Deutsche und Polen

  • Oh Gott - wenn man solche völlig unwitzige "Satire" auf Schulhofniveau loslässt ist Kritik natürlich berechtigt.


    Dabei gibt es doch Tausende Dinge, über die man sich wirklich beömmeln könnte. Das diese oft nicht erkannt werden, zeigt dann aber, wie oberflächlich das Wissen der Deutschen über die Polen ist. Insofern reg ich mich an dieser Stelle mal wieder über beide Seiten auf.

  • Zitat

    Original von IlStajner96
    Um mal das ganze mit den Kaczynskis zu relativieren, sicher sind die beiden in ihrem Auftreten mehr als peinlich und die Außenpolitik ist nicht wirklich witzig, aber nach innen liegt in Polen mehr als nur einiges im Argen.


    Man könnte manchmal echt meinen die beiden und Herr Stoiber haben den gleichen Beraterstab.


    @Silerosaurus: Also ich musste schon schmunzeln. Und die absolut dünnhäutige Reaktion des Außenministeriums von Polen hebt die Satire in die Champions League. Fehlt nur noch, dass irgendwann in Warschau deutsche Fahnen und Merkel-Puppen verbrannt werden. :kopf:


    Im Ernst: Wenn Satire dran steht, darf auch Satire drin sein. Und Pressefreiheit ist auch die Freiheit für schlechte Witze. Als souveräner Staat sollte man über so etwas eigentlich drüber stehen.
    Aber in der polnischen Regierung wird ja momentan jeder ansatzweise schiefe Furz für Kritik an Deutschland genutzt.

    5 Mal editiert, zuletzt von Discostu ()

  • Wenn die Polen im Moment ein Feindbild brauchen, um in ihrer Gesellschaft wieder für Ordnung zu sorgen, dann lasst sie doch. Wir in Deutschland sind doch das "Feindbild-sein" gewöhnt ;).
    Wenn nach Jahrzenten der Bevormundung und Nichtachtung durch ihre Nachbarn die Polen anfangen ein Selbstbewustsein aufzubauen, und deshalb jede noch so kleine Witzelei unter Feunden in den falschen Hals kriegen, dann sollte man drüber stehen und sie machen lassen. Die werden sich wieder einkriegen.
    Und wenn sie ihre Interessen verletzt sehen, dann haben sie ja auch das Recht sich Gehör zu verschaffen. Über die Art und Weise lege man den Mantel des Schweigens :).


    mfG Belgarath

  • Zitat

    Original von Discostu
    @Silerosaurus: Also ich musste schon schmunzeln. Und die absolut dünnhäutige Reaktion des Außenministeriums von Polen hebt die Satire in die Champions League. Fehlt nur noch, dass irgendwann in Warschau deutsche Fahnen und Merkel-Puppen verbrannt werden. :kopf:


    Klar ist die Reaktion Satire, die Satire der Welt war eben nur keine Satire. Insofern hat erst die Reaktion Satire aufkommen lassen.
    Ich bin dennoch erschüttert, dass man die "satirewürdigen" Dinge Polens gar nicht erkennt (gibt ja kaum ein skurilleres Völkchen :D) und mit Oberflächlichkeiten Satire machen will. Satire setzt aber ein sehr feines Gespür für die Dinge voraus, wofür dem Autor scheinbar jedes Hintergrundwissen fehlte.

  • Zitat

    Original von Silesiosaurus
    Ich bin dennoch erschüttert, dass man die "satirewürdigen" Dinge Polens gar nicht erkennt (gibt ja kaum ein skurilleres Völkchen :D) und mit Oberflächlichkeiten Satire machen will.


    Bin ja ganz Deiner Meinung, aber lass doch mal Beispiele hören, damit das Ganze anschaulicher wird!

