Groundhopping

  • Es soll wohl zum Glück etwas billiger geworden sein. Wirtschaftskrise und sehr günstigem aktuellen Wechselkurs sei dank, aber teilweise waren es verrückte Preise. z.b. an der Tanke im Hinterland. 3€ für einen Skyr und 1€ für eine Banane oder einen Apfel. Und Pommes 6€.

  • Ich poste mal hier.



    Ich war beim Baseball... da sieht man die waren Klatschheinis.
    Die brauchen für alles eine Einblendung an der Leinwand. Sonst kriegen die nichts hin.
    Einmal vorbeischauen reicht da.


    Ich war bei den Seattle Mariners und es ging gegen die Los Angeles Angels. Das Stadion ist schon wahnsinnig groß und cool anzuschauen. Mit Blick auf Downtown und dem SpaceNeedle.
    Alle Parkplätze drum herum kosten statt ein paar Dollar ab kirz vor den Spiel 20-30USD.
    Die ersten 15.000 Besucher haben ein paar Socken geschenkt bekommen. Bei jeden Spiel gibt es etwas anderes.
    Die Leute müssen ja bei Laune gehalten werden. Eigentlich gehen die da eh nur zum Saufen und Fressen hin. Es gibt eigentlich nichts, was nicht auf der Karte steht. Vor allem aber Süßigkeiten. Ein Bier ist für schlanke 10USD zu bekommen.


    Wir hatten Karten relativ weit oben für 20USD. Die Preise steigen exorbitant zur Nähe zum Spielfeld. Und die haben ja recht häufig ein Heimspiel.
    Von da oben hatte man aber super Sicht. Ich muss zugeben, Baseball einer der wenigen Sportarten ist, von denen ich nicht mal die Regeln kannte. Aber so kompliziert ist es ja nicht.
    Da es aber ziemlich lange dauerte, bis mal einer den Ball vernünftig traf, war es bis dahin ziemlich langweilig.
    Obwohl natürlich alles showartig zelebriert wird. Zuerst natürlich die Nationalhymne. Dann dies, dann das. Ea fand ich sich inner etwas, was in den Pausen präsentiert wurde. Ein Soldat wird auch jedes Spiel für seine Leistungen gefeiert.
    Naja, alles geschmacksache.
    Ohne Anweisungen an der Leinwand wird es auf jeden Fall nicht laut. Und auch dann zu 96% nur durch klatschen.


    Ist alles im allem doch ziemlich langweilig. Kann man mal machen um es zu erleben, aber öfter muss ich es nicht haben.


    Die Seattle Sounders hatten leider ein Auswärtsspiel.

  • https://schneppetours.wordpress.com/2016/06/07/prag-062016/


    04.06.2016
    Loko Vltavin - FK MAS Taborsko B 3:0
    CFL (3)
    Stadion na Plynarne (Att: 120)


    Zum Abschluss der Spielzeit 2015/16 plante ich mit meinen Fußballkameraden des ruhmreichen SC Schwarz-Gelb Asel von 1919 e.V. ein geselliges Wochenende fernab von den heimischen Gefilden. Da auf Mallorca für mich nur Magaluf und sonst nichts in Frage kommt, fiel die obligatorische Ballermann-Tour für mich schon mal raus. Weil der Klassiker jeder Fußballmannschaft von der Bundesliga bis zur Kreisklasse, aber nicht so einfach vom Tisch zu kriegen ist, brauchte ich eine echt gute Alternative. Ein Partywochenende in den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland stellte diese Alternative für mich und die reisefreudige Lobby innerhalb der Mannschaft nicht dar und so brachte ich Prag ins Spiel und konnte starke Fürsprecher für diese Option gewinnen. Preislich mit 100€ für Bahnfahrt und Unterkunft eher günstiger als ein Partywochenende in Fintel oder Willingen und einfach mannigfaltig in den Möglichkeiten. Dem Rhythmus aus Rausch und Kater kann man in der Goldenen Stadt viele optionale Kulturangebote gegenüberstellen und vielleicht würde ich es sogar schaffen die Mannschaft für eine Stadtführung oder einen Museumsbesuch zu begeistern.


    Am Freitag den 03.Juni starteten wir um 5:55 unsere unsere Bahnfahrt gen Südosten. Mit Olbert, dem stummen Kai, InterCityBerger, Breitenreiter und Pumba waren einige Schneppe Tours Veteranen dabei. Die anderen sechs kannten bisher nur von mir organisierte Events auf deutschem Boden, vertrauten aber voll und ganz meiner Organisation. Ich musste nur die Reisezeiten mitteilen und den Preis nennen und die Leute trugen sich in die Liste ein. Keinerlei Rückfragen nach Art und Lage der Unterkunft, nach der Dauer der Bahnfahrt, nach geschätzten Kosten vor Ort oder nach dem Programm oder sonstwas. Solche Kunden wünscht sich jeder Reiseleiter und daher wurde auch gleich morgens ein reichhaltiges Bierfrühstück serviert. Die Kannen dafür hatte Co-Organisator Olbert besorgt.


