Hooligans sind out, Ultras sind in! Bericht vom Deutschlandfunk

  • Der Kommentator war sowieso der Knüller. Sinngemäß hat er folgendes von sich gegeben:
    Zum einlaufen der Mannschaften zündet Dynamo, Kommentator: "Das sind keine Randalierer, die sorgen nur für Stimmung."
    Cottbus zündet am Ende, Kommentator: "Die sind nicht wegen Fussball hier, die wollen nur Randale."

    Welch ein Asi...

  • bezüglich dem medienmist dieser tage und im speziellen dem unterirdischen stern-artikel, hat der herr volke aus dortmund mir viel schreibarbeit erspart:


  • scheinen ja wortgewandte und intelligente fans zu sein. sowas bildet in deutschen stadien allerdings die ausnahme. im mutterland des fußballs ist das ganz anders.

  • demnächst lesen wir im stern eh wieder warnungen über die gefährlichen englischen horden die im sommer über deutschland herfallen werden. der trend wechselt mit der jahreszeit...

  • Leider interessiert sich dafür - so richtig das alles auch ist - kein Mensch.


    Da kann man lamentieren wie man will, dieser Zug ist abgefahren. Und das liegt zunächst mal auch an der (teilweise kranken) Szene selbst ... ich finde, daß ist kaum noch zu leugnen.

  • Am besten eine Glaswand vor den Tribünen vom Boden bis zum Dach bauen. Dann wird alles gut. Eventuell noch Eisenstreben einbauen, damit es auch wirklich sicher ist. Und wenn man schonmal dabei ist kann man davor noch Bewegungsmelder und Selbstschussanlangen aufbauen, damit sich auch ja keiner der Scheibe nähert.

  • warten wir erstmal die wm ab. gibt immer noch eine restchance dass es danach wieder punktuell ruhiger wird in den medien. aber auch die polizei und der dfb sollen sich nicht wundern wenn einige junge leute auch schneller kriminelle handlungen begehen, weil sie ohne ersichtlichen grund wie kriminelle behandelt werden. dass einige leute sich zu unrecht in der opferrolle sehen, sollte nicht darüber hinweg täuschen dass etliche fans zu unrecht opfer von repression werden. ich finde es bedenklich dass ich von jungen fussballfans hören muss, dass sie der meinung sind nicht in einem rechtsstaat zu leben. und wenn man so hört oder liest was diesen menschen widerfahren ist, kann es sogar verstehen.
    wenn die kommerzblase mal geplatzt ist und der gemeine fan plötzlich wieder unersetzlich für die vereine wird, werden faninteressen vielleicht auch mal ernst genommen und einige probleme lassen sich erheblich leichter lösen. diese ständigen pauschalverurteilungen von fans weil einzelne zuschauer sich nicht kontrolle haben, kann doch niemand gut heißen.
    die positive entwicklung der deutschen fanszene kann doch niemand von der hand weisen. ein blick in die vergangenheit täte mal ganz gut, genau wie ein blick ins ausland, wo ganz andere zustände herrschen.

    Einmal editiert, zuletzt von Schneppe ()

  • O.K., alles richtig ...


    Zitat

    Original von Schneppe
    wenn die kommerzblase mal geplatzt ist und der gemeine fan plötzlich wieder unersetzlich für die vereine wird, werden faninteressen vielleicht auch mal ernst genommen


    ... nur hier sehe ich eher dunkel. Wenn man sich die aktuell 11-14 Jahre alten Kids in der Breite mal anschaut und sich mit Ihnen unterhält, mag man kaum noch hoffen, daß diese sich noch aus der Kommerzschleife befreien können.

  • Mag sein, dass die Kiddies sich in der Kommerzschleife wohlfuehlen, aber bei solchen Leuten wechselt das Interesse auch immer schnell. Da kann schon eine Freundin/ein Freund die Fussballbegeisterung ersticken.
    Nach der WM wird meiner Meinung nach das Interesse abflauen, allein aus dem Grund, dass "WIR" nicht wie erwartet Weltmeister werden. Auch das vorzeitige staendige Rausfliegen aus der Champions League wird sich noch negativ auf die Resonanz ausschlagen.


