• Natürlich ist die Aussage "Jeder von uns verbraucht zuviel Wohnfläche und hat damit einen zu großen CO2-Abdruck" viel zu pauschal. Das sind Aussagen wie "Wir alle müssen Elektrofahrzeuge statt Verbrenner nutzen" oder "Wir alle müssen Soja statt Fleisch essen" aber doch auch. Solange also aus der Forderung, mal über seinen Wohnraum nachzudenken, keine dogmatische Diskussion wird, kann sie doch ein sinnvoller Teil des Gesamtpakets sein.

  • So denke ich auch.
    Den Holzhammer darf man jetzt nicht rausholen, aber da muss einfach im Gesamtpaket auch mit ran.

    Keiner der ein Eigenheim bewohnt oder pro Kopf mehr als 35qm bewohnt, braucht sich jetzt schlecht fühlen. Doch der Trend von immer mehr Wohnfläche pro Kopf darf sich m. E. nicht fortsetzen.

    Einmal editiert, zuletzt von Schneppe ()

  • Ich wollte gern untervermieten. Aber das wäre ohne Rechtsstreit mit dem Vermieter nicht möglich gewesen. Da hatte ich keine Lust zu. Also lebe ich weiter auf 70m² allein und heize für 50m², da ein Zimmer hauptsächlich Rumpelkammer ist. Würde ich in eine kleinere Wohnung ziehen, könnte ich nicht soviel Geld nach Afrika schicken, da ich mehr Miete zahlen müsste.

    Das Haus ist alt. Es war eines der ersten in Linden, das Strom hatte.

  • Die Altbauten wiederbeleben und dafür vielleicht auch mal die (Groß)Städte verlassen könnte eine ziemlich gute Idee sein. Aber leider weisen ja auch die Landkommunen lieber neue Baugebiete aus anstatt Anreize zu schaffen, den Altbestand wieder auf Vordermann zu bringen.


    Also ich möchte in diesen Neubaugebieten mit zusammengewürfelten Einfamilienhäusern nicht tot über dem Zaun hängen. Besonders bei dieser teilweise extrem engen Bebauung, gern in einer Reihe und immer Toilette nach Norden und "Terrasse" nach Süden mit Abstand von 3+3 Metern....

  • Mich würde interessieren, wie Ihr die Konzepte Green Growth vs. Postwachstum bewertet?

    Kriegen wir eine absolute Effizienzsteigerung hin, um den Ressourcenverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln?

    Einen empirischen Beleg hierfür gibt es nicht. Bin gespannt auf Eure Meinungen hierzu. Setzen wir auf die richtige Karte "Green Growth"? Müssen wir nicht unser toxisches Wirtschaftssystem in Frage stellen, welches sich immer auf einem Wachstumspfad bewegen muss?

  • Die beiden Begriffe sind mir nicht geläufig. Aber der Mensch hatte in der Vergangenheit die Tendenz, Einsparungen durch angepaßtes Verhalten wieder zu verspielen. Wenn die Glühlampe durch Energiesparlampen ersetzt wird, ist der Anreiz da, das Licht unnötig länger brennen zu lassen. Wenn der Monitor eine Energiesparfunktion bekommt, wird die Zahl der Monitore pro Haushalt erhöht. Wenn kindersichere Medizinverpackungen / ätzende Reinigungsflüssigkeitsverpackungen eingeführt werden, ist der Anreiz da, Kinder vermehrt den Zugang dazu zu gewähren. Wenn Autos ABS und ESP bekommen, ist der Anreiz da, schneller in die Kurve zu fahren. Die Versicherungsbranche kennt das unter dem Wort Risikokompensation. Im Gefühl der Sicherheit wird der Mensch tendenziell sorgloser.


    Die Preisfindung ist momentan nicht grün. Die Ressourcenverwendung mit ihren Auswirkungen und Langzeitfolgen wird nicht adäquat bepreist. Da müßte grundlegend etwas verändert werden.


    Jedes Mal, wenn es z.B. aus Mexiko heißt, es seien neue große Ölfelder entdeckt worden, die in der Zukunft ausgebeutet werden sollen, mache ich einen Haken hinter den sogenannten Klimaschutz.


    Effizienzsteigerungen sind deswegen nicht abzulehnen. Aber sie können nur ein Teil der Lösung sein. Die Entkoppelung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum wird notwendig sein. Die Menschheit wird schließlich nicht freiwillig zurück in die Höhle kriechen wollen. Die Industrialisierung oder der Entwicklungspfad weg von der Agrarwirtschaft hin zum Wohlstand hat bislang aber überall einen höheren Ressourcenverbrauch mit sich gebracht. Auch hier wäre eine bahnbrechend neue Entwicklung notwendig.