    Bis Dresden war die Fahrt ganz geschmeidig, aber im EuroCity nach Prag saßen wir in einem wenig bis gar nicht klimatisierten Abteil mit Teppich an der Decke und weniger kultivierten Mitinsassen. Das unbefriedigende Klima trieb einige aus unserer Gruppe in den benachbarten und top klimatisierten Wagen. Dort feierte der VfL Kellinghusen intensiv seinen Saisonabschluss. Für das tschechische Bahnpersonal zu intensiv und der Wagen wurde von an Bord befindlichen Polizisten beidseitig abgeriegelt. Meine Mannschaftskameraden entkamen alle zum Glück noch und rätselten was der Grund für den Stress war. Die Beamten ignorierten deutschsprachige und englischsprachige Nachfragen komplett und außer Alkoholkonsum und Musikgenuss sollen die Nordlichter nichts Anstößiges gemacht haben. Noch nicht mal Müll soll irgendwo gelandet sein, wo er nicht hingehörte. In Prag-Holleschowitz entfernte dann ein Grossaufgebot der tschechischen Polizei die Reisegruppe widerstandslos. Arme Schweine.


    Das führte natürlich alles zu Verzögerungen im Betriebsablauf, so dass der Hauptbahnhof der Metropole etwas später erreicht wurde als geplant. In Prag wurde nun fix der Schlüssel für unseren 96qm-Palast am Wenzelsplatz organisiert und dann splittete sich der Mob. Die Schneppe Tours Newbies nahmen mein Angebot einer mehrstündigen Stadtführung wahr und sammelten mit mir tolle Eindrücke der malerischen Innenstadt von Prag. Natürlich durfte auch dabei niemand verdursten und wir kehrten nach dem ersten Teil der Tour ins Hany Bany auf ein fassfrisches Staropramen ein. In der Bar war eine relativ hohe Backpackerdichte und unser großer Kosmopolit Trien kam schnell ins Gespräch mit Menschen von anderen Kontinenten.


    Teil 2 der Tour führte uns danach zur völlig überlaufenen Karlsbrücke und dann die Moldau entlang in den Süden der Neustadt. Diese Route war auch nicht arm an Sehenswürdigkeiten. Stellvertretend sei neben den ganzen Brücken noch die Schützeninsel und das Tanzende Haus genannt. Und überall lockten die Bars mit Bieren zum fast geschenkt Kurs.


    Um 18 Uhr vereinigte sich schließlich der komplette SCA-Mob im Pub Praha 2. In dieser Bar konnte sich mit Burgern und böhmischen Spezialitäten gestärkt werden und danach wurde sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich die Mannschaftskasse zu verflüssigen. Dadurch, dass jeder Tisch seine eigene Zapfanlage hatte, konnte schnell Fahrt aufgenommen werden. Der Konsum wurde pro Tisch digital ausgewertet und sowohl intern als auch extern (mit den Tischen der anderen Filialen der Kette) verglichen. Für unheimliche ehrgeizige Sportler wie uns konnte weltweit auf Platz 1 zu kommen und den Platz zu verteidigen ohne Frage das einzige Ziel sein.


    Dafür bekamen wir Verstärkung durch einen in Prag lebenden Freund unseres Torwarts. Der war auch Sportler (u.a. 2015 schottischer Meister im American Football geworden) und durch seinen internationalen Job in der Pharmaindustrie mittlerweile in die Hauptstadt Tschechiens gespült worden. Der Kerl passte gut in die Runde und Platz 1 war schnell erreicht, denn als echtes Team haben wir uns selbstverständlich gegenseitig zu Höchstleistungen motiviert. Stellvertretend sei hier der stumme Kai genannt. Kai sagt ja nicht viel, aber wenn er was sagt, dann hat es Hand und Fuß. So zum Beispiel zu Olbert: "Ich hab ja schon viel von dir gehört, aber gesehen habe ich heute noch nichts." Da mobilisierte der eigentlich schon randvolle Spielführer gleich wieder alle Reserven und wollte dem frechen Kai mal zeigen wo der Frosch die Locken hat.


