Russlands Angriff auf die Ukraine

  • Ich bin am ĂŒberlegen an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren. Auto mit HilfsgĂŒtern beladen und auf dem RĂŒckweg hĂ€tte ich ja auch noch 2-3 PlĂ€tze frei.

    Ich kenne die Situation an den GrenzĂŒbergĂ€ngen nicht. Vielleicht wĂŒrde man da auch eher alles behindern. Ab Polen fĂ€hrt die DB zumindest bis Berlin alle Ukrainer kostenfrei. Vielleicht bei den Hilfsorganisationen erkundigen was sinnvoll wĂ€re.

    Ich kenne zwei Personen die Fahrten gemacht haben und ja, wenn man einen Platz im Zug bekommt, kommt man nach Berlin. Aber direkt an der Grenze fehlt es an praktisch allem und Sommer ist jetzt auch nicht

  • Mich besorgt diese ganze Twitterei ĂŒber russisches MilitĂ€rversagen / ukrainische Erfolge. Nicht, dass sie hier im Fanmag zitiert wird, wir sind ja nur ein kleines Forum, aber dass es sie ĂŒberhaupt anscheinend in einem spĂŒrbaren Ausmaß gibt. Ganz abgesehen davon, wie verlĂ€sslich diese Informationen tatsĂ€chlich sind, frage ich mich in der harmlosen Variante, wie relevant fĂŒr den Ausgang es eigentlich nach gerade mal ein paar Tag Krieg ist, dass irgendwo ein russischer Panzer VerspĂ€tung hat.


    In der gar nicht mehr harmlosen Variante stelle ich mir vor, dass es höchst gefĂ€hrlich ist, gerade jemanden wie Putin als einen (in seinen Augen) SchwĂ€chling erscheinen zu lassen, der mit seinem Riesenland keinen Krieg gewinnen kann. MĂŒsste man dann nicht geradezu hoffen, dass er von solche Meldungen abgeschottet ist? Damit nicht seine Konsequenz ist, den Krieg immer weiter zu eskalieren; koste es, was es wolle, und sei es der eigene Untergang.


    Ich bin grundsĂ€tzlich sehr skeptisch, Kriegsparteien noch weiter aufzurĂŒsten. Auch dann, wenn eine Partei, wie hier die Ukraine, Opfer einer brutalen Aggression wurde. Voraussetzung, um von diesem Grundsatz eventuell eine Ausnahme zu machen, wĂ€re fĂŒr mich hier eine realistische Hoffnung, damit umgehend die Russen aufgrund des erhöhten Widerstands zum Kriegsstopp bewegen zu können. Ich wĂŒnsche mir, dass das funktioniert und nicht im Gegenteil nur zur völligen Eskalation fĂŒhrt. Aber ich glaube, dass die Chancen dafĂŒr deutlich besser stehen, wenn man Putin die Möglichkeit lĂ€sst, nach außen als Herr der Entscheidung dazustehen; zumindest solange, wie man ihn nicht doch stĂŒrzen kann.


    Ich glaube, hier wurde den Russen mal ein zweites Afghanistan in der Ukraine gewĂŒnscht. Mal dahingestellt, wie realistisch dies ist, der Ukraine jedenfalls wĂŒnsche ich ganz bestimmt nicht, die Rolle Afghanistans zu ĂŒbernehmen. Und wĂ€re ein möglicherweise durch Waffenlieferungen in die LĂ€nge gezogener, jahrelanger Krieg fĂŒr die Ukraine wirklich die weniger schlimme Alternative als vom russischen Regime unterdrĂŒckt zu werden und ließe tatsĂ€chlich mehr Freiheiten?


    Noch kurz zur Luftraumsperrung fĂŒr russische Flugzeuge: Versteh ich die völlig falsch, oder zeigt sich an ihr die ganze bizzare AbsurditĂ€t des Krieges? Was will man denn machen, wenn ein russisches Zivilflugzeug den Auftrag bekommt, die Sperrung zu ignorieren? Es abschießen? Doch wohl hoffentlich nicht. Also muss man doch darauf hoffen, dass Russland, welches gerade mit seinem Angriff eines der grĂ¶ĂŸten Tabus ĂŒberhaupt gebrochen hat, nun aber dieses Verbot sozusagen freiwillig einhĂ€lt.

