Mirko Slomka

  • Wenn ich mich richtig erinnere, wollte Schmadtke schon im Sommer vor der Vertragsverlängerung Hannover 96 verlassen. Als Kind klar machte, dass er das so nicht zulassen wird, einigte man sich auf die Sache mit der Aus- und Teilzeit. Meiner Ansicht nach hätte Schmadtke da längst mit 96 abgeschlossen.


    Wir sind wieder auf Abwegen, wie JochenHeisig schon vorausgeahnt hat, denn den Ausgangspunkt der Debatte haben wir schon hinter uns gelassen.


    Transfervergleiche zwischen Schmadtke und Dufner sind nicht unbedingt geeignet, deren Qualitäten zu bemessen. Schmadtke ist Fußballer und hat eine eigene Philosophie von dem Ganzen. Er empfängt nicht nur des Trainers Wünsche, er hat auch eigene Vorstellungen. Dabei schielt er nicht auf Ersatzbänke und fordert auch nicht viel Einkaufskohle, vielmehr bewegt er sich in Gegenden, die noch nicht überlaufen sind.


    Dufner gehört zu denen, die auf der sicheren Seite stehen wollen und Risiken bei Transfers scheuen. Er möchte keinen Spieler verpflichten, den der Trainer nicht ausdrücklich gefordert hat. Was ich davon halte, habe ich schon oft zu vermitteln versucht. Nicht jede Art von Reibung ist schlecht. In der Sache oft sehr hilfreich und effizient. Des Trainer längerer Arm (Dufner) hat schon in Freiburg bewiesen, nicht immer die richtige Art von Vertrag zu treffen, weil er den Wunschtransfer unbedingt auf die Habenseite bringen will.


    Sujos Einschätzung, Schmadtke hatte schon fertig in Hannover, bevor er die Aus- und Teilzeit antrat, ist absolut richtig. Die nicht so guten Transfers (zum Beispiel Franca) sind dann auch getätigt worden, als Schmadtke schon wieder am rheinischen Herd seine Zelte vorbereitet hat. Ein DVD-Verpflichtung, nein, ist nie und nimmer die Art eines Jörg Schmadtke. Wieso man froh sein kann, ihn hier nicht mehr arbeiten zu sehen, verschließt sich mir. Rückholungen, ja, sind nicht unbedingt der Hit (für beide Seiten), ihn aber qualitativ hinter Dufner zu sehen, ist mehr als abwegig. Hört sich an wie, jetzt will ich ihn auch nicht mehr und so gut war er auch nicht. Wenn Kinder so drauf sind, nennt man das Trotz.


    Stammspielers Beobachtungen finde ich größtenteils deckungsgleich mit meinen Wahrnehmungen. Die Schlussfolgerungen sehe ich teilweise in einem anderen Licht. Vergessen wird von ihm und auch von Sujo, was im Umfeld Bundesliga anders ist als in der freien Wirtschaft. in der freien Wirtschaft - besser gesagt: bundesligafreien Wirtschaft - steht das Netzwerk eines leitenden Angestellten nur so lange, wie die Ergebnisse stimmen und ein Aufsichtsrat lässt sich nicht durch über den Boulevard gesteuerte Scharmützel durch die Manege ziehen. In Großburgwedel bei Hörgeräte Kind hätte Slomka bereits beim ersten öffentlichen Ausreißer vom Firmenchef die Entlassungspapiere bekommen. Bei 96 wurde dagegen selbst die Meinung von Frau Ferres über Slomka ernst genommen, um in bestimmten Kreisen unangenehmen Diskussionen aus dem Wege gehen zu können.


    Letzteres, geschätzter Sujo, würde ich gern mit dir vertiefen. Nicht hier und heute - aber irgendwann mal.

  • 1. Slomka & Schmadtke: Die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. Das dies eine Episode bleiben würde, war irgendwie klar, schönste Zustände halten sich in der Regel nur begrenzt, es sei denn, man heißt Bayern München (aber solche Zustände wollen wir ja gar nicht, man muss auch ab und geprügelt werden).


    2. Korkut & Schmadtke: Gab es nicht und muss man auch nicht drüber spekulieren. Vielleicht kommt es ja irgendwann noch dazu, dann kann man es beurteilen, aber nicht vergleichen.


