NP: Das ist jetzt Ihr Stuhl, Herr Hecking!

  • Das ist jetzt Ihr Stuhl, Herr Hecking!


    800 000 Euro Ablöse. Der neue 96-Trainer fängt Sonntag an.


    96 hat seinen Wunschtrainer bekommen – Dieter Hecking wechselt für 800 000 Euro Ablöse von Aachen nach Hannover.
    VON GUNTHER NEUHAUS
    HANNOVER. Professor Horst Heinrichs war gestern „traurig“. Alemannias Präsident hatte „erwartet, dass wir noch eine lange Strecke gemeinsam gehen“, doch der Weggefährte Dieter Hecking bog gestern nach Hannover ab. Um 17.42 Uhr kam die Freigabe aus Aachen – per Fax.
    Der 96-Wunschkandidat war „einfach glücklich“, dass er nach fünf Jahren als Berufspendler zu seiner in Bad Nenndorf lebenden Familie zurückkehren und den Traumjob bei 96 antreten darf.
    Hecking bekommt einen Vertrag bis 2010 und soll 500 000 Euro im Jahr verdienen – doppelt so viel wie in Aachen. 96 überweist 800 000 Euro als Schmerzens- und Trennungsgeld. Nachschläge werden je nach Erfolg in der Bundesliga fällig, zunächst für den Klassenerhalt, aber auch für das etwaige Erreichen des Europapokals.
    „Eine Ablösesumme zu zahlen und einen Trainer aus einem bestehenden Vertrag herauszukaufen, ist sicher ein bisschen ungewöhnlich“, weiß 96-Boss Martin Kind. „Aber es war eine freie Entscheidung der Beteiligten.“
    Die Aachener Spieler jedoch reagierten enttäuscht. „Gerade war das Selbstvertrauen wieder da, plötzlich wird wieder alles über den Haufen geworfen“, klagte Reiner Plaßhenrich, der mit Hecking schon in Verl und Lübeck zusammengearbeitet hatte. Er warf 96 vor, es sei „unglücklich, an einen Trainer heranzutreten, der einen langfristigen Vertrag bei einem Konkurrenten hat“.
    Tatsächlich schwächt 96 einen Wettbewerber im Abstiegskampf – und zwar den, der mit dem 3:0 vor 13 Tagen den Rauswurf von Peter Neururer forciert hatte. Den wechselwilligen Trainer zu halten, hätte aus Aachener Sicht allerdings keinen Sinn mehr gemacht. „Er hatte Gründe, die seine weitere Arbeit mit 100 Prozent Leistung und Engagement zweifelhaft erscheinen ließen“, sagte Präsident Heinrichs.
    Hecking will sich heute Früh in Aachen „anständig von der Mannschaft verabschieden“ und dann nach Hannover kommen. Das 96-Team wird sich bei seiner Ankunft schon nach Dresden verabschiedet haben, Interimstrainer Michael Schönberg soll morgen beim Pokalspiel als Chef auf der Bank sitzen. Er freut sich „wahnsinnig. Das Gefühl, dass man die Mannschaft leitet, ist ja doch besser, als nur Kotrainer zu sein.“
    Ab Sonntag wird Schönberg aber wieder nur Assistent sein, einer von vielen. Denn Hecking will seinen Kotrainer Dirk Bremser nachholen. „Ich denke, es ist verständlich, dass man auf seine Vertrauensperson nicht verzichten will“, sagte Hecking. Bremser soll heute aber das Training leiten und die Aachener Mannschaft auch beim Pokalspiel am Sonntag in Chemnitz betreuen. Bremser muss mit Aachen noch über seinen Abschied verhandeln, ehe er sich bei 96 in die üppig besetzte Trainerriege einreihen kann.