  • ich weiss, ich vertrete eine minderheitenposition, aber diese katastrophale entwicklung hat nicht vor jahren begonnen , sondern vor 32 Jahren. man hĂ€tte die nato niemals ĂŒber die elbe hinaus ausdehnen dĂŒrfen, man hĂ€tte alles östlich der elbe zu einer neutralen zone formen mĂŒssen, auch gegen den willen der betroffenen staaten. dass die sowjetunion der deutschen einigung zugestimmt hat , war nach dem mörderischen blutzoll, den sie im kampf gegen die nazis gezahlt haben ein geschenk gottes. fĂŒr dieses geschenk hĂ€tte man sich angemessen revanchieren mĂŒssen, anstatt sieben jahre spĂ€ter anzufangen , die nato nach osten zu erweitern. dieses vorgehen war imo katastrophal. das gleichgewicht hĂ€tte erhalten bleiben mĂŒssen.


    aber den amerikanern war der triumph von 89/90/91 halt nicht genug. aber die sind auch weit weg und haben immerhin einen ozean zwischen sich und auf der anderen seite auch, leben im grunde auf einer insel. das was wir heute erleben ist eine spĂ€tfolge dieser arroganz. was nicht heißt , dass ich putins handeln fĂŒr gerechtfertigt halte. schlau schon gar nicht. aber diese entwicklung ist nicht nur auf das handeln einer person zurĂŒckzufĂŒhren. ein blick auf den historischen kontext des 20. jahrhunderts ist unumgĂ€nglich.


    100 milliarden extra fĂŒr die bundeswehr ? ich kann mir schon vorstellen , in welchen bereichen die eingespart werden.

  • In der gar nicht mehr harmlosen Variante stelle ich mir vor, dass es höchst gefĂ€hrlich ist, gerade jemanden wie Putin als einen (in seinen Augen) SchwĂ€chling erscheinen zu lassen, der mit seinem Riesenland keinen Krieg gewinnen kann. MĂŒsste man dann nicht geradezu hoffen, dass er von solche Meldungen abgeschottet ist? Damit nicht seine Konsequenz ist, den Krieg immer weiter zu eskalieren; koste es, was es wolle, und sei es der eigene Untergang.


    Ich gehe da gleich noch sehr konkret drauf ein, aber ich möchte mal zuerst was generelles dazu sagen: Ich lese aus solchen und Ă€hnlichen Einlassungen Angst raus. Der Punkt ist: Angst ist kein guter Ratgeber. Wenn Putin schwĂ€cher - und dĂŒmmer - ist, als wir dachten, ist ersteres zweifellos ein gutes Zeichen.


    Das Problem mit dem Pazifismus ist, dass die Lage, vereinfacht ausgedrĂŒckt, ist: Wir haben es mit jemand zu tun, der ganz offen Macht einsetzt, ohne Rechtfertigung: Der ganze Diskurs vorher war nur fĂŒr das russische Publikum, welches er kontrollieren muss, weil es ihm gefĂ€hrlich werden kann. Wir haben es mit einem Bully zu tun. Einem Bully muss man Grenzen setzen, man muss ihn konfrontieren. Nichts anderes hilft.


    Konkret: Die russische Armee hat - wie oben schon angerissen, aber die Lage wird immer eindeutiger diagnostizierbar - einen Ansatz gewĂ€hlt, der direkt auf Regime-Change durch eine schnelle Einnahme Kiews zielte. Deswegen sind die Linien im Norden und Osten komplett ĂŒberdehnt. (Eines der weiteren Hauptziele ist ĂŒbrigens offensichtlich der SĂŒden, und dort kommen die Russen besser voran. Aber fĂŒr alles außer den SĂŒden gilt diese Beschreibung.) Es gab auch einen Angriff auf Kharkiv, das ist richtig, aber Kiew einerseits, die Demoralisierung der ukrainischen Armee und Bevölkerung andererseits waren offensichtlich das Ziel.


    Dieses Ziel wurde komplett verbockt. Der Grund heißt: Siegesoptimismus. Die Lage wurde falsch eingeschĂ€tzt, der Widerstand wurde unterschĂ€tzt, und insbesondere der unerwartete Widerstand hat den Plan zerstört.


    Aber: Wie haben die Russen darauf reagiert? Sie haben ein bisschen mehr schweres GeschĂŒtz aufgefahren. Sie haben den "Terror"-Aspekt des Plans, wie erwartet, hochgefahren. Sie haben aber _nicht_ den Plan geĂ€ndert. Auch dies ist, wenn ich meinen Analysten trauen darf (und wegen denen konnte ich den Krieg vorhersagen), ein hĂ€ufig auftretender militĂ€rischer Fehler. Einzugestehen, dass ein Plan nicht funktioniert, ist ein Gesichtsverlust. Zudem erfordert es Selbstkritik, und das ist keine StĂ€rke militĂ€rischen Denkens. Die Russen stecken weitere Ressourcen in denselben Plan.

    Soweit ungefĂ€hr die Diskussion unter den Analysten. Ich könnte dafĂŒr Links ranschleppen, aber ich weiß nicht, ob ich es heute noch schaffe, es wĂ€re zeitintensiv.

    Können die Russen den Plan noch Ă€ndern? Nunja, die WĂŒrfel sind gefallen, die KrĂ€fte sind 'committed'. Ich denke, so einfach wĂ€re das nicht.

    Wir sehen eine russische Armee, die es grandios verkackt hat. (Vgl. was ich oben verlinkt habe. Wer seine Truppen desorganisiert in den sicheren Tod schickt, verbessert nicht sein Standing mit seinen Leuten.) Dadurch wird sie nicht gefÀhrlicher, dadurch wird ihr - etwas - der Schrecken genommen. Kann sie noch viel Schaden und Leid anrichten? Ja.