    Eigentlich war der Pub der ideale Zechtempel, nur irgendwie sah das Personal das anders. Singen war verboten und auf den Tischen tanzen erst recht. Ließ sich mit leben, doch kurz vor der 40-Liter-Marke wurde es kritisch. Ein Tisch mit Berlinern und einer mit Briten fingen mehrfach an zu singen und wenn die das dürfen, dann wollten bei uns natürlich auch alle ihre schiefen Stimmen präsentieren. Mit den Briten lieferten wir uns alsbald einen epischen Yaya-Kolo-Wechselgesang. Da riss dem Personal endgültig der Geduldsfaden und allen drei Partytischen wurde der Hahn abgedreht. Mal eben 30 trinkfeste und gut situierte Gäste rausgeworfen. Dadurch ließen wir nur ca. 120€ für 40 Liter in dem Laden anstatt die ganze Kriegskasse.


    Wir zogen nun erstmal Richtung Appartement und nahmen die nächstbeste Pinte für eine Fortsetzung der Party in Beschlag. Dort waren wir zwar mehr als willkommen, aber es war sonst einfach nichts los in dem Schuppen, so dass nach ein paar Halben gegen Mitternacht final das Appartement angesteuert wurde, wo ja auch noch ein ganzer Kühlschrank voll Bier wartete. Dort ging es noch gute zwei Stunden rund, ehe auch der letzte Trinker das Bett vorzog. 20 Stunden Biergenuss fordern halt irgendwann ihren Tribut.

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  • Der Zechzapfenstreich um 2 Uhr nachts ermöglichte ein halbwegs fittes Aufstehen um 8 Uhr am nächsten Morgen. Natürlich war dieser Olbert auch schon wieder wach. Seine ersten Worte sprach er in folgendem Dialog: "Ist das Bier kalt?" "Ja." "Okay, dann trinken wir jetzt eins." Dieses Bierfrühstück weckte endgültig bei allen die Lebensgeister und ich konnte zumindest den Berginator überzeugen mit mir zum Topspiel Loko Vltavin versus Taborsko B zu fahren. Mit der preiswerten Metro (ca. 0,90€) ging es nach Holleschowitz, wo Loko(motive) unweit des Bahnhofs seine Heimspiele austrägt. Es war fantastisches Wetter, der Eintritt betrug keine 2€ und das fassfrisch gezapfte Bier kostete nicht mal 1€. Da ließ es sich sehr gut aushalten und neben dem Programmheft gab es auch noch einen Sonnenbrand als Souvenir.


    Der Rasen bei diesem Drittligaspiel war ein Teppich und wir sahen zumindest vom Heimteam einen würdigen Fußball. In der 33.Minute führte erstmals einer der Angriffe der grün-weißen Eisenbahner ins Tor. Nach dem Seitenwechsel machte der auffälligste Spieler, der Salif Sané der dritten tschechischen Liga, das 2:0 (47.Min). So wie der kicken konnte, musste der mal höher gespielt haben und in der Tat, sein Name war Martin Abena und dieser 1,95-Riese aus Kamerun spielte bereits für Erstligisten in Tschechien (Sparta Prag), der Slowakei (DAC Dunajska Streda) und Bulgarien (Lokomotive Sofia).


    Die 2.Mannschaft von FK MAS Taborsko, die heute zu Gast war, schaffte es nur bei wenigen Kontern in die Nähe des Heimtores. Aber interessant, dass ein mittelmäßiger 2.Ligist wie Taborsko eine Reserve in der 3.Liga hat. Loko war übrigens auch 2014 noch Zweitligist und würde da gerne wieder hin. Aber selbst ihre nach dem heutigen Spiel bisher errungenen 71 Punkte (in 34 Spielen) reichen dafür diese Saison wohl nicht. Sokol Zapy ist Erster mit 78 Punkten, gefolgt von Victorie Jimy mit 76 Punkten und Viktoria Zivkov, sowie Chrudim mit jeweils 73 Punkten. Verrückte Liga.


    Taborsko B mit seinen 42 Punkten hatte den Klassenerhalt zu 96% sicher, aber war auf jeden Fall eine Klasse schlechter als Loko. Ein Lattenkracher in der 59.Minute und ein gefährlicher Freistoß von der Strafraumgrenze (nach rot geahndetem Foul in der 62.Min) hätten eigentlich das Ergebnis schon längst auf angebrachte drei Tore Vorsprung erhöhen müssen. Doch das sollte dem schönsten Spielzug des Tages vorbehalten bleiben. Ein One-Touch-Kurzpassfestival mit fantastischen Laufwegen wurde in der 73.Minute zum 3:0 vollendet (auch der Endstand). Allein dafür hatte sich der Weg gelohnt.


