NP: 96 lässt Druck ab, nur im Sturm pressierts

  • 96 lässt Druck ab, nur im Sturm pressierts


    In der Bundesliga treffen allein die Verteidiger. Bekommt Christiansen jetzt seine Chance?


    Nach dem 1:1 in Dortmund fühlt sich 96 gestärkt für neue Herausforderungen. Der Sturm aber schwächelt weiter.


    VON GUNTHER NEUHAUS


    HANNOVER. Natürlich musste der Last-Minute-Treffer gefeiert werden. 96 machte den Kabinentrakt des Westfalenstadions nach dem Kopfballtor von Per Mertesacker am Sonntagabend zur Partyzone.
    Das ließ sich auch Ewald Lienen noch gefallen, er sieht aber „keine Veranlassung, überschwänglich zu werden. Wir haben nach zwei Spielen einen Punkt, das ist die Realität.“ 96 steht damit auf einem Abstiegsplatz, kann die Tabelle aber mit Erfolgen im Nachholspiel gegen Bielefeld (15. September) und drei Tage zuvor gegen Freiburg wieder zurechtrücken. Nach dem 1:2 in Leverkusen wäre der Druck bei einer erneuten Pleite ungleich größer geworden, „dann hätten wir schwierige Wochen vor uns gehabt“, vermutet Robert Enke. Das 1:1 war für den 96-Torwart „eine unglaubliche Erleichterung“.
    Mit dem Punkt hat 96 aber auch „die wichtige Erfahrung gemacht, dass gute Spiele irgendwann belohnt werden, wenn man bis zur letzten Minute kämpft“, weiß Lienen. „Hätten wir das auch in Leverkusen gemacht, dann hätten wir einen Punkt mehr. Dort sind wir aber vor dem 1:2 nur zurückgejoggt, das war uns eine Lehre für die gesamte Saison.“


    Das Defensivverhalten stimmt weitgehend, dazulernen muss 96 dagegen noch in der Offensive, ein Überflieger fehlt. „Es geht aber vielen Klubs so, dass sie keinen Individualisten haben, der eine Abwehr alleine aus den Angeln heben kann“, sagt Lienen.


    Mit Thomas Christiansen setzte der Trainer den früheren Klassenbesten, 2002/2003 immerhin Erstliga-Torschützenkönig, allerdings anfangs erneut auf die Ersatzbank. In der neuen AWD-Arena aber wird 96 gegen Freiburg und Bielefeld Kreativität und Angriffsdruck entwickeln müssen. Dann sollte Christiansen wieder erste Wahl sein, damit nach den Abwehrspielern Michael Tarnat (in Leverkusen) und Per Mertesacker endlich auch ein Angreifer trifft.


    In Dortmund mühten sich Daniel Stendel, Jiri Stajner und Clint Mathis vergeblich. Lienen jedoch nimmt sein glückloses Offensiv-Personal in Schutz. Es gehöre zum „Konzept, dass unsere Stürmer viel Arbeit nach hinten machen und den Gegner bekämpfen. Das kostet Kraft, Dortmunds Ewerthon steht dagegen nur da vorne rum.“ Wenn also die Stürmer in der Abwehr helfen, dann sei es im Umkehrschluss nur gerecht, dass die Verteidiger „auch mal vorne ein Tor machen. Wir müssen mit viel Einsatz und schnellem Kombinationsspiel zum Torerfolg kommen.“


    Üben kann 96 das am Freitag in Alfeld gegen Zweitligist Aachen.