  • Zitat

    Original von Silesiosaurus
    Klar ist die Reaktion Satire, die Satire der Welt war eben nur keine Satire. Insofern hat erst die Reaktion Satire aufkommen lassen.
    Ich bin dennoch erschüttert, dass man die "satirewürdigen" Dinge Polens gar nicht erkennt (gibt ja kaum ein skurilleres Völkchen :D) und mit Oberflächlichkeiten Satire machen will. Satire setzt aber ein sehr feines Gespür für die Dinge voraus, wofür dem Autor scheinbar jedes Hintergrundwissen fehlte.


    Ich denke, dass die Satire absolut flach war, da gibt es keine Zwei Meinungen. Die hat noch plumper mit Klischees und Vorurteilen gespielt, als die "Naive-Frau-Guckt-Fussball"-Geschichte von Frau Riccò.
    Allerdings würde diese ohne den harschen Protest aus Polen nie diese Verbreitung bekommen, wie sie es jetzt erreicht und nicht verdient. Springer-Produkten gehe ich sonst eigentlich aus dem Weg (wenn man von den Bildblog.de-"Inhalten" absieht).


    edit

    2 Mal editiert, zuletzt von Discostu ()

  • Zitat

    Original von Mazurek


    Bin ja ganz Deiner Meinung, aber lass doch mal Beispiele hören, damit das Ganze anschaulicher wird!


    Theoretisch könnte ich jetzt ein ganzes Satirebuch schreiben. Im Folgenden zumindest mal einige willkürliche Beobachtungen, die ich als Text "Ein Deutscher über Polen" für das polnische Jugendmagazin "vitamin de" geschrieben habe, das von Deutschlehrern häufig mit relativ leichten Texten zum Erlernen der Sprache verwendet wird. Logisch, dass ich Text auch etwas geschleimt habe, um die Leserschaft nicht zu vergraulen ;):


    Im Lande der Pilze


    Einschätzungen sind immer sehr subjektiv. Bei meinem ersten Besuch in Polen 1990 hatte ich jedoch gleich einen guten Eindruck. Zum einen hatten die Frauen in Sachen Mode ein glücklicheres Händchen als deutsche Frauen, die sich oft leider nur „praktisch“ anziehen. Daneben hatte ich mich gefreut, dass in Polen Musikrichtungen, die in Deutschland weniger beliebt waren (z.B. elektronische Musik), viele Fans hatten. Vielleicht liegt das daran, dass die Deutschen sich häufig wie ein Herdentier verhalten, während in Polen nicht jeder jedem Trend hinterherläuft. Aber an dieser Stelle muss ich gleich eine Einschränkung machen. Schnell fiel mir auf, dass vieles innerhalb des Landes überall gleich ist. Besonders auffällig ist das bei Namen. Wieso bloß heißen von zehn Männern in allen Teilen des Landes acht Lukasz, Andrzej, Tomasz oder Adam und von zehn Frauen acht Joanna, Anna, Katarzyna und Ewa? Wenn doch wenigstens die Koseformen Vielfalt böten! Aber bei den E-Mail-Adressen haben wir auch hier den Einheitsbrei wie Asia289@... oder Tomek973@...! Auch den Gemeinden im ganzen Land fällt z.B. bei der Benennung der Straßen kaum mehr ein als ul. Grunwaldzka, ul. Jagiellonska, ul. Sobiewskiego oder ul. Drzymaly. In Deutschland werden Nebenstraßen häufig nach Heimatforschern, ehemaligen Ortsbürgermeistern oder historischen Flurnamen benannt - und dies oft sogar in Dialektformen. Man kann allein an den Straßennamen sehr oft die Region ablesen, aber in Polen ist zwischen Stettin und Przemysl irgendwie alles gleich.


