen anbetteln!1!!1! Um Erlaubnis fragen!!!!1! Sich rechtfertigen!1!!1!


    Stephan535 Zu meiner Zeit gab es Brotdosen fürs Frühstück und Mittagessen für alle, die nicht schon um 12 wieder abgeholt worden sind. Zu meiner Zeit gab es allerdings auch schon Kinder, die ohne Frühstück zu Hause losgeschickt wurden und als Brotdose entweder nichts oder eine Chipstüte mit auf den Weg bekommen haben. Das Thema Essen und Kindergarten/Schule ist also schon seeeeehr alt. Als ich mal eine NDR-Reportage zu leeren Kinderbäuchen und deren Abhilfe in unserem Land gesehen hatte, so vor zehn Jahren, da wurde es eher als eine neuere Entwicklung dargestellt. Mit so bahnbrechenden Erkenntnissen wie: Mit Essen im Bauch konzentrieren sich die Lütten besser und sind weniger aggressiv. Wahnsinn, was die alles rausfinden.

  • Der Unterschied zur GaZ ist wohl, dass es nun Ganztagsbetreuung in Krippe, Kita, Schule gibt. Also hier in Niedersachsen.

    Da reichte eben in der GaZ die brotdose!

    Die gibt es aber für den morgendlichen Snack immer noch.

  • Zentrales Essen in KiTa und Krippe ist ein Segen. Zum Teil war die Situation in unserer Krippe offenbar so schlimm, dass sie das individuelle Frühstück bzw. häufig eben Nicht-Frühstück abgeschafft haben und die Erzieherinnen dafür lieber freiwillig ne halbe Stunde früher da sind, um nun auch das Frühstück zentral zuzubereiten.

  • Also die Tendenz ist ganz eindeutig vorhanden. Basis der Einschätzung: Eigene jahrzehntelange Kantinenerfahrung. Bei uns gab es 6 Hauptgerichte. Zuletzt teilweise gar keines mit Schwein und äußerst selten mehr als eins.

  • Die Lösung im Schweinefleisch-Gate liegt doch auf der Hand: Nicht entweder oder, sondern sowohl, als auch.

    In dem von mir verlinkten taz-Artikel stand, dass der Kindergarten in der Hanbd eines freien Trägers ist, der über zu wenig Finanzmittel verfügt, Wahlessen anzubieten. Und eine deutliche Mehrheit der Eltern war mit der Entscheidung einverstanden.

  • Ohne jetzt wieder gegen diesen bashen zu wollen fände ich es ganz sinnvoll, wenn für die (gesellschafts-)politische und kulturelle Meinungsbildung zumindest knappe, sachliche Informationen für jedermann frei verfügbar wären und nicht nur für die, die dafür zahlen wollen (oder gar können).


    Vielleicht hier besser zur Diskussion aufgehoben...


    Ich bin ja zu 96% bei Dir. Und irreführende Schlagzeilen sind scheiße. Erst recht, wenn es keinen Zugriff auf den eigentlichen Text gibt.


    Aber: Ich will trotzdem mal die Frage einwerfen, inwieweit es eigentlich bevor das Internet zum allgemeinen Hausgebrauch wurde, für jedermann kostenfrei verfügbare Informationen gab, und ob alleine die Tatsache, dass es nun ein solches Internet gibt, einen weitergehenden Anspruch verleiht.

  • Berechtigte Anmerkung, die ich allerdings um den Aspekt ergänzen möchte, dass es in Zeiten, in denen qualitativ schlechte bis falsche Informationen mit enormer Reichweite kostenlos verfügbar sind, vielleicht doch Aufgabe der "seriösen" Medien sein muss, diesen wenigstens mit kompakten, kostenlosen Fakten entgegen zu treten? Eben mindestens bei gesellschaftlich relevanten bzw. sogar kritischen Themen. Und ja, ich weiß um das kommerzielle Dilemma dabei.

