NP: Kinds schwierigste 96-Entscheidung

  • Kinds schwierigste 96-Entscheidung


    Bei der Wahl des Trainers darf er nicht danebengreifen. Sonst steigt diese Mannschaft ab.


    Martin Kind muss die schwierigste Personalentscheidung seiner 96-Zeit treffen – bei einem Fehlgriff droht der Abstieg.
    VON GUNTHER NEUHAUS
    HANNOVER. Neun Jahre, sieben Trainer – seit Martin Kind sich 1997 der Geschicke des damals krisengeschüttelten Klubs 96 angenommen hat, hat er sich mit vielen verschiedenen Charakteren auseinandersetzen müssen.
    Das ging nicht immer geräuschlos. Da 96 aber von der dritten bis in die erste Liga aufstieg und sich dort inzwischen etablierte, kann auch Kinds Personal-Management auf der sportlichen Ebene nicht so ganz falsch gewesen sein.
    Diesmal aber scheint die Lage so bedrohlich wie nie, obschon die Saison noch jung ist. Es bleiben zwar noch 31 Spieltage, um 96 vom Tabellenboden der Bundesliga nach oben zu liften, doch könnte die Mannschaft dabei zur kritischen Masse werden.
    Der neu formierte Kader zeigt bedenkliche Symptome, obschon er von der Qualität der Einzelspieler her ordentlich besetzt ist. Neururer hat das Mannschaftsgefüge aus dem Gleichgewicht gebracht, es gibt keine funktionierende Hackordnung, aber Grüppchenbildung. Es gibt viele nette Kerle in der Mannschaft, aber nur wenig respektierte Führungsspieler.
    Eine heikle Aufgabe also für den neuen 96-Trainer, dieses verunsicherte Team auch psychologisch für den Abstiegskampf zu rüsten. Neben einem überzeugenden sportlichen Konzept sind daher emotionale Intelligenz und ein gewisses Einfühlungsvermögen für die zwischenmenschlichen Prozesse gefragt. Kind muss in den Bewerbungsgesprächen, die er morgen und am Donnerstag führen will, den geeigneten Kandidaten finden – und darf sich keinen Fehlgriff leisten, da die erstklassige 96-Zukunft auf dem Spiel steht.
    Ob Bruno Labbadia der komplexen Aufgabe nach seiner ersten Trainerstation in Darmstadt schon gewachsen ist, daran könnte es zumindest Zweifel geben. Jos Luhukay (zuletzt Paderborn) scheint bislang eher zu Kinds Vorstellungen zu passen.
    Möglich aber auch, dass sich der 96-Boss zu einer mutigen und vielleicht unbequemen Lösung durchringt. Trainer Nummer acht muss jedenfalls passen.