Studentenverbindungen / Burschenschaften

  • Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Verbindungen. Die auch verschiedene Schwerpunkte haben.


    Gemein ist allen Verbindungen ein gewisses Brauchtum, wie Kneipen:
    Abende an denen in einem grossen Raum zusammen gesessen, geredet, getrunken und gesungen wird. Meist gibt es auch kleine Vorführungen, Vorträge usw. Diese Abende sind strukturiert und werden von Verbindungsmitgliedern mit bestimmten Ämtern geleitet. Oft sind auch "Alte Herren" dabei (Verbindungsmitglieder, die ihr Studium abgeschlossen haben).


    Zu diesem Brauchtum gehört auch das Pauken (ein nach strikten Regeln ausgeführter Kampf mit Hiebwaffen). Wobei dies von vielen Verbindungen nicht mehr gepflegt wird. In Turnerschaften z.B. wird nicht gepaukt bzw. wird es den Mitgliedern freigestellt es zu tun, dann aber bei anderen Verbindungen, wenn diese das anbieten. Deshalb gibt es eben auch den Begriff der Schlagenden bzw. der Nichtschlagenden Verbindung.


    Was die Zugangsmöglichkeiten zu Verbindungen angeht, so sind sie dort sehr verschieden. Aus der Tradition bedingt, daß Frauen erst sehr spät der Zugang zu Universitäten ermöglicht wurde, sind einige Verbindungen immer noch reine Männerclubs. Es gibt aber wie schon vorher gesagt wurde Verbindungen, die Frauen aufnehmen bzw. dies nicht ausschließen per Satzung. Das Selbe gilt für Anhänger verschiedener Religionen oder Staatsangehörigkeit. Ich kenne selbst Verbindungen, die Moslems, Juden oder andere als Mitglieder in ihrer Verbindung haben.
    Es gibt aber auch immer noch Verbindungen, die nur Adlige aufnehmen oder konfessionell ausgerichtet sind.


    Um mal mit einem Irrglauben aufzuräumen, daß nämlich Verbindungen schon immer dem Rechtsradikalismus zuzurechnen waren, sei erwähnt, daß unter den Nazis Verbindungen verboten wurden. In der Zeit enstanden auch, die bei den meisten Verbindungen gebräuchlichen "Verbindungsschlüssel". Das sind Zeichen, die z.B. den Anfangsbuchstaben der Verbindung und die Art der selbigen als verschlungenes Bild darstellt. Dies wurde genutzt, um trotz des Verbots seine Zughörigkeit zu einer Verbindung zu zeigen.


    Die Vorurteile gegenüber Verbindungen haben vielfältige Gründe. Ihnen gemein ist wohl das die Leute denken, dort werden Netzwerke geknüpft und durch Zugangsbeschränkung Andere von diesen Netzwerken ausgeschlossen.
    Ja, genau aus dem Grund der Knüpfung von Bekanntschaften geht man in eine Verbindung. Das diese aber meist einfache Freundschaften sind und nich zu aller erst auf Kariere und Vorteilnahme aus sind wird nicht beachtet.
    Der Unterschied zwischen Verbindungen und Vereinen ist in der Einschränkung der Zugangsmöglichkeit (die sehr verschieden ausgeprägt bzw. gar nicht mehr vorhanden ist) und dem Brauchtum zu finden, wenn überhaupt.


    Auswüchse gibt es in jedem Bereich der Gesellschaft, so auch bei Verbindungen. Dann aber alle über einen Kamm zu scheren und dabei selbst kaum Erfahrungen mit diesen zu haben ist mal wieder ein guter Beweis für die Vorurteile gegenüber Dingen von denen man kaum etwas weiß.


    mfG Belgarath

  • Dem Beitrag von Belgarath schliesse ich mich komplett an; wenn man einiges hier liest von Konsorten wie milo, wales exil, kann man als Insider nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen - es gilt wie so oft im Leben auch hier: wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.

    Einmal editiert, zuletzt von RenHoek96 ()

  • ich zum glück keine. aber ein kumpel von mir schon eine. und bekannte von mir (keine freunde) sind drin und sind voll begeistert. wenn ich aber höre, was die da machen, dann wird mir übel. einer hat auf jeden fall ne schöne narbe im gesicht......... vom schwertkampf!

