Groundhopping

  • Ich möchte den Bericht übrigens nicht nur Herrn Kohl widmen, sondern im Nachhinein auch Gunter Gabriel. Denn es war Gunter, der 1993 bei einem Freundschaftsspiel von Hannover 96 gegen Stahl Brandenburg in Ahrbergen von der Ladefläche eines Lieferwagens seine Lieder trällerte (Dank an Wasi für das Wecken der Erinnerung).
    Ein Spiel, dass es ohne Kohl vielleicht nie gegeben hätte, aber ohne Gabriel nicht das Familienfest geworden wäre, das es war.

  • 1. Vierzig Minuten Stadtderby in der nördlichsten Hauptstadt der Welt oder elf Braunschweigschweine sollt Ihr sein: Ungmennafélagið Fjölnir - Knattspyrnufélagið Valur Reykjavík 1:1


    2. Heimdebakel am Breiðafjörður oder "I think it's eleven to zero": Snæfell/UDN - Hvíti riddarinn 0:13

    Wer als Kind die Berufswünsche Vulkanologe oder Müllmann hatte, muss eines Tages nach Island reisen. Zählt doch die isländische Müllabfuhr wohl zu den zuverlässigsten der Welt. Und wenn man schon mal da ist, kann man ja auch ein Fußballspiel besuchen. Oder auch zwei. Jedenfalls partiell. Eine gute Gelegenheit ergab sich am 24. Juni, dieser Tag sollte entspannt ohne größere Unternehmungen in Reykjavik verbracht werden. Ein Samstag, da könnte der Knattspyrnusamband Íslands doch vielleicht ein Spiel bescheren. In der Tat sah der Spielplan hier in der höchsten Herrenspielklasse, der Pepsi-deild karla, u.a. das Stadtderby Fjölnir - Valur vor. Also nachgeforscht, wo sich das Fjölnirstadion befindet und wie man da hinkommt. Nach einigen Recherchen für die Buslinie 6 vom Hlemmur nach Egilshöll entschieden. Beim Busfahrer nachgefragt, ob er auch wirklich zum Stadion fährt. Darob als Fußballfan und bald auch als 96er identifiziert, wurde ich vom polnischstämmigen Fahrer gleich u.a. auf Artur Sobiech angesprochen. Netterweise hat er mir dann auch gesagt, wo ich aussteigen muss. Das war nämlich gar nicht Egilshöll, sondern schon früher. Angekommen sah ich, dass schon ein Spiel lief. Ah, hier gibts also noch ein Vorspiel, dachte ich. Dann sah ich auf der von außen einsehbaren Anzeigetafel einen Spielstand Fjölnir - Valur 0:1 sowie die laufende Spielminute 51:xx. Nun war ich doch etwas irritiert. Anpfiff sollte doch 16:00 Uhr sein. Bis mir ein Licht aufging: Ich hatte die Anstoßzeit blöderweise keiner isländischen Webseite entnommen. Und so waren die von mir vermerkten 16:00 Uhr eben nicht die Ortszeit, sondern MESZ. Ortszeit hatte das Spiel bereits 14:00 Uhr begonnen. *Argh*. Aber so kam ich immerhin kostenlos rein und konnte mir die letzten ca. 40 Minuten anschauen. Stehplatz auf Betonstufen am Spielfeldrand, links vor mir die Trainer- und Auswechselbänke. Die meisten der etwas über 600 Zuschauer im damit ca. zur Hälfte gefüllten Stadion saßen auf der Tribüne gegenüber - sowohl Heim- als auch Auswärtsfans. Gut vernehmbar waren in der entspannten Atmosphäre die Kommandos der Trainer und die Rufe auf dem Spielfeld. Sportlich sah sich Fjölnir eingeschnürt in der eigenen Hälfte, Valur wollte offensichtlich den Rückstand drehen. Bis zur 83. Minute hielt die Fjölnirdefensive stand, dann zeigte der nach meinem Eindruck recht großzügige Schiedsrichter auf den Punkt: Elfmeter für Valur. Keine Ahnung, ob berechtigt, jedenfalls sicher zum Ausgleich verwandelt. Wenig später um ein Haar das 1:2, doch der tolle Schuss des Valurianers klatschte vom linken Lattenkreuz zurück aufs Feld. Zum Abschluss der dreiminütigen Nachspielzeit traf Valur noch das Außennetz, am Ende blieb es aber beim 1:1. Erwähnenswert noch die Fjölnir-Trikots. Trikotfarben Gelb und Blau. Braunschweiggelb und Braunschweigblau. Doch damit nicht genug. Trikotsponsor ist die Supermarktkette Bonus. Und deren Wahrzeichen ist ein Schwein. Auf dem Platz also eine Mannschaft in Braunschweigtrikots mit fettem rosa Schwein auf der Brust. Welch eine Symbolik.