    Seit wann ist Quark Käse?
    Wie häufig war ich verwundert, als man mich fragte, wie in Deutschland Weihnachten oder Ostern gefeiert werde. Für einen Deutschen selbstverständlich, dass dies völlig von seiner Heimatregion abhängt - nur der Weihnachtsbaum und die Schokoladeneier sind wohl überall gleich. Aber zwischen Danzig und Rzeszów werden Eier überall in der gleichen Weise geweiht oder farbige Bänder an Kreuze gespannt. Da meine Eltern aus Niederschlesien stammen, hatte ich mich bei meinem ersten Polenbesuch dort gefreut, dass überall weiß-gelbe schlesische Fahnen hingen. Dies stellte sich jedoch als Beflaggung mit Vatikanfahnen heraus. Außerhalb Oberschlesiens und der Kaschubei scheint wirklich niemand die regionale vor die nationale Herkunft zu stellen.
    Für einen Ausländer ist es immer eine spannende Frage, wie das Essen schmeckt. Schnell hatte ich mich mit Piroggen angefreundet, die ich mir allerdings immer in Salzwasser koche und niemals süß essen würde. Beim Bäcker freute ich mich über Bulki z serem - endlich was deftiges. Au Weia, die waren gar nicht wie angekündigt mit Käse gefüllt, sondern mit süßem Quark!


    Autos haben immer Vorfahrt
    Schwierig wurde es auch beim Einkauf im Supermarkt. Erst war ich glücklich, dass ich im Tiefkühlregal auch Pizza und Tortellini fand. Die Enttäuschung kam, als wirklich jede Pizza mit Pilzen und Schinken belegt war und selbst „italienische“ Tortellini mit Pilzen gefüllt waren. Sind Tortellini mit der üblichen Käse- oder Spinatfüllung in Polen verboten? Als Verbrechen am guten Geschmack würde ich auch Ketchup auf einer Pizza einstufen, aber diese Unsitte ist im gesamten ehemaligen Ostblock, also auch in Deutschlands Neuen Bundesländern verbreitet.
    Häufig würde ich gerne eine Radtour zu einer Gaststätte machen, aber Radfahren macht in Polen keinen Spaß, weil Autofahrer niemals die Vorfahrt eines Radfahrers akzeptieren. Oder sind Radfahrer in Polen so unbeliebt, weil nach Einbruch der Dämmerung kaum jemand von ihnen sein Licht einschaltet? Bei meinen Radtouren durch die Natur traf ich fast nie auf Ausflügler - in den Wäldern gab es nur Pilzsammler, die mir die Pizza verderben wollten.
    Das größte Rätsel besteht für mich jedoch beim Blick in touristische Faltblätter, die ich bei meinen Rundreisen gerne sammle. Die Hälfte solcher deutsch- oder englischsprachigen Publikationen ist voll mit Telefonnummern von Orbis-Hotels, Cafes oder Bahnhöfen. Aber welcher Durchschnittsausländer würde jemals in Polen auf einem Provinzbahnhof telefonisch eine Auskunft einholen, wenn der Schalterbeamte ohnehin nur Polnisch spricht? Lustig ist für mich auch immer die Übersetzung von „Zapraszamy“. Wortwörtlich heißt das zwar „Wir laden ein“. Diese Ausdrucksform suggeriert jedoch, dass der Eingeladene nicht bezahlen braucht. Die Deutschen müssen das gleiche also kompliziert ausdrücken - z.B.: „Wir würden uns über ihren Besuch freuen“. Ich freue mich jedenfalls auf meinen nächsten Besuch im Lande der Pilze. Nur mein Fahrrad lasse ich dann zu Hause. Meinen Standardsatz muss ich allerdings immer wieder abspulen: Bez ketchupu i bez grzybów!


  • quelle: haz vom 10-11-06

  • Ich find es lustig, aber nur, weil die Polen auf sowas immer wieder anspringen und anscheinend nichts besseres zu tun haben. Einige Vorschläge haben sogar was, Lolek und Bolek zur Hauptsendezeit zum Beispiel oder die Revanchistenhymne „Theo, wir fahren nach Lodz“ in „Theo, wir fahren nach Luckenwalde“ umbenennen ... kann man bestimmt auch gut singen... etwas Satire schadet nicht - vom beiden Seiten.

