Was mich an solchen Schiedsrichterentscheidungen wie gestern stört ist, dass diese dadurch einen viel zu großen Einfluss auf den gesamten Spielverlauf nehmen. Bundesligaschiedsrichter haben einen sehr privilegierten Beruf und führen den nicht selten mit einer gewissen Überheblichkeit aus.
Spieler sollten meiner Einschätzung nach nur vom Platz gestellt werden, wenn der Schiedsrichter tatsächlich keine andere Möglichkeit hat, da z.B. die Gesundheit anderer Spieler gefährdet ist und nicht weil ein Schiedsrichter den Ermessensspielraum voll ausnutzen will.
Das ein Spieler z.B. vom Platz fliegt, weil er ausgiebig ein Tor feiert und dabei tatsächlich nur feiert und nicht gegnerische Fans beleidigt oder politische Aussagen auslebt wie in anderen Liegen gesehen, ist für mich genauso unverständlich wie das was gestern passiert ist.
Es ist richtig, dass die 96-Spieler vehement nach der Elfmeterentscheidung reklamiert haben und dies dem Schiedsrichter gezeigt haben. Ein guter Schiedsrichter steht aber über den Dingen und signalisiert einfach deutlich, dass er zu keiner Diskussion bereit ist bzw. erklärt auch, warum er nach seiner Einschätzung keine andere Wahl hatte. Sieht man Woche für Woche immer wieder.
Der Schiedsrichter gestern, machte aber eher den Eindruck, als wäre er der Situation allgemein nicht gewachsen. Vielmehr wirkte er wie ein Schiedsrichter welcher der Bühne Bundesliga generell nicht gewachsen ist.
Anstatt wie gesagt mit den Spielern zu kommunizieren, stand er da nun wie ein Polizistendenkmal.
Das dann ausgerechnet Diouf ausgewählt wurde und mit Gelb bestraft wurde, hatte schon ein wenig was von Slapstick. Diouf hatte nun mit den Fingern signalisiert, dass der Herr nicht genau hingesehen hatte und daher die Situation falsch bewertet hatte. Ein Stieler lässt sich sowas nicht zweimal zeigen.
Irgendwie wirkte es fast zwangsläufig, dass Diouf nach dem Fall im Strafraum vom Platz fliegen muss. Stieler rannte extra über dem ganzen Platz um in einer perfekt einstudierten Pose Diouf die Gelb-Rote Karte zu zeigen ohne dabei überhaupt ein Wort zu sagen oder zu signalisieren warum er dies tut. Aber nochmal von vorne.
Diouf gewinnt ein Laufduell und wird bei hohen Tempo bedrängt/gehalten, kommt ins straucheln und fällt. Ein Elfmeter war es nicht. Freistoß vielleicht. Aber eine Schwalbe? Für Stieler muss es klar der Versuch einer Täuschung ohne Fremdeinwirkung gewesen sein. Das hat das Adlerauge auch aus weiter Distanz gut gesehen. Er muss von der Mittelinie einen guten Blick auf die Situation gehabt haben. Zumindest brauchte er gefühlte 5 Minuten bis er endlich bei Diouf ankam um Gelb/Rot zu zeigen. Dabei stellt sich auch die Frage, ob Diouf überhaupt einen Elfmeter gefordert hatte? Stand er ich einfach nur und hat geschaut?
Man könnte jetzt sagen, „ok der Stieler hatte einen schlechten Tag, aber sonst läuft es besser“. Geht aber irgendwie nicht, wenn man seine vergangenen Einsätze und Statistiken begutachtet. Insbesondere das Spiel Hoffenheim – Freiburg aus dieser Saison zeigt, warum dieser Schiedsrichter mit seiner Interpretation der Ausübung besser kein Bundesligaspiel mehr pfeifen sollte.
“Lustige“ Randnotiz zu der Gelb/Roten Karte von Diouf wegen “Schwalbe“ ist, dass der Schiedsrichter tatsächlich nur Diouf dafür bestraft hat. In der zweiten Halbzeit hat der gelbvorbestrafte Salihovic mal soeben ganz dreist zwei Schwalben in 10 Sekunden am eigenen Strafraum gemacht um einen Freistoß zu schinden. Konsequenzen gabs keine. Halleluja.
Die Rote für Marcelo war dann auch nur eine Folge des gesamten Auftritts des Schiedsrichters. Marcelo beschwert sich zu recht, dass er gefault wurde und dies nicht bewertet wurde und stattdessen ein Gegentor gepfiffen wurde. Daraufhin hat er dann dem Schiedsrichter eine Kopfnuss gegeben und ihm mit Anlauf in die Eier getreten. Der Schiedsrichter hatte keine andere Wahl. Ach nee war ja nicht ganz so. Wir haben ja diese schöne Formulierung “den Schiedsrichter bedrängt“ was dann auch zu einem “ENERGISCH den Schiedsrichter bedrängt“ wird. Das gehört sich doch wirklich nicht. Spieler haben Entscheidungen zu schlucken und gefälligst nicht aufzuregen. Das dieses “Bedrängen“ überhaupt erst dazu zu Stande kam, dass sich der Schiedsrichter dementsprechend verhalten hatte und sich vom beschwerenden Spieler wegzudrehen und ihm den Rücken zuzukehren ist ja nicht relevant.
Fußball macht so jedenfalls keinen Spaß. Unabhängig davon, ob es für oder gegen 96 ist.