    Wenn China seinen CO2-Ausstoß bis 2030 weiter steigern will, wird das mit den globalen Nullemissionen bis 2040 eng. Es kommt mir vor wie ein Güterzug, der 2.000 Meter vor dem letzten Bahnhof mit 80 km/h fährt. Hinter dem Bahnhof ist der Abgrund. Der Bremsweg beträgt 1.800 Meter. Die Lokführer dieser Welt diskutieren über mäßige Beschleunigung, sanftes Abbremsen, eine Weiterfahrt mit 50 km/h, eine Abkoppelung mancher Waggons oder über den Preis der verfeuerten Kohle in der Dampflokomotive. Manche diskutieren über nachträgliche CO2-Reduktion durch fabelhafte neue Technologen oder über eine künftige Wettersteuerung, die vielleicht irgendwo gezielte Regenfälle erzeugen kann. Theoretisch wäre also eine rechtzeitige Vollbremsung noch möglich. Mit unglaublichem Ruckeln und Quietschen. Aber sie kommt halt nicht.


    Der Club of Rome hat seine berühmte Studie zu den Grenzen des Wachstums 1972 veröffentlicht. Der saure Regen und das Waldsterben waren Anfang der Achtziger in aller Munde. Erdölmultis hatten gleichzeitig Studien anfertigen lassen, die die heutige und künftige Entwicklung weitgehend vorhergesagt haben. Das wäre der Zeitpunkt gewesen, entgegenzusteuern. Spätestens mit der Klimarahmenkonvention von Rio 1992, als erstmals auf globaler Ebene etwas institutionell beschlossen wurde. Mit kleinen Korrekturen (FCKW, Katalysator) ist stattdessen Flickschusterei betrieben worden, vor zehn Jahren feixten etwa manche herum, ja, wo sei es denn jetzt, das Waldsterben. Ein bißchen Ausstoß hier reduziert und den Ausstoß von allem anderen erhöht und alles war tutti (was nicht begriffen wird: Abgase und Wasserverschmutzung sind allgemein giftig, nicht nur Schwefel oder irgendein anderes einzelnes Zeugs). Gestützt von Werbeagenturen wurde erfolgreich PR gegen den menschengemachten Klimawandel betrieben. Und außerdem kam immer etwas dazwischen: Mal eine Konjunkturdelle, mal eine Finanzkrise, mal ein geopolitisches Ereignis, mal eine Präsidentschaftswahl, mal wurden große Autos wieder modern. Da mußte und muß sich der Umweltschutz immer hinten anstellen.


    Die Aussicht auf eine Belohnung, die drei oder vier Generationen später auftaucht, motiviert die Menschheit nicht zu aktuellem Handeln. Da sind einzelne Personen und Personengruppen immer von auszunehmen. Aber in der Summe ist es bislang so gewesen.


    Das toxische Wirtschaftssystem ist auf jeden Fall in Frage zu stellen. Aber mit der Diskussion kannste nur ein Kamingespräch bei einer Flasche Weißwein führen, nicht die Welt retten.

  • Ich danke Dir, Pokalheld, für deine Ausführungen. Reeboundeffekte meinst Du sicherlich.


    Es gibt hier eine Publikation "Das Märchen vom grünem Wachstum" : http://oekosozialismus.net/publikationen/


    Die kritische Thesen vom Autor Bruno Kern zum Thema Mythos Effizienzsteigerungen und Mythos unerschöpfliche erneuerbare Energien würde ich hier gerne zum Diskus stellen.


    "Höhle verkriechen" wird immer im Bezug auf Postwachstum genannt.

    Was ist eigentlich Wohlstand?

    Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft, dieser Wohlstand ist jedoch weitgehend materialistisch definiert. Unseren Wohlstand erkaufen wir uns durch Raubbau an unserer Umwelt, immer größer werdende psychische Belastungen, durch eine „Ellbogen“ - Mentalität untereinander und durch Ausbeutung ärmerer Gesellschaften. Wer Veränderungen in unserer Gesellschaft anstrebt, muss sich immer mit Verlustängsten von Teilen der Gesellschaft auseinandersetzen (Beispiel Kohleausstieg: es gibt erhebliche Widerstände in den betroffenen Regionen wegen dem Verlust von Arbeitsplätzen und damit verbundener sozialer Sicherheit).


