Trainerkarussell

  • Dem möchte ich gerne mal widersprechen. Dass die Buddhas z.B. schon vor Klinsmann da standen und "Bild" die Tatsachen passend zum Austragen alter Feindschaften ein wenig zurechtrückte, ist Dir zumindest bekannt? Und als Konzepttrainer, der vieles umbauen will, bei den Bayern mit ihren gefühlt einhundert Alphatierchen mit Einmischkompetenz zu scheitern, hat für mich noch nicht automatisch mit Inkompetenz des Trainers zu tun. Eher mit ungeeigneten Strukturen. Blöderweise hat man ja erst seit Klopp so richtig begriffen, dass Konzepttrainer nicht so ganz blöd sind, dass so ein Trainer aber mehr Zeit zur Umsetzung seiner Konzepte braucht als eine halbe Halbserie, und obendrein die richtigen Spieler dafür. Teamspieler, die ihr eigenes Ego zurückstellen können. (Widerspruch zu Bayern sollte klar sein.)


    Ich wäre jedenfalls absolut nicht überrascht, wenn die USA in ein paar Jahren (Aufbau braucht Zeit -- sowas hat man in Bayern halt nicht) für auffällige Ergebnisse im aus seiner Sicht positiven Sinne sorgen würden. Dank der "Bild"-Kampagne gehört er für mich zu den allgemein und zu Unrecht unterschätzten Trainern. In den USA muss er sich garantiert auch nicht ständig für innovative Methoden rechtfertigen, die hierzulande mittlerweile ja so ganz stillschweigend zum Standard geworden sind. Z.B. die Arbeit als "primus inter pares" in einem echten Trainerteam, in dem Kompetenzen an Spezialisten delegiert sind und der Chef trotzdem genug Wissen und Überblick hat, um das zusammenzuführen. Platz 3 war 2006 aus meiner Sicht jedenfalls das Maximum, was aus der Mannschaft herauszuholen war, und genau das spricht auch so für Klinsmann.

    Einmal editiert, zuletzt von Mr. Mo ()

  • Sehr gut zusammengefaßt, Mr. Mo. In diesem Zusammenhang sollte man gleich mit der legende aufräumen, dass wegen der unterstellten Inkompetenz von Klinsmann eigentlich Löw der Erfolg von 2006 zuzuschreiben sei.


    Man sollte sich - sofern man an einer fairen Beurteilung interessiert ist - in Erinnerung rufen, dass Klinsmann in seiner aktiven Zeit in diversen Ligen bei Spitzenclubs gespielt hat und dort unterschiedlichste Trainings- und Motivationsmethoden kennengelernt hat. Diese Erfahrungen kann man nicht in Hennef lernen.

  • Und auch wenn man mit der Unterstellung, daß Löw den Großteil der eigentlichen fußballerischen Lehrtätigkeit übernommen hat, ganz richtig liegen dürfte, so darf man nicht vergessen, daß es auf jeden Fall Klinsmanns Verdienst war, Löw ins Boot zu holen. Löws größte Erfolge als Vereinstrainer lagen 2004 ja schon einige Zeit zurück - er dürfte damals nicht unbedingt als "hot commodity" gegolten haben.

  • Zudem ist der Kampf für ungewohnte Trainingsmethoden gegen etliche Redakteure, Stammtische und Lautsprecher vom Schlage Neururers gar nicht hoch genug anzurechnen. Wer auf Klinsmann eindrischt übersieht, daß er es auch Leuten wie Slomka einfacher gemacht hat, heutzutage Argumente für ihre Methoden zu haben. Gerade als 96 Fan sollte man sich also hüten mit Spott zu reagieren. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wieviele Witzchen vor 2006 gemacht worden wären, wenn ein 96 Trainer mit einem GPS System daher gekommen wäre. Natürlich hilft Leuten wie Slomka primär der eigene Erfolg - aber geistige Vorarbeit bei den breiten, nicht völlig verblendeten Teilen des Fussballvolks hat nun mal Klinsmann geleistet.


