Haz: Neustart mit Hecking

  • Neustart mit Hecking


    Hannover (hr/gru/wie). Für die Kürze seiner offiziellen Mitteilungen ist Fußball-Bundesligist Hannover 96 bekannt, vier Sätze war dem Klub am 30. August die Trennung von Trainer Peter Neururer wert. Doch 96 bevorzugt auch bei positiven Nachrichten die Kurzform, wie gestern Abend um 18.46 Uhr zu sehen war. Die Verpflichtung von Dieter Hecking als neuen Trainer und Neururer-Nachfolger gaben die „Roten“ kurz und knackig bekannt: „Hannover 96 und Alemannia Aachen haben sich über diesen Wechsel verständigt. Hannover 96 freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Chef-Trainer Dieter Hecking.“
    Am späten Nachmittag hatte der Verein nach zähem Ringen geschafft, was bei Bekanntwerden des Vorhabens als eher unwahrscheinlich erschien: 96 einigte sich mit dem Bundesligakonkurrenten darauf, dass Hecking die Seiten wechseln darf – für geschätzte 700 000 Euro Ablösesumme. Am 3. Spieltag hatte der 41-Jährige mit Aachen bei Hannover 96 gewonnen (3:0), am 4. Spieltag beim VfL Wolfsburg sitzt er nun selbst bei den „Roten“ auf der Bank. „Dieter Hecking ist unsere Wunschlösung“, sagte 96-Klubchef Martin Kind, „er hat eine hohe Emotionalität zum Verein und viele positive Eigenschaften. Die Erwartungen sind groß, dass er gute und erfolgreiche Arbeit abliefert.“
    96 will Hecking, Hecking will zu 96: Das stand nach der ersten Kontaktaufnahme vor ein paar Tagen schnell fest. Was danach begann, war ein Pokerspiel, bei dem sich alles um zwei Fragen drehte: Lässt Aachen den Trainer gehen, der noch einen Vertrag bis 2009 hat? Und wenn ja: Für wie viel Geld? Am späten Nachmittag herrschte gestern Klarheit. „Vorstand und Sportdirektor sind zu der Überzeugung gekommen, dass die Zielsetzung des Vereins bei einem Verbleib von Dieter Hecking gefährdet gewesen wäre. Der Trainer hat schwer wiegende private Gründe angeführt“, sagte Alemannia-Präsident Horst Heinrichs. Hecking, der mit seiner Frau und den fünf Kindern in Bad Nenndorf wohnt, hatte den Wunsch geäußert, wieder in der Nähe seiner Familie arbeiten zu können.
    „Ich muss mich bei der Alemannia bedanken, dass sie mir diesen Schritt auf Grund meiner Gründe ermöglicht hat“, sagte Hecking, „so etwas ist im Profifußball weiß Gott nicht alltäglich.“ Der 41-Jährige meinte, dass er mit einem weinenden und einem lachenden Auge in seiner Wohnung am Aachener Markt sitze: Das lachende blicke nach Niedersachsen, das weinende auf Nordrhein-Westfalen. „Es waren zwei schöne und sehr emotionale Jahre hier“, sagte Hecking. „Ich habe die Zeit genossen. Danke Alemannia, aber jetzt freue ich mich auf Hannover.“
    Hecking weiß noch nicht, wann er seine Arbeit aufnehmen wird. „Vielleicht am Sonntag, vielleicht am Montag“. Er weiß aber, dass er auf keinen Fall morgen beim Pokalspiel der „Roten“ in Dresden auf der Trainerbank sitzen wird. „Der Michael Schjönberg hat die Mannschaft vorbereitet, er soll das jetzt auch durchziehen“, sagte er. Doch danach beginnt die Ära Hecking – mindestens bis 2009, so oder länger soll die Vertragslaufzeit fixiert werden. Hecking deutete gestern an, was die Mannschaft erwartet: „Wir müssen viel arbeiten.“ Auch umgekehrt herrscht Klarheit. Mit Hecking soll auch der Erfolg zurückkommen.


    Das ist Dieter Hecking


    Geboren: 12. September 1964, Castrop-Rauxel.
    Stationen als Spieler: Westfalia Soest, Soester SV, Bor. Lippstadt, 1. FC Paderborn, Bor. Mönchengladbach (1983 bis 1985), Hessen Kassel (1985 bis 1990), Waldhof Mannheim (1990 bis 1992), VfB Leipzig (1992 bis 1994), TuS Paderbon-Neuh. (1994 bis 1996), Hannover 96 (1996 bis 1999), Eintr. Braunschweig (1999 bis 2000).
    Größter Erfolg als Spieler: Bundesliga-Aufstieg mit dem VfB Leipzig (1993), 36 Erstligaspiele.
    Stationen als Trainer: SC Verl (2000 bis 2001), VfB Lübeck (2001 bis 2004), Alemannia Aachen (1. Juli 2004 bis 7. September 2006).
    Größte Erfolge als Trainer: Einzug in die 3. Runde des UEFA-Pokals 2004/2005 mit Aachen, Aufstieg in die 1. Liga mit der Alemannia im Mai 2006, Aufstieg mit Lübeck 2002.