  • Aber: Ich will trotzdem mal die Frage einwerfen, inwieweit es eigentlich bevor das Internet zum allgemeinen Hausgebrauch wurde, für jedermann kostenfrei verfügbare Informationen gab, und ob alleine die Tatsache, dass es nun ein solches Internet gibt, einen weitergehenden Anspruch verleiht.


    Wozu willst Du die Frage aufwerfen? Um ein Referenzjahr zu bekommen? Wie wäre es mit 1288?


    Das Internet reduziert die technischen Kosten der Reproduktion von Nachrichten auf quasi Null.


    Man sollte meinen, dass der Staat im Sinne der Allgemeinheit ein sinnvolles Informationsangebot auf die Beine stellt, zumal wir dafür ja sogar Rundfunkbeitrag zahlen. Man könnte, existierte dieses in brauchbarer Form, kommerziellen Nutzern auferlegen, dieses bei Berichterstattung über z.B. KiTa-Gebühren zu verlinken. Oder Verlage, die quasi-Monopole in Lokalberichterstattung haben, verpflichten, gewisse Informationen allgemein zur Verfügung zu stellen. Man könnte denen sogar was dafür zahlen, wenn man wollte und das für sinnvoll hielte.


    Man kann das alles natürlich auch lassen, und dann viel über Partizipation, Wissensgesellschaft etc. pp. schwafeln und die Informationsinfrastrukturen weiter privatisieren, etwa, indem man ein lokales Netz in Zusammenarbeit mit Firmen aufbaut, statt mit oder nach dem Muster von Freifunk.


    Und das dann alles damit begründen, dass wir, um den göttlichen Willen zu entziffern, uns an dem "Referenzmodell" einer Prä-Informationszeitalter-Gesellschaft orientieren sollten.


    Ich bin übrigens dafür, dass wir uns am Internet vor 1997 orientieren. Damals gab es keine Bezahlangebote. Kein verficktes Facebook. Internet war noch geprägt vom akademischen Entstehungsumfeld (welches in der Zwischenzeit komplett umgekrempelt wurde) und umsonst zur Verfügung stehende Informationen waren selbstverständlich erstrebenswert.

  • Warum ich die Frage aufwerfe? Weil ich sie mir stelle. Weil ich den Eindruck habe, nicht aufgrund Chris' Beitrag, der führte lediglich dazu, mal wieder darüber nachzudenken, dass es vielfach als selbstverständlich erachtet wird, man müsse auf den Internetseiten von Zeitungen etc. einen umfassenden kostenlosen Zugang haben. Und weil ich mich selbst oft ärgere, wenn ein Artikel, der lesenswert klingt, hinter einer Bezahlschranke verborgen ist. Aber gerade dann kann man doch mal hinterfragen, inwieweit der eigene Ärger eigentlich gerechtfertigt ist. Dass es auch gute Gründe für einen für den Einzelnen kostenfreien Zugang zu Informationen gibt, streite ich doch gar nicht ab. Auch angesichts des von Sasa Angemerktem.


    Man sollte meinen, dass der Staat im Sinne der Allgemeinheit ein sinnvolles Informationsangebot auf die Beine stellt, zumal wir dafür ja sogar Rundfunkbeitrag zahlen. Man könnte, existierte dieses in brauchbarer Form, kommerziellen Nutzern auferlegen, dieses bei Berichterstattung über z.B. KiTa-Gebühren zu verlinken. Oder Verlage, die quasi-Monopole in Lokalberichterstattung haben, verpflichten, gewisse Informationen allgemein zur Verfügung zu stellen. Man könnte denen sogar was dafür zahlen, wenn man wollte und das für sinnvoll hielte.


    Eine (Mit-)Finanzierung, die nicht direkt vom einzelnen Nutzer ausgeht, halte ich durchaus für eine erwägenswerte Idee. Z.B. in Form eines erweiterten Medienbeitrags. Im Übrigen ist die Frage, ob der Staat seinem Informationsauftrag nachkommt, doch von der zu trennen, in welchem Ausmaß die Informationen kostenlos zugängig sein müssen/sollen. Ich bin ein Freund des Rundfunkbeitrags, auch weil er im gewissen Umfang eine solidarische Finanzierung bedeutet, und kann mir dies auch erweitert gut vorstellen. Aber das wäre dann ja trotzdem gerade nicht kostenlos. Oder anders gesagt, ich zahlte lieber einen höheren Beitrag als jeweils einzeln für den Zugang, auch wenn das letztendlich für mich finanziell aufs Gleiche hinausliefe.


