Deutsche Nationalmannschaft

  • Ich möchte darauf lyrisch reagieren.


    Lieber 4:0 führen und unentschieden spielen, als nie im Leben 4:0 geführt zu haben.


    Ich bin froh, das ich derzeit weder Fernsehen noch ein Livestram habe :lookaround:

  • Das funktioniert aber nur, wenn Löw und Co die Kraft und den Mut haben, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Ein "weiter so" kann es nicht geben und die Konsequenzen werden zwangsläufig mehr oder weniger unpopulär. Die Medien reiben sich schon die Hände...


    Und genau diese "Weiter So" wird doch jedes Mal praktiziert und kommuniziert. Das war doch heute wieder nur ein "Ausrutscher". Die ersten 60 Minuten waren doch so toll. Aber warum waren sie so toll ?


    Die Schweden haben sich nicht getraut. Die letzeten 30 Minuten hatten sie nichts mehr zu verleieren und haben kurzerhand das Spiel egalisiert.


    Die DFB-Elf, genau wie ihr Umfeld sind dermaßen überheblich und von der vermutlichen eigenen Stärke geblendet, dass sie zu keiner Kursänderung in der Lage sind.


    Unter Löw wird sich nichts mehr ändern. Die Mannschaft wird bei der WM 2014 wieder versagen (keine Finalteilnahme, die ja Minimalziel sei) und dann wird Löw endlich zurücktreten. Diese "goldene Generation" wird letztendlich wie die von Portugal ohne Titel abtreten.


    Am Ende zählen nur Titel.

  • Danke Kai, Danke Salif Keita.


    Da die 60 Minuten lang die Geschichte voll unter Kontrolle hatten, ist es bei einem solchen Knick eher lächerlich, von Versagern zu sprechen. Das ist etwas zu billig. Abgesehen davon kriege ich bei dem Begriff sowieso sofort das Kotzen.


    Ich fand im Übrigen, dass sowohl Scholl als auch die Runde bei Delling es genau richtig gemacht habe: Ohne Häme versuchen, etwas von außen kaum Erklärliches sachlich zu analysieren. Hat mir außerordentlich gefallen und war mal was ganz anderes als das sonst übliche Eindreschen.


    Ja, die Truppe hat ein Defensivproblem. Und ja, das kann man in den Griff bekommen. Und ich bin mir auch immer noch sicher, dass man es mit den derzeitigen Leuten (Trainern wie Spielern) in den Griff bekommen kann. Sonst würden die doch in ihren jeweiligen Vereinen nicht spielen. Und nein, ich glaube immer noch nicht, dass es an fehlenden Führungsspielern liegt, sondern vielmehr am nicht ausreichenden Einhalten der defensiven Ordnung in bestimmten Drucksituationen. Und ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass das im Trainerteam niemandem auffällt. Leider gibt es aber momentan nicht so viele Alternativen in der Defensive -- was Löw über Schmelzer gesagt hat, besaß schon einen wahren Kern, und es ist für alle überwiegend defensiven Akteure gültig. Denn leider ist jeder Defensivakteur für mindestens einen kapitalen Bock pro Spiel gut. (Heute übrigens auch Neuer -- das 4:2 darf bei seiner Klasse eigentlich nicht fallen, auch wenn Badstuber vorher schon schlecht aussieht und der Pass davor eigentlich gar nicht gespielt werden darf. Plus Neuers anderer Bock, der keine Folgen hatte.)


    Trotzdem bleibe ich dabei, dass vieles auch von Geduld und Weiterarbeiten abhängt. So ein Hänger wie zuletzt kann auf lange Sicht sein Gutes haben. Der Kick gegen Holland im November wird jedenfalls interessant.

  • Die ersten 60 Minuten waren doch so toll. Aber warum waren sie so toll ?


    Ich denke, dass der erste Fehler schon dann gemacht wird, wenn man die ersten 60 Minuten pauschal als "toll" oder "weltklasse" bewertet.