    Das zweite Spiel ereilte mich dann ganz unvorbereitet. Mittlerweile nach Stykkisholmur weitergereist, sah ich beim Vorbeispazieren am Abend des 27. Juni im dortigen Stykkishólmsvöllur ein Spiel laufen. 4. deild karla A riðill. Die Anzeigetafel zeigte 76% an. Aber das zeigte sie sowieso immer an, wenn ich sie erblickte. Egal, ob ein Spiel lief oder nicht. Darunter wurde erklärt, dass Stykkisholmur der Ort mit der ältesten Wetterstation Islands ist. Jedenfalls ergab das die Google-Übersetzung. Kurzerhand setzte ich mich zu dem Häuflein Fans auf die Tribüne (nackte Betonstufen, Eintritt wurde zumindest jetzt nicht mehr verlangt, ich sah aber auch kein Kassenhäuschen). Für den Gast gabs eine Auswechselbank am Spielfeldrand. Und dieser Gast war augenscheinlich hochüberlegen. Nachdem ich in kurzem Abstand zwei Tore hab fallen sehen, hab ich mal nach dem Spielstand gefragt. Antwort: "I think it's eleven to zero". Nun ja, das war noch zu optimistisch. Tatsächlich stand es dann schon 0:12. Schließlich sah ich in der während meiner Anwesenheit noch gespielten Viertelstunde noch ein drittes Tor zum Endstand von 0:13. Die laut http://www.ksi.is/mot/motalisti/leikskyrsla/?Leikur=407904 (Link zum isländischen Fußballverband) 27 Zuschauer nahmen es gelassen. Und ein Anblick der Tabelle und der Ergebnisse auf http://www.ksi.is/mot/motalisti/urslit-stada/?MotNumer=36664 zeigt auch, dass man in Stykkisholmur mit solchen Klatschen vertraut ist. Sieben Spiele, null Punkte, 5:74 Tore.


    Ach ja, Island ist auch abseits des Fußballs eine Reise wert. ;)

  • Ebenso wie Tallinn.
    Freitag bei diesem Kick dabei gewesen.

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    Niveau unterirdisch. :D
    Wetter aber der Knaller. Eintritt: 2€.
    Und Tallinn ist eine absolut geniale Stadt. Dunkel wirds auch grad nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Marv1896 ()

  • Ich hab nichts Verdächtiges wahrgenommen. Also weder Kleidungsstücke einschlägiger Marken, noch irgendwelche Parolen. Stand allerdings auch fast 90 Minuten auf der Gegengerade mit diversen Normalos und meinen Kumpels. Nur bei der traditionellen Stadionrunde hab ich den Fanblock mal aus der Nähe gesehen. Sah recht bunt gemischt aus. Ein paar Skins und Rockabillies fielen so ein wenig optisch raus, aber kann ich natürlich auch nicht per se politisch einordnen.
    Hast irgendwas Eindeutiges beobachten können?

  • Nikšicko (edit: das c mit Akut)
    Das haben wir dann in Montenegro fast nur noch gesoffen. Übrigens est. 1896.

    Einmal editiert, zuletzt von Schneppe ()

  • Belgrad wird recht umfangreich, da allein fünf Spiele besucht wurden, wovon zwei nicht ganz unspektakulär waren. Und dazu war Wochenende, mein Geburtstag und fünf weitere Kumpels sind dazugestoßen. Gut, die Hälfte des Erlebten muss eh zensiert werden, aber trotzdem werden das über 5.000 Wörter. Vielleicht bin ich bis Freitag fertig. Mal schauen.