    Nach Abpfiff sprach uns noch ein blasser und wasserstoffblonder Finne an. Und dann hieß er auch noch Sami. Mehr Klischee geht ja eigentlich nicht. Er hatte seine Freundin im Hotel ausschlafen lassen und sich zum Fußball davon gestohlen. Sympathischer Typ, der auch schon mal im Niedersachsenstadion war und sich dabei in dieses Stadion verliebte. Als unser Bier leer war, hieß es aber endgültig Aufbruch und die Metro durfte unsere verschwitzen Körper zum Hradschin bringen. Das Viertel musste am Vortag aus Zeitgründen ausgespart werden und der Letna-Park war jetzt in der Mittagssonne der Place to be. Von dort hatte man einen 1A-Ausblick auf Prags Altstadt und Neustadt. Fast schon schade, dass wir bereits 14 Uhr wieder unten in der Neustadt sein mussten. Denn dort hatte ich uns in eine Brauerei eingebucht.


    Auf den Weg dorthin liefen wir auch noch dem Rest dem Truppe förmlich in die Arme, die auf dem zum Park umgestalteten Karlsplatz in der Neustadt in der Sonne lungerten. Gemeinsam wurde nun die Mikrobrauerei Pivovarsky Dum angesteuert, wo die Mannschaftskasse eine interessante Bierprobe finanzierte und das eigene Taschengeld für leider mäßiges Essen aufgewendet wurde. Egal ob Ente, Haxe oder Braten, wirkte alles wie in der Mikrowelle aufgewärmt. Das erste Mal seit langer Zeit daneben gegriffen bei der Auswahl des Restaurants. Na ja, jede Serie geht mal zu Ende.


    Dafür schmeckte das Bier wenigstens und unser Wahl-Prager vom Vorabend stieß auch wieder zur Gruppe. Der führte den Haufen nach dem Essen zu einem netten Biergarten auf der Moldau (auf Höhe der Schützeninsel auf der Kleinseite). Hier konnte mit 10 weiteren Runden Bier endlich die Mannschaftskasse geleert werden. Es war ein geiler Biergarten. Aber der DJ kannte die zwei Zauberworte, die jeden kultivierten Gast vertreiben: Bon Jovi. Solche Sperenzchen trieben wir dem Bengel schnell wieder aus und die Musik wurde britischer. Schon wollte keiner mehr aufbrechen und wir blieben bis zur Schließung des Biergartens um 22 Uhr. Schon schön da in Tschechien. Oder wie Olbert es nannte: Zechien! Als Kapitän und Schatzmeister verwaltete er unser Budget und holte alle paar Minuten neuen Stoff. Und solange er mit dem Rücken zur Karlsbrücke saß, war er glücklich. Denn seine Ansage war klar formuliert: "Wenn ich eins auf dieser Reise nicht will, dann diese Scheiss-Brücke sehen."


    Der Typ hatte den Kopf auch schon wieder voller verrückter Ideen und wollte den Prager zu allerlei Unfug anstiften. Zitat O.: "Sagt mal, bist du bereit für alles? Wir planen noch ein ganz illegales Ding. Wir wollen heute Nacht in den Zoo einbrechen und einen Affen klauen." P.: "Prag hat den fünftgrößten Zoo Europas." O: "Geil, das wird ja immer besser."
    Damit wir wieder auf andere Gedanken als Affenklau kommen, organisierte der Prager seine Arbeitskollegin Carla als Verstärkung der Runde. Halb Spanierin, halb Französin und auf Mallorca geboren. Da sprang ich mal über meinen Schatten und sprach ausnahmsweise wieder Französisch. Die fand uns auf jeden Fall ziemlich witzig und kam zunächst mit ins Appartement, wo sich die meisten für's geplante Tanzvergnügen nochmal frisch machen wollten, und dann ins Double Trouble.


    Dort ging es noch ein, zwei Stündchen gut weiter, bis der Mob aus technischen Gründen auseinanderbrach. Olbert wollte ja noch in den Zoo (zusammen mit Trien, den die Idee des Affenklaus auch nicht mehr los ließ), landete aber nur in einer Bar mit lauter Taubstummen. Unser glatzköpfiger Trainer entdeckte seinen Zwillingsbruder im Double Trouble und versackte dort. Andere verschwanden spurlos und ich war irgendwann frühmorgens mit der Hälfte der Gang in einem Burger King. Nach dem Essen war endlich die nötige Bettschwere erreicht und dieser Absprung kurz vor knapp, ersparte mir wohl gerade so einen schlimmen Kater. Ich war am Abend doch irgendwann zu Windows 95 geworden. Langsam und absturzgefährdet. Der Zustand biss sich dann doch mit der klugen Weisheit des Berginators: "Man muss immer so schnell trinken wie der Schnellste. Sonst hinkt man hinterher."


