Haz: Der Kampf um Hecking

  • Der Kampf um Hecking


    Hannover 96 bekommt den Trainer von Alemannia Aachen nur für viel Geld / Heute soll die Entscheidung fallen


    Hannover/Aachen (fe/gru). Der Medienauflauf war erheblich größer als sonst. Sogar ein Fernsehteam war vorbeigekommen – auf dem Trainingsgelände von Alemannia Aachen eine Besonderheit. Alle waren gespannt: Wie verhält sich der Trainer Dieter Hecking bei seiner ersten Übungseinheit nach Bekanntgabe des Angebots aus Hannover – oder bei der letzten unter seiner Leitung bei den Aachenern?
    Nun, das Training begann zumindest anders als sonst. Hecking versammelte die Mannschaft um sich. Mit kurzen, knappen Worten informierte der 41-Jährige seine Spieler über den Stand der Dinge. „Ich habe ihnen gesagt, dass 96 großes Interesse an meiner Verpflichtung hat“, erklärte Hecking hinterher. Ansonsten habe er sich eher bedeckt gehalten, hieß es aus Spielerkreisen.
    Über den Kampf, der in seinem Inneren tobt, hat der Trainer seinen Profis nichts erzählt. Davon, dass er aus persönlichen Gründen – seine Familie wohnt in Bad Nenndorf – wohl lieber heute als morgen nach Hannover ginge. Oder davon, dass es ihm außerordentlich schwer fällt, „seine Mannschaft“ (Hecking) zu verlassen. Die Tendenz geht deutlich Richtung Hannover und damit Richtung Familie.
    Vorher hatte Hecking etwas mehr von diesem inneren Zwiespalt preisgegeben – in einem Treffen mit dem Alemannia-Präsidium. Offenbar ohne große Wirkung. „Es ist meine feste Absicht, dass Hecking bei uns bleibt“, sagte Aachens Klubchef Horst Heinrichs, „darüber haben wir heute sehr ernsthaft diskutiert.“
    Ernsthaft geredet wird seit gestern zwischen 96 und Alemannia; Hecking hat bei dem Wechselspiel nur noch eine Zuschauerrolle: Der Ball liegt bei den Vereinen. Die Hannoveraner haben ihr Interesse offiziell bekundet, die Aachener sich bereit erklärt, „in dieser besonderen Situation“ (Manager Jörg Schmadtke) mit den „Roten“ zu verhandeln.
    96-Klubchef Martin Kind bekam gleich deutlich zu hören, dass es nicht einfach sein wird, Hecking bei der Alemannia loszueisen. „Das ist äußerst schwierig“, sagte er, nachdem er mehrmals mit Aachens Sportdirektor Jörg Schmadtke telefoniert und die finanziellen Vorstellungen der Westdeutschen erfahren hatte. 96 müsste den Trainer aus einem bis 2009 gültigen Vertrag herauskaufen, eine Ausstiegsklausel für Hecking gibt es nicht. Nach Informationen der HAZ soll sich die ursprüngliche Aachener Forderung auf vier Millionen Euro belaufen haben. Es gebe eine „Schmerzgrenze“, sagte Kind, der möglichst heute noch Klarheit haben möchte, ob es mit dem Trainer-Transfer klappt oder nicht.
    Für Hecking sprechen seiner Einschätzung nach gleich mehrere gute Gründe. Man könne ihn durchaus als Hannoveraner bezeichnen, er habe sportlich einiges vorzuweisen, sei eine starke Persönlichkeit mit Durchsetzungskraft, arbeite erfolgsorientiert und könne gut motivieren. Auch das macht deutlich, dass Hecking der Wunschkandidat für die Nachfolge von Peter Neururer ist.
    Sollte es zu keiner Einigung mit dem Bundesligakonkurrenten kommen, „dann ist das zu respektieren“, sagte Kind. Für diesen Fall hätte 96 noch vier weitere Kandidaten zur Auswahl. Mit Bruno Labbadia und Jos Luhukay (beide vereinslos) hat Kind vorgestern gesprochen; Robin Dutt (Stuttgarter Kickers) ist der Nächste in dieser Runde. Der 96-Klubchef bestätigte die Meldung der HAZ, dass der weithin unbekannte Coach bei der Trainersuche eine Rolle spielt. „Er steht auf unserem Zettel“, sagte Kind. Hinzu käme ein weiterer Anwärter.



    Die Aachener Erklärung


    „Alemannia Aachen hat von Hannover 96 eine Anfrage um Freigabe von Trainer Dieter Hecking aus seinem laufenden Vertrag erhalten. Die leitenden Gremien des Vereins und der Sportdirektor haben sich unmittelbar zusammengesetzt, um das primäre Ziel, Dieter Hecking in Aachen zu halten, zu ermöglichen. In einem langen und ernsthaften Gespräch mit dem Trainer wurden die Gesichtspunkte ausgetauscht, die für einen Verbleib in Aachen oder eine Gesprächsaufnahme mit Hannover 96 maßgeblich sind. Dieter Hecking führte in diesem Gespräch ausschließlich private Gründe an, auf die Anfrage von Hannover 96 überhaupt einzugehen. Deshalb und ungeachtet der Vertragssituation wurde Sportdirektor Jörg Schmadtke gebeten, mit Hannover 96 Kontakt aufzunehmen. Weiterhin besteht von Seiten der Alemannia der Wunsch, Dieter Hecking in Aachen zu halten.“


    Mit dieser Pressemitteilung reagierte Alemannia Aachen gestern auf das Vorhaben von Hannover 96, Dieter Hecking zu verpflichten.

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