    Ergänzung: Irreführende Schlagzeilen sollen ganz einfach unterbleiben. Natürlich ist es noch schlimmer, wenn dann auch noch die Chance zu einer korrigierenden Information erschwert wird. Aber die wirklich sinnvolle Forderung wäre es doch, gar nicht erst eine solche Schlagzeile zu veröffentlichen.

  • Aber: Ich will trotzdem mal die Frage einwerfen, inwieweit es eigentlich bevor das Internet zum allgemeinen Hausgebrauch wurde, für jedermann kostenfrei verfügbare Informationen gab, und ob alleine die Tatsache, dass es nun ein solches Internet gibt, einen weitergehenden Anspruch verleiht.

    Auf genau diese Frage habe ich gewartet...


    ...weil ich sie mir nach dem Absenden auch gestellt habe. ;)


    In meiner linksgrünversifften idealen Welt würde man das Internet nicht nur für anonymes Mobben, Tittenbilder und Katzenvideos nutzen, sondern auch für das kostenlose zur Verfügung stellen von Wissen und Nachrichten.


    Natürlich ist auch mir klar, dass das Geld kostet: Infrastruktur muss bereit gestellt werden, Autoren und Journalisten wollen bezahlt werden - natürlich vollkommen zurecht. Dass die Verlage sich etwas einfallen lassen mussten um diesen ganzen Aufwand zu refinanzieren ist klar, zumal sich das dank Add-Blocker durch Werbeeinblendungen nicht finanzieren lässt. Von daher finde ich die Paywall als solche zwar nervig, aber vollkommen in Ordnung.


    Die "großen" Nachrichten bekommt man (nun ja, nicht ganz) kostenfrei über die Öffentlich-Rechtlichen. Auch, wenn mich viele dafür auslachen, glaube ich, dass man über das aktuelle Tagesgeschehen darüber recht objektiv aufgeklärt wird (zumindest wenn man nicht vollkommen verblödet ist und sich hin und wieder auch alternativ informiert). Bei Lokalnachrichten wird es da schon schwieriger. Hier landet man zwangläufig beim regionalen Zeitungsverlag oder bei Hobby-Journalisten im Internet (Leine Online etc.). Natürlich müssen auch diese Berichte der HAZ erstmal recherchiert werden, was wiederum Geld kostet. Darum war mein Gedanke (na ja, eigentlich der von Prickelpit), dass man bei "wichtigen" Themen ein kurze und knappe Zusammenstellung des Relevanten frei einsehbar lässt und den großen Text dahinter meinetwegen hinter eine Paywall packt. So kann sich Otto Normalbürger schnell über das Wesentliche informieren und wer möchte, kann gegen Zaster weitere Hintergrundinformationen abrufen.


    Problematisch wird es, wenn dann mit - ich sage mal vorsichtig - weit interpretierbaren Überschriften wie in diesem Fall, wo etwas suggeriert wird, was sich erst nach kostenpflichtiger Lektüre (und evtl. nochmaligem Nachdenken) dann doch anders darstellt. Das Drecksblatt mit den vier Buchstaben hat diese Art des Clickbaiting mittlerweile perfektioniert (an dieser Stelle empfehle ich mal wieder das Bildblog), Madsack ist immerhin auf dem Weg dahin. Auffällig bei HAZ und NP ist, dass Artikel des Sportbuzzer und des "Reisereporters" grundsätzlich frei verfügbar, aber Artikel mit Infos über bspw. eine Bombenräumung teilweise hinter der Paywall sind. Es ist deren gutes Recht - meiner Meinung nach werden sie ihrer Verantwortung als zumindest regionales Leitmedium damit aber in keinster Weise gerecht.

