Rangnick im Literarischen Salon

  • Wenn nichts außergewöhnliches dazwischen kommt (plötzliche Niederlagenserie und Sondertrainingslager ;)), wird Ralf Rangnick am Montag, den 25. Februar ab 20 Uhr im Literarischen Salon zu Gast sein und ein Streitgespräch mit dem Sportjournalisten Christoph Biermann (Süddeutsche Zeitung) über "alle Facetten der Fußballkultur" führen; das Gespräch wird vom ehemaligen Pressesprecher des SC Freiburg, Dietrich zur Nedden moderiert.
    Da der Literarische Salon traditionell sehr gut besucht ist, sollten Interessierte bereits ab 19 Uhr aufschlagen, wenn sie noch einen Sitzplatz ergattern wollen. Der Literarische Salon ist im 14. Stock des Conti - Hochhauses (das ist das Gebäude direkt am Königsworther Platz mit dem Niedersachsenpferd oben dran; der Eingang ist beim Pförtner an der Schranke). Getränke gibt's da auch; Eintritt ist - glaube ich - 3 €.


    @ Nils
    Das wär' vielleicht auch was für den Kalender?!

  • wenns mal kulturell wird, kommt kein weiterer Beitrag ;)
    Also ich werde, sofern das wirklich stattfindet, auf jeden Fall dort hingehen.
    1. Hab ich Rangnick bisher immer nur von Weitem oder im TV gesehen und ich finde es ziemlich gut, dass er eine solche Veranstaltung mitmacht.
    2. Finde ich den Sportteil in der Süddeutschen auch immer ganz gut. Habe gerade das Buch von Biermann und U. Fuchs angefangen zu lesen (Der Ball ist rund, damit das Spiel die Richtung ändern kann). Da wird ein Wenig über die Vor- und Nachteile der Viererkette, Raumdeckung etc. gefachsimpelt.

  • Zitat

    Original von Hendrik
    wenns mal kulturell wird, kommt kein weiterer Beitrag ;)
    Also ich werde, sofern das wirklich stattfindet, auf jeden Fall dort hingehen.
    1. Hab ich Rangnick bisher immer nur von Weitem oder im TV gesehen und ich finde es ziemlich gut, dass er eine solche Veranstaltung mitmacht.
    2. Finde ich den Sportteil in der Süddeutschen auch immer ganz gut. Habe gerade das Buch von Biermann und U. Fuchs angefangen zu lesen (Der Ball ist rund, damit das Spiel die Richtung ändern kann). Da wird ein Wenig über die Vor- und Nachteile der Viererkette, Raumdeckung etc. gefachsimpelt.



    ne quatsch glaub ich nicht.
    ich werd auf jeden fall hingehen ist ne schwer interessante geschichte, wär hat schon so einen trainer, der inne uni eingeladen wird-hammer.


    sag noch mal bescheid wenns soweit ist, dann gibts bestimmt noch ein paar kapalken die auch hingehen werden!
    in meinem kalender ist es auch vermerkt!

  • Habe gerade eben erfahren, dass Rangnick nun ziemlich sicher kommen wird. Finde ich echt ne gute Sache, dass Rangnick sich an diesem Abend als Experte für die Praxis zur Verfügung stellt - würden glaube ich nicht viele Trainer machen. Und es stimmt wohl, dass man frühzeitig kommen sollte.

  • Ich wollte noch mal in Erinnerung rufen, dass die Veranstaltung heute Abend statt findet. Mal schauen, ob Popcorn - Olaf auch da ist :lookaround:.

  • Hier mal ein Kurzbericht zur Veranstaltung: Der Literarische Salon war voll bis unter die Decke; neben Rangnick waren der ehemalige Pressesprecher des SC Freiburg, Dietrich zur Nedden, sowie der Journalist Christoph Biermann (von dem hier im Forum auch einige Artikel stehen => Suchfunktion) anwesend, die auch einige kurze Texte aus ihren Büchern lasen. Ich hab’ die wichtigen Aussagen Rangnicks hier einfach mal stark verkürzt und nach Themen zusammen gefasst:


    - Fußball
    Der Fußball in Deutschland hänge der internationalen Entwicklung um mindestens zehn Jahre hinterher, so Rangnick. Wenn er plumpe Manndecker wie beispielsweise Simaks Gegenspieler beim Spiel gegen den KSC sähe, vergehe ihm Hören uns Sehen. Das Problem liege zum Einen am rückschrittlichen Ordnungsdenken der Deutschen, an ihrem fehlenden Offenheit für neue Ideen aus dem Ausland und an ihrer Arroganz gegenüber diesem, die die Siege bei WM und EM in den 90ern forciert hätte.