    Einmal editiert, zuletzt von milovanovic ()

  • Ich muss sagen, dass auch ich von den Burschenschaften ein eher negatives Bild habe, eben wegen der (oft sehr rechten) politischen Ausrichtung, die extrem orientierten ein Forum bietet. Mir war es nur wichtig herauszustellen, dass Verbindung nicht gleich Verbindung ist.

  • Der Post von Belgarath ist mir trotz der vorgeschobenen argumentativen Differenzierung zu einseitig. Die Vorurteile, die Verbindungen gegenüber bestehen, kommen mit Sicherheit nicht nur davon, dass nicht jeder dazu gehören kann. Die meisten Männer haben ja wohl auch keine großen Vorurteile gegebenüber Frauenkegelclubs. Ich denke, dass da mehr die Verfolgung von den seltsam anmutenden Ritualen, das stark ausgeprägte Netzwerkdenken und auch die exzessive Sauferei bedrohlicher wirkt. Auch sehr starker Konservativismus und die teilweise Öffnung nach rechtsaußen trägt wohl seinen Teil dazu bei. Einige Burschenschaften, Verbindungen, Corps und was auch immer tragen durch ihr öffentlich vorgetragenes Verhalten auch nicht wirklich zu allgmein positiveren Beurteilung bei.


    Anscheinend gilt auch bei diesem, wie bei fast allen Themen: Pauschalisierung wäre schön einfach, aber trifft wohl den Kern nicht.


    Mein Nick hat übrigens nichts mit Burschenschaft, Bush oder Kerry zu tun! Ist einfach nur von einer alten Filmrolle übernommen...

  • Würde aus diversen Gründen nicht in eine Burschenschaft eintreten.
    Den teilweise hier jedoch von Ahnungslosen (Milo, das erste Mal, dass ich sagen muss, dass Du mir mir auf den Sack mit Deiner Meinung gehst, ansonsten wars mir Wumpe...) vorgetragenen Aussagen, nicht gestützt durch nur ein einziges Argument, muss ich doch entgegentreten.


    Einige meiner Freunde/Bekannten sind Mitglieder in Verbindungen. Rechtsradikal oder auch nur rechtsgerichtet ist aber garantiert keiner! Das "schlimmste" was ich in einer Burschenschaft bisher gesehen habe, war eine schwarz-weiss-rote Fahne.
    Sicherlich bedenklich aufgrund der Nach-Kaiserreich-Verwendung, aber sicherlich nicht allein ein Grund, die gesamte Verbindung, bzw. alle Burschenschaften zu verdammen.


    Ach ja, wer saufen will soll saufen, wer einen Schmiss haben will soll fechten.
    Solange niemand dazu gezwungen wird interessiert es mich letztendlich nicht.

  • Sellten so einen vorveruteilenden und unobjektiven Bericht gelesen (aber typisch Spiegel). Ich habe keine Erfahrungen mit Burschenschaften aber alle über einen Kamm zu ziehen ist sicherlich falsch.

  • Zitat

    Original von ForzaRoma
    Welche persönlichen negativen Erfahrungen hast Du denn schon gemacht, welche Dich zu Deiner strikten Ablehnung führen?


    Vielleicht habe ICH zu wenig Erfahrungen gesammelt, um mir ein objektives Bild zu machen. Trotzdem sei erwähnt: Ich war bisher in vier verschiedenen Verbindungshäusern, meist auf Parties, wo man mich mitgenommen hat.


    Was alle gemein hatten:
    -bekloppte Lieder
    -kein "gepflegtes Besäufnis", sondern primitive Saufspielchen bis zum Gruppenkotzen
    -Kotzbecken im Keller (eine Erfindung, die ich übrigens keinem Ausländer jemals erklären wollen würde...)
    -Frauenfeindliche Sprüche (nein, damit meine ich keinen Blondinenwitz...)


    Was nicht alle gemein hatten, aber teils mehr teils weniger stark ausgeprägt vorzufinden war:
    -Bekloppte Bändchen und bekloppte Mützchen
    -Normalsterbliche wie Aussetzige ansprechen
    -Arroganz und eingebildetes Allgemeinwissen (...weil sie wissen, wie im Kaiserreich die Nachttöpfe aussahen o.ä.)
    -Vergilbte Galeriezimmer mit einer Ansammlung der größten Stoffel seit Erfindung der Fotografie.


    Sorry, aber oben genannte Punkte erschweren mir eine vorurteilsfreie Meinung zu diesem Thema...

