• Ich habe bei Twitter Bilder aus Berchtesgaden gesehen, lange nicht so krass wie in NRW und RLP, dennoch verheerend.


    Die Bob- u. Rodelbahn am Königssee hat’s auch komplett zerlegt.

    Gut dass Ihr rausgekommen seid.

  • Das ist ja auch eine ganz interessante Aussage, die im Rahmen solcher Ereignisse oft fällt: "Wir kennen sowas gar nicht, das gabs hier noch nie".


    Was ja auch für die meisten Menschen stimmt, nur ist ein Menschenleben meist zu kurz um zwei solcher Ereignisse in einem Gebiet zu erleben.

    Das aktuelle Hochwasser im Ahrtal ist da ein gutes Beispiel, das gabs nämlich nicht "noch nie".


    Sondern schon mindestens zweimal:



    - 63 Tote

    - "129 Wohnhäuser,162 Scheunen oder Ställe, 18 Mühlen und 8 Schmieden als vollständig zerstört genannt. 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen oder Ställe, zwei Mühlen und eine Schmiede waren schwer beschädigt."


    und



    - "Über Neuenahr schrieb etwa der Hamburgische Correspondent vom 13. Juni 1910: „Um zehn Uhr hatte die Ahr vier Meter über Normalhöhe erreicht. Der reißende Strom führte Bäume, Balken, ein Hausdach und Kisten einher, die vom Bahnbau der Doppelgleisbahn in Altenahr herrührten.“

    - 53 Tote


    Was dabei auffällt ist, dass die Jahreszeit immer die gleiche war, dies liegt die Vermutung nah dass auch dieses Ereignis mit einer besonderen Wetterlage zusammenhängen kann, die auch für die Hochwässer an der Elbe 2002 und 2013 "verantwortlich" war -> Mittelmeertief - Vb Wetterlage.

    Auch die Maxima von 1910 sind enorm mit 4 Meter über Normalhöhe bei einer "normalen" Tiefe von rund 1 Meter.


    Das Interview von Martin Gudd (Geograf und Meteorologe) in einer SWR Sendung (ab Minute 4:49) dazu ist sehr spannend, unter anderem sagt er dass das Ahrtal dort, mit den tief eingeschnittenen Tälern, von solchen Extremereignissen geformt wurde und nicht vom gemächlich dahinplätschernden Bächen, es somit quasi eine Historie dazu gibt (siehe Beispiele oben). Und er stellt auch die Frage ob man nicht auch das Siedlungsverhalten in Frage stellen muss, also die gleichen Probleme die es in Ostdeutschland an der Elbe gab, mit Häuserbau an Orten an denen man niemals hätte bauen dürfen.


    Damit zeigt sich mMn dass nicht das Ereignis an sich ungewöhnlich ist, es hat sich ziemlich genau an die 100 Jahre Abstand gehalten, sondern die Amplitude der Maximalwerte es so katastrophal machen und diese Intensivierung der Niederschläge haben ihre Ursache in der Erwärmung der Atmosphäre aka. dem Klimawandel.

    Es zeigt sich aber auch wie schnell die Menschen über 3, 4 Generationen kollektive Erfahrungen vergessen und immer wieder die gleichen Fehler machen, bauen wo man nicht bauen sollte.


    Ich bin jedenfalls gespannt welche Lehren man daraus, auch in Sachen Katastrophenvorsorge, ziehen wird. Kann mir gut vorstellen dass dort bestimmte Siedlungen aufgegeben werden um dem Fluss Raum zu geben.

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  • Diese Frage werden wir beide eh wahrscheinlich nicht mehr beantworten können, hat aber auch nix mit dem zu tun was ich geschrieben habe.

  • Klar, kann passieren oder auch nicht. Man muss aber diese Ungewissheit diesbezüglich hinnehmen da dies einfach nicht vorrausgesagt werden kann, vor allem nicht auf so kleinräumigen Gebieten.

    Die Wahrscheinlichkeiten dafür werden zunehmen, ob diese Ereignisse dann eintreten wird man sehen.

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  • Ja eh, das ist ja unbestritten. Hat aber auch wiederrum nix mit dem zu tun was ich oben geschrieben habe. Die ganzen Berechnungen dazu werden jetzt sicher die Hydrologen beschäftigen, ich bin aber keiner.
    Bin "nur" im Klimabereich unterwegs.