  • kampi, ich meine nicht neutral. Ich meine nichtmal "Berichterstatter".


    Aber der Staat ist zuständig für die Infrastruktur des Gemeinwesens. Das ist heutzutage auch die Informationsinfrastruktur, zumal wenn wir von einem "mündigen Bürger" und von Inklusion ausgehen. Der Staat muss zumindest Information über die politische Steuerung des Gemeinwesens als auch in gewissem Grade wissenschaftliches Wissen für alle zugänglich machen, ansonsten wird die Partizipation des Einzelnen privatisiert. Der Staat hat nicht nur Straßen zu bauen, sondern muss sich auch um den Raum des politischen Diskurses kümmern, wie auch immer genau.


    Im übrigen haben wir den Staat durchaus in einer Rolle, die grob als "neutraler Berichterstatter" gedacht werden kann, in den Öffentlich-Rechtlichen. Der aufmerksame Leser wird mich nicht verdächtigen, ein Freund der Öffentlich-Rechtichen zu sein, dennoch: Vergleichen wir die Qualität von z.B. Angeboten von DLF und arte mit kommerziellen Medien, müssen sie sich nicht unbedingt verstecken. (Welchen Beitrag der Musikantenstadl zum gesellschaftlichen Diskurs leitet, darf hingegen gerne in Frage gestellt werden, was mich angeht.)


    In Antwort auf Waldumwandlung möchte ich eigentlich nur hinzufügen, dass ich nur klar machen wollte, dass ich diese Argumentation für falsch halte. Wer nicht merkt, dass es äußerst schräg ist, im Internet selber nach Wertmaßstäben in einer Prä-Internet Welt zu suchen, wer sich nicht fragt, was hier mystifiziert wird und zu welchem Zweck, wessen Lied er also singt, der lässt sich vor den Karren von Partikuarinteressen spannen.


    Die Kommerzialisierung des Internets ist meiner Meinung nach eines der Grundübel der heutigen Zeit. Damit meine ich explizit nicht: Die Nutzung des Internets für kommerzielle Zwecke im Einzelfall, aber durchaus z.B. die zunehmende Alternativlosigkeit von Bezahlartikeln als auch z.B. die Facebook- und Twitterlogik, die mit Hass einfach direkt Geld verdienen, weil Hass nunmal eine starke Emotion und somit Bindung an diese Kanäle darstellt. (Okay, in gewissem Sinne sind sie damit "neutral", wie Kampi sich offenbar wünscht.)

  • Natürlich würde ich mir ein neutrales Informationswesen wünschen.

    Warum sollte denn jemand auf die Idee kommen, dass parteiische Berichterstattung erstrebenswert ist?

    Außer den Profiteuren natürlich.

  • Arg. Manchmal bist Du echt wie ein Stück Seife im Wasser. Ständig wechselst Du das Thema.


    Die Anschlußfrage wäre jetzt natürlich: Wie stellst Du Dir es vor, Neutralität zu definieren und sicherzustellen, und welche Rolle hat dabei der Staat bzw. welche Beziehung hat der Staat zur Neutralität?


    Aber das mach so keinen Spaß. Oben schreibst Du: "Kann ich mir nicht vorstellen", jetzt schreibst Du: "Natürlich". Die Selbstverständlichkeit und Selbstvergessenheit dieser intuitiven Argumentation macht mich wahnsinnig. Ich halte das nicht aus. Ich plädiere deswegen ab sofort gegen Neutralität und für Agitprop als staatlichem Informations- und Bildungsauftrag.


    Kein Smiley.

  • Natürlich würde ich mir ein neutrales Informationswesen wünschen.

    Warum sollte denn jemand auf die Idee kommen, dass parteiische Berichterstattung erstrebenswert ist?

    Außer den Profiteuren natürlich.

    Und es wäre ja völlig abwegig zu denken, dass es so etwas geben könnte. Insbesondere in einer Welt wie unserer, in denen Geld und Einfluss perfekt gleich verteilt sind...