Haz: Der Familienmensch

  • Der Familienmensch


    Heckings Entscheidung für Frau, Kind und 96 – aber nicht gegen Alemannia Aachen


    Von Jörg Grußendorf
    Hannover. Die Begründung passt zu Dieter Hecking. Der 41-Jährige hat sich „ausschließlich aus privaten Gründen“ für Hannover 96 entschieden. Eigentlich könnte es auch gar nicht anders sein. Natürlich ist Hecking ein erfolgreicher und inzwischen sehr bekannter Fußballtrainer. Aber in erster Linie ist er Familienmensch. Ehemann und Vater.
    Er braucht die Nähe zu seiner Frau Kerstin und seinen fünf Kindern Maria-Lena, Theresa, Charlotte, Jonas und Aaron. „Ich fahre in jeder freien Minute heim“, sagte Hecking vor kurzem. Dennoch hat er sich nie dazu entschließen können, seine Familie zu einer seiner Stationen mitzunehmen. Sie ist die gesamten sechs Jahre, die er inzwischen Trainer ist, in Bad Nenndorf wohnen geblieben – seit etwa vier Jahren in einem eigenen, nach den Vorstellungen der Heckings errichteten Haus.
    „Meine Frau und meine Kinder sind dort fest verwurzelt“, sagte der 41-Jährige vor einigen Wochen, „so kann ich sie von der Hektik des Fußballgeschäfts fern halten. Auch wenn die räumliche Trennung schwer fällt.“ Wohl zu schwer. Jetzt ist er seiner Familie viel näher. Seine Familie aber auch dem Fußballgeschäft. Etwas, was Hecking wichtig war, wird vorbei sein: unbehelligt durch die Innenstadt Bad Nenndorfs zu laufen. Das Städtchen gehört zum Einzugsgebiet der „Roten“ …
    Dafür ist die Familie aber wieder vereint. Das ist Hecking wichtig; und mit dem Wechsel zu den „Roten“ hat er einen weiteren wichtigen Schritt für sich gemacht: 96 ist ein Karrieresprung – von einem Aufsteiger zu einem etablierten Bundesligisten – und irgendwie ein lang gehegter Wunsch für ihn. Aus Letzterem hat er nie ein Hehl gemacht. „96 ist der Verein, in dem ich während meiner aktiven Zeit die meisten positiven Dinge erlebt habe“, sagte er und nennt die Relegationsspiele gegen Energie Cottbus und TB Berlin und den knapp verpassten Aufstieg in die 1. Liga 1999. Mit seinem damaligen Teamgefährten Carsten Linke (jetzt 96-Sportmanager) ist er befreundet; mit Steve Cherundolo und Altin Lala hat er seinerzeit noch zusammengespielt.
    Er genießt eine große Akzeptanz bei den 96-Fans. Hecking mag Hannover, und Hannover mag Hecking – selbst seinen einjährigen Abstecher zum Erzrivalen Eintracht Braunschweig haben die Fans verziehen. Hecking hat es sogar als einer der wenigen Sportler geschafft, dass in beiden Städten mit Hochachtung von ihm gesprochen wird. Selbst in Aachen sind die Fans ihm trotz des überraschenden Wechsels nicht böse. Ein Blick in die Internetforen der „Roten“ beweist das. Die Alemannia-Anhänger sind traurig, dass Hecking geht, sie verstehen aber seine Entscheidung – für die Familie und 96, aber nicht gegen die Alemannia.