    Dafür, daß er die Bayern(abwehr) nicht hinbekommen hat, musste er gehen. Das ist auch gut so, aber das ist auch anderen Leuten ähnlich gegangen, unter anderem seinem Gegenentwurf und auch Trainern wie Hecking in Hannover.

  • Und auch wenn man mit der Unterstellung, daß Löw den Großteil der eigentlichen fußballerischen Lehrtätigkeit übernommen hat, ganz richtig liegen dürfte, so darf man nicht vergessen, daß es auf jeden Fall Klinsmanns Verdienst war, Löw ins Boot zu holen. Löws größte Erfolge als Vereinstrainer lagen 2004 ja schon einige Zeit zurück - er dürfte damals nicht unbedingt als "hot commodity" gegolten haben.


    Ich glaube auch das so nicht. Letztendlich hat man dafür als Beleg nur die nicht repräsentativen Szenen aus dem "Sommermärchen". Selbst da hatte ich bei näherem Hinsehen (und vor allem -hören) nie den Eindruck, dass Klinsmann nicht prägend an der Lehrtätigkeit und der Erarbeitung von Konzepten beteiligt war. Aber er war sich eben nicht zu schade, eine Entscheidungsfindung im Team zu betreiben und sich von Argumenten überzeugen zu lassen.


    Eigenartigerweise ist ihm ja genau daraus immer wieder ein Strick gedreht worden -- von Leuten, die aus meiner Sicht nicht wissen oder bewusst unterschlagen, dass dies in allen möglichen Institutionen die moderne und weitaus erfolgversprechendere Form der Entscheidungsfindung ist (vier, fünf, sechs Gehirne wissen nicht nur mehr als eines; zusammengenommen sind sie sogar mehr als die simple Addition der Einzelhirne). Der autoritäre Patriarch alter Schule ist dem auf lange Sicht einfach hoffnungslos unterlegen. Einzige Voraussetzung: Man labert sich nicht tot, sondern trifft schnell genug eine Entscheidung. Deshalb auch der primus inter pares.

  • Mr. Mo: Feiner Vortrag. Kompliment!


    Jetzt soll ihm auch noch vorgeworfen werden, sich mit den richtigen Leuten "bestückt" zu haben. Feuer frei gegen Mirko Slomka, denn auch der 96-Trainer hat bekanntlich nicht daneben gelegen, als er seinen Trainerstab zusammengestellt hat.


    Dann noch der Begriff "Inkompetenz". Wie sagt man so schön: Kann auch auf den Betrachter zurückfallen.


    Klinsmann hat die alten Herren beim DFB wachgerüttelt und genau die Strukturen und Methoden hinterlassen, die uns hinter Spanien zur Nummer 2 in Europa gemacht haben. Löw erntet und setzt selber Zeichen - auf ein gesundes Fundament.

  • Ich freu mich auf Klinsmanns US-Team. Mir gefällt der Fußball der US-Auswahl und Klinsmann wird da gut hinpassen. Für mich war er schon vorher der logische Coach für die Mannschaft. Das wird besser klappen als der Versuch im Vereinsfußball bei den Bayern.

  • wieso ist der oenning noch im amt?
    habe da eine langzeit-wette (hoho)laufen, dass das zappabärtchen mit topffrisur als erster den abgang macht.

  • Ja, zumal mit der Verpflichtung von David Odonkor bei Aachen die Torflaute vorbei sein dürfte. Da kann Funkel dann wieder stürmen lassen wie früher bei der Hertha.


    Und der Hyballa passt vom Typ her irgendwie nach Bochum.

  • Vielleicht macht sich ja von Gelsenkirchen aus jetzt ein Schnauzbartträger mit seinem Porsche Cayenne auf den Weg (ob nach Bochum oder Aachen wird man sehen ...)

  • Und da alle im Retro-Fieber sind, kann das klappen.


    Und Dabrowski hat auch seinen alten Trainer wieder und läuft zur Höchstform auf.