Haz: Lösegeld [Roter Platz]

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    Lösegeld


    Erinnert sich noch jemand an Peter Neururer? Ehemaliger Trainer von Hannover 96, nicht besonders erfolgreich, aber selbsterklärend. Er sei jemand, so hat Neururer neulich gesagt, der in kürzester Zeit jede Mannschaft in einen außergewöhnlichen Zustand bringen könne. Das hat er in Hannover eindrucksvoll bewiesen. Falls sich also ein Verein dem zweifellos spannenden Nervenkitzel von elf Partien ohne Sieg oder Abgeschlagenheit in nur drei Spielen aussetzen will – der richtige Mann sitzt in Gelsenkirchen. Selbstredend.
    Vielleicht hat ja Alemannia Aachen Interesse. Dort wird demnächst vermutlich die 96-Abfindungskommission im eigens geleasten vereinseigenen Geldtransporter der „Roten“ vorfahren, Lösegeld auskippen, mit Sketchen und Jonglage gute Laune verbreiten, zum Abschluss gemeinsam „Abstieg ist ein scharfes Schwert“ singen, Dieter Hecking einsacken und mit quietschenden Reifen vom Hof fahren. Der Clou: Obendrauf gibt’s für Aachen noch zwei tatendurstige hannoversche Überraschungsreservisten, einen Kotrainer nach Wahl, fünf Saisondauerkarten Osttribüne für die AWD-Arena und den Managerratgeber „Einkaufen mit Ilja“ dazu. Alles frei nach dem Prinzip „Sales & Service“, das sich in Hannover nach der mertesackerschen Gewinnausschüttung auch bei den Vertragsverhandlungen durchgesetzt hat. Dieter Hecking (oder auch Dieter Dutt, Dieter Labbadia oder Dieter Luhukay) wird der erste Trainer sein, der von vornherein kein Gehalt, sondern eine monatliche Abfindung bekommt, die dann bei Nichtgefallen mit der Restsumme inklusive Rückführung nach Aachen oder Bad Nenndorf verrechnet werden kann. Denkbar ist momentan auch eine Lösung mit vier Cheftrainern bei erfolgsabhängiger Bezahlung (was bei Neururer sehr günstig geworden wäre).
    Gelingt es Martin Kind dann noch, Rene C. Jäggi als Präsidentenberater auf Honorarbasis zu gewinnen, Robert Enke das interdisziplinäre Vertragsmodell „Lebenslänglich mit anschließender Sicherheitsverwahrung“ schmackhaft zu machen und mit dem Lösegeldtransporter in Prag vorzufahren, um dort noch ein hoffnungsvolles Mittelfeldtalent abzuholen, dann hat sich die typisch hannöversche unterhaltsame Trainer- und Geschäftsführersuche für jedermann zum Mitraten doch wieder einmal gelohnt. Und das hannoversche Publikum wird in kürzester Zeit in einem außergewöhnlichen Zustand sein.


    Der Platzwart