    Wohlstandsperspektiven:

    Zeitwohlstand : man kann selbstbestimmt über sein Zeitkontingent entscheiden und fühlt sich nicht „getrieben“

    Sozialer Wohlstand : materielle Grundbedürfnisse sind abgesichert und man ist im gesellschaftlichen Umfeld (Familie, Freunde, Gesellschaft) gut eingebettet

    Kreativitätswohlstand : man hat die Möglichkeit zur Selbstentfaltung und –verwirklichung, man sieht einen Sinn in seinen Tätigkeiten

    Innerer Wohlstand : man ist „mit sich selbst im Reinen“, hat ein positives Selbstbild und kann sich im Umfeld einordnen

    Ökologischer Wohlstand : man lebt in einem zukunftsfähigen, gesunden Umfeld


    Ich finde dieses Dimensionen sehr gut geeignet, um von uns angestrebte gesellschaftliche Veränderungen einzuordnen und um damit Verlustängsten vorzubeugen. Ebenso kann man im Rahmen dieser Wohlstandsvorstellungen Gemeinwohl-Ziele festlegen, anhand derer sich eine Gemeinwohl-Ökonomie ausrichtet.


    https://web.ecogood.org/de/

    2 Mal editiert, zuletzt von Bass ()

  • Ich hol es mal rüber.

    Hätte auch Karl-Heinz oder Gundula nehmen können. Es ist einfach inkonsequent, die einen zu verteufeln und bei den anderen zu bestellen.

    Ja, allerdings besser, als konsequent bei beiden zu bestellen. Ich nehme an, dass 99% derer, die hier für Verzicht, faire Löhne, etc. eintreten, irgendwo ne Leiche im Keller haben. Das macht für mich die Bemühungen bei anderen Dingen aber erstmal nicht weniger wertvoll. Und blinde Flecke, auf die man uns hinweisen kann, haben wir sicher auch alle. Derjenige, der nur regionale Lebensmittel kauft, fliegt als Groundhopper vielleicht 30 Mal im Jahr durch Europa. Dennoch ist es doch gut, dass er regionale Lebensmittel kauft.

    Ist das so? - Ich bin da eher bei Wasi.


    Klar kann man sich alles schön reden oder trinken, aber irgendwie kommt es dann doch auf die Bilanz im gesamten an.


    Dabei ist es egal, ob nun einer 8 Paar Schuhe zur Anprobe bestellt, oder 12 Küchenmaschinen sein Eigen nennt, oder 2x im Jahr in den Urlaub fliegt, oder jeden kleinen Weg mit dem Auto zurücklegt, oder jeden Tag Fleisch ist, oder andauernd das Licht in ungenutzten Zimmern brennen lässt, andauernd neue Klamotten kauft obwohl der Kleiderschrank uberquillt, auf 100 qm pro Person lebt, oder, oder, oder.


    Da hat doch keiner die Lage der Erde erfasst und ernst genommen, und für sich die nötigen Konsequenzen draus gezogen. Da ist der Veggi-Burger einmal im Monat doch bestenfalls zur Beruhigung des Gewissens.


    Wie Bass es sinngemäß in Frage stellte: Müssen wir nicht eigentlich runter mit dem Konsum?

    Ja natürlich!

    Bedeutet das Verzicht für jeden e

    Einzelnen? - Ja natürlich!


    Lese ich hier was von Verzicht? - Nein, natürlich nicht!


    Jeder berichtet stolz seine tollen Neuanschaffungen, je größer, je stolzer, und umso mehr beklatscht. Es ist die pure Lust am Kaufen und am Besitz.


    Und ich finde den Begriff Umweltnazi auch immer besser, also treffender: Wie wir heute die Vergasung der Juden durch unser Urgroßväter nicht verstehen, so werden unsere Kindeskinder auch fassungslos auf unsere heutige Ressourcenverschwendung, die Vergasung der Atmosphäre, die Vergiftung des Gundwasseres, und der Meere zurückblicken.

    Nachher ist es wieder keiner gewesen, hat ja keiner geahnt und gewusst - doch, auch heute sehen "alle" weg aus Bequemlichkeit. Nur die Motive sind heute noch verwerflicher


    Weiter, immer weiter..

    N

  • Lustige Diskussion unter kompletter Ausblendung des Umstandes, dass es ziemlich viel Altbestand gibt....


    Die Kernbereiche der Kleinstädte haben sehr viele Immobilien, die dringend einer (neuen) Nutzung als Wohnraum zugeführt werden müssten. Aber es will ja keiner...

