Finanzkrise

  • Kein Problem wenn man warten kann. Allerdings war die Entwicklung der Finanzmärkte so nicht abzusehen. Insofern sehr ärgerlich für alle die Papiere der Finanzindustrie besitzen. Deutsche Bank z. B. hat ja von 118 € auf jetzt 32 € abgenommen. Das ist ein massiver Einbruch. Risiken muss man bei jedem Aktienkauf einkalkulieren, aber gerade diese so "seriösen" Unternehmen wurden doch lange Zeit als unfehlbar dargestellt. Insofern wurde man als Anleger schon etwas getäuscht. Auch Politiker wie Steinbrück haben in den letzten Jahren darauf hingewiesen, dass die Deutschen doch bitte mehr Aktien kaufen sollen und z. B. auf die USA verwiesen. Gratulieren sollte man eher denen, die es nicht gemacht haben. Und den VW-Aktien-Besitzern. Aber die können nichts für ihr Glück im Börsen-Lotto.

  • Gratulieren muss man denen, die bei € 118 verkauft haben. Ich denke mir, dass die Finanzwerte sich so schnell nicht wieder erholen werden und die DB-Aktie dürfte einen dreistelligen Betrag wohl auf Jahre nicht mehr erreichen.


    Die Industrieaktien werden sich da schneller erholen und wer warten kann, kann vielleicht schon nächste Woche ein Schnäppchen machen.

  • Klar, das kann schon sein. Ich denke die Aktien der Deutschen Bank werden mittelfristig so auf 60 - 80 € kommen. Allerdings kann das noch dauern. Könnte an und für sich aber auch ein Schnäppchen sein. Grundsätzlich ist es aber wohl besser man handelt mit Aktien von Unternehmen, die "echte" Werte schaffen.

  • Ich bin mir sicher, dass sich die Aktienkurse der Finanztitel innerhalb der nächsten 5 Jahre verdoppeln. Desweiteren ist es nur eine Frage der Zeit, wann die historischen Höchstkurse dieser Titel wieder erreicht werden.


    Um jetzt davon profitieren zu können, braucht man also folgendes:


    1) Kapital
    2) Zeit
    3) Gelassenheit


    Ihr könnt mich gerne in 5 Jahren daran erinnern !

  • Zitat

    Original von CR1896
    Deutsche Bank z. B. hat ja von 118 € auf jetzt 32 € abgenommen. Das ist ein massiver Einbruch. Risiken muss man bei jedem Aktienkauf einkalkulieren, aber gerade diese so "seriösen" Unternehmen wurden doch lange Zeit als unfehlbar dargestellt. Insofern wurde man als Anleger schon etwas getäuscht.


    :???: Direkt über Deutsche Bank, als auch über Coba, Dresdner, et cetera habe ich in den letzten Wochen nichts negatives gelesen. Die Aktien dieser AGs fallen, weil die Branche unter massiven Druck steht. Ich halte es zumindest für gewagt zu behaupten, dass der Kurs fällt, weil Anleger getäuscht worden sein.
    Das Vertrauen in die Branche schwindet - Daher rühren die Verkäufe.

  • Von direkter Täuschung habe ich ja nicht gesprochen. Ich finde aber schon das man auch nicht direkt mit Negativinformationen zugeschmissen wird. Über Risiken wird wenig bis gar nicht gesprochen.


    Kai
    Kann schon sein das sich die Werte wieder deutlich erholen, davon gehe ich auch aus. Welcher Kleinanleger hat denn genug Geld um jetzt nachzukaufen? Wer jetzt Verluste eingefahren hat und nachkaufen kann wird seine Verluste kompensieren können. Aber diejenigen ohne Kapital, die sich auf schöne Worte der Berater verlassen haben, sind ein wenig gekniffen.

  • @ CR1896:


    Ich möchte einmal stichwortartig antworten:


    1.) Ich weiß, dass auch bei den Kleinanlegern noch mehr Geld vorhanden ist, als man dies landläufig annimmt.


    2.) Es sollte schon zwischen Buch- und realisierten Verlusten unterschieden werden. Ich gehe davon aus, dass die meisten derzeit nur Buchverluste haben.


    3.) "Die schönen Worte des Beraters".... Ja, da gibt es himmelweite Unterschiede. Der seriöse Berater hat nach dem WPHG beraten und sichergestellt, dass dies vom Kunden auch begriffen wurde.