    "Toll" und "weltklasse" waren die Offensivaktionen und die Kombinationen nach vorne. Aber auch nur dieser Teilaspekt. Das hatte etwas damit zu tun, dass die Schweden zum einen wirklich übergroßen Respekt hatten und zum anderen, dass Unzulänglichkeiten des Irlands-Spiels minimiert wurden. Es wurde schneller gespielt, präziser gespielt und es wurde konsequent von Anfang an der Abschluss gesucht. Was jedoch überhaupt nicht bewertet werden kann, ist auch schon das Defensivverhalten in den ersten 60 Minuten - einfach deshalb, weil es nicht abgefordert wurde. Bestes Beispiel dafür ist, dass Boateng nicht nur die meisten Ballkontakte hatte, sondern diese fast auschließlich im Offensivspiel. Der stand so hoch, dass man in den ersten 60 Minuten quasi in 2-2-4 System gespielt hat. Es war auch kein Zufall, dass das 3:0 durch einen Innenverteidiger fiel. Die DFB-Elf konnte es sich leisten, die Abwehr völlig zu entblößen bzw. aufzulösen und hatte somit immer min 2 Leute mehr in der Offensive, die Räume rissen und anspielbar waren. So wurden die Schweden unter so Druck gesetzt, auch weil das Pressing funktionierte und jeder mitmachte.


    Die deutsche Elf war in den ersten 60 Minuten wie ein Hochleistungsrennwagen, der nur Vollgas fuhr. Er konnte noch schneller fahren, weil die Bremsen (Verteidiger) ausgebaut waren und somit Gewicht sparten. Solange dieser Rennwagen schnell in eine Richtung fahren konnte, fiel es gar nicht auf, dass die Bremsen fehlten. Der Rennwagen wurde wegen seiner enormen Geschwindigkeit bejubelt. Aber als dann doch mal etwas ungeplantes (Gegentor und aufmuckende Gegner) kam, da merkte man, dass man gar keine Bremsen hatte. Und plötzlich wurde das dann kritisiert.


    Mit anderen Worten: Wenn man solche Leute wie Boateng oder Badstuber in die Abwehr stellt, ist man Gedeih oder Verderb darauf angewiesen, dass die Bälle gar nicht in Strafraumnähe kommen. Insbesondere dann, wenn mit Khedira der beste Defensiv-Mittelfeldmann fehlt und dieser dann durch den eher offensiv orientierten Kroos ersetzt wird.


    Mit Khedira fehle übrigens nicht nur ein Top-DM, sondern auch ein ganz wichtiger Führungsspieler. Es war doch kein einziger Spieler in der Lage, seine schwächelnden Mitspieler aufzurütteln, anzuspornen oder aus dieser Verunsicherung herauszuholen. Nicht Schweinsteiger, nicht Klose, nicht Neuer und schon gar nicht der Kapitän.


    Özil hat heute wieder eindrucksvoll bewiesen, was er ist: ein Schönwetterspieler. Teilweise genial zum Niederknien, teilweise apathisch mit unfassbarer Teilnahmslosigkeit. Özil wäre für mich eienr der ersten, den ich auf die Bank setzen würde. Trotz seiner Genialität. Dort würde er dann neben Boateng sitzen. Einfach um mal ein Zeichen zu setzen, dass ein paar tolle Kabinettstückchen nicht dazu berechtigen, nach 60 Minuten den Schongang einzulegen. Und eben auch als Zeichen dafür, dass auch für vermeintliche Superstars von Super-Vereinen wie Real Madrid das Leistungsprinzip gilt und sie sich nicht auf vermeintlichen Status ausruhen können.


    Insofern hoffe ich, dass nun ohne Tabus hinterfragt wird, was da schief gelaufen ist und man dann auf die Fragen die richtigen Antworten findet. Das sind dann die Fragen, ob Lahm Kapitän bleiben sollte, ob die Personalauswahl für die Verteidigerpositionen nach den richtigen Kriterien erfolgt ( vergleiche die spanischen Verteidiger von dem Auftreten und er Mentalität mit den deutschen, also z.B. Ramos und Puyol mit Badstuber und Lahm ) oder ob Schweinsteiger wirklich Leader-Fähigkeiten hat.

  • Trotzdem bleibe ich dabei, dass vieles auch von Geduld und Weiterarbeiten abhängt. So ein Hänger wie zuletzt kann auf lange Sicht sein Gutes haben. Der Kick gegen Holland im November wird jedenfalls interessant.


    Freundschaftsspiel...so was ist doch keine Standortbestimmung, selbst gegen einen "Hassgegner" wie die Niederlande. Der Gegner ist doch diesen Spielen egal. Da geht es um nichts.


    Das einzige was zählt, ist ein Spiel im Turnier (Vor-[Quali]- bzw. Endrunde). Alles andere ist Geldscheffeln für den Verband.