    Na, da kommt dann eine nette Investorengruppe, die sich auf das Abenteuer einlassen möchte. Wenn dann dem Brandschutz, dem Lärmschutz, der Energieeffizienz und allen anderen Auflagen Genüge getan ist, kalkulieren sie eine Miete einschl. einer Verzinsung auf das eingesetzte Kapital. Sie hätten ja auch Aktien kaufen können.


    Und was passiert dann? Dann werden sie wahlweise als Abzocker und/oder als Steueroptimierer beschimpft, weil sie die AfA steuerlich nutzen können.


    Ich kann inzwischen jeden verstehen, der das nicht tut.

  • Sorry, aber in Bezug auf die Mehrheit der Kleinstädte, insbesondere in Südniedersachsen, ist das Quatsch.


    Wir hätten hier gerne Privatleute, die Häuser mit 1-3 Personen ein neues Leben geben... und sich idealerweise noch in die "Community" einbringen.


    Leider entscheiden sich die meisten Menschen, die in Frage kommen, für den Neubau auf der grünen Wiese.

  • Mein Punkt ist, dass Sanierung vor dem Hintergrund der Auflagen (und da rede ich nicht mal von Denkmalschutz) grundsätzlich immer teurer ist als Neubau. Zumindest sind das meine Erfahrungen, die ich so in meinem Umfeld beobachte.


    Ich hätte damals gerne ein 300 Jahre altes Fachwerkhaus gekauft und wäre bereit gewesen, mindestens das doppelte zu bezahlen. Ist dann final aber an den horrenden Vorstellungen des Denkmalschutzes gescheitert.

  • Denkmalschutz ist in der Provinz eher selten ein Problem.


    Wir leben und bewirtschaften ein Baudenkmal, trotzdem ist Denkmalschutz ein Thema.


    Je näher man an den Sitz der Behörde kommt, je wilder wird es.


    Aber 90% des Altbestandes hat mit Denkmalschutz sowieso kein Problem.

  • Normalerweise stehst Du ja bei mir auf Ignore (was nicht heisst, dass ich nicht teilweise lese, was Du schreibst, aber ich versuche, auf den Quatsch normalerweise nicht zu antworten), aber zu diesem rotznasigen Eintrag Folgendes:


    Es sind etwa 200qm, die wir zu Dritt mit unserer Rumänentöle bewohnen... aber gleichzeitig stellen wir rund 400qm Wohnraum für 5 Menschen in saniertem und klimaschonendem (leider noch nicht komplett klimaneutralem, uns geht gerade das Geld aus) Zustand zur Verfügung, samt Flair und Echtholzparkett... und dies für rund 5 Euro den qm kalt.


    Mir geht es nicht um "Investitionsmodelle", sondern um Werbung für die Übernahme von Altbestand in der Provinz.


    Piss wem anders vor die Karre!

  • die Hauswirtschafterin Rumänentöle zu nennen, geht jetzt aber zu weit.

  • ich bin soo dankbar dass deine Sonne mich ausnahmsweise kurz erhellt.


    Ich ignoriere dich nicht, warum sollte ich? -So ist mir nicht verborgen geblieben das du jedes 2. Wochenende zwischen deiner Ferienwohnung im Oberharz und der Ostseeküste pendelst. Ist Ok, man muss ja der Pandmie auch mal entfliehen, die 5 Stunden Streamingrechere ersetzen das Echtleben halt nicht.


    Also ich verstehe wo du stehst.;)

    Aber das meinte ich ja, als ich von Konsumverzicht schrieb.

    Dein Argument "alle zwei Jahre einen Neuwagen um den 2. Markt (die Armen) mit fortschritlicher Technik zu bedienen" - ja, löblich. Danke. Nur Du, als großer Mediator der Klimawende, wäre es für dich nicht denkbar mal einfach nur zu vermeiden, einzuschränken, kleiner zu denken, bescheiden zu werden?


    Seh doch mal deine Signalwirkung, wenn die Avantgarde wie du, auf einmal nichtmehr nach dem Allerneuesten strebt, sondern in Bescheidenheit als Vorbild dient.


    Mir leuchtet dieses "Ich hab drei Autos, Fette Hütte, jedes Wochendende im Urlaub" als Beispiel zur Energieeinsparung noch nicht komplett ein. Es kommt mir meist wie eine Verarschung vor.

    Du sparst fett, aber halt nur jedes jahr mehr als der Duchschnitt je verbraucht hat. Das finde ganz toll, mach weiter, da geht noch was.