Der alltägliche Wahnsinn

  • Bei uns läuft seit einigen Wochen eine alte Dame mit Rollator über den (Bauern-)Hof. Nach der ersten Ansprache

    war relativ schnell klar, dass sie dement ist. Ich habe sie darauf hingewiesen, dass es sich um ein Privatgrundstück

    handelt und sie sich gefährdet (es bewegen sich hier allerlei Fahrzeuge vorwärts und rückwärts).

    Unser Hof hat 2 Auffahrten, die optisch eindeutig als Grenze zwischen Straßenraum und Privatgrundstück zu erkennen sind, Tore haben wir keine.

    Nun habe ich es endlcih geschafft die Tochter der Dame mal telefonisch zu erreichen. Die alte Dame wohnt im Haus der Tochter allein in einer Einliegerwohnung, tagsüber ist aber niemand zu Hause, der sie beaufsichtigen könnte.

    Nachdem ich geschildert habe, dass ihre Mutter sich massiv selbst gefährdet, und ich nicht für ihre Unversehrtheit bei ihren Spaziergängen garantieren kann, kam folgende Reaktion:

    Sie könne Ihre Mutter nunmal nicht einsperren, und würde in Kauf nehmen, dass mal etwas passiere. Mir würde sie "keinen Strick draus drehen", selbst wenn ihre Mutter bei einem Unfall ums Leben kommen würde.

    Weiterhin hat sie mich vertröstet, dass die alte Dame demnächst in eine Betreuunfseinrichtung käme. Das Heim sollte eigentlich schon bezugsfertig sein, es fehlten allerdings noch "27 Brandschutztüren".


    Irgendwie eine merkwürde Herangehensweise. Ich denke ich werde die Tochter noch einmal vorwarnen und danach die Polizei rufen.

  • Ich finde erschreckend, wie abgebrüht die Tochter mit der Situation umgeht. Egal ob die alte Dame überrollt wird oder ins Heim geht, wenn die 27 Brandschutztüren fertig sind. Hauptsache weg.


    Ich muss grad an die Freude meiner Mutter denken, dass sie sechs Wochen zu uns kommen kann. Aber das ist ein anderes Thema.

  • Aus eigener Erfahrung:


    Man kann demente Menschen nicht einsperren.


    Man hat ein eigenes Leben um das man sich kümmern muss und man kann in der Regel dieses nicht Knall auf Fall liegenlassen. Vielleicht wohnt man selbst nicht vor Ort.



    Meine Schwiegermutter hat uns von Oktober 21- Dezember 21 8 Einsätze vom Schlüsseldienst gekostet. Weil sie draußen war zum einkaufen oder spazieren gehen.


    Der „Strick drehen“ Spruch ist natürlich trotzdem scheiße.

  • Ich finde erschreckend, wie abgebrüht die Tochter mit der Situation umgeht. Egal ob die alte Dame überrollt wird oder ins Heim geht, wenn die 27 Brandschutztüren fertig sind. Hauptsache weg.

    Aus der Ferne lässt sich das immer gut sagen.
    Also klar: Der Spruch mit dem "sollte sie überrollt werden, wird kein Strick gedreht" ist natürlich herb.
    Das mit dem "Altenheim, Hauptsache weg" aber auch.

    Einsperren ist schwierig und nicht mal erlaubt.
    Außerdem ist dieses "man kümmert sich um seine geliebte Mutter" immer so eine Sache. Das ist nicht überall so mit dem "geliebte". Ich will sagen: Den eigenen Maßstab anzulegen kann zu Verzerrungen führen. :)

  • Ich glaube nicht, dass ich mir das aus der Ferne leicht mache. Diese Tochter erinnert mich an meinen Bruder. Der wohnt schon immer näher zu meiner Mutter als ich. Und er hat sich trotzdem nie gekümmert um sie. Inzwischen hat er den Kontakt komplett eingestellt. Ich versuche immer für sie da zu sein, auch über die Distanz von 800 km. Wenn etwas mit ihr ist, fahre ich sofort los.

  • Darf ich dazu sagen, dass man, wenn man als nahestehender Angehöriger Demenz (oder andere massive Einschränkungen) "bemerkt" und es als Angehöriger, der das begleitet, das am Anfang immer wieder auf "das Alter" schiebt.


    Man kann vielleicht von heute von auf morgen nicht selbst körperlich, aber eben auch nicht seelisch pflegen. Dafür haben die wenigsten Menschen die Erfahrung.


    Als verantwortlicher Angehöriger ist man erstmal allein und muss sich Hilfe suchen. Pflegedienst ist sicher das erste. Bei den eigenen Eltern steht man ganz schnell vor der Frage. ob man sie aufnimmt und selbst pflegt. Für meine Mutter habe ich das versucht, daran ist meine Ehe gescheitert, u. a. Sie war nicht dement, sondern hatte eine andere Einschränkung.


    Ich plädiere daher heute dafür, dass sich Angehörige (pflegerische, gerne ambulant) Unterstützung suchen und selbst das leisten, was sie leisten können, im Beispiel VZ-beschäftigt: Soviel Zeit wie möglich miteinander verbringen.



  • Außerdem ist dieses "man kümmert sich um seine geliebte Mutter" immer so eine Sache. Das ist nicht überall so mit dem "geliebte". Ich will sagen: Den eigenen Maßstab anzulegen kann zu Verzerrungen führen. :)

    Ich möchte dazu gerne ergänzen: Egal ob geliebt oder nicht geliebt, verantwortlich ist man als Kind trotzdem. Stichwort Unterhaltsrecht.



