NP: Der heiße Poker um Hecking

  • Der heiße Poker um Hecking


    Kind will heute die Einigung


    Dieter Hecking wird wohl heute neuer 96-Trainer. Klubchef Martin Kind pokert mit Aachen allerdings um die Ablösesumme.
    VON GUNTHER NEUHAUS
    HANNOVER. Dieser Weg war kein leichter: Dieter Hecking ging gestern um 11.30 Uhr vom Training hinüber zur Aachener Geschäftsstelle, um dem fünfköpfigen Führungsgremium seinen Wechselwunsch zu erklären.
    Am Dienstag hatte 96-Boss Martin Kind Aachens Sportdirektor Jörg Schmadtke über die Absicht informiert, Hecking nach Hannover holen zu wollen. „Das kam für uns sehr überraschend“, sagte Schmadtke gestern. „Wir wollen unseren Trainer halten.“
    Hecking ließ die Aachener Bosse allerdings wissen, dass er „aus privaten Gründen“ das 96-Angebot annehmen wolle. Die Familie war in den letzten sechs Jahren seiner Trainertätigkeit deutlich zu kurz gekommen, was dem 41-Jährigen Sorgen bereitet. Er will sich fortan mehr um seine Frau Kerstin und die fünf Kinder im Alter von vier bis 19 Jahren kümmern, dafür sollte man Verständnis haben.
    Nach 65 Minuten kam Hecking aus der Versammlung heraus, 15 Minuten später rief ihn Schmadtke erneut herein. Die Aachener Bosse kämpften noch einmal um ihren geschätzten Trainer und wollten ihn dazu überreden, die Familie nach Aachen zu holen. Die Heckings sind aber inzwischen in Bad Nenndorf verwurzelt, ein Umzug ist unvorstellbar.
    „Wir haben das Kapitel Hecking noch längst nicht abgeschlossen“, meldete nachher Aachens Präsident Horst Heinrichs. „Er ist unser Aufstiegstrainer. Klar ist aber auch: Wir können uns keinen Schwebezustand leisten.“
    Das war gewissermaßen der Startschuss für die Verhandlungen. Schmadtke wurde damit beauftragt, sich mit 96-Chef Kind in Verbindung zu setzen. Um 14 Uhr gab es den ersten kurzen Kontakt, etwa zwei Stunden später die erste Forderung: Aachen verlangte deutlich mehr als eine Million Euro.
    „Es wird schwierig, sich auf dieser Basis zu verständigen“, sagte Kind, der 500 000 Euro geboten hatte. Ein Zurück aber kann es kaum mehr gegeben, da Heckings Arbeit in Aachen wohl von Misstrauen bei der Vereinsführung und den Spielern geprägt wäre.
    Der Poker muss zum Abschluss kommen, nach Kinds Wunsch schon heute. Im Falle der Einigung will Hecking offenbar seinen Kotrainer Dirk Bremser mitbringen. Aachen dagegen müsste „einen Plan B entwickeln“, wie Schmadtke sagte. Vielleicht steht der aber schon – mit Schmadtke zumindest als Interimstrainer in Aachen. Er hatte die Trainerprüfung beim DFB einst als Jahrgangsbester abgeschlossen.