  • Mich nervt es nur noch wie nach dem Spiel reagiert wird. Ein Effenberg hätte den Komentator wegen der dämlichen Fragen erwürgt und Kahn den Pfosten abgebissen. Zumal Kahn auch Mertesacker wohl per Tombstone Piledriver wieder wachgerüttelt hätte nach seinem Bock.


    Die mädchenhafte Einstellung widert mich nurnoch an. Die Zeiten mit Charakterstarkem Holperfußball war mit 10x lieber als diese Balletveranstaltung mit Ball.

  • Das Hauptproblem der N11 liegt mMn in den Köpfen. In den Köpfen der Fans, der Medien, des Trainers sowie auch der Spieler. Egal wo man ist, egal was man hört, es wird immer von einer Spitzenmannschaft gesprochen, die wie selbstverständlich jeden Titel gewinnen kann. So war es vor der EM diesen Jahres, so ist es (jetzt schon) vor der WM 2014, so ist es auch bei der Quali, wo eher die Frage aufgestellt wurde, welche neuen Rekorde gebrochen werden können, anstatt dass man sachlich an das Ganze herangegangen ist.


    Alle Seiten sollten sich mMn mal Gedanken darüber machen, wo die N11 wirklich steht. Wir haben talentierte Spieler, die schönen Fußball spielen können, die gut im 1-1 sind und die auch streckenweise zaubern können, dass einem das Herz aufgeht. Aber genau DARAUF wird sich nur verlassen. Wenn der vielgelobte Offensivfussball erfolgreich ist und alles läuft, dann werden Siege gefeiert, Herzen gewonnen und die Medien überschütten sich mit Lob. Alle erdenklichen Superlative werden aus der Schublade geholt und alles ist rosarot.


    Doch die eigentliche Problematik wird dabei gerne übersehen. Wenn der Gegner nicht vor Ehrfurcht erstarrt, sondern dagegenhält, ob offensiv oder auch defensiv, dann entwickelt sich ganz schnell eine Dynamik, der die deutsche N11 nicht gewachsen ist. Das konnte man wunderbar sehen im Spiel gegen Italien, bei den Turnieren gegen Spanien oder auch gestern. Es kommt Hektik ins Spiel, der Gegner ist nicht mehr kontrollierbar und es nimmt (in den meisten Fällen) ein böses Ende. Es fehlen mMn wirklich die Charakter-Spieler. Abgesehen von Khedira, der sich wunderbar entwickelt hat in den letzten Jahren, gibt es wirklich keinen, der die Mannschaft aus der Lethargie reißen kann, wenn das Spiel zu kippen droht.


    Ibrahimovic hat es gestern super demonstriert. Auch wenn von ihm nicht viel zu sehen in der ersten Halbzeit, hat er die Mannschaft in der zweiten Halbzeit mitgerissen und auch angeführt. Da wurde plötzlich um jeden Ball gekämpft und es wurde tatsächlich noch das Ganze gedreht. Wenn ich dann sehe, wie unser Kapitän nach dem Spiel alles kommentiert, fasse ich mir nur noch an den Kopf. So teilnahmslos wie alles abläuft, kann ich auch gut nachvollziehen, dass die Mannschaft sich bei negativen Erlebnissen nicht mehr auflehnen kann. Man hat das Spiel aus der Hand gegeben, dass darf nicht passieren, das ist blöd und weiter gehts. So denken wahrscheinlich die allermeisten Spieler. Da ist dann eben keiner dabei, der auch mal vor der Kamera sagt, dass es scheiße gelaufen ist und sich darüber aufregt.


    Sollten die Spieler (und definitiv auch der Trainer) diese ganze "Egal, es geht weiter"-Mentalität nicht noch ablegen, wird es mMn definitiv nichts mit einem Titel in der nahen Zukunft. Ich hoffe, die N11 wird auch mal diese "Galligkeit", die ein gewisser Herr Sammer vor kurzem erst bei den Bayern vermisst hat TROTZ Erfolgs, finden und den Gegner von der 1-90 dominieren und besiegen wollen. Und nicht mitten im Spiel im Kopf abschalten und sich das gegnerische Spiel aufzwängen lassen.

  • Mit Khedira fehle übrigens nicht nur ein Top-DM, sondern auch ein ganz wichtiger Führungsspieler. Es war doch kein einziger Spieler in der Lage, seine schwächelnden Mitspieler aufzurütteln, anzuspornen oder aus dieser Verunsicherung herauszuholen. Nicht Schweinsteiger, nicht Klose, nicht Neuer und schon gar nicht der Kapitän.


