Geile Schnäppchen - Ich bin doch nicht blöd!

  • es gibt sicher einen immer größer werdende teil der deutschen bevölkerung für den das wirklich eine gute nachricht ist. ernährungsqualität ist nun mal vor allem für die relevant die sie sich leisten können.

  • Wenn die Lebensmittelqualität (und das Einkommen der Erzeuger) darunter aber massiv leidet, haben wohl die wenigsten was davon.

  • Wenn der Hersteller langfristig mit dem Ertrag aus seinen Waren seine Kosten nicht decken kann, muß er wohl an anderen Ecken sparen. Ist doch ein recht gängiger Mechanismus in der Wirtschaft. Steigere ich meinen Gewinn nicht, dann senke ich die Kosten. Und in diesem Fall heißt das eventuell: kürzere Aufzuchtzeiten, schlechtere Lebensbedingungen, billigeres Futter, etc.

  • Aber der Hersteller bekommt doch nicht weniger, nur weil der Discounter den Preis senkt, hätte ich zumindest vermutet. Die werden sicherlich langfrisitge Verträge haben. Mag mich irren, auch wenn das natürlich sehr unwahrscheinlich ist.

  • Natürlich nicht, das ist ja auch keine allgemeingültige Regel in der restlichen Wirtschaft. Aber eine sorgfältige Lieferantenauswahl mit fairer Bepreisung würde höhere Qualität bedeuten. U.a. dadurch, daß die Einzelhändler die Betriebe selbst (oder indirekt über unabhängige Einrichtungen) überwachen. Aber auch das kostet Geld.


    Edit: Sandino: Natürlich bekommt der Hersteller nicht morgen weniger Geld, weil der Discounter heute die Preise senkt. Da dieses Preissenkungsspielchen jetzt aber schon Ewigkeiten dauert, wird sich das irgendwann auch auf die Preisverhandlungen mit dem Hersteller auswirken.

    2 Mal editiert, zuletzt von sasa ()

  • Naja bei der Milch beklagen sich die Bauern ja das sie weniger bekommen aufgrund der niedrigen Preis. Das scheint das laufend angepasst zu werden.

  • Fanta, im übrigen ist das Kernproblem doch auch eher, daß es Menschen gibt, die mit 20 Euro in der Woche eine vierköpfige Familie durchfüttern müssen, als daß es für 20 Euro nicht ausreichend Lebensmittel zu kaufen gibt. Sprich, man muß den Hebel an anderer Stelle als bei (zu hohen) Lebensmittelpreisen ansetzen.

  • Wenn der Hersteller langfristig mit dem Ertrag aus seinen Waren seine Kosten nicht decken kann, muß er wohl an anderen Ecken sparen.


    Wenn der preis zu niedrig ist, ist die angebotene menge zu hoch. also müssen Erzeuger/produzenten aussteigen.
    Bei der Milch(und einigen anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen) ist dieer Strukturwandel durch Stützungsmassnahmen verlangsamt.



    Zitat

    Und in diesem Fall heißt das eventuell: kürzere Aufzuchtzeiten, schlechtere Lebensbedingungen, billigeres Futter, etc.


    Dadurch würde die Leistung sinken, also die Rentabilität nicht nur durch den preis sondern auch noch durch schlechtere produktivität gesenkt.


    Die betriebswirtschaftliche Antwort auf fallende preise heisst. wachsen, wachsen , wachsen.



    oder weichen.


  • Dadurch würde die Leistung sinken, also die Rentabilität nicht nur durch den preis sondern auch noch durch schlechtere produktivität gesenkt.


    Aber das ist doch nur ein Problem, wenn der Leistungsstandard überhaupt eine Rolle spielt. Dieses Bewußtsein gibt es aber in Deutschland bei Lebensmitteln nur sehr begrenzt. Solange etwas nicht plakativ als "schädlich" oder "schlecht" gekennzeichnet ist, spielt es doch für viele keine Rolle, in welcher Qualität es angeboten wird.

  • Fanta, im übrigen ist das Kernproblem doch auch eher, daß es Menschen gibt, die mit 20 Euro in der Woche eine vierköpfige Familie durchfüttern müssen, als daß es für 20 Euro nicht ausreichend Lebensmittel zu kaufen gibt. Sprich, man muß den Hebel an anderer Stelle als bei (zu hohen) Lebensmittelpreisen ansetzen.


    hab ich was anderes behauptet?


    Geld für Kippen scheint bei den einkommensschwachen Schichten komischerweise überproportional häufig vorhanden zu sein...


    http://de.wikipedia.org/wiki/Gratifikationskrise

  • Nein, Fanta, hast du nicht. Dennoch sollte sich auch der einkommensschwache Verbraucher nicht über sinkende Lebensmittelpreise, sondern über steigende Einkünfte freuen. Aber Spatz in der Hand usw. Ich weiß schon.