    Ein anderes Thema sind ja die Lebensversicherungen, auch eine weit verbreitete Anlageform. Besonders kiritsch waren schon immer die fondgebundenen Verträge. Dazu kommt, dass die Versicherungsberater beim Abschluß von fondgebundenen Verträgen eben das WPHG nicht beachten müssen und erst seit dem 01.01.08 durch das neue VVG zur Dokumentation gezwungen sind. Auf diesem Gebiet wurde und wird viel Schindluder getrieben - im übrigen verstärkt durch den AWD ( unserem Hauptsponsor - vergl. Hoffenheim Thread !) und ähnlichen Organisationen ( siehe http://www.finanzparasiten.de ). Dazu ist es vielleicht wichtig zu wissen, dass ein "Finanzoptimierer" ca 40 % mehr Provision bei dem Abschluss einer fondgebundenen Lebensversicherung erhält als zum Beispiel bei einem klassischen Vertrag. Ein Schelm, wer jetzt Böses dabei denkt...


    Wie scheinheilig auch die sogenannten seriösen Quellen sind, habe ich eben im ZDF-Heute-Journal mitbekommen. Die Stiftung Warentest und FinanzTest haben seit Jahren in ihren Publikationen die klassische LV mit den Argumenten abgelehnt, dass diese zu unflexibel, zu renditeschwach und zu teuer wäre. Eben stellt sich genau dieser Verein hin und erklärt, dass die klassische Lebensversicherung das beste, weil risikoärmste, Produkt sei. Soviel zu den Worten der Berater....

  • Das ist so wie die BILD und die gesetzliche Rente, die auf einmal die sicherste ist...oder mit dem guten Peer und der lieben Angie, die auf einmal Krisenmanager sind, wo sie vorher doch am Liebsten wie die Amerikaner gewesen wären. :engel:

  • Sehr schön auch


     [Blockierte Grafik: http://www.bildblog.de/wp-content/2008/kaupthing01.jpg]


    aus der Bild vom 15. September (!!).
    Mit Kaupthing Edge auf Platz 1 und 2. :lookaround:


    Mehr dazu: Bildblog



    Und noch was zum schmunzeln


    [Blockierte Grafik: http://www.thetaoofmakingmoney.com/wp-content/uploads/images/national-debt-1.jpg]


    National Debt Clock in New York kann US-Staatsschulden nicht mehr darstellen. Heise etc. pp.
    Abgefahren finde ich ja, das die Uhr im Jahre 2000 abgeschaltet wurde, weil die Menschen bei sinkenden Schulden dachten, es wäre weniger Geld da. Ich bin jedenfalls gespannt wie sich alles weiterentwickelt. Meine Befürchtung ist, das wenig oder die falschen Lehren aus der Finanzkrise gezogen werden. Eine internationale Regulierung (wie von Merkel gefordert) schafft nur die nächsten Schlupflöcher und sorgt für eine Globalisierung der Finanzmärkte, bei der immer weniger Leute bestimmen was mit dem Geld passiert. Wer dabei auf eine gerechtere Verteilung hofft, könnte enttäuscht werden...




    Kennt ihr eigentlich die Global Rich List?


    [Blockierte Grafik: http://www.globalrichlist.com/_images/header.gif]


    Einfach das Jahreseinkommen eintragen und schauen wo man steht!

  • Ganz nettes Interview:


    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,584050,00.html


    "Die Finanzkrise hat aus Schurken Helden gemacht"


    Milliardenhilfen für die Banken? Das darf nicht die einzige Folge der Finanzkrise sein, sagt der Soziologe Ulrich Beck im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Er fordert: Der Staat muss die Chance nutzen, die Wirtschaft endlich wieder sozial und demokratischer zu machen.


    SPIEGEL ONLINE: Herr Beck, was ist die wichtigste Folge der Finanzkrise?


    Beck: Die Krise gefährdet unser gesamtes ökonomisches Weltbild - oder zerschlägt es sogar vollständig.


    SPIEGEL ONLINE: Wie meinen Sie das?


    Beck: Der Westen fühlt sich überlegen. Seine freie Marktwirtschaft hält er für besser als zum Beispiel die sozialistischen Staatswirtschaften der Vergangenheit. Aber auch über China mit seiner durchaus erfolgreichen Mischung aus Privat- und Staatsökonomie rümpfte man hier allzu oft die Nase. Dieses Überlegenheitsgefühl dürfte deutlich angeschlagen sein.


    SPIEGEL ONLINE: Welche Folgen hat die Krise für das Vertrauen der Menschen in die Eliten?