    - Fans
    Rangnick zeigte sich grundsätzlich begeistert von der Fankultur; wie Fußballfans ihre Liebe zum Verein zeigten, sei „faszinierend“. Begeistert berichtete Rangnick, wie er selbst einmal beim Torpogo von Arsenal London mitgemacht hat und wie groß der Ideenreichtum der britischen Fans sei, die für jeden Spieler ein eigenes Lied hätten. Allein die Atmosphäre eines reinen Fußballstadions könne viel bewirken.
    Auch Hannover habe „sehr originelle“ Fans und ein großes Fanpotential; insbesondere habe ihn die „Unbesiegbar“ - Choreo mit der Mannschaftsaufstellung beeindruckt sowie der bekannte „Steht auf ...“ - Gesang, so Rangnick. Zur Zeit „passt“ das Verhältnis zwischen Mannschaftsleistung und Stimmung, was für die Spieler sehr wichtig sei.
    Ansonsten sparte er jedoch nicht an Kritik: Es sei „furchtbar“ und „respektlos“, wenn Fans die gegnerischen Spieler beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung als „Arschloch“ titulierten; was das Gesangsrepartiere angehe, ließen Vielfalt und Originalität ebenfalls zu Wünschen übrig. Er wünsche sich ein Publikum, dass zugleich „fair, fachkundig und begeisterungsfähig“ sei, so wie beispielsweise in Freiburg, wo nicht einmal bei Derbys Schmähungen des Gegners zu hören seien. Er hoffe jedoch, dass er im Falle eines Aufstieges mehr Einfluss auf die „Inszenierung“ des Spiels - er meinte damit beispielsweise die Spielstandsansage nach einem 96 - Tor - bekäme und jede Mannschaft „irgendwann die Fans kriegt, die sie verdient“.
    Zum Thema Erfolgsfans schlug Christoph Biermann zugespitzt vor, wer keine drei Heimspiele in der letzten Ehrmanntraut - Saison besucht hätte, solle für die Bundesliga keine Dauerkarte bekommen dürfen. Dietrich zur Nedden stellte fest, dass es zur Zeit sehr einfach sei, Hannover - Fan zu sein, und sich die wahre Qualität des Publikums „erst zeigt, wenn verloren wird“.


    - Spieler
    Zum Thema Spielergehälter sagte Rangnick, die Aufregung über deren Höhe sei ihm unverständlich, da diese vom Markt geregelt werde und sich der Fußball als Teil der Unterhaltungsbranche nun einmal den Gesetzen des Marktes unterwerfen müsse.
    Auch das Unverständnis einiger Fans über die zunehmende Spielerfluktuation könne er nicht nachvollziehen: Verein kauften nun einmal Spieler von anderen Vereinen; das Prinzip sei überall das gleiche, bei Langenhagen wie bei Bayern München; lediglich das Einzugsgebiet und die Ablösesummen unterschieden sich.
    Man müsse sich endlich von der Illusion der jovialen Identifikationsfigur (am besten noch aus der Region), die insbesondere das Fernsehen bar jeder Realität ständig fordere, frei machen.
    Er stelle genauso gerne elf Ausländer auf wie elf Hannoveraner; im übrigen identifizierten sich Spieler wie Daniel Stefulj oder Altin Lala weitaus stärker mit ihrem Verein und der Stadt als so mancher Deutscher. Es gebe in Deutschland nun einmal keinen Straßenfußball und viel weniger Nachwuchs; von daher sollte sich das Publikum lieber mehr Zeit für die eigenen Kinder nehmen und mit ihnen mal auf den Bolzplatz gehen, anstatt über eine angebliche Ausländerproblematik zu mäkeln.
    Zu den Vertragsverhandlungen sagte Rangnick, dass es so aussehe, als ob 96 alle Spieler halten könne.


