Finanzkrise

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    Original von Lebowski


    Sorry, aber das sehe ich ja mal ganz anders. Erstens ist bei inländischen Banken die Sicherungsgrenze über den Einlagensicherungsfonds viel höher. Zweitens, 20.000€ sind ja mal gar nichts, jeder 2te Kunde hat doch viel mehr angelegt, was würden einem da 20.000€ garantierte Rückzahlung helfen?
    Viel wichtiger aber, die Erklärung der Bundesregierung hatte nur einen einzigen Zweck, zu verhindern, dass die Kunden sich ihre Guthaben auszahlen lassen. Dann ist nämlich innerhalb eines Tages auch ein noch so großes Institut am Ende (siehe z.B. die Sparkasse in Washington).
    Von Populismus bzw. Aktionismus ist man in diesem Falle, so denke ich, also weit entfernt.
    Das diese Maßnahme dem Aktienmarkt nicht hilft, Pech gehabt (und auch egal), aber als vertrauensbildende Hilfe war es imo richtig.


    Sehe ich ähnlich. Zudem wollte die Bundesregierung die Pfandbriefe absichern.

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    Original von utze
    Sauber, damit geht´s :kichern: Gut, dass mein Geld in Wohnungen steckt.


    Geschlossene Immo-Fonds? Stille atypische Beteiligungen? :p

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    Original von stehplatz
    Alles schlimm, aber keine Angst, die Experten von der FDP haben alles im Griff:



    Quelle: http://www.stefan-niggemeier.d…/der-markt-selber-ist-ok/


    Auch ein Kommentar zur Finanzkrise. Auch mit kurzem Bezug zu diesem sog. Haushaltsexperten.


    http://www.ftd.de/wirtschaftsw…&articleId=1606&blogId=10



    Zwischenbericht von der Glaushausparty
    07. Oktober 2008 11:40 Uhr
    Thomas Fricke
    Je länger die Krise, desto illustrer die Gäste, zumindest die kommentierenden. Hier ist eine kleine Auswahl.


    Zu den Kuriositäten der vergangenen Tage zählt eine "Bild"-Zeitung, die über "Dumm-Banker" höhnt, selbst aber offenbar Probleme hat, die Geschehnisse zu verstehen. Nachdem die Schlau-Zeitung tagelang suggerierte, dass der arme Steuerzahler jetzt eins zu eins für die Rettungspakete der Regierung zahlen müsse und überhaupt um sein Geld fürchten muss, gab's Donnerstag (wahrscheinlich auf Druck aus dem Kanzleramt) ein Interview mit der Kanzlerin, in dem sich Angela Merkel arg mühte, den schlauen Journalisten zu erklären, dass eine Bürgschaft nicht gleich bedeutet, dass der Steuerzahler irgend etwas zahlen muss - eine Bürgschaft ist ja dazu da, dass es dazu erst gar nicht kommt. Umsonst. Wer "Bild" gelesen hat, neigt womöglich jetzt eher dazu, sein Geld von der Bank zu holen.


    Zufall oder nicht: drei Tage nach dem Interview sprach die Kanzlerin lieber mal eine staatliche Garantie für alle Spareinlagen aus.


    Zu den Kuriositäten der vergangenen Tage zählt auch ein FDP-Haushaltsexperte namens Jürgen Koppelin, der inmitten eines eindrucksvollen Marktchaos via Radio-Interview deklariert, der Markt sei doch "ok", es seien unverantwortliche Manager, die schuld haben. Treffende Rückfrage des Moderators: aber die seien doch auch der Markt. Nein, sagt Herr Koppelin, das seien Manager, nicht der Markt. Romantisches Verständnis vom Markt.


    Zu den gefährlicheren Kuriositäten zählt derzeit der Eifer, mit dem orthodoxere Kommentatoren zu erklären versuchen, warum alles Übel bei einem gewissen Alan Greenspan und seiner furchtbar falschen Politik des billigen Geldes angefangen hat. Dazu gibt es ernst zu nehmende, wenn auch meist wackelige Beiträge. Weniger überzeugend wirkt, wenn plötzlich der Haushaltsexperte Koppelin aus Steinburg/Dithmarschen über derlei globale makroökonomische Politik herzieht - ein Feld, das für deutsche Strukturreformen-sind-alles-Politiker bislang gar nicht existierte. Zumal ohnehin komisch ist, wie einmütig plötzlich alle möglichen Hobby-Ökonomen vom "Spiegel" bis zur FDP diesen Befund machen. Warum hat das 2004 (fast) keiner gesagt, als Greenspan diese Politik gemacht hat? Immerhin sind die US-Leitzinsen ja allgemein bekannt gewesen. Kleine Erinnerungshilfe: damals wurde Deutschland noch in Grund und Boden geredet, und da wurden uns immer die tollen Amerikaner vorgehalten, die ja so unwahrscheinlich flexibel und dynamisch seien.


