Und wieso kommt es dann immer wieder vor, dass Spieler bei einem Verein nicht klarkommen und nach einem Wechsel dann plötzlich aufblühen? Ich denke, dass auch eine sportliche Leitung bei einem Transfer Grenzen hat, was den Blick in die Zukunft angeht. Wie ich schon sagte, sie kann höchstens das Risiko minimieren. Genau dazu muss sie aber sehr professionelle Strukturen hineinbekommen, deren Aufbau mMn einige Jahre dauert. Denn Professionalität ist auch eine Frage der Erfahrung -- und außerdem von Manpower. Gerade im Scouting-Bereich, der ja nicht nur nach jungen Talenten, sondern auch nach erfahreneren Spielern Ausschau halten soll und mit seiner Tätigkeit wertvolle Informationen beisteuern kann, wenn es um Transfers geht.
Professionalisierung: Bei den Transfers sehe ich die Bilanz während der Amtszeit Kaenzigs zum einen eben nicht so schlecht. Bei den Abgängen hatte er z.T. keine Wahl (de Guzman), z.T. hat er das Beste rausgeholt (Merte), z.T. musste er Grenzen setzen (Krupi); bei den Zugängen waren durchaus Treffer dabei (Balitsch z.B., Huszti, Barnetta wäre einer geworden). Natürlich waren auch Rohrkrepierer dabei. Aber gerade für jüngere Spieler ist es ein besonderes Problem, wenn sie sich in einer Mannschaft integrieren müssen, in der es nicht so gut läuft. Haben erfahrene Spieler eigene Probleme, sind sie nicht mehr die Hilfe, die sie dabei eigentlich sein sollten. Darüber hinaus ist in der Tat auch die leise Abwicklung der Transfers ein Zeichen von Professionalität -- eine Kakophonie der Spekulationen ist jedenfall wenig hilfreich.
Ansonsten rede ich sehr ungern von Schuld, weil das eine gewisse Absicht oder zumindest grobe Fahrlässigkeit suggeriert, die ich nirgends erkennen kann. Sondern lieber von Verantwortung. Und die tragen meistens viele Leute und in den seltensten Fällen einer alleine.
Um auf das eigentliche Thema dieses Threads zurückzukommen, mich stört, dass Martin Kind hier scheinbar zu sehr in ökonomischen Schemata denkt und seinen Stil sehr vehement durchdrückt. Aber ich mache auch keinen Hehl daraus, dass ich mich irren könnte und hinter den Kulissen während seiner Abwesenheit tatsächlich nur Kraut und Rüben war.
Und ein stückweit herrscht ohnehin immer Kraut und Rüben, wenn bei einem Verein so viele Leute unqualifiziert ihren Senf dazugeben dürfen, die Zeitungen so sehr instrumentalisiert werden können und so viel Einfluss haben und außerdem so wenig Diskretion herrscht wie bei Hannover 96. Da hätte auch der beste Manager Probleme. Schon daran sieht man mMn, dass die Verantwortung an ziemlich vielen Stellen liegt.