Auch wenn schon x-mal gepostet: Die Zahl bei Schlaudraff tut weh und zeigt die Misere damaliger Transfertätigkeit.
Der Knackpunkt ist: Erst wird ein Drei-/Vier-/Fünfjahresvertrag ausgehandelt und danach kuckt man, wie es sportlich entwickelt. Schlaudraff kriegt so viel (was heißt viel? nur für hannoversche Verhältnisse ist das viel), weil er in Aachen zum Shootingstar aufstieg, Nationalspieler wurde und bei Bayern angeheuert hat. Das läßt den Wert explodieren. Würde er heute einen Vertrag unterschreiben, müßte er wohl Abstriche machen. Aber da man eine Zeitlang ein Riesenpotential in ihm gesehen hat, wird man das immer im Hinterkopf haben und vergüten. Er könnte es ja vielleicht nochmal zeigen.
Um das zu verdeutlichen, kann man sich auch das Beispiel Hashemian ansehen. Hatte sich beim HSV nicht durchgesetzt und wurde nach Bochum abgeschoben. Da verdient man als Nobody nicht viel. Unter Neururer wurde er zum Topjoker und Hubschrauber, machte hintereinander 10 und dann 16 Tore. Lauffreudig, beweglich, kopfballstark, mit einem guten Riecher, wie man so schön sagt. Bayern nahm ihn für 2 Mio Ablöse unter Vertrag. Gehalt weiß ich nicht. Er spielte nie, wollte weg, 96 nahm ihn. Nur noch 1,3 Mio Ablöse. Angeblich 1,3 Mio Jahresgage. Bayern hatte sicherlich mehr gezahlt. Er blieb drei Jahre hier, enttäuschte leider und ging ablösefrei nach Bochum. Dort konnte er abermals nicht an alte Erfolge anknüpfen. Schade für ihn. Im Winter gab er ein Interview, in dem er sich gegen Kritik wehrte und sagte, der VfL liege ihm am Herzen und überhaupt, er habe auf viel Geld verzichtet, weil er auch woanders (Dubai oder so) hätte hingehen können. Tja, Quizfrage: Welche Sichtweise will man einnehmen? Hat er auf viel Geld verzichtet oder ist sein Gehalt mit einer Verzögerung von vier Jahren wieder dort angelangt, wo es vielleicht sogar hingehört?
Aber eigentlich ist mir sowas egal. Für mich sind das nur Zahlen, ich regen sich in mir überhaupt keine Gefühle. Das gehört zur Unterhaltungsbranche, zur Freizeitgestaltung. Da fließt unheimlich viel Geld, um die Leute zu unterhalten. Ein Filmstar, Rocker, Popsternchen, Formel 1-Fahrer, US-Basketballspieler oder Fußballer ist ein Spezialist und verdient viel Geld, weil tausende in die Stadien gehen und das Fernsehen live überträgt. Jedwede Aufregung darüber ist Zeitverschwendung. Man hat als Zuschauer nichts damit zu tun. Als die BL gegründet wurde, fand man es unanständig, wenn ein Fußballer mehr als 3.000 Mark verdient hat. Warum? Weil man es als Zeitungsleser nicht gewöhnt war. Vor 25 Jahren hat Matthäus so viel verdient wie der Bundeskanzler. Große Aufregung, stimmen da noch die Verhältnisse? Man hat sich auch an 300.000 Mark gewöhnt. Und jetzt ist es eben noch mehr. Es fließt ja auch mehr Kohle, dank Privat- und Pay-TV.
So kann ich mich auch nicht hinstellen und sagen: "Ja, Herr Eggimann, schön, daß Sie hier sind. Aber wenn sie x Mio verdienen, dann bin ich mit ihren sportlichen Leistungen unzufrieden. Würden sie nur die Hälfte bekommen, würde ich viel zufriedener sein." Ich kann höchstens die sportliche Seite beurteilen, wenn überhaupt. Den finanziellen Krempel kenne ich nicht und habe ich nicht zu verantworten. Da brauche ich mich nicht künstlich freuen ("oh, wie bodenständig, er fährt noch seinen alten Polo") oder aufregen ("Alter, trifft dat Tor nicht, aber mit nem Superschlitten unterwegs"). Das ist boulevardesk.
Entscheidend ist für mich, daß Eggimann gar nicht der gesuchte Typ Abwehrspieler gewesen ist. Das ist eigentlich peinlich, passiert aber immer wieder mal. Leverkusen hat mit Gekas auch einen Stürmertypen geholt, der nicht reinpaßt. Hoffenheim ist das gleiche mit Wellington passiert. Das muß ein Verein aushalten können. Erfreuliche Überraschungen wie Huszti, Konan, Schmiedebach stehen schließlich auf der anderen Seite.
Erschreckend sind vielleicht die Unterschiede in den Spieleretats: Bayern bezahlt 80 Mio an seine Profis, Schalke 50, Werder gute 45, Hamburg und Stuttgart je gute 40, Dortmund knapp 35, Hertha 30, Gladbach und Frankfurt je 27, Nürnberg 18, Bochum und Mainz je 17 und Kaiserslautern plant für die nächste Saison mit 15. Die Kluft zwischen oben und unten ist groß. Die Europacupteilnehmer und Werkklubs sind quasi eine Bundesliga 1A und der Rest ist Bundesliga 1B. Dahinter kommt die Kluft zur zweiten Liga.