    Beck: In den zurückliegenden Wochen und Monaten ist dieses Vertrauen schwer erschüttert worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück glaubten bis vor wenigen Tagen, dass sie die Krise national lösen könnten. Sie erklärten, der große Sturm würde an unserem Land vorbeiziehen. Viele deutsche Politiker blicken auf die Welt mit diesem merkwürdig uninformierten und selbstgenügsamen Blick. Man hat das Gefühl, dass sie den Grad der internationalen Abhängigkeiten und die Logik der Globalisierung einfach nicht verstehen.


    SPIEGEL ONLINE: Ist die politische Klasse in Deutschland gescheitert?


    Beck: Ja, aber nicht nur sie. Auch in anderen Ländern hat man die Ideologie vom selbstverständlichen Funktionieren des ungeregelten Marktes widerspruchslos und kreativlos übernommen und nachgebetet. Selbst ein kritisch denkender Politiker wie Joschka Fischer hat vor Jahren behauptet, gegen die Gesetze des Marktes könne die Politik nichts ausrichten. Diese Phantasielosigkeit und Deformation rächt sich jetzt, wo das Finanzrisiko den globalen politischen Raum für Regierungsalternativen öffnet.


    SPIEGEL ONLINE: Angesichts der Krise räumen manche Politiker und, seltener, Manager Fehler ein. Mit gigantischen Summen versuchen die Regierungen, das Vertrauen zu erneuern. Ergibt das Sinn?


    Beck: Am Beispiel des britischen Premierministers Gordon Brown kann man tatsächlich beobachten, dass sich ein dramatischer Sinneswandel vom Marktfetischismus zum Staatsoptimismus vollzieht. Mit ähnlicher Vehemenz, wie Brown früher für den freien Markt kämpfte, propagiert er nun seinen neuen Plan zur Rettung der Welt, dem sich alle anderen anschließen sollen. Ich frage mich: Wie glaubwürdig ist das?


    SPIEGEL ONLINE: Und Ihre Antwort lautet?


    Beck: Das bleibt abzuwarten. Niemand weiß, was ist und was die im Nullenrausch verordnete Therapie bewirkt. Wir alle sind Teil eines ökonomischen Großexperiments mit offenem Ausgang. Interessant ist allerdings, wie schnell aus Schurken Helden werden: Haben Gordon Brown, Angela Merkel und Peer Steinbrück nicht vor kurzer Zeit noch den ungeregelten Kapitalismus hochleben lassen? Ihre wundersame Bekehrung ist für mich kabarettreifes Konvertitentum.


    SPIEGEL ONLINE: Sie trauen diesen Politikern nicht?


    Beck: Nein, wie auch? Wer über Nacht einen Meinungs- und Fahnenwechsel zu einer Art Staatssozialismus für Reiche vollzieht, ist unglaubwürdig. Je tiefer die Krise wird, desto stärker scheint allerdings der Zwang zuzunehmen, denen zu glauben, die die Misere mit ihrem sogenannten Sachverstand verursacht haben. Dieser Prozess verhindert, dass die Eliten ausgetauscht werden, was in der Demokratie aber üblich sein sollte. Das führt zur Personalunion von Verbrecher und Polizei.


    SPIEGEL ONLINE: Wer sollte denn Ihrer Meinung nach an die Stelle von Merkel und Steinbrück treten?


    Beck: Das ist das Problem: Die gesamte politische Elite hat sich bislang zur Alternativlosigkeit der Marktwirtschaft bekannt. Wobei Linken-Chef Oskar Lafontaine immerhin die politische Stärkung der Europäischen Union und ein europäisches Wirtschaftsministerium fordert.


    SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie damit sagen, dass die Linken einen Weg aus der Krise wissen?


    Beck: Nein. Wir haben es im Kern mit einer restaurierten Linken zu tun. Diese Partei will zurück zum Nationalstaat. Wir brauchen aber eine neue transnationale Politik zur Regulierung der Finanzmärkte. Bürgerbewegungen wie die Globalisierungskritiker von Attac haben diese Notwendigkeit erkannt, sind aber zu schwach, um ihre Ansätze offensiv zu verwirklichen.


    SPIEGEL ONLINE: Dafür zeigt der Staat mit seinen Garantien für Banken und Spareinlagen Stärke. Schafft die Krise deshalb nicht eher neues Vertrauen in den Staat?