    Der Sonntagvormittag wurde erstmal im KFC am Wenzelsplatz zugebracht. Dort gab es wohl japanische Wochen und Reis mit Chicken Terriyaki lasse selbst ich mir im verhassten Hühnchenbunker vom Colonel gefallen. Außerdem mussten die verdammten Kronen weg. 2.000 waren mindestens 500 zu viel für das Wochenende in dieser billigen Stadt. Nach dem Essen lungerten wir noch in einem Park mit unseren spärlich bekleideten Luxuskörpern in der Mittagssonne und dann rief um halb eins der Zug in die Heimat.


    Und da spaziert man ganz unbedarft durch den Prager Hauptbahnhof und läuft plötzlich dem Autor des Buches "How to survive ohne Fußball" mit weiteren HFC Falke Funktionären in die Arme. Die Welt ist ein Dorf. Bewaffnet mit zahlreichen Kofolas und geschlossen oberkörperfrei wurde nun die Fahrt zurück nach Deutschland angetreten und dabei (beim Blick aus dem Zugfenster) beschlossen dieses Usti nad Labem demnächst mal zu besuchen. Zitat von Olbert: "Zechien sieht mich auf jeden Fall bald wieder." Er erntete dafür von allen wortlose Zustimmung.

  • Usti ist mM nach nicht so der Bringer. Decin hat nette Kneipen, schöne aber auch herrlich schäbige Ecken, gute Restaurants und zuletzt auch Landschaft.
    Ansonsten wie immer ein schöner Bericht.

  • Das stimmt. Wobei man durch das aktuelle Werk fast den Eindruck gewinnen kann, der Verzehr von Hopfenkaltschalen wùrde ebenfalls eine gewisse Bedeutung besitzen.

  • 04.06.2016
    TJ Spartak Chrastava – FK Hejnice 17:2
    Krajsky Prebor (5)
    Stadion Slunicko (Att. ~250)


    Na, dann werde ich mich auch noch mal hier auslassen. Mein Wochenende begann bereits gegen Mitternacht von Donnerstag auf Freitag. Aus dem Ebbelwei-Exil ging es mit dem Nachtzug nach Dresden. Da die Bahn die Schlafwagen ja abschaffen wird, wollte ich die Gelegenheit nutzen, mir den angeblichen Charme dieser Reiseform zuvor noch zu Gemüte zu führen. Auf der sechsstündigen Fahrt hatte ich im Bestfall mit fünf Stunden Schlaf gerechnet – letztlich waren es eher zwei. Mir machte vor allem zu schaffen, dass man quer zur Fahrtrichtung liegt und an jeder Weiche und in jeder Kurve in Richtung Fuß- oder Kopfende beschleunigt wird. Eigentlich ja logisch, aber daran hatte ich vorher echt nicht gedacht. Bemerkenswert auch, wie kurvig so eine Bahnstrecke ist, im Sitzen nimmt man das einfach nicht so wahr.


    Von daher kam ich einigermaßen gerädert in Dresden-Neustadt an. Wenigstens duschen konnte ich noch, das ging in der winzigen Nasszelle im Zug sogar besser als erwartet. Das Frühstück hatte ich mir zum Mitnehmen geben lassen; letztlich hieß „zum Mitnehmen“ allerdings nur, dass die vorbereitete Pappschachtel, die jeder Fahrgast bekam, für mich in eine braune Papiertüte gesteckt wurde. Beim Aussteigen gab es dann gleich das erste Souvenir der Fahrt: Auf dem Bahnsteig stellte ich fest, dass die Lochkarte zum Öffnen der Abteiltür noch in meiner Gesäßtasche steckte. Also gleich an die bereits geschlossene Zugtür geklopft. Der Zugbegleiter ließ sich reichlich Zeit; als er dann da war und ich ihm durch das Fenster die Karte zeigte, war die Tür schon für die Abfahrt verriegelt. Sein entspannter Gesichtsausdruck und das lockere Abwinken beim Abfahren beruhigten mein Gewissen aber. :D


    Im Trilex-Regionalzug wurde dann das „Frühstück“ ausgepackt und in jeder Hinsicht als mangelhaft bewertet. Geschenkt. Rund zwei Stunden später stand ich in Liberec, sportliche Heimat von Jiri Stajner vor und nach seiner Zeit bei 96 und bereits 2011 und 2013 Reiseziel, damals noch in größerer Gruppe. Dieses Mal hatte ich den Entschluss sehr kurzfristig gefasst und konnte niemanden überzeugen, sich unabhängig von mir von Hannover aus auf den Weg zu machen. Das Hotel Praha am Rathausplatz hat wahrscheinlich die beste Lage der Stadt, aber seine besten Zeiten schon hinter sich. Auch der Effekt der ersten Nachwende-Renovierung war schon etwas verblasst. Egal, der Preis war ok, an der Rezeption war man freundlich und mein Zimmer konnte bereits um 09:40 bezogen werden. So konnte ich nochmal eine Mütze voll Schlaf nehmen und das Defizit aus dem Zug etwas ausgleichen. :schlafen:


    Zur Mittagszeit ging es dann in ein nahegelegenes Lokal, welches sich bereits auf den früheren Fahrten durch schnellen Service und günstige Preise ausgezeichnet hatte. Nach einem Gambrinus und einer großen Portion Kartoffelpuffer mit einem Berg aus kleingeschnippelter Wurst, Speck und Fleisch war ich gestärkt für das Sightseeing-Programm und bestieg die Straßenbahn in Richtung Zoo. Dieser ist eher traditionell aufgebaut und mit der Themenpark-Atmosphäre in Hannover wohl nicht zu vergleichen. Da ich aber schon seit Ewigkeiten in keinem Zoo mehr gewesen war, konnte ich dem Erlebnis durchaus etwas abgewinnen. Beeindruckend waren vor allem die weißen Tiger, für die der Zoo landesweit bekannt ist – aber wenn man die Tiere hinter dem Sicherheitsglas sieht, läuft im Hinterkopf dann doch die gleiche Debatte ab, wie wir sie kürzlich im Offtopic-Bereich hatten.


    Nachdem ich den ganzen Nachmittag durch den Zoo gelaufen war, hatte ich dann abends wieder ordentlich Hunger. Im Kellergewölbe unter dem Rathaus hatte seit dem letzten Besuch eine regionale Brauerei ein Restaurant eröffnet. Hier probierte ich mich einmal durch die Getränkekarte, dazu gab es eine große Portion Rippchen. Bei der Vorbereitung der Fahrt hatte ich im Netz außerdem gleich um die Ecke eine Art Irish Pub entdeckt, wo es Magners für 79 Kronen geben sollte – die knapp drei Euro sind recht happig gemessen an tschechischen Bierpreisen, trotzdem hatte ich da jetzt Bock drauf. Allerdings entpuppte sich der Pub eher als ein Restaurant, welches zu dieser fortgeschrittenen Stunde bereits im Schließen begriffen war.


    Eine kurze Onlinesuche nach anderen Pubs lieferte nur ein Ergebnis, wobei sich die Bezeichnung vor Ort dann als Abkürzung für „Pilsner Unique Bar“ herausstellte. Egal, ich war durstig, also rein da. An sich ein ganz vielversprechender Laden, mit Zapfhähnen an den Tischen und einem großen Bildschirm, der den Vergleich mit anderen Tischen und auch mit anderen Filialen der Kette ermöglichte. Mich nervte allerdings, dass hier geraucht wurde, also bestaunte ich nur kurz die Leistung von Praha 2 und war nach einem Bier wieder draußen. Den Abend beschloss ich im von früheren Fahrten schon bekannten „Top Star Dance Club“, der einzigen Lokalität in Liberec, die einer Disco nahekommt und daher entsprechende Öffnungszeiten erwarten ließ. Das Publikum war zahlenmäßig vergleichsweise spärlich, aber aufgeschlossen und zeigte im weiteren Verlauf anfangs nicht erwartete Zähigkeit beim Feiern.

  • Nach dem Aufstehen beschloss ich, einmal das Schicksal weiterer von früher bekannter Läden zu erkunden. Ein Steakhouse, in dem wir auf der ersten Fahrt wie die Könige gegessen hatten, war bis zu unserer zweiten Fahrt zu einer Trattoria geworden, die sich aber offenbar auch nicht hatte halten können. Schilder verhießen den baldigen Einzug eines Sonnenstudios. Die von Chinesen geführte Bar nebenan hatte offenbar zumindest den damaligen 24-Stunden-Betrieb eingestellt. Die dreckigen, vergitterten Fenster und die alten Spielautomaten dahinter kündeten aber von altbekannter und wohlgeschätzter Ranzigkeit. Der geräumigen, rustikal eingerichteten Kneipe auf dem Rückweg zum Rathausplatz hatten wir seinerzeit den Spitznamen „Skihütte“ verpasst – um die Mittagszeit war geschlossen, aber auch hier schien der Betrieb weiterzugehen. Ich freute mich also, am Abend nach dem Spiel wieder in altbekannte Läden einkehren zu können. Dass es anders kommen sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen.