    Ich bin jedenfalls mal gespannt, wann die ersten Klubs unter den enormen Kosten zusammenbrechen. Bei all dem Hooligangeschrei der Medien wird doch der Steuerzahler bald Fordern, dass die Vereine die Polizeieinsaetze selbst tragen muessen. Auch kein billiger Spass...

  • Zitat

    Original von Florian
    Bei all dem Hooligangeschrei der Medien wird doch der Steuerzahler bald Fordern, dass die Vereine die Polizeieinsaetze selbst tragen muessen. Auch kein billiger Spass...


    war vereinzelt auch schon von zu lesen. aber polizeiaufgebote werden nach der wm eh wieder vermindert. dass kann sich auf dauer doch niemand leisten. außer bei absoluten risikospielen, dürfte man in zukunft vielleicht wieder weniger polizei beim fussball sehen. mit den ganzen neuen technologischen überwachungsmöglichkeit, lässt sich vermutlich sowieso mit weniger kräften gezielter und effektiver arbeiten.

  • Zum Stern: Unglaublich! Unfassbar! Unverständlich.


    Zu Wiedersheim: Sein Kommentar stand natürlich nicht nur in der DeWeZet sondern auch im "Mutterblatt" HAZ und damit sicherlich auch in den anderen Madsack-Blättern, die 90% HAZ-Inhalt übernehmen. Folglich haben es schon einige Menschen gelesen... Er selbst gehört sehrwohl zur Sportredaktion der HAZ und sollte auch wissen, was er schreibt!


    Inhaltlich stimmt bei seinem Text gerade mal das Fazit, der Rest ist nur furchtbarer textlicher Abschaum (ja, was Stern kann, kann ich auch). "Früher war auch alles besser", vor allem in den 80ern bis in die mittleren 90er Jahre war es alles soooo viel ruhiger und friedlicher, gell Herr Wiedersheim?! Wer erinnert sich nicht an die Prügeleien zwischen 96ern und Braunschweigern zu Beginn der 90er Jahre, als beide in der zweiten Liga spielten? Für die jüngeren unter uns: Diese fanden IM STADION auf dem West-Oberrang statt.


    Wenn bei 40.000 Menschen fünf Personen negativ auffallen, entspricht das einer Quote, bei der die deutsche Polizei im städtischen Alltag doch die Sektkorken vor Freude knallen lassen würde. Gemessen an der Gesellschaft sind die Stadien geradezu ein Hort des Friedens. In diesem Zusammenhang wirken die Schlagzeilen der letzten Tage sowas von krotesk und weltfremd, dass man sich nur angewidert abwenden kann. Und komischerweise geht mir seit Sonntag ein Vergleich nicht mehr aus dem Kopf, den ich hier nicht aussprechen werde, um die Moralwächter nicht zu wecken (hat auch was damit zu tun, dass Entscheidungsträger nur auf etwas gewartet haben, um bestimmte Maßnahmen zu ergreifen und das Ganze liegt einige Jahrzehnte zurück...upps.).

  • Den Vogel schiesst wohl die Mopo ab, Kölner im Blutrausch :ichmussweg:


    »Ich hörte ihn schreien Mein Auge, mein Auge«
    Trommelstock-Attacke auf Laas / Van Buyten verhinderte Schlimmeres


    SIMON BRAASCH / SVEN TÖLLNER


    Sie warfen weiter - in blinder Raserei. Der Blutrausch der Kölner Fans war längst nicht gestillt, als sie ihr perverses Werk bereits vollendet hatten. Mit blutüberströmtem Gesicht lag Alexander Laas hilflos neben der Eckfahne und konnte nicht fassen, was gerade geschehen war. Ein Trommelstock aus dem Kölner Block hatte ihm eine klaffende Platzwunde zugefügt. Auch Daniel van Buyten war der Schock in die Glieder gefahren. "Er schrie: ,Mein Auge, mein Auge!'", beschreibt der Kapitän die Szene nach dem Tor zum 2:0 (54.), die den 3:1 (1:0)-Sieg des HSV gegen Köln nachhaltig überschattet.


