NP: Wie löst 96 das Problem Idrissou ?

  • Wie löst 96 das Problem Idrissou?


    Private Affäre belastet auch Mannschaft und Trainer. Trennung vom Profi kommt aber nicht in Frage.


    Der Fall Idrissou belastet 96 vor dem schweren Bundesligaspiel am Sonntag bei Borussia Dortmund. Trainer Ewald Lienen drängt auf eine schnelle Klärung.


    VON GUNTHER NEUHAUS


    HANNOVER. Der Trainingsbetrieb bei 96 lief gestern ohne sichtbare Einschränkungen, hinter den Kulissen aber rumorte es. Das Beziehungsdrama um Mo Idrissou und dessen Verlobte beschäftigt den Klub seit Tagen. Selin Vanli (27) behauptet, der 96-Profi habe sie geschlagen, Idrissou (24) streitet das ab (NP berichtete). Dass sie ihren Konflikt beidseitig mit heftigen Attacken öffentlich austragen, wird für Hannover 96 zunehmend zum Problem.


    Für Ewald Lienen ist es „ein Dauerthema, das wir ein für alle Mal lösen müssen“. Der 96-Trainer bereitet die Seinen auf den Bundesligahit am Sonntag in Dortmund vor, die Geschichten um Kabale und Hiebe stören seine Arbeit mit der Mannschaft. „Es gibt jetzt andere Dinge, mit denen wir uns beschäftigen müssen“, klagte Lienen gestern. „Ich habe keine Zeit für solche Dinge, und der Mo auch nicht.“


    In einer Pressemitteilung hatte 96 am Montag aber noch darauf hingewiesen, „dass es sich bei diesem Vorfall um eine private Angelegenheit von Mohamadou Idrissou, außerhalb des Arbeitsverhältnisses von Hannover 96, handelt“. In diese sensible Zone einzudringen, das fällt Ilja Kaenzig noch schwer. Der Manager will „zuerst persönlich mit dem Spieler sprechen. Wir werden ihn dafür aber nicht extra aus der Reha in Düsseldorf abberufen.“ Idrissou kuriert dort seine Knieverletzung aus. Vor dem Wochenende, Idrissou zieht dann in ein Hotel in Hannover, wird Kaenzig keine sachdienlichen Hinweise von Idrissou zu den Prügelvorwürfen bekommen – von den Aussagen im gestern veröffentlichten NP-Interview abgesehen. Vanlis Anwältin Antje Köhler-Heister ist inzwischen „stocksauer, dass sich weder Herr Idrissou noch seine Berater oder jemand von Hannover 96 bei uns meldet“.


    Idrissou habe „als so genannter Fußballstar eine Vorbildfunktion“, er müsse sich nun um die Zukunft seiner Tochter Aaliyah (zehn Monate) und deren Mutter kümmern, fordert Köhler-Heister. „Der muss zurzeit nicht spielen, ruht sich da aus und meditiert vielleicht“ während der Reha-Tage. Idrissou-Berater Lars-Wilhelm Baumgarten sieht aber keinen Anlass, zur Gegenseite Kontakt aufzunehmen. „Wenn sie uns schreibt“, entgegnet der Geschäftspartner von Thomas Strunz, „bekommt sie eine schriftliche Antwort.“


    Juristin Köhler-Heister aber warnt schon mal, dass es „den ganz großen gerichtlichen Prozess geben kann, wenn Idrissou das so haben will“. Für 96 wäre das der größte anzunehmende Unfall, der Klub muss Idrissou zu einer außergerichtlichen Einigung drängen, in der der Unterhalt für Vanli und die kleine Aaliyah geregelt wird.


    Viel mehr kann 96 nun nicht tun, eine vorzeitige Trennung von dem Problem-Profi kommt für Kaenzig jetzt nicht in Frage. Das sei „arbeitsrechtlich auch gar nicht möglich. Das ist eine atmosphärische, moralische Geschichte“. Er will „Mo nicht reinwaschen, aber die Wahrheitsfindung ist jetzt staatlichen Organen vorbehalten“.