  • Zitat

    Original von philisco
    „Theo, wir fahren nach Lodz“ in „Theo, wir fahren nach Luckenwalde“ umbenennen ...


    Oder aber einen drauf setzen und singen:


    "Theo, wir fahrn´nach Litzmannstadt".

  • Zitat

    Original von Silesiosaurus


    Oder aber einen drauf setzen und singen:


    "Theo, wir fahrn´nach Litzmannstadt".


    Uh-oh. Moralisch sehr bedenklich. :besserwisser:

  • Zitat

    Original von ramazzottionice
    „Auf nach Berlin – wir kämpfen bis zum letzten Witz.“


    Also wenn das Resultat ist, dass ein paar gute Satiren über Polen und über Deutsche dabei rumkommen, dann kann mir das nur Recht sein. :D


    Hauptsache beide Staaten erkennen dabei, dass man sich selbst nicht immer so furchtbar ernst nehmen sollte.

  • Polnische «Moralapostel» stolpern über Sex-Gerüchte


    Die wegen einer mutmasslichen Sex-Affäre unter Druck geratene Regierung Polens spielt nach eigener Darstellung mit dem Gedanken an vorgezogene Wahlen. Die Regierung war mit dem Anspruch angetreten, eine «moralische Revolution» herbeizuführen.


    Sollten sich die Vorwürfe gegen Politiker des kleineren Koalitionspartners, der Partei Selbstverteidigung, erhärten, werde diese Möglichkeit in Erwägung gezogen, sagte der Vize-Chef der regierenden Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Adam Lipinski, am Freitag. Allerdings zweifele er daran, dass die Anschuldigungen bestätigt würden.


    Vize-Ministerpräsident Andrzej Lepper und einem seiner Vertrauten wird vorgeworfen, sie hätten einer Frau gegen Sex einen Job in der Partei verschafft.


    Lepper hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Staatsanwaltschaft hat diese Woche Ermittlungen aufgenommen und könnte in der kommenden Woche erste Hinweise darauf geben, ob Anklage erhoben wird.


    Die Opposition hat Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski aufgefordert, Lepper zu entlassen. Beobachtern zufolge widerstrebt den Konservativen dieser Schritt aber, da im Parlament wichtige Abstimmungen über den Haushalt 2007 und über die Ernennung eines neuen Notenbankchefs anstehen. Kaczynskis PiS verfügt über keine eigene Mehrheit und ist von ihren Koalitionspartnern abhängig.


    Die Regierung war mit dem Anspruch angetreten, eine «moralische Revolution» herbeizuführen und die ethischen Standards in der Politik anzuheben.


    quelle

  • Zitat

    Original von Mr. Mo


    Uh-oh. Moralisch sehr bedenklich. :besserwisser:


    Oh mann, dem lebenden Ausgleich Mr. Mo muss man wohl auch immer darauf hinweisen, wenn man etwas nicht ganz so ernst meint.

  • :ja: Mazurek,


    aber mal was anderes. Grundsätzlich bin ich nicht sehr froh mit der Verwässerung dieses Threads unter dem Namen "Deutschen und Polen", wo es doch ursprünglich mal nur um Vertreibung gehen sollte. Und zu diesem Thema nun folgendes:


    Im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat die NPD in einer Anfrage von den "derzeit von Polen verwalteten Gebieten Pommerns" gesprochen und damit einmal mehr den Beweis ihrer eigenen Lächerlichkeit geliefert. Aus allen Latschen bin ich aber gefallen, als zu diesem Thema im NDR-Fernsehen ein Vertreter der SPD im Landtag äußerte. "Das erinnert an den Nationalsozialismus, als man die Grenzen von 1937 wieder wollte".
    Es gibt wohl kein jämmerlicheren Beweis hinsichtlich des heutigen Wissens um die ehemaligen Ostgebiete als diesen. Interessant erst recht, dass dieser Skandal dem Autoren des Beitrag nicht aufgefallen ist.