HAZ: Hannover 96 muss zur neuen Saison kräftig sparen

  • Hannover 96 muss zur neuen Saison kräftig sparen


    Hannover. Die Zukunft von Hannover 96 liefert in diesen Tagen ein eher leidiges Diskussionsthema. Der Bundesligist vergrault mit seinen Leistungen die Fans und ist inzwischen zum schlechtesten Rückrundenteam geworden. Und auch mit Blick auf die neue Saison kommt zurzeit wenig Freude auf. Der Deutschen Fußball-Liga müssen bis kommenden Dienstag die Lizenzierungsunterlagen zur Spielzeit 2005/06 vorgelegt werden. Die damit verbundene Botschaft dürfte bei vielen Anhängern der „Roten” für weitere Ernüchterung sorgen: 96 steht für Spielerverpflichtungen noch weniger Geld zur Verfügung als 2004.


    Zwar ist der Etatansatz noch nicht endgültig, doch 96-Klubchef Martin Kind macht kein Geheimnis daraus, dass beim Profikader eingespart werden muss. Er spricht von einem „siebenstelligen Betrag”. Ein Grund sind Kinds Angaben zufolge die „Lasten der Vergangenheit, die uns noch zwei bis drei Jahre begleiten werden”. Dabei handelt es sich vor allem um Transferaufwendungen und Abfindungszahlungen nach dem Bundesligaaufstieg. Insgesamt sind für den 96-Etat erneut rund 32 Millionen Euro veranschlagt.


    Die Folgen könnte man auch so beschreiben: Die Perspektivplanungen der „Roten” werden zum Teil von der Vergangenheit durchkreuzt. Manager Ilja Kaenzig bekommt das zu spüren, wenn er Kontakt zu Spielern aufnimmt, die im Ruf stehen, 96 weiterhelfen zu können. „Mit unseren Mitteln ist es sehr schwer, jemand für Hannover zu begeistern”, sagt er. Zugleich spielt die Angst vor einem neuen Fehlgriff mit, wie der Manager einräumt. Denn davon gab es seit 2002 mehr als genug. Am Sonntag haben sich Kaenzig, Kind und Trainer Ewald Lienen über Transfers unterhalten. Bescheidenheit regiert: Die Schlüsselfrage lautet, einen Nachfolger für Julian de Guzman (er wechselt ablösefrei nach La Coruña) zu finden. Als ein Kandidat gilt der Rostocker Marcus Lantz; dass er keine Ablöse kostet, käme 96 sehr zupass.


    Für den Sturm hat der Klub mit Veljko Paunovic schon jemand im Vorgriff auf die neue Saison verpflichtet; Kaenzig spricht von einem „Toptransfer”, meint dies aber wohl vor allem mit Blick auf den vom Sommer an gut dotierten Vertrag des 27-Jährigen. Angesprochen auf die schwachen Leistungen von Paunovic sagte der Manager: „Der Trainer ist mit ihm zufrieden.”


    Ansonsten gilt die Regel, erst einmal den eigenen Kader zu durchforsten. So hat sich die Sportliche Leitung an Ricardo Sousa erinnert, der in der Winterpause an den niederländischen Erstligisten De Graafschap ausgeliehen wurde, aber noch bis 2007 bei 96 unter Vertrag steht. Sousa konnte sich bei Lienen nicht durchsetzen, es gab so manche Verstimmung, nun soll aber trotzdem ein zweiter Versuch folgen. Am Rande des Rostock-Spiels hat sich der 96-Trainer mit dem Portugiesen unterhalten, der die Rolle von Nebojsa Krupnikovic einnehmen soll; Kaenzig hofft darauf, „dass man sich zusammenrauft”. Ob Mohamadou Idrissou (ausgeliehen an SM Caen in Frankreich) wieder ein Thema wird bei 96, ist noch nicht entschieden – auch deshalb, weil der Kameruner auf Grund einer Knieoperation noch nicht gespielt hat.


    Aus dem aktuellen Kader stehen bei zwei Stürmern, die noch nicht einmal ein Jahr in Hannover sind, die Zeichen auf vorzeitigen Abschied. Leandro zieht es zurück in die Schweiz, und auch die Tage von Roman Wallner bei 96 sind gezählt. „Wenn es sportlich nicht passt, muss man sich trennen”, sagte Kaenzig. Man sei bereits dabei, eine Lösung zu finden.


    Mit einem hoffnungsvollen Spieler kann 96 indes nicht mehr planen: Tranquillo Barnetta. Bundesliga-Konkurrent Bayer Leverkusen, von dem der vor einem halben Jahr am Kreuzband operierte 19-Jährige bis 2006 ausgeliehen war, will den Mittelfeldspieler vorzeitig zurückholen. „Ich habe davon gehört”, sagte Kaenzig. Leverkusen macht von einer bis Ende März gültigen Vertragsoption Gebrauch. Einziger Vorteil für 96: Der Klub bekommt von Bayer 04 alle Aufwendungen für Barnetta erstattet. Ansonsten haben die „Roten” mal wieder ein Problem mehr – und ein Talent weniger.


    Norbert Fettback