    Aber Bullys besiegt man, indem man seinen Mut zusammennimmt und sich stellt. Genau das haben die Ukrainer getan. Genau das hat zum Scheitern des russischen Plans gefĂŒhrt. Genau das wird dazu fĂŒhren, dass Putin scheitert.

  • man hĂ€tte alles östlich der elbe zu einer neutralen zone formen mĂŒssen, auch gegen den willen der betroffenen staaten.

    Was meinst Du? WÀre Litauen nicht in der NATO - wÀre es heute noch ein souverÀner Staat? Hm?

    spekulation. halte ich durchaus fĂŒr möglich, weil dann auch die entwicklung in russland eine andere gewesen wĂ€re.

  • man hĂ€tte alles östlich der elbe zu einer neutralen zone formen mĂŒssen, auch gegen den willen der betroffenen staaten.

    Was meinst Du? WÀre Litauen nicht in der NATO - wÀre es heute noch ein souverÀner Staat? Hm?

    ein starkes Russland wÀre selbst Nato-Mitglied um sich selbst und die ganze Welt zu stabilisieren, aber wahrscheinlich ist das eine zu einfache Antwort auf Dinge von denen ich absolut keine Ahnung habe.

  • man hĂ€tte alles östlich der elbe zu einer neutralen zone formen mĂŒssen, auch gegen den willen der betroffenen staaten.


    Geiler Pazifist.


    Ich will keinen Streit, aber ich muss jetzt mal sagen: Dieses Denken ist so unglaublich verlogen. Das muss man doch eigentlich selber merken.

    • Offizieller Beitrag

    spekulation. halte ich durchaus fĂŒr möglich, weil dann auch die entwicklung in russland eine andere gewesen wĂ€re.

    Jaaaa... schon. Aber doch als Reaktion auf Deine Spekulation, dass alles besser gewesen wÀre, hÀtte es die NATO-Osterweiterumg nicht gegeben. Oder?

    Es war erst 1991, als Gorbatschow FallschirmjÀger und Panzer nach Litauen schickte, um das Parlament aufzulösen und die Regierung zu verhaften.
    Deren besonderes SchutzbedĂŒrfnis und fehlendes Interesse daran neutrale Zone zu sein halte ich fĂŒr nachvollziehbar.
    Noch dazu "notfalls gegen der Willen..."

  • ein starkes Russland wĂ€re selbst Nato-Mitglied um sich selbst und die ganze Welt zu stabilisieren, aber wahrscheinlich ist das eine zu einfache Antwort auf Dinge von denen ich absolut keine Ahnung habe.

    Es könnte an den gemeinsamen Werten fehlen fĂŒr die Mitgliedschaft.

  • man hĂ€tte alles östlich der elbe zu einer neutralen zone formen mĂŒssen, auch gegen den willen der betroffenen staaten.


    Geiler Pazifist.


    Ich will keinen Streit, aber ich muss jetzt mal sagen: Dieses Denken ist so unglaublich verlogen. Das muss man doch eigentlich selber merken.

    woraus schließt du, dass ich pazifist bin ? und vor dem hintergrund des aktuellen geschehens und deiner meinung dazu klingt es diffamierend und hat einen denunziatorischen unterton. und leider glaube ich, dass das absicht deinerseits ist. ich nenn dich ja auch nicht bellizist. nichts an meinen erwĂ€gungen ist verlogen, spar dir diese persönlichen angriffe.

  • Bringst Du hier elegant E-Autos in's Spiel? ;)

    Die Mitgliedschaft in der NATO verlangt gemeinsame Werte, und derzeit zeigt sich doch sehr deutlich, dass das Russland von Putin und wir da nur eine sehr geringe Schnittmenge haben.

  • @Calogero: Das ist jetzt eine sympathische Reaktion.


    Ich hab' das mit einem anderen User verwechselt. Tauchen neuerdings soviele Pazifisten hier auf, oder Leute, die so reden. Entschuldige bitte.


    Dennoch ist das eine Logik, der ich mich aus grundsĂ€tzlichen ErwĂ€gungen, was Werte angeht, nicht anschließen kann und die ich auf das SchĂ€rfste verurteile. Es ist ein komplettes Annehmen der Kalten-Kriegs-Logik, und es stellt eine Errungenschaft dar, dass wir diese ĂŒberwunden haben. Es kann nur darum gehen, nicht zu dieser Logik zurĂŒckzukommen und nicht ganze Nationen als Manövriermasse und nichts anderes zu betrachen.

  • @ stscherer :


    das wird immer so behauptet , aber ich stelle die these auf, dass die mehrheit der russen dem westen, insbesondere europa, aufgeschlossen gegenĂŒbersteht. das aber nicht zum ausdruck bringen kann , weil es keine meinungsfreiheit, faire wahlen etc. gibt. putin ist eben nicht russland.