Niedersachsenlied

  • Zitat

    Original von terror.t
    so weit ich mich erinnern kann gingen damals bei dem lied bei einigen vollspasten im stadion der rechte arm hoch, .


    gibt es diese "vollspasten" eigentlich noch im stadion, oder haben sich die in luft aufgelöst?

  • vielleicht weil sie auf den genozid der franken an den sachsen bei verden an der aller anspielt, so was besingt man möglicherweise nicht gerne in volksliedern.

  • Die meisten Forscher, Historiker und Schriftsteller haben den Annalen, Kapitularien und sonstigen diesbezüglichen Handschriften kritiklos geglaubt und die Bekehrung und Taufe des heidnischen Sachsenherzogs Widukind als Tatsache hingenommen.


    Wir müssen jedoch bedenken, dass diese "Urkunden" von den Erzfeinden des Herzogs - den christlichen. Geistlichen - in lateinischer Sprache geschrieben worden sind, und viele Fälschungen enthalten (wie es bis auf den heutigen Tag in der Geschichtsschreibung gelegentlich üblich ist).


    Von seinem Volk geliebt und verehrt sind unzählige Sagen, Mythen und Legenden im Laufe der Jahrhunderte um ihn entstanden. Diese widersprechen sich vielfach, so dass die Wahrheitsfindung oft kaum möglich ist. (Siehe ausführl. Bericht von Erwin Rundnagel "Der Mythos v. Herzog Widukind" - dort wird mehrmals die "Bekehrungslegende" erwähnt!")


    Auch das Brauchtum der alten Deutschen wurde bekanntlich durch die christliche Missionierung "umgewertet". Aus heidnischen Feiern wurden nach der Anweisung Papst Gregors II. an den "Heiligen" Bonifatius christliche Feste gemacht:


    "So muss jedes Fest zu Ehren ihrer Götter... in ein anderes umgeformt werden... in Feste der heiligen Märtyrer, ...Feste mit religiösen Zeremonien..." .


    Was sich zerstören liess, wurde rücksichtslos und gründlich vernichtet. Die Heiligtümer, Denkmäler, Sonnen- und Sternwarten, Wohnstätten und andere Bauwerke wurden in Schutt und Asche gelegt. Ein Hauptheiligtum der Germanen - die Externsteine am Teutoburger Wald - war zu gewaltig, um es vollständig zu zerstören. So konnte es nur stark beschädigt und mit christlich-jüdischer Symbolik entweiht werden: Es wurde durch Einmeisselung einer Kreuzabnahme-Szene "christianisiert". Genauso musste aus dem tapferen heidnischen Widerstandskämpfer Widukind ein christlicher Heiliger gemacht werden, denn das Volk konnte und kann bis auf den heutigen Tag ihn nicht vergessen.
    Irminsulzerstörung am Relief der Externsteine


    Der Arzt Dr. Heinrich Rogge hat ein eindrucksvolles Drama "Widukind" geschrieben, in welchem Bekehrung und Taufe bestritten werden, und er durch Mord stirbt. Zur Begründung seiner Ansicht bringt der Autor am Ende des beachtlichen Werkes einen Ausschnitt aus "Deutsche Zeitung" Berlin v. 16.12.34 "Wurde Widukind getauft?" von M. Möller, Hamburg:
    Angebliche Widukind-Taufe


    Nicht nur die Geschichtsschreiber alten Stils, sondern auch diejenigen neuerer Prägung, haben verfehlt, die markantesten Bilder aus dem Leben Widukinds der tatsächlich nachgewiesenen Wahrheit entsprechend darzustellen. Vor allem ist es die fast von allen vorgegebene Bekehrung und Taufe, die ohne genaue Urkundenprüfung immer wieder hervorgehoben wird. Und gerade dieser Punkt ist der heikelste und am heftigsten umstrittene. An kritischen Schriftstellern kommen in Betracht: August Wetzel weist klar und scharf nach, dass die Mönche Rudolf und Maginkard die Translation gar nicht geschrieben haben können, insbesondere ist die Randglosse, ..hueusque rudolf" sehr verdächtig, und steht der Zusatz, in dem Widukinds Taufe erwähnt wird, von dritter Hand geschrieben, auf Rasur? Behrisch bezieht sich auf ein handschriftliches, sehr verdächtiges Manuskript in der Dresdner Bibliothek, wonach Wittekind vom Heiligen Witten (Bonifatius) getauft sei, - daher der Name Wittekind. Er schreibt aber schon vorbeugend: "Seine geschwinde Bekehrung darf niemand verdächtig scheinen oder als eine Verstellung angesehen werden".