    Vor der Fahrt nach Chrastava stärkte ich mich noch einmal ausgiebig im Rathauskeller. Fasanensuppe, Rinderlende in Sahnesoße, ein großer Hefekloß mit Heidelbeerfüllung, eine Cola und ein doppelter Espresso kosteten mich inklusive Trinkgeld keine 10 Euro. Im Hotel warf ich mich noch schnell in mein seinerzeit erstandenes Liberec-Trikot mit Stajner-Aufdruck und machte mich dann auf den Weg zum Bahnhof. Mit dem Trilex war ich bereits auf der Herfahrt an Chrastava vorbeigekommen, 15 Minuten später war ich wieder dort. Etwas länger zog sich der Weg vom Bahnhof zum Sportplatz, dennoch hing rechtzeitig zum Anpfiff meine 96-Fahne am Geländer. Gleich nebenan hing eine Fahne in den zugegebenermaßen fragwürdigen Vereinsfarben von Spartak Chrastava; allerdings hatte der Verein in seiner offenbar wechselhaften Geschichte auch schon einmal die Farben schwarz-weiß-grün geführt, in denen die 2. Mannschaft heute noch spielt.


    Die Atmosphäre war familiär und erinnerte an ein gut besuchtes Kreisligaderby. Man kannte sich, Spieler der Gäste aus Hejnice unterhielten sich vor Anpfiff freundschaftlich mit den Heimfans. Für beide Teams ging es um nichts mehr; die Favoritenrolle lag eindeutig bei den von Josef Petrik (ehemals Co-Trainer bei Slovan Liberec) gecoachten Gastgebern. Diese hatten ihr für das kommende Wochenende vorgesehene Auswärtsspiel vorgezogen und bereits unter der Woche ausgetragen, um heute neben Meisterschaft und Aufstieg auch gleich den Saisonabschluss feiern zu können. Die Zuschauerzahl schätzte ich auf 250, von denen der Großteil entlang einer Torauslinie und weiter bis zur Mittellinie stand (an der Spielfeldecke dazwischen befand sich das Catering); einige Zuschauer wollten offenbar die 30 Kronen Eintritt sparen und saßen auf einer Böschung auf der anderen Straßenseite. Vielleicht gehörte dieser Bereich aber auch zum Verein, denn hier waren zahlreiche Bänke mit Blick aufs Spielfeld aufgestellt.


    Die Hausherren um Jiri Stajner, der eine Woche zuvor seinen 40. Geburtstag gefeiert hatte, wurden den Erwartungen in jeder Hinsicht gerecht und lagen kurz vor der Halbzeit bereits mit 7:0 in Führung, ehe die Gäste dann auch mal treffen durften. Der Torschütze wurde dabei von Heim- und Gästefans gleichermaßen gefeiert. Es herrschte rundum gute Laune. Einer der Reservespieler von Spartak trug zum Aufwärmen während der Halbzeit eine an die Stirn geschnallte Gopro; währenddessen nahm der (keineswegs zur Halbzeit ausgewechselte) Mittelstürmer von Hejnice erst mal einen Kurzen mit den Fans. Kurz nach Wiederanpfiff bekundete dann der weibliche Gästeanhang deutliche Sympathien für meine Person; bei aller Freundlichkeit fühlte ich mich ehrlich gesagt eher mäßig angezogen. Die Damen bestanden aber darauf, mir diverse Getränke auszugeben, während Spartak Chrastava auf mittlerweile 14:1 davonzog. Bevor er mit einer passgenauen Flanke den Treffer vorbereitete, hatte Jiri dabei seinen Gegenspieler so übel vernascht, dass dieser ohne Kontakt verletzt liegenblieb. Möglicherweise war mit diesem Tor auch irgendeine Rekordmarke geknackt worden, denn auf der „Tribüne“ auf der anderen Straßenseite wurden nun diverse Rauchtöpfe in den Vereinsfarben gezündet.


    Nach zwei weiteren Heimtreffern waren dann doch noch einmal die Gäste an der Reihe. Anschließend rannte der Torschütze mit vor den Mund gelegtem Zeigefinger einmal über den ganzen Platz bis in die Ecke, wo die Zuschauer standen, und beendete seinen Sprint mit einem Diver. Wieder feierten ihn Fans beider Teams ab. Nachdem der Rekordtorschütze der Hausherren Jakub Benes mit seinem 44. Tor im 26. Spiel den Schlusspunkt markiert hatte, verzichtete der Schiri auf eine Nachspielzeit. Anschließend ging es nur noch um die Frage, ob sich der Deckel des Meisterschaftspokals wohl abnehmen ließe, um daraus trinken zu können (leider nicht). Nachdem ich Jiri nachträglich zum Geburtstag gratuliert und ein kleines hannoversches Souvenir übergeben hatte, kam ich ins Gespräch mit einem seiner Mitspieler. Dieser nimmt nebenbei auch organisatorische Aufgaben für das Team wahr; daher hatte ich ihn vor meiner Fahrt angeschrieben, um vorab ein paar Fragen zu klären. Gleichzeitig ist sein Vater Co-Trainer und seine Mutter quasi für das ganze Drumherum zuständig. Ich wurde sozusagen vom Fleck weg adoptiert und genötigt, mich doch am Meisterschaftsbuffet zu bedienen.