    - Trainer
    Der Trainerberuf erinnere ihn am ehesten an den des Filmregisseurs; die wichtigste Aufgabe sei, die Akteure in eine Ordnung einzufügen und ihnen gleichzeitig Raum für die eigene kreative Entfaltung zu lassen.
    Rangnick zeigte sich sehr verärgert darüber, dass viele ehemalige Spieler wie beispielsweise Paul Breitner in „langweilig“en Sendungen wie der „Viererkette“ ihre längst überholten Ansichten zum besten gäben und keine eigenen Ideen hätten. Diese hätten in der Regel nicht einmal eine Trainerlizenz; dass der DFB „verdiente Nationalspieler“ bereits nach einem dreiwöchigen Lehrgang oder gleich honoris causa zum Trainer ernenne, sei lächerlich. Viele Kriterien wie beispielsweise die Zweikampfstatistik seien längst überholt, mittlerweile müsse man angesichts der neuen taktischen Anforderungen die Drei- und Vierkampfstatistik messen.
    Er halte Bildung und Fortbildung für sehr wichtig und habe in seinem Urlaub jeweils eine Woche das Training vom AS Rom und von Ajax Amsterdam beobachtet, so Rangnick. Am liebsten würde er alle zwei Jahre für ein Jahr aussteigen und sich fortbilden.
    Sehr wichtig sei ihm, dass sich Trainer und Spieler immer respektvoll behandelten, was sich auch im Verhältnis zur Presse ausdrücken müsse, wo im Falle eines Aufstieges noch mehr Selbstdisziplin nötig sei.


    - Simak
    Simak „treibt dich zwar manchmal zum Wahnsinn“, entschädigt dies jedoch vielfach mit großartigen Toren. Seine Treffer gegen Duisburg und Mainz gehöre zum Besten, was die Zweite Liga in dieser Saison geboten hat.
    Rangnick habe im Internet die Diskussionen über Simak verfolgt und zeigte sich sehr verägert darüber, dass die Mehrheit der Fans zu Beginn der Saison forderte, Rangnick müsse Simak unbedingt halten, und mittlerweile forderten einige sogar, ihn schnellstmöglich abzugeben. Diese Fans seien von der Presse manipuliert worden, die Simak zu Unrecht als Abzocker hinstellen wolle.
    Zudem säßen Simak die Berater „wie ein Floh im Ohr“ und erzählten, dass Andi Brehme jeden Abend anriefe und eine große Zukunft in Kaiserslautern verspräche, was Rangnick angesichts des Tabellenplatzes des FCK überhaupt nicht nachvollziehen könne. Er wolle jedoch keine Schuld auf die großen Vereine schieben und könne es verstehen, wenn ein Spieler lieber das zwanzigfache verdienen möchte als sein aktuelles Gehalt. Simak könne nur wechseln, wenn die Ablösesumme stimme und der Wechsel Simaks sportlicher Entwicklung förderlich sei, ansonsten bleibe Simak, „so lange ich Trainer bin“.




    Soweit mein Eindruck; ist leider ziemlich holprig formuliert, aber ich bin ein bisserl krank :krank: und kann mich irgendwie nicht so recht konzentrieren, sorry.

  • Hört sich ja durchaus interessant an... Schön das endlich mal wer unsere Choreos interessant, bzw. beeindruckend findet!

  • Vielen, vielen Dank für den Bericht, Randy :bussi: Ich hab´s gestern leider nicht geschafft in den 14. zu kommen und hatte gehofft, dass hier jemand einen Bericht abgibt; dass er jedoch so gut wird hatte ich nicht gedacht!
    Zum Inhalt:
    Jetzt weiß ich, warum Rangnick mir schon immer so sympathisch war. Er spricht mir schlichtweg aus der Seele. Insbesondere wenn es um Paul Breitner geht. Dieses Gelaber von Paule braut die Welt nicht.
    Auch der Punkt mit den ausländischen und regionalen Spielern hat mir sehr gut gefallen. Irgendwie wollen viele Fans beim Fußball immer noch irgendwelche Spieler aus der Region sehen, mit denen sie sich identifizieren wollen. Andererseits wollen sie die Roten auch siegen sehen. Zwei Punkte die sich (leider!) zur Zeit widersprechen.
    Was mir auch noch sehr gefallen hat, ist das Lob für Freiburg bzw. für deren Fans. Ich persönlich find´s einfach nur daneben, wenn Gegner und gegnerische Fans auf dem tiefsten Niveau angegriffen werden. Rivalität: natürlich. Hass: niemals!
    Aber auch was Rangnick in Bezug auf Simak gesagt hat, hat mir sehr gefallen. Dabei ist mir aufgefallen, dass er sich vor allem auf Meinungen aus dem Internet bezogen hat. Insofern kann man davon ausgehen, dass er und sicherlich auch andere (Kind bspw.) sich hier und da im Forum tummeln und dem "Volk auf die Schnauze schauen".