  • Außerdem ist dieses "man kümmert sich um seine geliebte Mutter" immer so eine Sache. Das ist nicht überall so mit dem "geliebte". Ich will sagen: Den eigenen Maßstab anzulegen kann zu Verzerrungen führen. :)

    Ich möchte dazu gerne ergänzen: Egal ob geliebt oder nicht geliebt, verantwortlich ist man als Kind trotzdem. Stichwort Unterhaltsrecht.

    Das ist, glaube ich, nicht worauf 535 hinaus wollte.

  • Aber es immerhin das, was 535 jahrelang zahlen musste. :D

    Worauf ich eigentlich hinaus will, ist: Die Bereitschaft, sich um seine Eltern persönlich zu kümmern kann und sollte nicht von außen eingefordert werden.
    Bei der eigenen Familie sieht das natürlich etwas anders aus. Aber ansonsten weiß man einfach zu wenig.

  • Die Gesetzesänderung kam für mich zu spät. :D

    Ja für mich auch.


    Deswegen habe ich mich auch so geäußert, wie ich es tat.

    Ich bin recht sicher, dass Stephan535 sich nicht angegriffen fühlt von meinem Statement.


    Rechtlich ist es so, dass ich es ähnlich empfinde, wie vermutlich auch andere: Ich setze Kind(er) in die Welt und muss im Trennungsfall zahlen, es ist aber, wenn man es auf die Spitze treibt, "berechenbar".


    Als Kind pflegebedürftiger Eltern zahlte man bis zum Lebensende der Eltern, bis aufs Existenzminimum.


    Ich bin 7 Jahre lang für das Existenzminimum arbeiten gegangen, habe Spritkosten gehabt, meine Wohnunkosten und ein bisschen Lebensunterhalt, alles andere floss in die Pflege meiner Mutter.


    Die Gesetzesänderung habe ich begrüßt. Kümmern ja, aber eben nicht mehr aufs Existenzminimum.


    Nach der Gesetzesänderung habe ich aufgeatmet. Tut mein Körper noch immer, und mein Geist regelt alles, was zu regeln ist.


    Meiner Mutter bin ich vor ein paar Monaten zufällig im Bus begegnet. Sie hat mich nicht erkannt.

  • Als Kind pflegebedürftiger Eltern zahlte man bis zum Lebensende der Eltern, bis aufs Existenzminimum.

    Ich hab das neulich schon gelesen. Und konnte das nicht ganz nachvollziehen. Ich musste von allem über 1.400 Euro Nettoeinkommen die Hälfte abgeben. Es ist schon ein paar Jahre her: Ich meine, ich konnte noch was abziehen (Miete eventuell? Kriege ich nicht mehr zusammen).
    Vermögen hatte ich keines, vielleicht liegt der Unterschied daran.

  • Bei mir kam Trennung und die gemeinsame Berechnung aus dennoch fiktivem Familieneinkommen zusammen, ein daraus resultierendender Bescheid, denn ich allein trug mit allen finanziellen Konsequenzen, ein Scheidungsurteil, in dem es gar nicht um aus dem ehelichen Einkommen zu errechnende Unterhaltsansprüche meiner Mutter ging. Ich habe es alles klaglos akzeptiert, war ja meine Mutter. Ich weiß heute, dass ich mit einem Anwalt besser beraten gewesen wäre.

  • Als Kind pflegebedürftiger Eltern zahlte man bis zum Lebensende der Eltern, bis aufs Existenzminimum.

    Ich hab das neulich schon gelesen. Und konnte das nicht ganz nachvollziehen. Ich musste von allem über 1.400 Euro Nettoeinkommen die Hälfte abgeben. Es ist schon ein paar Jahre her: Ich meine, ich konnte noch was abziehen (Miete eventuell? Kriege ich nicht mehr zusammen).
    Vermögen hatte ich keines, vielleicht liegt der Unterschied daran.

    Ich habe viele Ordner dazu, außen farblich gestaltet, innen mit Trennblättern versehen und seit 2007 nahezu jedes Schriftstück aufgehoben, wo ich was für gezahlt habe, meine eigenen Rechnungen, meine Einkünfte, einfach alles. Vermutlich kann ich noch nachweisen, wann ich meinen letzten Toaster gekauft habe, der ist ca. 8 Jahre alt. Im Zuge der Gesetzesänderung habe ich Anfang des Jahres bei der LHH angefragt, inwiefern es meinen konkreten Fall betrifft und ja, ich muss seitdem keinen Elternunterhalt mehr leisten.

    Da wollte ich dann anfangen auszumisten. Kam noch mal was zwischen, daher tue ich es aktuell. Aha kann sich über mangelnde Altpapierzufuhr meinerseits sicher nicht beklagen und WEHE, hier macht einer ungefragt das Fenster auf.

  • Wo alle ja gerade die schrecklichen Bilder des abgemagerten, freigelassenen Kriegsgefangenen gesehen haben, hier ein Beispiel aus dem Gefängnisalltag in Alabama.


    Hat diese Menschenwelt wirklich ein Recht auf Leben? Ich zweifel da zunehmend dran.


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  • Der Vater eines Mitschülers meines Sohnes "sitzt im Knast". Das war uns seit einiger Zeit bekannt.

    Jetzt habe ich erfahren warum. Er ist einer der Hauptverdächtigen der sogenannten Gruppe S.

    Also durch und durch ein übler Neonazi der mutmaßlich Mordanschläge auf Moscheen geplant und vorbereitet hat.

    Die Mutter des Kindes läuft in Lonsdale Pulli durch die Gegend.