    Absurd wird es, wenn ehemalige Bundesbanker wie Gerd Häusler (damals unter anderem zuständig für die Bundesbank-Fachhochschule, zwischenzeitlich Investmentbanker) auf dem Stühlchen neben Anne Will emphatisch ausstoßen, sie fänden ja Alan Greenspan "einen der schlechtesten Notenbanker, den es gegeben habe". Das ist plump. Und gewagt. Orthodoxe Bundesbanker haben - ganz im Sinne aller Greenspan-Verächter - in den vergangenen Monaten stark dazu beigetragen, dass die Europäische Zentralbank den womöglich "größten geldpolitischen Fehler der Nachkriegszeit" (Telegraph) gemacht hat - indem sie mitten in einem dramatischen Abschwung die Zinsen erhöht hat.


    Wer fehlt noch in der Glashausliste? Klar, unser Bundesfinanzminister. Der hat sich jahrelang dafür ins Zeug gelegt, den Finanzplatz Frankfurt zu fördern, indem die Deutschen möglichst eifrig den modernen Praktiken der großen Vorbilder aus London und New York folgten. Jetzt lernen wir, dass dort die bösen Buben sitzen - und der Finanzminister tut so, als hätte er es immer gewußt.


    A suivre.

  • Die Finanzkrise schlägt voll auf die Premier League durch - insgesamt 3,85 Mrd. EUR Schulden, davon teilen sich Manchester United, Liverpool, Arsenal und Chelsea allein 1,2 Mrd. Problematisch ist, dass die Eigner selbst ins Trudeln kommen und langsam aber sicher den Geldhahn zudrehen. Ist 50+1 am Ende vielleicht doch sinnvoll? Ist das bayrische Festgeldkonto am Ende doch seriöser? Mal sehen, welchen Club es als ersten zerreißt. Wetten werden noch angenommen.


    Feine Darstellung des Platzens der isländischen Blase. Auch ein Land, das letztens noch als Musterländle der entfesselten Marktwirtschaft hoch gelobt wurde. Alles passé, der Staatsbankrott steht unmittelbar bevor. Früher hatte man Angst, dass der Russe einmarschiert, heute kauft er das Land einfach auf, quasi...

    2 Mal editiert, zuletzt von stehplatz ()

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    Original von aschi
    Scheiß Kapitalismus, scheiß Marktwirtschaft. Ich stelle die Systemfrage. :rofl:


    Noam Chomsky [URL=http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,582439,00.html]auch[/URL]. ;)

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    Original von aschi
    Er kann ja mal einen Gegenvorschlag unterbreiten.
    In großen Teilen kann man ihm aber zustimmen.


    Sein Gegenvorschlag ist, schon seit langem, auch wirtschaftliche Entscheidungen demokratischen Entscheidungsprozessen zu unterwerfen, die Macht der Märkte einzuschränken und das "leninistische Eliteherrschaftsdenken" der Neoliberalen zu brechen. Nachzulesen u.a. in "Profit over People".

  • Die Systemfrage ist berecjhtigt - ich werfe nochmal die Stichworte Freigeld und Humanwirtschaft in den Ring


    Zitat

    Original von Silesiosaurus
    Seitdem der Mensch Dinge auf Pump finanziert, das heißt, seitdem ein faktisch nicht existierender Mehrwert über Zinsen die Preisspirale nach oben trägt, ist in gewissen Zeitabständen eine Inflation unabwendbar. Werte lassen sich nun einmal nich wie ein Perpetuum Mobile endlos steigern. In den letzten 2000 Jahren soll es zirka 50 Hyperinflationen gegeben haben, so dass man finaziell im Schnitt von einem Neubeginn alle 40 Jahre ausgehen kann. Erstmals in der Weltgeschichte muss sich das nun weltweit untereinander austarieren, aber auch hier kann das nicht ewig gut gehen.
    Ich gehe davon aus, dass die gehäuft vorkommenden Einbrüche nur Vorboten eines nicht zu vermeidenden Gesamteinbruchs sind und bin froh, dass ich letztes Jahr durch Wohnungskauf mein Vermögen in Sachwert umgesetzt habe.


    Es gibt Dinge, die sind unvermeidbar. Das ganze kann noch 2 Woche gut gehen oder 20 Jahre. Im Hinblick auf mein Rentenalter seh ich aber einer verarmten und überalterten europäischen Gesellschaft entgegen.