    Nichts Böses ahnend hatte Laas sich in die Jubeltraube vor dem Kölner Block gestürzt. Die totale Freude schlug innerhalb eines Sekundenbruchteils um in Fassungslosigkeit und Furcht. "Ich habe nur gemerkt, dass mir ein spitzer Gegenstand ins Gesicht geflogen ist, dann konnte ich nichts mehr sehen, weil mir das ganze Blut ins Auge gelaufen ist", erzählte der 21-jährige Niendorfer.


    Vom lähmenden Entsetzen, das von einem Großteil der 55800 Zuschauer Besitz ergriffen hatte, blieben die Kölner Anhänger verschont. Obwohl Laas regungslos am Boden lag, flogen weiter Bierbecher (einer davon verletzte Lauth an der Stirn) und andere Gegenstände aus der Kurve. Der Kapitän musste eingreifen und seinen Mitspieler aus der Gefahrenzone tragen. "Ich wusste erst nicht, was Daniel bezweckt", berichtete der erstaunlich aufgeräumte Leidtragende nach dem Spiel, "dann habe ich realisiert, dass er mich vor den Verrückten retten wollte." Kaum zu fassen, aber bis auf einen Brummschädel und eine kapitale Beule (die Platzwunde wurde geklebt) trug Laas keine Schäden davon, kehrte nach vierminütiger Behandlungspause zurück aufs Feld. Laas: "Ich wollte unbedingt weitermachen, es lief ja ganz gut für mich."


    Thomas Doll war voll des Lobs über den zweiten Bundesligaeinsatz des "harten Alex". "Ich wusste, dass er wieder kommt", sagt der Coach. "Er ist auf einem richtig guten Weg." Den Ernst der Lage verkannte aber auch der Trainer nicht. "Ein paar Zentimeter tiefer, dann hätte Alex wohl sein Auge verloren."


    In der Tat war für Laas am Ende glimpflich ausgegangen, was in einer Katastrophe hätte enden können. Der mutmaßliche Täter stellte sich nach dem Spiel dem Kölner Fanbeauftragten, der die Polizei einschaltete. Das DFB-Sportgericht hat die Ermittlungen aufgenommen, könnte die Kölner gar mit einer Platzsperre belegen. Wahrscheinlicher ist eine hohe Geldstrafe. Der SC Freiburg hatte nach der Golfballattacke auf Oliver Kahn (s. Kasten unten) 75000 Mark berappen müssen. Der Täter war mit 30 Arbeitsstunden davongekommen. Es ist zu erwarten, dass in diesem Fall deutlich abschreckendere Strafen verhängt werden.

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich eigentlich, ob kurz vor der WM Polizei und Bundeswehr jeden Bürger, der keine Karte für ein WM-Spiel hat, aus dem Land schaffen müssen.


    Es würde mich nicht überraschen, wenn einige Journalisten, Politiker und Funktionäre das beim nächsten brutalen Hooliganüberfall (ein Bierbecher fliegt in ein Fangnetz) fordern würden. Es ist traurig mitansehen zu müssen, wie irgendwelche Zwischenfälle, die vor wenigen Jahren nur ein geringes Medienecho verursacht haben, dazu führen, dass die Einführung einer totalitären Überwachung gefordert wird.


    Vielleicht lehne ich mich etwas zu weit aus dem Fenster, aber ich vermute, dass ein Mitarbeiter Amnesty International, der mit einem Bundesligaverein zu einem Auswärtsspiel fahren würde, aus dem Kopfschütteln nicht heraus kommen würde.

  • Zitat

    Original von HSV96-Frank
    Wenn bei 40.000 Menschen fünf Personen negativ auffallen, entspricht das einer Quote, bei der die deutsche Polizei im städtischen Alltag doch die Sektkorken vor Freude knallen lassen würde.


    Das Problem ist, ... es sind weitaus mehr. Nur sind nicht alle so ziel- und treffsicher wie der Kölner Trommler. Es sind keine kleinen Teile der Blöcke, die durchdrehen und das nicht nur am letzten Wochenende ... ob provoziert (wie in Hamburg) oder nicht (wie in in Gladbach oder in Dresden).