  • Also ich war jetzt mehrmals auf einer Fußball AUswärtsfahrt mit und was ALLE gemein haben ist:


    - bekloptte Lieder
    - keine gesittete Zugfahrt, sondern absolute Vermüllung und teilweise Beschädigung des Zuges
    - Kotze auf vielen Toiletten, die auch teilweise verstopft werden
    - Frauenfeindliche Sprüche (nein, damit meine ich keinen Blondinenwitz...)


    Was nicht alle Fans gemein hatten:
    - bekloppte Shirts und bekloptte Schals
    - Normalsterbliche wie Aussetzige Ansprechen
    - Arroganz und eingebildetes Allgemeinwissen (...weil sie wissen, wann ihr Club gegründet wurde oder wann welcher Spieler dort gespielt hat o.ä.)
    - Schlägereien mit "befeindeten" Fußballfans


    Sorry, aber die oben genannten Punkte erschweren mir eine vorurteilsfreie Meinung zu dem Thema. Ab jetzt gehe ich nur noch in die Oper, diese Fußballfans sind definitiv nichts für mich.

    2 Mal editiert, zuletzt von Horaz ()

  • Hmm, DAS war ein gutes Argument. :ja:


    Aber mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ICH aus SPAß rumprolle, und das auch nur alle 14 Tage, und ICH keinen Zug beschädige. Die Burschies machen das weit häufiger und aus Überzeugung... durchgehend...

    Einmal editiert, zuletzt von donpilmon ()

  • Naja, siehst Du, Du schließt Dich jetzt aus der Menge aus und hast ja auch das gute Recht dazu, weil es auf Dich nicht zutrifft. Aber genau das gleiche Recht haben viele Verbindungen ja auch. Und das ist worum es mir geht: Nicht alle Verbindungen sind gleich.
    Natürlich ähneln sich die Burschenschaften, und wie ich sagte stehe ich diesen auch eher kritisch gegenüber, aber es gibt ja auch noch andere Verbindungen (siehe dazu meinen Beitrag auf Siete 1).

    Einmal editiert, zuletzt von Horaz ()

  • "alle gruppen waren sehr erfolgrecih. nur was die burschen schafften war mal wieder unter aller sau."
    die karnevals saison ist eroeffnet!


  • ein wunderbarer beitrag. wenn man sich bei normalsterblichen als auswärtsfahrer beim fussball outet, dreschen einem auch oft diverse vorurteile entgegen von leuten die es einfach nicht beurteilen können. Ähnlich ergeht es zumbeispiel antifaschisten, ultras, skinheads oder gothics (hoffe die vergleiche hinken nicht all zu sehr). Ständig wird irgendwie halbwissen verbreitet, gerne und viel von den medien und in der öffentlichkeit haben bestimmte gruppen dann ein völlig falsches oder im besten fall ein völlig undifferenziertes bild.


    Wer gerne volkslieder trällert, der solls tun (mach ich auch ab und an in geselliger runde, zum beispiel im anschluss an eine braunkohlwanderung). Wer gerne fechtet, der solls tun, ist schließlich ein gewöhnlicher sport bei dem sich bei olympia jeder über eine medaille freut, auch wenn es in den schlagenden verbindungen natürlich etwas ursprünglicher in sachen fechtsport zugeht. Besaufen tun sich noch ganz andere, da sollten viele fußballfans am besten recht still sein. Und rechtsextremismus ist glaube ich durch alle formen der verbindungen durch nur eine ganz kleine randerscheinung, der anteil ist bestimmt nicht höher als in der gesellschaft als ganzes. Auch bei den oft recht nationalistischen burschenschaften dürfte rechtsextremismus kaum ausgeprägt sein, denn generell entbehrt es jeglicher logik sein vaterland zu lieben und diese vaterlandsliebe glaubhaft zu propagieren, aber zugleich nationalsozialist zu sein.

  • Dauzu muss ich jetzt auch mal was sagen. Natürlich sollte man nicht Pauschalisieren und so weiter und sofort. Nur war ich jetzt zwei mal interessenhalber bei solchen Abenden zugegen und habe wirklich so gut wie ALLE Vorurteile bestätigt gesehen. Noch dazu geht doch alleine schon der Name "Burschenschaften" in eine Richtung, die nicht viel Weltoffenheit erwarten lässt...