    Ohne Finanzexperte zu sein, hoffe ich dass man sich hiermit mal ernsthaft beschäftigt: http://de.wikipedia.org/wiki/Freigeld

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    Original von Schneppe
    Bist du jetzt Kapitalismuskritiker?


    Das ist ja immer das Problem - ohne dir zu nahe treten zu wollen. Alle, die einen "anderen" Kapitalismus jenseits des neoliberalen Modells wollen, werden schnell zu Spinnern oder Kommunisten abgestempelt. Zeigt übrigens auch den religionsähnlichen Charakter dieser Wirtschaftsidee, den sie zwischenzeitlich in führenden Wirtschaftskreisen angenommen hatte (seltsamerweise derzeit erstaunlich ruhig, deren Protagonisten). Dabei gibt es da ja diverse, durchaus seriöse Alternativmodelle, die nicht von vornherein diffamiert werden sollten.

    • Offizieller Beitrag

    Nach der Rettung der Hypo Real Estate erklärte Bundesfinanzminister Steinbrück heute in Berlin, die Regierung arbeite an einem "Plan B" zur Stabilisierung des gesamten Finanzsystems. Falls der nicht gelinge, so Steinbrück weiter, erwäge man auch bereits einen "Plan C", unter bestimmten Umständen wäre sogar ein "Plan D" denkbar: "Wir sind mit unserem Alphabet noch lange nicht am Ende, da können Sie sicher sein!"


    titanic.de

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    Original von Schneppe
    Bist du jetzt Kapitalismuskritiker?


    Wieso "jetzt"? Meine Abneigung gegen "Linke" bezieht sich doch stets auf deren Verhältnis zum gesellschaftlichen Selbstverständnis (Nation, Religion, Werteverfall, Ethik etc.).
    Ich wäre zu einer großen grundsätzlichen Wende in Sachen Wirtschaftsordnung bereit. Das ist ein anderer Ethos als das populistische Modell des Saarländers als "kleineren Schritt" erstmals umzuverteilen, was nicht da ist. Und genau damit enttarnen sich soviele Sozialisten eigentlich nur als klientelbedingte Egoisten.
    Dass Eigentum verpflichtet ist auch eine christliche Auffasung, die ich teile, auch wenn ich kein Christ bin.

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    Original von stehplatz


    Das ist ja immer das Problem - ohne dir zu nahe treten zu wollen. Alle, die einen "anderen" Kapitalismus jenseits des neoliberalen Modells wollen, werden schnell zu Spinnern oder Kommunisten abgestempelt. Zeigt übrigens auch den religionsähnlichen Charakter dieser Wirtschaftsidee, den sie zwischenzeitlich in führenden Wirtschaftskreisen angenommen hatte (seltsamerweise derzeit erstaunlich ruhig, deren Protagonisten). Dabei gibt es da ja diverse, durchaus seriöse Alternativmodelle, die nicht von vornherein diffamiert werden sollten.


    Das neoliberale System wirkt doch leider gar nicht in Gänze.
    Wir haben übrigens einen neuen Studenten. :lookaround:

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    Original von stehplatz


    Sein Gegenvorschlag ist, schon seit langem, auch wirtschaftliche Entscheidungen demokratischen Entscheidungsprozessen zu unterwerfen, die Macht der Märkte einzuschränken und das "leninistische Eliteherrschaftsdenken" der Neoliberalen zu brechen. Nachzulesen u.a. in "Profit over People".


    aha.


    in etwa so?

  • Das ist demokratische Sozialpolitik.
    Damit bekommen Personen Kredite, bei denen das Scoring-System eigentlich rot aufblinkt.
    Aber DEMOKRATISCH.

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    Original von stehplatz


    Das ist ja immer das Problem - ohne dir zu nahe treten zu wollen. Alle, die einen "anderen" Kapitalismus jenseits des neoliberalen Modells wollen, werden schnell zu Spinnern oder Kommunisten abgestempelt. Zeigt übrigens auch den religionsähnlichen Charakter dieser Wirtschaftsidee, den sie zwischenzeitlich in führenden Wirtschaftskreisen angenommen hatte (seltsamerweise derzeit erstaunlich ruhig, deren Protagonisten). Dabei gibt es da ja diverse, durchaus seriöse Alternativmodelle, die nicht von vornherein diffamiert werden sollten.


    Oh, ich bin selbst ein konstruktiver Kapitalismuskritiker und sehr aufgeschlossen gegenüber Sytemoptimierungen, aber Freigeld geht doch etwas zu weit und würde eine Weltrevolution voraussetzen.