  • Der Zusammenhang zwischen Geld und Gesundheit ist sichtbar. Wer "arm" ist, ernährt sich tendenziell ungesünder (fettiger, vitaminärmer) und trinkt und raucht mehr. Mit der zum Teil drastischen Folge, daß die Lebenserwartung von Männern in manchen Teilen der entwickelten Welt erschreckend niedrig ist.

    Zitat

    Hintergrund ist die bis heute nicht geklärte Frage, warum die Lebenserwartung von Männern in Russland seit den 90er Jahren auf ein Niveau gesunken ist, das in der westlichen Welt einzigartig ist: 1994 erreichte sie mit 57,6 Jahren einen Tiefpunkt. [...] Über die Hälfte der insgesamt 751 Todesfälle in Ischewsk waren mit starker Trunksucht und insbesondere mit dem Trinken von sogenanntem nicht-trinkbarem (non-beverage) Alkohol verknüpft, 43 Prozent liessen sich ganz direkt auf solch «riskantes» Trinkverhalten zurückführen. (NZZ)


    Zitat

    Glasgow weist mit die schlechtesten Gesundheitsstatistiken in Großbritannien auf. Männer in den ärmsten Stadtvierteln haben einer Untersuchung des Gesundheitsamts zufolge eine Lebenserwartung von 54 Jahren - im Irak sind es 67 Jahre. Ursachen sind Armut, schlechte Ernährung, zuviel Tabak und Alkohol. (SZ)


    Und jetzt die Frage: Warum trinken und qualmen sie in solchem Ausmaß? Vermutlich, weil das ihr einziger Spaß, Luxus, Ablenkung, Betäubung, was-auch-immer ist. Und wenn minderwertiges Essen billiger ist als hochwertiges, dann führt das zu


    Zitat

    Fettsucht hat jedoch nicht allein genetische, sondern auch soziale Ursachen. In den USA sind Kinder aus unteren Schichten viel stärker davon betroffen als der gehegte Mittelstandsnachwuchs. Für Deutschland gilt dies ebenso. Laut einer Gesundheitsstudie des Berliner Senats brachten im Jahr 2001 rund acht Prozent aller Schulanfänger mit hohem Sozialstatus zu viel auf die Waage, in der Unterschicht war der Anteil doppelt so hoch. (SPIEGEL)

  • Aber das ist doch nur ein Problem, wenn der Leistungsstandard überhaupt eine Rolle spielt. Dieses Bewußtsein gibt es aber in Deutschland bei Lebensmitteln nur sehr begrenzt. .


    Für den Produzenten spielt der leistungsstandard eine rolle. Sinkt durch schlechteres Futter oder schlechtere Bedingungen die Milchleistung , steigen die Stückkosten.
    Dazu die immer weiter gestiegenen zertifizierungs-, kontrollmassnahmen und Auflagen.
    Es ist im Gegenteil zu deiner Annahme so, dass die produktionsbedingungen(sprich die Bedingungen für das Tier ) bei sinkenden preisen immer weiter optimiert werden müssen. zwingend.



    Soll jetzt keine Reinwaschung der Landwirtschaft sein, aber das, was Du oder die Allgemeinheit mit "billig sind nahrungsmittel wegen schlechterer Qualität" assoziierst, geschieht im wesentlichen auf der Weiter- und verarbeitungsebene.

  • Ja, bei Milch mag das zutreffen. Hühner wachsen durch Zugabe von Medikamenten aber eher schneller bzw. eine längere und sorgfältigere Aufzucht macht sich unterproportional im Ertrag bemerkbar.

    • Offizieller Beitrag

    Nein, das tut es nicht!
    Wenn in einem Atemzug behauptet wird, dass sich Menschen aus sozial schwachen Schichten nicht gesund ernähren können, weil sie das Geld dafür nicht haben, auf der anderen Seite aber aufgezeigt wird, dass diese deshalb mehr Geld für Zigaretten und Alkohol ausgäben, weil sie sich selbst belohnen möchten, dann ist das zynisch.
    Mal ganz abgesehen davon, dass ich die These der Gratifikationskrise in Abrede stelle - ich halte das einfach für eine Frage des Millieus, in dem man aufgewachsen ist (wer fängt schon mit 30 an zu Rauchen?), beißt sich die Katze hier in den Schwanz.
    Oder deutlicher ausgedrückt: Wer seine Familie nicht ernähren kann (im wahrsten Wortsinne), der muss das Kaufen von Kippen einstellen. Als allererste Maßnahme! Und das hat nichst damit zu tun, dass man natürlich als Gesellschaft gleichzeitig darüber nachdenkne, muss, ob die Transferleistungen in der Höhe ausreichend sind.


    Edit: Natürlich weiß ich, dass Rauchen eine Sucht ist, die befriedigt werden will (bin ja selbst Raucher) und dass das daher nicht so einfach ist, wie es klingt.