Ich lese das hier gerade nach diversen Tagen auf der hohen (Ost-)See und kann mich Schneppe da voll und ganz anschließen. Es lohnt sich auch, wenn man sich ein wenig mit den Debatten beschäftigt, die beide Bücher ausgelöst haben. Bei Fischer hat Schneppe ja schon angedeutet, worum es im Kern dabei ging. Clarke wurde u.a. vorgehalten, das Deutsche Reich zu gut wegkommen zu lassen und zumindest implizit die Schuld bei Serbien zu suchen. Manche haben ihm sogar "Revisionismus" vorgeworfen. Ich habe das allerdings nicht so stark empfunden und finde "Die Schlafwandler" vor allem wegen des umfassenden Blicks auf alle Mächte einschließlich der "Kleineren" im späteren Krieg lesenswert. Lesenswert ist es aber auch wegen der Untermauerung der (an sich nicht neuen, aber plausiblen) These, dass speziell die Falken in Politik, Regierungen und Presse (!) der beteiligten Großmächte die Konfrontation so sehr auf die Spitze getrieben haben, dass ein an sich friedlich lösbarer Zwischenfall am Ende unmittelbar einen verheerenden Krieg auslösen konnte.
Im Zuge des "Hundertjährigen" des Ersten Weltkriegs sind übrigens reihenweise gute Bücher zum Thema erschienen. Eine neue Überblicksdarstellung eines Experten auf dem Gebiet, die viele Literaturhinweise und Einschätzungen dazu enthält, wird hier (von einem anderen Experten auf dem Gebiet) rezensiert: http://www.sehepunkte.de/2017/07/24853.html . Zielgruppe sind zwar v.a. Studierende der Geschichte, das Buch sollte aber auch allen anderen mit ein wenig Vorwissen etwas bringen. Leider komme ich zur Zeit nicht dazu, meinen Lesebedarf zum Thema auch nur annähernd zu stillen, und kann keine eigene Einschätzung abgeben.