    Dettmer, als Missionar, nur die Interessen seiner Kirche vertretend, scheidet für die Wissenschaft als befangen aus. Er nennt wiederum das Buch von Behrisch ein "Phantasiestück". Aber wichtig sind trotzdem einige seiner Anmerkungen. Er weist nach, dass nicht weniger als 12 Orte für die Taufe Widukinds in Betracht kommen.


    Werner Rolevink z.B. behauptet, Widukind sei in Attigny zwar unterrichtet, zu Belm dagegen getauft worden.


    Trippe sagt (Urkunde): "Wir wollen nicht streiten mit denjenigen, die Widukinds Taufe, ohne es bewiesen zu haben, nach Attigny verlegen." Gründliche Theologen wissen, dass die gelegentlich zitierte "Lebensbeschreibung der heiligen Mathilde" unzuverlässig ist; sie erzählt, dass der Bischof Bonifatius die Taufe an Widukind vollzogen habe, - Bonifatius war aber schon 30 Jahre tot(!!) als Widukind getauft sein sollte (785). Jeder weiss heute, dass der berühmte Brief Karls an König Offa von Mercien (785) gefälscht(!) ist; in ihm war auch von der Taufe Widukinds die Rede.


    Die Feiern des Papstes, wegen der Unterwerfung und Taufe Widukinds stellen sich nach Möser: "Osnabrücker Geschichte I, 206" als Andachten auf Karls Sieg an der Hase heraus. Und dann, - man beachte, - lässt Dettmer sich selbst zu folgendem Ausspruch verleiten: "Von all den Sagen, womit das Volk die Heldengestalt Widukinds umwob, bildete sich zuerst diejenige aus, die ihn uns vorgeführt als den zum Christentum wunderbar bekehrten Helden." - "Seine wunderbare Bekehrung, das ist die Haupt- und Lieblingssage des Volkes. Und die Taufe? Nicht weniger als 12 Orte sind es, die sie für sich beanspruchen." - Also da haben wir's: Die Bekehrung und Taufe ist eine Haupt- und Lieblingssage! Da wissen wir gleich, was wir von diesem Autor zu halten haben. Und weiter Originalton Dettmer: "Sind schon die historischen Nachrichten über Widukind aus der Zeit vor seiner Bekehrung spärlich, so finden wir über den bekehrten Widukind fast gar keine, die auf Glaubwürdigkeit unzweifelhaften Anspruch erheben könnten." "Die schönste Sage ist die von seiner Bekehrung..." Das könnte ihnen so passen.
    Büste Karls des "Großen"


    Nach Diekamp lässt sich die Zeit der Taufe nicht genau feststellen. Auch für die Patengeschenke lassen sich nur Mutmassungen aufstellen. Die "Annales antiqui Corbe" sind anerkanntermassen unecht! Die übrigen Annalisten, wie Einhard, Lorscher Annal., Annal. Laur. Mai, etc. (Verfasser waren durchwegs katholische Priester), berichten in Abweichungen von der (angenommenen) Taufe, - können sie aber nicht beweisen. Wissenschaftlichen Wert haben diese Berichte der Römischen Invasion im Mönchsgewand nicht für einen Pfennig.


    Durch Diekamps ganzes Buch tönen nur zwei Wörter immer wieder: "Wahrscheinlich" und "Mutmassung". Das Resultat dieser kurzen Untersuchung ist also:


    1. ) dass die Taufe Widukinds nirgends bewiesen ist,
    2. ) dass die meisten in Betracht kommenden Urkunden als unecht anzusehen sind,
    3. ) dass die Taufverfechter zum Teil selber zugeben, die Taufe und Bekehrung sei Sage.


    In Verbindung mit früher von mir veröffentlichten Mitteilungen über Wittekind kann eher bewiesen werden, dass Wittekind nicht getauft ist; jedenfalls solange die Gegner keine anderen Beweise(?) beibringen, bleibt es dabei: Wittekind ist nicht getauft !