    Beck: Niemand weiß, ob wir den Boden des Abgrunds schon erreicht haben. Im globalen Risikobewusstsein, in der Antizipation der Katastrophe, die es in jedem Fall zu verhindern gilt, tut sich ein neues machtpolitisches Feld auf. Man könnte jetzt langfristig durchsetzen, dass nicht die Wirtschaft die Demokratie, sondern die Demokratie die Wirtschaft dominiert. Diese kurzfristige, goldene Gelegenheit dürfen wir nicht verstreichen lassen. Dabei geht es nicht nur um die Kontrolle des Bankensektors, sondern auch um gerechte Steuerpolitik und soziale Sicherheit im transnationalen Rahmen.


    SPIEGEL ONLINE: Sie fordern für die Finanzmärkte eine Abkehr vom Laisser-faire und die Hinwendung zum Vorsorgeprinzip. Müsste das beispielsweise heißen, dass die Banken neue Finanzprodukte nur verkaufen dürften, nachdem sie auf ihre Unschädlichkeit getestet wurden?


    Beck: Das Problem ist, dass die traditionelle Ökonomie Risiko nur als positive Größe sieht. Wie sich aber gerade zeigt, ist diese Sorglosigkeit grundfalsch.


    SPIEGEL ONLINE: Unterstützen Sie die Forderung von Globalisierungskritikern, so etwas wie einen Finanzmarkt-TÜV einzuführen?


    Beck: Sicher, diese Möglichkeit muss in die bestehenden Institutionen eingebaut werden.


    SPIEGEL ONLINE: Sorgt die soziale Marktwirtschaft denn nicht von sich aus für eine bessere Regulierung als das angelsächsische Kapitalismusmodell?


    Beck: Keineswegs. Auch das Modell der sozialen Marktwirtschaft ist im nationalstaatlichen Denken befangen. Auch in Deutschland triumphierte der Glaube an den Markt über alle anderen Ansätze.


    SPIEGEL ONLINE: Eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung hat aber unlängst ergeben, dass nur noch 31 Prozent der Deutschen eine gute Meinung über die soziale Marktwirtschaft haben.


    Beck: Politiker und Manager gelten nicht länger als Risikomanager, sondern auch als Quellen des Risikos. Auch die Hartz-Reformen haben das Vertrauen in die soziale Sicherheit, die der Staat bietet, geschmälert. Die Politik verschiebt die Lebensrisiken einseitig auf das Individuum und entledigt sich ihrer Verpflichtung für die soziale Sicherheit und Wohlfahrt.


    SPIEGEL ONLINE: Wird die alte Idee der Gleichheit künftig wieder eine größere Bedeutung erhalten?


    Beck: Eine größere relative Gleichheit auf jeden Fall. Anstatt die Verluste zu vergesellschaften und die Gewinne zu individualisieren, sollten auch die Bankmanager und -vorstände haftbar gemacht werden für ihre Fehler und Verluste. Und auch international wird Gleichheit eine wichtigere Rolle spielen: Die aufstrebenden Schwellenländer wie Brasilien, Indien und China verlangen und erhalten mehr Mitsprache.


    Das Interview führte Hannes Koch


    ZUR PERSON:
    Der Soziologe Ulrich Beck forscht und lehrt an der Ludwig- Maximilians- Universität in München und an der London School of Economics. Seit langem arbeitet er über die Folgen der Globalisierung für die Arbeitswelt. Ein Vorschlag des 64- Jährigen lautet, freiwilliges Engagement für das Allgemeinwohl finanziell zu belohnen. 2007 erschien sein Buch "Weltrisikogesellschaft", in dem er "die Suche nach der verlorenen Sicherheit" in der globalisierten Risikogesellschaft untersucht.

  • Zitat

    Original von CR1896
    SPIEGEL ONLINE: Und Ihre Antwort lautet?


    Beck: Das bleibt abzuwarten. Niemand weiß, was ist [...].


    ...und trotzdem so ein langes interview?!

  • Zitat

    Original von pasza


    ...und trotzdem so ein langes interview?!


    Ob lang oder nicht, mir gings um den Inhalt. ;)
    Prinzipiell kann der sich ja nicht hinstellen und sagen wie es richtig ist. Er kritisiert halt auch, dass gerade die Persönlichkeiten (z. B. Merkel, Steinbrück), die den Mist z. T. mitverzapft haben, jetzt so tun, als wären die Fehler nur anderen passiert. Stichwort: freie Märkte.

  • der rest des interviews ist aber auch nur das übliche blabla der letzten tage. im gegensatz zu ihm müssen merkel, steinbrück und brown ja irgendwie handeln. er kann weiter abwarten ;)

    Einmal editiert, zuletzt von pasza ()