    Ab diesem Zeitpunkt nahm man an der Theke auch kein Geld mehr von mir an, auch wenn mich die 22 Kronen je halber Liter bis dahin nicht unbedingt ruiniert hatten. Während des Spiels hatte ich außerdem bereits reichlich 96-Devotionalien unters Volk gebracht und dabei jeweils das Versprechen abgenommen, uns in der 2. Liga die Daumen zu drücken. Dabei musste ich natürlich erklären, wo ich herkomme. Einer meiner Gesprächspartner war der Bruder eines Spielers gewesen, so dass sich die Geschichte meiner Anreise schnell verbreitete. Da Tschechien im Vergleich zu Deutschland ein Land kurzer Wege ist, machte der Gedanke einer neunstündigen Fahrt zu einer Fünftligapartie offenbar reichlich Eindruck. Weil sich Jiri in seinem neuen Team aber schon viele Sympathien aufgrund seines mannschaftsdienlichen Spiels und seiner fehlenden Starallüren erworben hatte, erschien meine Motivation, ihn zu besuchen, nach kurzer Abwägung nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz war der Bekloppte aus Deutschland jetzt eine kleine Attraktion und wurde überall vorgestellt, während Jiri noch ein paar Kuchenpappen vom Meisterschaftsbuffet als Mitbringsel für daheim gebliebene Hannoveraner signierte. Die Feier nahm ihren Lauf. :bier:


    Als am nächsten Tag die Sonne über dem Platz stand, schien sie auf einen kleinen Haufen, dem es am Ende einfach zu viel Aufwand gewesen war, sich mitten in der Nacht noch auf den Heimweg zu machen. Neben mir hatten es sich noch der Trainer und vier bis fünf Spieler auf oder unter Tischen, Bänken und Sonnenliegen bequem gemacht. Nachdem man noch knappe zwei Stunden gemütlich zusammengesessen hatte, löste sich die Runde dann auf. Jiri ließ sich von einem Kumpel abholen und nach Liberec bringen; die angebotene Mitfahrgelegenheit nahm ich gerne an. Im Hotel wurde noch schnell geduscht und (einige Stunden zu spät, aber ohne Extragebühr) ausgecheckt. Wenig später saß ich erneut im Trilex nach Dresden-Neustadt. Aufgrund meiner langen Umsteigezeit nahm ich hier noch eine Restaurantempfehlung wahr; da ich aus Tschechien aber noch gut gesättigt war, gingen nur ein Borschtsch und ein Teller Pelmeni rein, beides hervorragend. Die Gegend gefiel mir auch sehr gut; ich konnte kaum glauben, dass ich in Pegida-Town war. Auch die Hipsterdichte war geringer, als der Anblick der Geschäfte und Lokale das nahegelegt hätte. Ich konnte aber nicht lange verweilen - der Zug zurück nach Mainhattan würde nicht auf mich warten.


    Alles in allem (trotz der fehlenden Gesellschaft unterwegs) eine spitzenmäßige Fahrt und vor allem (trotz der Vereinsfarben) eine Supertruppe, die ich da kennenlernen durfte. Im Juli spielt Spartak Chrastava bei einem Turnier in der Partnerstadt Eichstätt (nahe Ingolstadt) mit; wenn mich die Europa-League-Auslosung für St. Patrick‘s nicht zu der Zeit anderswohin verschlägt, kann ich mir gut vorstellen, mich auch dorthin wieder auf den Weg zu machen und nochmal hallo zu sagen. Und für unser Auswärtsspiel in Dresden ist der Abstecher nach Liberec/Chrastava ohnehin fest eingeplant, sofern es sich terminlich irgendwie zusammenbringen lässt. 8)

  • Musketeer, ik liebe dir! :rofl:


    Der Bericht ist klasse und ich musste ähnlich wie am Samstag bei der Live-Berichterstattung immer wieder schmunzeln und schmachten. :) Nicht wegen des Essens...is ja klar. :D (außer bei diesem süßen Kloß)


    Und danke für die Autogramme! Ahoi!

    Einmal editiert, zuletzt von lotte96 ()

  • Schneppe und co.: Schonmal jemand in Bratislava gewesen?
    Habe zufällig entdeckt, dass Slovan um 19.00 Uhr spielt am Donnerstag.


    Tickets scheinen online bezahl-und druckbar zu sein.
    Hoffe, dass ich Donnerstag rechtzeitig rauskomme, um dann 19.00 Uhr das Spiel zu sehen und um 21.00 Uhr in der Stadt "La Mannschaft".
    Am besten Taxi?