  • "Rangnick habe im Internet die Diskussionen über Simak verfolgt und zeigte sich sehr verägert darüber, dass die Mehrheit der Fans zu Beginn der Saison forderte, Rangnick müsse Simak unbedingt halten, und mittlerweile forderten einige sogar, ihn schnellstmöglich abzugeben. Diese Fans seien von der Presse manipuliert worden, die Simak zu Unrecht als Abzocker hinstellen wolle."



    Ich stimme ihm in vielen punkten zu, aber man muss die fans auch verstehen, die angst hatten/haben, dass simak sich nicht mehr für 96 anstrengt und die harmonie in der mannschaft durch ihn gestört wird. die fans wollen ja auch nur das beste für 96. aber letztendlich haben wir alle zu wenig einblick und sollten da lieber rangnick vertrauen.
    ich bin immer wieder fasziniert von ihm, wenn ich ihn in interviews sehe oder artikel lese, irgendwie kann es dich als 96 fan beruhigen, zu wissen das die mannschaft so einen trainer wie ihn hat, der mann hat durchblick und weitblick und lebt den fußball, macht sich viel mehr gedanken als der typische 0/8/15 trainer.. ich finds beruhigend, der erfolg gibt ihm recht.
    er ist wie ich finde, die ausnahme-erscheinung im deutschen Fußball.





    forever :96:

  • Super Bericht Randy, kann ich alles nur bestätigen.
    Das war ein super abend gestern, auch Rangnick scheint es viel Spaß gemacht zu haben. Ich fands wirklich klasse, wie offen und locker er über alles gesprochen hatte, zumal das Gespräch ja relativ ungeplant und spontan war. Nicht viele Trainer würden so offen und so viel über ihre Vorstellungen sprechen. Zudem war er auch sehr witzig. Zu einem Kommentar aus dem Publikum, dass "auf St.Pauli der Stadionsprecher die Tore besser oder netter kommentieren würde", meinte er "St. Pauli schießt ja auch keine Tore".

    • Offizieller Beitrag

    Danke für den Bericht.


    Hat wie immer alles Hand und Fuss was Rangnick von sich gibt.


    Egal ob es um die Fans, Identifikation der Spieler, die Presse oder dergleichen geht - ich bin fast (Hassgesänge) 100% ig seiner Meinung.



    Auf der off.HP ist übrigens ein längerer Audiofile von gestern abend anzuhören. Lohnt sich!!!

  • Auf der offiziellen Homepage gibt's auch einen Bericht und jeweils ein Audio und Videobeitrag von Ralle.
    Die Ausschnitte sind recht Lustig, aber auch interessant.
    Ansonsten finde ich den Bericht von Randy ziemlich gut, aber auch das was Ralle so sagt.
    Genrell finde ich die englischen Fans auch erfindungsreicher, allerdings sind viele deutsche fans auch so. Der Unterschied liegt darin das die Engländer einfach alle zusammen neue Lieder singen, und da macht einfach jeder mit. Und in Deutschland gibt's zuviele "alte Fans" (das ist jetzt nicht negativ gemeint), die einfach an den traditionälen Liedern hängen. Und das sind nun mal die Lieder die wirklich jeder singen kann, egal ob er 10 Jahre fan ist, oder zum ersten mal im Stadion ist, diese Lieder kennt man einfach, bzw. sind leicht zu lernen.
    Naja, aber das ist nur meine persönliche Meinung.
    Rote Grüße,
    Lars


    PS: Den Videoausschnitte von Ralle finde ich Klasse, vor allem hat er auch Recht damit. :lookaround:

  • Die Ästhetik der Taktik

    Ralf Rangnick referiert, wann und warum Fußball schön ist

    Joachim Göres

    Wann ist ein Fußballspiel schön? Warum sind Millionen von Menschen jedes Wochenende von seinem Reiz so gefesselt, dass sie in die Stadien strömen oder nicht ansprechbar den Nachmittag und Abend bei den Übertragungen vor Radio und Fernsehen verbringen? Im Literarischen Salon Hannover, wo sonst Gäste wie Tom Tykwer oder Roger Willemsen über Gott und die Welt philosophieren, begab sich am Montag Ralf Rangnick, Trainer des Zweitliga-Tabellenführers Hannover 96, zusammen mit dem Sportjournalisten Christoph Biermann und dem Kabarettisten und ehemaligen Pressesprecher des SC Freiburg, Dietrich zur Nedden, auf die Suche nach den Geheimnissen des runden Leders.


    "In England habe ich als Zuschauer die einmalige Atmosphäre im Stadion erlebt. Anfangs steht man zehn Meter rechts vom Torpfosten, am Ende 30 Meter links davon, ohne einen Schritt gemacht zu haben. Die Menge reißt einen mit. Die Identifikation mit seiner Mannschaft ist auch bei einem grässlichen Kick unglaublich, da läuft es einem kalt den Rücken runter", erzählt der Schwabe Rangnick, der als Spieler ein Jahr in England verbrachte.