    Sicher bleiben es immer noch Einzelfälle oder vereinzelte Fälle von Gewalt, die in den Stadien geschehen, dennoch wird inzwischen ein ziemlich mieses Gesamtbild erzeugt und das eindeutig aufgrund des Umstandes, daß zumindest die Gewalt in den Stadien wieder eindeutig zugenommen hat (nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung).


    Das diese Vorlage dann aber auch noch medial verwertet und künstlich weiter hochstilisiert wird, hat ebenfalls Gründe, die jeder kennt.


    Und das es nicht mehr zu Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Fans im Stadion kommt, hat m. E. allerdings ganz andere Gründe ... würdest Du Polizei und verantwortliche Sicherheitskräfte in dieser Hinsicht befragen, würde man Dir etwas von hervorragenden Sicherheitskonzepten und strikter Trennung der Lager erzählen, die in der Praxis von Fans Repression und Freiheitsberaubung genannt werden.


    Fakt ist ... wir, die Fans schaufeln uns derzeit ein Stück weit auch unser eigenes Grab, was das Erdulden zukünftiger Sicherheitsmaßnahmen und die einhergehende Beschneidung von Freiheiten im Stadion und davor angeht.


    Zumindest behaupte ich, daß es nicht besonders clever ist, Woche für Woche Vorlagen für Bild und Co. zu liefern.


    An denen und ihren Schreibern kann ich auch nichts ändern, deswegen rege ich mich über die auch schon gar nicht mehr so auf.

  • Svennypenny
    zeitweise hat es sich sehr vernünftig angehört, was du von dir gegeben hast, aber mittlerweile habe ich das gefühl, daß du ein wenig unter paranoia leidest! vielleicht liegt es aber auch an grundsätzlich unterschiedlichen gewaltdefinitionen. ich weiß nicht, bei welchen spielen du dich aufhälst, aber die durchdrehenden massen, bzw. die vielen gewaltbereiten stadionbesucher, die lediglich nicht treffsicher genug sind, sind mir bisher in keinster weise aufgefallen. es sei denn, für dich zählen becherwürfe o.ä. dazu.
    daß die gewalt in den stadien zugenommen hat, würde ich übrigens sehr gerne anhand von zahlen bewiesen haben. von welchem zeitraum sprichst du vor allem überhaupt?
    deine argumentation, die pauschalisierungen durch medien und polizei, dadurch zu rechtfertigen, daß einige wenige negativ aus der großen masse auffallen, halte ich für ziemlich daneben. das ist die duldung von sippenhaft. wenn du so argumentierst, darfst du dich auch nicht beschweren, wenn du auf einmal in hannover im knast sitzt, weil irgendwer in stuttgart gezündelt hat. nur weil einige wenige sich nicht im griff haben, darf das noch lange kein freifahrtsschein für sicherheitsparanoia und die damit verbundenen repressionen für alle sein.
    im übrigen finde ich auch die formulierung, daß "wir" fans uns das eigene grab schaufeln mehr als unglücklich, denn ich identifiziere mich nicht mit solchen leuten.
    es ist ganz sicher auch richtig, daß bessere und koordiniertere sicherheitsmaßnahmen ab mitte/ende der 90er die gewalt eingedämmt haben, bzw. wie du es genannt hast, die rivalisierenden fanlager auseinanderzuhalten vermochten und vermögen. allerdings ist es für mich weder ein trennen der fanlager noch eine sinnvolle sicherheitsmaßnahme, normale fußballfans, somit unter anderem rentner, frauen und kinder, wie auf schalke passiert, einzukesseln und mit knüppeln zu bearbeiten. daß wir nicht der einzefall waren, ist ja auch hinlänglich bekannt.
    daß es auch anders geht hat z.b. übrigens köln gezeigt, wo man in den gästeblock direkt und ohne trennung vom eingang der hauptribüne gelangt. passiert ist nichts, auch in diesem fall nicht das einzige beispiel.