    Mir ging es darum dass es anscheinend alle 100 Jahre diese Hochwässer katastrophale Auswirkungen haben und dass dies vielleicht damit zusammenhängen könnte dass über diesen Zeitraum die kollektive Erinnerung daran verblasst und man nachlässiger wird und alte Fehler wiederholt.

    Klar kann es sein, dass in den nächsten Jahrzehnten Hochwässer auftreten die "schlimmer" sind, durch das jetzige sind die Menschen aber darauf vorbereitet und man ist nicht mehr komplett unvorbereitet. Auch von den offiziellen Stellen her, was Bebauungspläne, Katastrophenpläne etc. angeht.


    Ich finde es super spannend darüber zu diskutieren andro96 , dazu braucht es aber ein bisschen mehr als dahingeschmissene Einzeiler bei denen man sich den Zusammenhang zusammenreimen muss. ;)

  • Wenn ich in die Aufzeichnungen gucke, die seit mehreren Jahrhunderten in meinem Heimatort gesammelt werden, dann stellt mensch fest, dass es alles, aber auch wirklich alles schon seit Hunderten von Jahren gibt.


    Dürreperioden, zu nasse Frühlinge, zu warme Winter, extremen Frost, Sintflutartige Regenfälle, ganz häufig (unter Ernte-Aspekten) das falsche Wetter zur falschen Zeit.


    Bevor ich hier wieder als Klimawandelleugner verunglimpft werde, ich stelle den überbordenden CO2 Ausstoß durch die Industrialisierung überhaupt nicht in Abrede, noch bezweifle ich, dass das Konsequenzen haben muss.

    Wieviel, wann, wo, das ist eben die Frage.

    • Offizieller Beitrag

    Es hätte wohl nicht so schlimm kommen müssen, wenn man auf die Vorwarnung entsprechend reagiert hätte. Der WDR hat in der Nacht lieber Musik vom Band gespielt und nicht die Bevölkerung über das Radio informiert.


    https://www.zdf.de/nachrichten…tastrophenschutz-100.html

    Ich teile die Kritik absolut. Aber ich habe mich schon als ich das das erste mal hörte gefragt, wer denn um Himmels Willen nachts WDR hört. (Ich meine jetzt hier nur das mit dem WDR, alles andere in dem Artikel kann ich besser nachvollziehen)

  • Aber ich habe mich schon als ich das das erste mal hörte gefragt, wer denn um Himmels Willen nachts WDR hört.

    Alte Leute ohne Handy oder Computer und vielleicht alle anderen die es eingeschaltet haben, weil Mobilfunk und Internet nicht mehr funktioniert haben. Und wenn es nur einige wenige sind, die sich darauf verlassen haben und gedacht haben, es ist nicht so schlimm, wenn der WDR nur Musik spielt. Jedes Leben zählt und es wird immer darauf hingewiesen, dass man in einem Katastrophenfall, das Radio einschalten soll.

  • Nach dem in den 90er Jahren die meisten Zivilschutzsirenen abgebaut wurden (weil der Russe ist kein Feind mehr) wurde versucht ein neues Warnsystem per Radio aufzubauen, ähnlich dem Verkehrsfunk. Konnte nur keiner Geld mit verdienen.

    Deswegen ist der normale Rundfunk der Wegr der Information für viele Bürger. Nicht jeder hat ein Smartphone und darauf auch NINA oder Katwarn installiert.

    Im Fernsehen läuft im Notfall regional ein Laufbalken mit den Infos, obs diesmal so war kann ich nicht beurteilen, bei uns war die letzten Tage Sonnenschein....

  • Aber wie viel Leute hätte sich evakuieren (lassen)? Die meisten hätten trotzdem den Ernst der Lage nicht gesehen eben weil "das so hier noch nie so schlimm" war.


    Ich find das alles genzwertig. Ein Bekannter von mir hat auch in absoluter Tallage ein Haus gekauft, Elementarversicherung Fehlanzeige. Wenn da jetzt was passiert ist er absolut der Typ der nur gegen die Politik und "die da oben" austeilen aber keinerlei Verantwortung bei sich sehen würde.

  • Also müssen wir in Zukunft nichts mehr machen, weil die sich ja eventuell eh nicht retten lassen wollen?


    Behördliche Evakuierungen sind verpflichtend, auch wenn nicht jeder möchte oder auch wirklich geht.