    Dafür, dass Wittekind d. Grosse überhaupt nicht getauft worden ist, zeugt vor allem die Tatsache, dass er, trotz der Blutgesetze Karls, dennoch nach germanischer Sitte begraben worden ist.Quelle

    2 Mal editiert, zuletzt von Red Tom ()

  • Zitat

    Original von Red Tom
    Die meisten Forscher.... dass Wittekind d. Grosse überhaupt nicht getauft worden ist, zeugt vor allem die Tatsache, dass er, trotz der Blutgesetze Karls, dennoch nach germanischer Sitte begraben worden ist.Quelle


    Habe das zitat mal nicht zur gänze wiedergegeben.
    das er sich nach germanischer sitte begraben lassen hat, keine frage.


    aber vielleicht mal zu den hintergründen: die christianisierung soll angeblich deshalb erfolgreich gewesen sein, weil es die reichsten stämme, unter anderem auch der stamm der "widukinds", ihren reichtum erhielt, und sogar vermehrte. widukind soll sich für den frieden auszahlen lassen haben. klingt doch fast nach söldner, und nicht gerade nach nibelungen-treue, eher nach realpolitischen vorgängen. was das wort blut rechfertigt ist die enthauptung von 4500 sachsen, das aber aber auf dem hintergrund das sachsen sachsen ans messer geliefert haben, s. oben. ist es so? wenn dem so ist, gehört das stück auf den müllhaufen der geschichte.

    2 Mal editiert, zuletzt von b9 ()

  • Zitat

    Original von WILL(y)
    @ Red Tom:
    ich hatte einen Moment die Befürchtung, der Text wär' von Dir... :kopf:



    nö , deshalb ja auch die angabe der quelle !

  • Zitat

    Original von Schneppe
    vielleicht weil sie auf den genozid der franken an den sachsen bei verden an der aller anspielt, so was besingt man möglicherweise nicht gerne in volksliedern.


    Wobei im Rahmen der Entstehungsgeschichte des Liedes sicherlich Franken = Franzosen zu setzen ist. Das ist natürlich völlig unhistorisch, aber die Nazis hatten es nie so mit der Geschichtswissenschaft, eher mit Historismus und Geschichtskult. Hat sich ja nicht viel dran geändert, wie man aktuell sieht. Denke mal, dass Heino sich da nicht auf politisches Glatteis begeben wollte.

  • Nur mal so am Rande... Bei der Stadt Wunstorf wird das Niedersachsenlied als Midi-Datei (klingt grausam, wie auf einem Xylophon gespielt) während der Warteschleife gespielt.

  • Aus der TAZ vom 27.1.2005


    die gefühle der charakterschweine von HARTMUT EL KURDI


    Im "Niedersachsenlied", der 1934 verfassten Landeshymne, heißt es: "Wo fielen die römischen Schergen? Wo versank die welsche Brut? In Niedersachsens Bergen, an Niedersachsens Wut. Wer warf den römschen Adler nieder in den Sand? Wer hielt die Freiheit hoch im Deutschen Vaterland? Das warn die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, Heil Herzog Widukinds Stamm."


    Nun kann man den Durchschnittsniedersachsen kaum für das hirn- und trostlose Lied verantwortlich machen, zumal die meisten den Auf-die-Fresse-Text gar nicht präsent haben. Diesen unhaltbaren Zustand versucht die CDU allerdings seit ihrer Machtübernahme im Frühjahr 2003 zu verändern, indem sie das Lied wieder vermehrt bei offiziellen Anlässen spielen und gern auch von Ministern … - ja, "singen" ist da wohl das falsche Wort - … grummeln, grölen und mumpfen lässt.


    Aber auch inhaltlich gibt sich Ministerpräsident Christian "Slowface" Wulff alle Mühe, den Geist des höhlenmenschlichen Widukind-Stammes-Liedgutes lebendig zu halten.

  • Ich habe in BI im Fanblock gestanden. Genau ein Lied habe dabei nicht mitgesungen.


    Im nachhinein muß ich feststellen, dass der wohl einzige Spieler, der bei den Roten in den letzten Jahren genug Rückgrat hatte, um gegen solche Gesänge vorzugehen, Mirko Baschetti war.


    Hmmh.

  • Vergiss mir das "Auf geht's Hannover - kämpfen und siegen" nicht, daß ist ja genauso böse!
    Das würde bestimmt vom Führer persönlich erfunden und ist deswegen strikt zu boykottieren...

    • Offizieller Beitrag

    Glaubst Du, dass Polemik hier hilfreich ist?! Immer diese undifferenzierten und unreflektierten Schwarz-Weiß-Postings, wenn es um solche Themen geht...


    Zitat

    Original von 96 4 Life
    Ich weiß schon, warum ich die TAZ für die "linke Bild" halte...


    Inwiefern? Die Berichterstattung geht schon "etwas" tiefer als die der Bild und stellt komplexe Themen nicht so vereinfacht da wie das Springer-Blatt.