    Von einem schönen Fußballspiel hat er seine eigene Auffassung: "Unser Spiel gegen Mainz vor kurzem war das Beste, was ich bislang in der Zweiten Liga gesehen habe." Das ging 2:1 für 96 aus und bestand aus relativ wenigen Torchancen. Dafür stießen zwei Mannschaften aufeinander, die beide die Raumdeckung bis zur Perfektion betrieben. Eine Meinung, die von Fans und Experten nicht immer geteilt wird: dpa bewertete die Partie als enttäuschende Spitzenbegegnung, und unter den 400 Zuhörern im ausverkauften Literarischen Salon waren etliche 96-Anhänger, die das 2:4 beim VfL Bochum Anfang Februar trotz der Niederlage ihrer Mannschaft interessanter fanden. "Das Spiel hätte auch 10:9 ausgehen können, es gab jede Menge Torchancen. Für die Zuschauer war das vielleicht unterhaltsamer, für mich war es eine Katastrophe, weil alles nur zufällig wirkte", so Rangnick.


    Glücksmomente durch Fußball - davon sprach zur Nedden und erinnerte an das sagenumwobene Tor Diego Maradonas bei der WM 86 im Viertelfinale Argentinien gegen England, als Maradona in der eigenen Hälfte zu einem Solo ansetzte, fünf Gegenspieler austanzte und den Ball an dem herauseilenden Peter Shilton vorbeispitzelte. Muss ein Trainer immer nur kühl analysieren oder darf er sich auf der Bank von der Faszination überwältigen lassen? "In dieser Saison hat Jan Simak bei uns zwei so tolle Tore geschossen, dass man es kaum glauben kann und schon mitgerissen wird", gesteht Rangnick ein.


    Überhaupt: Der Mann mit der Nickelbrille, wegen seiner ausführlichen Äußerungen zum Thema Taktik oft als Fußball-Oberlehrer verspottet, präsentierte sich in ungewohnter Umgebung schlagfertig und locker: "Wenn man ein paar andere Ideen als die üblichen hat, ist man sofort ein Theoretiker, und das ist im Fußball in Deutschland ein absolutes Schimpfwort." Und dann gibt sich Rangnick angriffslustig: die drei Wochen dauernden Trainer-Schnellkurse für verdiente Profis seien Heuchelei - "da ist auch noch keiner durchgefallen". Wer 300 oder mehr Bundesligaspiele auf dem Buckel habe, sei nicht automatisch zum Trainer prädestiniert, denn es fehle oft der Abstand, sich eigene Gedanken über den Profifußball zu machen. Mit Volker Finke und Christoph Daum seien nicht zufällig zwei Amateur-Fußballer unter den wichtigsten deutschen Fußballlehrern - auch wenn der eine inzwischen aus anderen Gründen abgestürzt ist.


    Auf Teamchef Rudi Völler lässt Rangnick dagegen nichts kommen. Peter Neururer, der nach seiner achten Entlassung als Trainer inzwischen beim Zweitligisten Bochum arbeitet, hatte sich neulich gegen die Bezeichnung "Kollege" gewehrt, denn Völler habe ja niemals einen Trainerschein gemacht. Rangnick gibt Völlers Antwort wieder: "Wer einen Führerschein hat, kann deswegen noch nicht Auto fahren." Rangnick grinst, der Saal lacht. Die intellektuellen Fans träumen vom Erstligafußball in Hannover nach mehr als zehnjähriger Abstinenz, hoffen ihren Star Jan Simak trotz millionenschwerer Angebote durch die Konkurrenz zu halten und wünschen sich das neue Niedersachsenstadion, das nach dem Umbau für die WM 2006 ein reines Fußballstadion werden soll, sehnlichst herbei. "Dann können wir uns wieder hier treffen und darüber sprechen, wie wichtig die Atmosphäre für ein Spiel ist", sagt Rangnick in einem Anflug von Überschwang und holt sich selbst sofort auf den Boden der Realität zurück: "Wenn ich dann überhaupt noch hier bin." Mehr als drei Jahre hat in Hannover noch kein Trainer erlebt.

    Quelle: Der Tagesspiegel

  • Na wenn Randy zu faul ist, muss ich wohl mal meinen Scanner anschmeißen:
    Aus der NP:


    Aus der HAZ: