ZitatAlles anzeigen"Der Fußball muss aufpassen,
dass er nicht beerdigt wird"
Fans und Fanforscher beklagen
schleichenden Stimmungstod in den Stadien
Der Zuschauerstrom in die neuen Fußball-Tempel ist ungebremst: Jedes Jahr stellt die Bundesliga neue Rekorde auf. In der vergangenen Spielzeit kamen mehr als elfeinhalb Millionen Besucher in die Stadien, in der Saison 2005/06 deutet sich bereits eine neue Bestmarke an. Doch damit steigt nicht zwangsläufig auch die Stimmung. Fußball wird mehr und mehr zum Event und die Weltmeisterschaft im eigenen Land könnte unter fehlender Atmosphäre leiden.
von Tobias Goldbrunner, 31.03.2006
Thomas Breitkopf kennt dieses Gefühl nur allzu gut - das "allergrößte" Gefühl: "In einer riesigen Gruppe zu stehen und 90 Minuten durch zu singen", erklärt der gebürtige Bremer. Mit neun Jahren schnupperte er erstmals Stadionatmosphäre, seit 33 Jahren begleitet Breitkopf seinen SV Werder bei jedem Heim- und Auswärtsspiel. 2005 kürte der Verein ihn zum "Fan des Jahres". Wer über so eine lange Zeit die Bundesliga hautnah miterlebt hat, weiß aber auch: "Die Stimmung in deutschen Stadien ist schlechter geworden."
Schuld hat der Sitz
Die Gründe dafür benennt auch Fanforscher und -psychologe Gunther A. Pilz: "Fußball ist mehr und mehr zum Event verkommen, das nur noch durch ein 90-minütiges Spiel unterbrochen wird", schildert er. Die Arenen seien voll, weil der Sport mit dem runden Leder modern ist und die neuen Stadien mit allem Komfort ausgestattet seien. "Doch das Gesicht der Atmosphäre ist ein ganz anderes geworden", meint Pilz.
Der Schuldige daran sei - der Sitz. "Mit den Stehplätzen verschwindet auch die einzigartige Akustik aus den Stadien", weiß Pilz. Das sieht auch Werder-Fan Breitkopf so: "Früher konntest du hoch und runter hüpfen, jetzt sind die Zuschauer ans Sitzen gebunden."
Emotionen rauslassen
Dabei war es gerade das, was die Motivation des Fans einst ausmachte: sich wild gestikulierend an einem Spiel erfreuen, das einfach und spannend zugleich ist. Emotionen auf eine Art und Weise rauslassen, die in der Gesellschaft ansonsten nicht erlaubt sind. "Und sich bei einem Sieg Selbstbewusstsein holen, das man sonst im Leben nicht bekommt", erläutert Pilz. Dem Event-Fan ist das fremd. "VIP-Logen und dergleichen sind durchaus legitim, doch sie dürfen die wahre Fankultur nicht herausdrängen", warnt Pilz daher.
Eine leichte Entfremdung stellt auch Holger Sitter, Herausgeber eines Dortmunder Fan-Magazins fest. "Die Kommerzialisierung wird unter den ursprünglichen Anhängern nicht so gerne gesehen." Hardcore-Fans gebe es nur noch zu einem kleinen Prozentsatz. "Was nicht heißen soll, dass die Anhänger nicht mehr 100-prozentig hinter ihrem Verein stehen. Egal, ob es gut oder schlecht um diesen steht", betont Sitter.
Die BVB-Südkurve stehe zum Glück unter Denkmalschutz. Sitter weiter: "Und wer als gegnerischer Spieler einmal vor dieser erdrückenden Menschenwand auflaufen musste, der weiß, wie sehr das einen einschüchtern kann."
Ist der 12. Mann noch mächtig genug?
Schließlich besagen viele Studien ja auch, dass das Fanverhalten großen Einfluss auf ein Spiel haben kann. Demnach werden weitaus weniger Fouls gegen die Heimmannschaft verhängt, je lauter die Kulisse agiert. Auch die Nachspielzeit gestaltet sich kürzer, wenn das Heimteam führt. Versuche besagen sogar, dass Heimmannschaften weniger verweigerte "gerechte" und dafür mehr gegebene "ungerechte" Elfmeter zu verzeichnen haben.
Ist der 12. Mann also noch mächtig genug? "Deine Fans können dir über schwere Situationen im Spiel hinweghelfen, dich nach einem Gegentreffer wieder aufbauen oder dir Mut für den nächsten Zweikampf machen", befindet Michael Thurk, der mit Mainz 05 in einem der kleinsten, aber dafür auch geräuschvollsten Stadien der Liga spielt.
»In manchen Stadien kannst du dir die Kehle rausbrüllen und ein paar Meter weiter hört der Spieler das noch nicht einmal«
Hoffen auf die Ultras
"Nach vorne peitschen kann man das Team aber längst nicht mehr", glaubt Breitkopf. "In manchen Stadien kannst du dir die Kehle rausbrüllen und ein paar Meter weiter hört der Spieler das noch nicht einmal." Selbst Fangesänge seien nicht mehr das, was sie einmal waren. "Die beschränken sich auf einige Wörter, und gegen die Briten ist das in Deutschland erst recht monoton und mau", berichtet Pilz.
Hoffnung liege seiner Meinung nach einzig in den Ultras, die für die Existenz der Fankultur kämpfen - so lange sie auf Gewalt verzichten. Für Unmut sorgen schließlich zahlreiche Einschränkungen: Plakate und Fahnen sind größtenteils limitiert oder gar gänzlich aus den Stadien verbannt worden. "Der Fußball muss aufpassen, dass er nicht beerdigt wird", befürchtet Pilz.
"You'll never walk alone"
Dabei sprechen sich selbst die Schiedsrichter für "ordentlich Stimmung" aus, wie DFB-Referee Lutz Wagner erklärt. Auch Songs wie "Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht" gehörten dazu, die Atmosphäre dürfe nur nicht einen Spieler negativ anstecken. "Wenn der dadurch aus dem Ruder läuft, wird es gefährlich", weiß Wagner.
"You'll never walk alone", schallt es stets von den Rängen. "Dabei läuft der Fußball Gefahr, bald alleine zu sein", behauptet Pilz. Die große (räumliche) Distanz die mittlerweile zwischen Anhängern und Profis herrsche, spiegele sich sogar in einer typischen Fußball-Aktion wieder: der Welle.
"Daran sieht man, dass sich die Fans oft mehr mit sich selbst beschäftigen, als mit dem Spiel", so Pilz. Immerhin hätten die Spieler gelernt, sich nach dem Match bei ihren Anhängern zu bedanken. Und das ist es, was das wahre Fandasein schließlich ausmacht: "Sich ein Leben lang mit einer Region, einer Stadt identifizieren."
Nein zum Modernen Fußball!!!!
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http://www.guerrieriultras.it/imm/TesseraFront.gif
NEIN!
...zum modernen fußball (jeglicher art) -
http://www.filmfanzine.com/data/images/conan arnold schwartzneggerOrig.jpg
NEIN!
...zum modernen Fünfkampf (jeglicher art) -
peter hobday ?
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Nein, Heinz-Joachim Goll.
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Manni Breuckmann auf den “Marler Tagen zur Medienkultur”: beim WDR gibt es eine offizielle Sprachregelung wonach bei Berichterstattung nach Möglichkeit auf die Sponsorennamen der Fußballstadien verzichtet wird, also statt “Signal Iduna Park” z.B. “das Dortmunder Stadion”.
Und in der Netzeitung ist heute ein Artikel über easyCredit-Stadion, Red Bull Salzburg, FC Dialog Investmentberatung Schwanenstadt und all die anderen Namen der modernen Fussballwelt:
ZitatDass immer mehr Stadien Namen tragen, die keiner mag, ist ärgerlich genug. Aber richtig schlimm wird es, wenn der Vereinsname vom Sponsor diktiert wird. Ein Blick nach Österreich zeigt Schreckliches...
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http://www.channel4.com/sport/football_italia/apr20e.html
kann mal bitte einer bei nike abschliessen und den schlüssel wegschmeissen.
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Eigentlich ein Artikel über Bayern, dann aber doch über den Zustand des internationalen Fußballs auf Spiegel Online:
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Scholl ist ein kluger Mann und weiß, was von diesem zwanzigsten Titel der Bayern zu halten ist. Die Mannschaft ist ein Farbtupfer im grauen deutschen Mittelmaß. Sie dominieren die Liga, weil die anderen Teams letztlich keine wirkliche Gefahr darstellen. Der Meisterschaftszweikampf mit dem Hamburger SV wurde vor allem in der Hansestadt mehr herbeigebetet, als dass er real existent war. Die Bayern haben einen fulminanten Saisonstart hingelegt, mussten dabei nie glänzen, haben dann den Vorsprung verwaltet - und von ihm gezehrt, als die schlechten Spiele nicht einmal mehr mit Siegen versüßt wurden.So sieht es aus im deutschen Fußball, wenigstens strukturell unterscheidet er sich aber nicht mehr vor den anderen großen Ligen Europas. Fast überall gibt es einen Souverän, dahinter pickt der Rest um die Körner: In Frankreich ist das Lyon, in England Chelsea, in Spanien Barcelona, in Italien ist Juventus Turin der nationalen Konkurrenz meilenweit voraus. Erstaunlicherweise ist es dann nur noch Barcelona, das wiederum in der Champions Leauge auftrumpt.
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Kleine Brötchen am Tag des Titelgewinns? Soweit ist es mit dem deutschen Fußball gekommen. Streng genommen ist er zu einer europäischen Regionalmeisterschaft verkommen: Biederes Ballspiel, immer dieselben Trainer, die innerhalb einer Saison durch die Clubs tingeln, kaum international maßgebliche Spieler. Kein Wunder, dass hier ein FC Bayern alles überragt. Richtig wohl scheinen sie sich mit ihrer Alleinstellung aber auch nicht mehr zu fühlen. Dass es aber in absehbarer Zeit zu mehr nicht reichen wird, haben sie auch gemerkt. Ein melancholischer Meister.Quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,414875,00.html
So weit die Zustandsbeschreibung auf SPON. Aber welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
a) Der europäische Fußball internationalisiert sich weiter. Eine europäische Liga der dominierenden Vereine wird zwingend kommen, da auf nationaler Ebene die Langeweile im Meisterschaftskampf auf Zuschauerzahlen und Einschaltquoten drücken wird bzw. dies in manchen Ländern schon längst tut. Die CL wird zur Geldmaschine als Medienevent in Sachen Fußball schlechthin.
b) Die nationalen Ligen werden marginalisiert, sie werden degradiert zu Scheinmeisterschaften, da ja die stärksten Mannschaften jeweils in der CL spielen, die zudem die besten Spieler der Ligen durch Fantasiegehälter schnell abziehen kann.
Und jetzt die Frage: Welche Auswirkungen wird diese Entwicklung auf die nationalen Ligen haben? Keine, d.h. die Fans ignorieren einfach die CL? Oder massive, d.h. keiner nimmt die nationalen Ligen mehr ernst, weil die "Königsklasse" alles dominiert?
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Leipziger Freitagsdemo
Von Martin Große, Leipzig
Die einen spalteten sich von einem Traditionsclub ab, weil sie den Investor verachten. Die anderen gründeten ihren berühmten ostdeutschen Verein neu. Morgen Abend ist der FC United of Manchester beim 1. FC Lok Leipzig zu Gast. Es ist auch die Geschichte zweier Männer, die einen Traum hatten.
Wie es genau dazu gekommen ist, weiß Matthias Löffler, 23, heute nicht mehr. Der Student der Politikwissenschaften legte vor fast genau einem Jahr in einem irischen Pub in Leipzigs Schickeriameile, der Gottschedstraße, als Disc-Jockey auf. Ein Guinness zum Schluss sollte es sein, doch an der Bar saß dieser merkwürdige Engländer. Auch John Marley, 32, wollte eigentlich nur noch ein Bier trinken, ihm gefiel aber die Musik des DJs und so kam man ins Gespräch. Klischeebemühte könnten nun vermuten, dass zwei Männer nachts in einer Kneipe nur über eines sprechen können - Fußball. Und sie hätten Recht.
LOK GEGEN MANCHESTER: TRADITION TRIFFT SPALTER
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Der Engländer und der Deutsche sind Fußballfans und beide kannten an diesem Abend eine traurige Geschichte. Marley erzählte eine von der bösen Heuschrecke Malcolm Glazer, die Manchester United aufkaufte, aus Geldgier die Eintrittspreise erhöhte und mit Merchandising die Fankultur erschlug. Löffler sang das Lied von unfähigen Managern, Trainern und dem Niedergang des VfB Leipzig. Einen Kneipenwechsel und einige letzte Biere später stimmten sie das Ende vom Lied der jeweiligen Geschichte gemeinsam an. Dabei ging es um Fans, die ihren Verein wiedergründen oder gründen und eine Mannschaft aufstellen wollen.
Morgen Abend, an einem symbolträchtigen Datum, treffen in Leipzig Löfflers und Marleys Clubs aufeinander. Zwei Vereine, die ihre Geschichte neu geschrieben haben.
64 Spiele ungeschlagen
Der eine ist der 1. FC Lok Leipzig. So heißt der Nachfolgeverein, der von den Fans gegründet wurde, nachdem der VfB Leipzig 2004 Insolvenz hatte anmelden müssen. 1. FC Lok Leipzig, wie damals 1974, als dieser im Uefa-Pokal der Schrecken der englischen Vereine war. Auf dem Weg ins Halbfinale schaltete der Club unter anderem Ipswich Town und die Wolverhampton Wanderers aus. Der Start in der elften Liga war ein Volksfest, seit 64 Spielen ist der Club ungeschlagen und spielt inzwischen in Liga 6. Im Schnitt besuchen 1800 Zuschauer die Spiele. Der Rekord liegt bei 12.421 Besuchern für ein Spiel in der 3. Kreisklasse (gegen Eintracht Großdeuben) - der untersten möglichen Liga in Deutschland.
Jenseits des Ärmelkanals krempelten die englischen Fans selbige hoch, nachdem am 12. Mai 2005 feststand, dass der neue Besitzer von Manchester United Börsenspekulant Malcolm Glazer ist. Im Juni wurde der FC United of Manchester gegründet, über eine Zeitungsannonce Spieler gesucht und dann bei einem Casting aus über 2000 Bewerbern 18 Spieler herausgefiltert. Der Start auf der Insel in Liga 10 konnte in Angriff genommen werden. Knapp 3000 Besucher hat der Verein durchschnittlich bei seinen Spielen im Gigg Lane Stadion von Manchester, das von einem Viertligisten extra angemietet wurde. Der Aufstieg steht seit April fest.
Im Gegensatz zu vielen alkoholgeschwängerten Freundschaftsbekundungen hielten John Marley und Matthias Löffler Kontakt, denn sie hatten ihren gemeinsamen Traum - ein Freundschaftsspiel zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und FC United of Manchester. E-Mails wurden getippt, Briefe geschrieben und der Gedanke an das Freundschaftsspiel geäußert. Im Februar schließlich klingelte das Löfflers Handy und Uniteds Vereinsvize Luc Zentar bekundete sein Interesse an einem Spiel. Am 18. März reiste der deutsche Student nach Manchester. Im Gepäck hatte er "Leipziger Lerchen" (Gebäck), zwei Flaschen Bier, ein Glas Leberwurst und einige Vereinsdevotionalien seines Lieblingsclubs. Ein netter "Kraut", fanden die Engländer, was auch an dessen Trinkfestigkeit lag, die Mannschaft und Chefetage selbstverständlich testete.
Das letzte Bier im Pub
Eine Woche später stieg Luc Zentar ins Flugzeug, um sich Leipzig und den 1. FC Lok anzuschauen. Spätestens dann war klar, dass die Idee zweier trinkfester Fußballfans Wirklichkeit werden würde. Der gewählte Tag für das Freundschaftsspiel kann symbolträchtiger kaum sein. Am 12. Mai 2005 kaufte Malcolm Glazer Manchester United, ein Jahr später hat der FC United of Manchester sein erstes Auswärtsspiel in Deutschland.
Und der Andrang aus England ist groß, erwartet werden zum Anpfiff um 20 Uhr im Bruno-Plache-Stadion bis zu 1000 Fans von der Insel. Wieviele Engländer sich hinter den bisher in Leipzig verkauften 4000 Karten verbergen, kann keiner abschätzen. Auch Matthias Löffler nicht, dessen Handy in diesen Tage nicht aufhört zu klingeln. Löffler organisiert noch die Aftershowparty, ein Fanzine, eine Liveübertragung über das Internet - und das alles neben dem Studium. Auch ist er am nächsten Tag dabei, wenn die Fans auf dem Rasen freundschaftlich gegeneinander antreten. Wirklich vorbei ist es für ihn, "wenn ich mit John wieder ein letztes Bier im Pub trinken gehen kann".
Für John Marley hat sich das Engagement auch beruflich gelohnt, denn er ist jetzt der Pressemann für Manchester. Das Rückspiel findet im September auf der Insel statt. Zum Spiel in Leipzig hat sich übrigens auch eine Gesandtschaft von Fans des SV Austria Salzburg angemeldet. Der Uefa-Cup-Finalist von 1994 wurde dieses Jahr von Red Bull aufgekauft.
Quelle: [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,415700,00.html]Spiegel Online[/URL]
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Passender Bericht dazu: http://media.putfile.com/FC-United-on-ARTE
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Zitat
Original von EDVM96
Quelle: [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,415700,00.html]Spiegel Online[/URL]
Muss n bisschen klugscheiß**..
Die 3te ist nicht die unterste sondern es gibt auch noch ne 4. Kreisklasse...
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Ist das nicht von Region zu Region unterschiedlich?
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Zitat
Original von Jan_96
Ist das nicht von Region zu Region unterschiedlich?Da steht aber deutschlandweit...schlichtweg falsch...
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Gut, aber es war wohl gemeint, weiter runter konnte Lok nicht kommen.
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Zitat
Original von Jan_96
Gut, aber es war wohl gemeint, weiter runter konnte Lok nicht kommen.Damit geb ich mich zufrieden..
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Schoene Sache, so ein Spiel. Auch der Bericht auf arte ist klasse. Eigentglich muessten alle Fans, die die Schnauze voll vom Kommerzfussball haben, konsequenterweise ihren eigenen Verein gruenden.
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Zitat
"Es entsteht eher der Eindruck, als wenn bestimmte Kräfte hier in Salzburg ein Versuchsfeld aufgebaut haben, um zu probieren, was denn alles mit Kunden beim Fußball machbar ist. Vielleicht seht ihr demnächst das ein oder andere Highlight des Erlebnisses Fußball bei Euch in der Bundesliga. Die letzte Meisterschaftsfeier in der Allianz Arena geht durchaus schon in diese Richtung."
http://www.edff.net/de/index.php?p=interview
ZitatStadion ohne Herz
(Sascha) Ob die Münchener Arena nun ein optisches Highlight ist oder einfach nur einem gigantischen Toilettensitz ähnelt, darüber lässt sich trefflich streiten. Auf jeden Fall ist es anders und auf seine eigene Art ein imposanter Anblick. Das war es dann aber auch schon mit bajuwarischem Popanz. Hat man das Stadion einmal betreten, stellt sich sehr schnell Ernüchterung ein.Schon beim scheinbar endlosen Aufstieg in den Oberrang wirkt das Stadion eiskalt. Nackter Beton, grau in grau, abweisend wie alter ostdeutscher Plattenbau. Ein perfekter Vorgeschmack auf das, was den Besucher erst im Innenraum erwartet. Wo normalerweise das Herz eines Vereins schlägt, sitzt
anscheinend ein kleines, hämisch grinsendes Männchen mit Uniabschluss im Fach Marketing und arbeitet verbissen daran, neue Werbemöglichkeiten zu erschließen und dem zahlenden Kunden einzureden, dass es furchtbar toll sei zu konsumieren und Emotionen im Stadion nichts zu suchen haben. Dieses kleine Männchen hat Deutschlands Vorzeigeclub zu einem Fußballzombie gemacht. Von innen tot, aber in Bewegung gehalten durch Sponsorenverträge.Nachdem sich unsere Reisetruppe durch nicht näher zu erwähnende Umstände ziemlich schnell in kleine Grüppchen aufgelöst hatte und uns der Anblick zahlloser Gemüsestände, Klamottenläden und Leberkäsbuden in der Münchener Innenstadt auch nicht sonderlich erwärmen konnte, beschlossen wir zu dritt schon recht früh die Reise in die Pampa anzutreten. Schon der Weg vom Bahnhof zum Stadion lässt Schlimmes befürchten. Große, in magenta gehaltene, Werbetafeln mit der abgebildeten Meisterschale und dem DFB-Pokal laden den Stadionbesucher zum heiteren Fotoshooting ein und die Gelegenheit wird eifrig genutzt. Erinnerungsfotos made by T-Com – oh, wie ist das schön. Schon bei meinem letztjährigen Besuch im Olympiastadion war ich erstaunt und erschüttert, wie bereitwillig man sich zum Deppen findiger Werbetexter machen lässt. Aber das kleine Männchen hat die Gelegenheit des Stadionneubaus dazu genutzt, die Schraube noch weiter zu drehen und das zahlende Volk noch penetranter mit Werbung zu bombardieren. Apropos penetrant. Auch einige Mainzer Fans konnte man vor dem Stadion sichten. Dieses putzige Partyvölkchen scheint sich endlich ans Ziel der Träume hochgeschleimt zu haben und wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich ein wenig im Glanze ihrer bayrischen Rekordmeisterfreunde zu sonnen.
Aber nun weiter im Text. Wie bereits erwähnt, waren wir früh auf dem Weg und dementsprechend schon eine Spiellänge vor dem Anpfiff auf unseren Plätzen. Dort fühlt man sich gleich wie auf der heimischen Couch. Nicht weil es so bequem ist, sondern weil der große Monitor direkt in Sichtlinie ist und man sofort das Gefühl bekommt, man hätte aus Versehen das DSF eingeschaltet. Werbespot an Werbespot. Mindestens vier Mal wird dem Besucher mitgeteilt, dass es bei der Hypovereinsbank jetzt fünf Prozent Meisterbonus gibt, den er sich doch bitte noch schnellstens sichern solle. Dazwischen präsentiert einer der größten deutschen Arbeitsplatzvernichter eindrucksvoll, warum man gezwungen ist, Kosten einzusparen. Irgendwie muss man ja diese nervtötende Präsenz im Bayernland finanzieren. Und präsent ist man. Zum kleinen, lustigen Gewinnspiel werden zwei Seppels vor dem Telekom-T platziert und man lässt sie munter ihr Fußballwissen zur Schau stellen. Dass die beiden wissen, dass sie für einen lächerlichen Gewinn gerade den idealen Hintergrund für diese Werbeveranstaltung gespielt haben, darf bezweifelt werden. So geht es dann im ständigen Wechsel zwischen Leinwand und Stadionsprecher (egal, von welchem Baum er geklettert ist, man möge ihn bitte wieder zurück jagen). Sponsor auf Sponsor darf sich präsentieren. Zeit für Gesänge? Fehlanzeige, das bringt schließlich kein Geld in die Kassen.
Und was macht der Ottonormalfan, in rot und weiß gewandet? Er sitzt brav und still im Stadion und lässt die Dauerberieselung über sich ergehen. Das Wort Fangesang scheint im Münchener Sprachgebrauch nicht vorzukommen. Erschreckend wie satt und gelangweilt ein Publikum sein kann. Man war Meister, bekam die Schale überreicht, perfekte Bedingungen für eine Party. Man hätte ohne Druck 90 Minuten lang sich selbst und die Mannschaft feiern, das Repertoire an Schlachtgesängen präsentieren und einfach eine geile Zeit im Stadion haben können. Stattdessen nutzt man die spärlichen Energiereserven, um den abwandernden Michael Ballack auszupfeifen. Ansonsten pflichtschuldiger Jubel bei den drei Toren, höflicher Applaus beim Überreichen der Schale – man hat schon stimmungsvollere Beerdigungen erlebt. Einmal wurden sie aber richtig aktiv. In der Halbzeitpause rief die T-Com auf zur Spenden-Laola. Angefeuert von Michael Mittermaier, schwappte die Laola zehn Mal durchs weite Rund. Komischerweise genau die zehn Mal, die von Anfang an als Ziel vorgegeben wurden. Eine elfte Welle wurde dann flugs unterbrochen, da zufälligerweise genau zu diesem Zeitpunkt die Mannschaften wieder aufs Feld kommen sollten.
Der Werbetat war ausgeschöpft, den Marionetten wurde oft genug eingetrichtert, dass der Sponsor der Welt nur Gutes tun will und dann war Schluss mit der Großzügigkeit. Ich weiß nicht, wer mir mehr Leid tut. Das Häuflein aufrechter Bayernfans, die hilflos all dem Elend gegenüberstehen, oder der ganze Rest, der gar nicht versteht, was ihnen da genommen wurde, bzw. was sie leichtfertig hergeschenkt haben. Dabei ist doch offenkundig, dass es in dieser Arena längst nicht mehr um Fußball geht. "Let me entertain you" plärrt es nach jedem Tor aus den Stadionboxen. Im Anbetracht der bayrischen Lethargie wirkt Robbie Williams Stimme beinahe flehend, da selbst Englands Chefentertainer es nicht schafft, dass die Laufkundschaft mal ihren Arsch hoch bekommt. Es ist so offensichtlich, aber nur die allerwenigsten scheinen zu verstehen, was mit diesem Verein passiert ist. Entertainment und Werbebombardement, statt Fußball und Leidenschaft - das traurige Ende einer bayrischen Erfolgsstory.
Wer jetzt aber denkt, nach dem Verlassen des Stadions sei man dem Werberummel entflohen, der irrt. Außerhalb des Geländes hat das fiese Männchen Lautsprecher installiert, die dem Besucher den Rückweg mit flotten Werbebotschaften versüßen. Spätestens jetzt kämpft man gegen einen Schreikrampf an und hält verzweifelt nach einem Gegenstand Ausschau, mit dem man die scheppernde Werbestimme zum Verstummen bringen kann. Stumm sind auch weiterhin die Bayernfans. Gemächlich trottet man Richtung Bus oder Bahn. Keine Spur von Ausgelassenheit, Feierlaune oder einfach nur Freude über die Meisterschaft. Business as usual. Wenn das der Preis für etliche Meisterschalen ist, wünsche ich uns von ganzem Herzen, dass wir von Titeln verschont bleiben.
So mancher wird jetzt sagen, dass wir zuhause genug eigene Probleme mit der Stimmung haben und nicht mit dem Finger auf die Bayern zeigen sollten. Aber wenn ich diese ausgelassene Freude über einen bedeutungslosen Punkt, über eine Aufholjagd und eine Mannschaft, die einfach jeden Zweikampf annimmt und ihr Bestes gibt, sehe, die lauten Gesänge und Jubelschreie höre, dann weiß ich, dass in unserem Verein noch ein Herz schlägt. Es mag in letzter Zeit oftmals nicht mehr die Kraft haben, auch jede Ader im heimischen Westfalenstadion mit Leben zu erfüllen, aber es ist da. Es schlägt und erfüllt den Verein mit Leben. Und es ist gleichzeitig eine Verpflichtung dafür zu sorgen, dass unsere Borussia niemals zu einer leblosen Hülle, voll gestopft mit Werbemüll, verkommt.
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So is das mit dem modernen Fußall.
Ballack wurde ausgepfiffen? Wie erbärmlich sind die Bayern-Beobachter eigentlich? Ekelhafter Verein. Obwohl diese Werbedauerberieselung muss man in Hannover ja auch ertragen und wenn wir die Sponsoren der Bayern hätten, noch mehr. Es geht aber nicht wirklich um Fußball oder?
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unsere freunde von red bull versuchen jetzt richtig was zu reissen und ham loddar als trainer und trapp als sportdirektor geholt, na viel spass.
und marketing oder outfitmäßig dachte ich, das werder mit orange der höhepunkt is, und nun präsentiert hertha dieses neue trikot. hoffentlich machen die fans da ordentliche proteste.
bis zu österreichischen verhältnissen ist wohl leider wirklich kein allzu langer weg mehr
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Ähm, hat Trappatoni das Engagement bei Salzburg nicht vorerst dementiert und wurde das Hertha-Trikot hier nicht reihenweise für sein traditionelles Design gelobt ?
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