    Exakt das ist der Punkt. Sowas hätte aber auch der viel geschätzte Bundestrainer schon mal wissen können und wenn dann Khedira dummerweise ausfällt, könnte man ja mal einen möglichen Ersatz (Kehl?) mitnehmen, der auch in der Lage ist, die Ärmel hochzukrempeln. Aber ein Trainer, der Lahm zum Kapitän der Nationalmannschaft macht, hält den vermutlich auch für einen Führungsspieler, weil er nach dem Spiel ja Rede und Antwort gestanden hat...
    JochenHeisig: Sorry, aber dass es passieren kann, hat man gestern gesehen, in meinen Augen darf sowas aber tatsächlich nicht passieren. 4:0 in 30 Minuten aus der Hand zu geben, darf Fußballern auf diesem Niveau nicht passieren. Das zieht hoffentlich Konsequenzen nach sich, sonst wird das nächste Turnier auch nicht anders ausgehen als die letzten Turniere seit 1996. Ohne Titel. Denn es war eine Sorte Spieler, die gestern gefehlt hat und die schon seit längerer Zeit fehlt. Eine, die auch in Situationen, die nicht geplant waren, die Ruhe behält. Da muss er dann mal auf eines seiner Wunderkinder der goldenen Generation verzichten und einen Stabilisator mit einbauen, oder Khedira soweit entwickeln, dass dieser das alleine stemmen kann...

  • Ich befürchte, dass es außer dem angetagten Kehl solche Spieler(typen) nicht mehr gibt. Und irgendwie hat man vergessen, diese Typen heranzuziehen. Stattdessen haben wir jetzt eine Unzahl von Zauberfüßen, die jedoch beim geringsten Gegenwind umfallen wie Fliegen nach einer Paral-Behandlung.

  • Das ist dann die Kerseite der Medaille, wenn Fußballspieler in quasi hermetisch abgeschotteten Schulen gezüchtet werden und ihnen ständig der Hintern gewischt wird.
    Woher sollen die denn Eier bekommen, wenn sie sich nirgends durchsetzen müssen?

  • Nach so einem Spiel, 1 min danach direkt ganz nüchtern das Spiel zu erklären... Nee, also ich hätte das nicht gekonnt und viele andere aus der Vergangenheit auch nicht.
    Aber der Lahm ist ja so lieb und klein. Der ist ganz wichtig.

  • Ich glaube dass unsere "Weltklasseleistung" in den ersten 45 Minuten (denn nach der Halbzeit schlug es sofort um) nur möglich war, weil die Schweden einen Grottenkick in HZ 1 abgeliefert haben. In der gestrigen Verfassung unserer Abwehr, stürmender Boateng, indisponierter Badstuber, ungewohnt schwacher Neuer, hätten uns die Schweden, so sie denn von Anfang an so gespielt hätten wie in HZ 2, auseinandergenommen! Man hat gesehen, wieviele Chancen sie noch ausgelassen haben (ja wir hatten auch noch Chancen).

  • Man hat es im Spiel auch an der Körpersprache gesehen. Nach den Toren wurden immer einfach nur die Köpfe hängen gelassen. In so einer Situation braucht man Spieler, welche die anderen mal so richtig anschnautzen und versuchen sie wieder wach zu rütteln.

  • Manche Beiträge hier sind echt witzig...


    Ich stelle mir da immer die typischen Rentner mit Bierbauch am Spielfeldrand in der 1. Kreisklasse Hannover-Land vor. Alles Experten!

  • Lahm sagte in der PK nach dem Spiel: "So ist der Sport. Man muss einfach daraus lernen, dass man auf internationalem Niveau nicht nachlassen darf. Man muss über 90 Minuten immer gegen den Ball gut arbeiten, jeden Ball, jeden Einwurf - alles ernst nehmen."


    Da frage ich mich: Hallo, wie neu ist denn diese Erkenntnis ?? Der tut ja so, als ob es des Schweden-Spiels bedurft hätte, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.


    Bei solchen Aussagen vom Kapitän (!!) tun sich Abgründe auf.


    Unfassbar.

  • Ja, Herr Lahm, das sollte man tun. Es gibt sogar Mannschaften, die spielen nach diesem Prinzip.


    Das Kapitänchen hat halt ein begrenztes Kontingent an Sprechblasen. Mehr kommt doch von ihm nicht.