    3. Slomka & Dufner: Ich gehe davon aus, dass es weitgehend gepasst hat, aber leider ist die Zeit keine Erfolgsstory geworden, was wohl weniger mit deren Zusammenarbeit, sondern mit Mirkos Abschwung zu tun hatte.


    4. Korkut & Dufner: Auch das kann man noch lange nicht beurteilen - die Transfers der Winterpause sind Rudnevs, der sein Geld bislang wert war (bislang), und Rajtoral (von dem ich noch nicht so sehr überzeugt bin). Ob die Zwei 96 langfristig stärker machen, wird sich zeigen. Auch, wie die Transfers der nächsten 1, 2 Jahre aussehen, wird dann einen guten Blick geben können.


    5. Slomka: Hat 96 gerettet und dann in unglaubliche Höhen geführt - das hat er großartig gemacht und dafür bin ich Slomka durchaus dankbar. Wenn ich nur bedenke, wie ich 96 emotional endlich wieder erlebt habe (nach ausschließlichen "Faustschlägen" in den Jahren nach Rangnick), dann bin ich auf jeden Fall nicht glücklich über die Entwicklung - aber das wird keiner sein. Danke nochmal, Slomka, aber jetzt kann der Thread, wie viele sagten, auch zu. Er ist jetzt Trainer in Hamburg, somit direkter Konkurrent - und deshalb Schluss hiermit.


    6. Schmadtke: Gut, er hatte fantastische Jahre hier, er hat hier alles bekommen, was er haben wollte - außer Slomkas Abgang oder eine kürzere Vertragsverlängerung für Slomka. Aber, das ist Geschäft und normal. Er war gefühlter Sonnenkönig, er bekam die Auszeit, seine Familie kam hierher, alles gut, scheinbar. Aber, nicht für einen kühl denkenden Düsseldorfer. Ich muss sagen, auch OK, dass er weg ist, obwohl die Trauer hier anhält, weil
    - er in Köln Erfolg hat (habe ich ihm und vor allem dem FC nicht gewünscht), der zum Glück bald vorbei sein wird, wenn es in Liga 1 geht, da dort absolut kein Cent mehr da ist, um große Sprünge zu machen - und die Nase riecht hoffentlich nicht mehr so gut wie in seiner Anfangszeit bei 96
    - ich ihn als Kauz einfach in mein Herz geschlossen hatte, mal ein anderer Menschenschlag im Kick-Business


    7. Dufner: Als er kam, dachte ich, dass das die beste aller Lösungen ist, mittlerweile bin ich da nicht mehr überzeugt. Sein Auftritt während des Hoffenheim-Spiels war unwürdig (meiner noch viel mehr, aber geschenkt), er wirkte damals und in der Folgezeit unsouverän. Fand ich ihn bei Freiburg sympathisch, kam er mir plötzlich wie ein Witz vor. Seine Bilanz kann man noch nicht richtig aufmachen, aber von den Geholten ist irgendwie noch keiner ein Flop, deshalb bin ich diesbezüglich einfach mal vorsichtig. Freue mich, wenn es alles gut wird.


    8. Korkut: Da bin ich noch völlig unentschieden, 2 Siege, 2 Niederlagen, viele Ankündigungen, kein Fußball, wie ich ihn sehen will, aber wie er wahrscheinlich jetzt sein muss, leichte technische Verbesserungen am Anfang, jetzt wieder Unsicherheiten und Balllaufverkrümmungen, so dass die Pässe immer beim Gegner landen (was wir vorher auch so hatten). Jetzt hoffe ich, dass die von der BILD diametral gesteigerten Behauptungen zum FC Bayern-Spiel halbwegs gehalten werden, mindestens versuchen.

  • Schmadtke ist Fußballer und hat eine eigene Philosophie von dem Ganzen. Er empfängt nicht nur des Trainers Wünsche, er hat auch eigene Vorstellungen. Dabei schielt er nicht auf Ersatzbänke und fordert auch nicht viel Einkaufskohle, vielmehr bewegt er sich in Gegenden, die noch nicht überlaufen sind.


    Dufner gehört zu denen, die auf der sicheren Seite stehen wollen und Risiken bei Transfers scheuen. Er möchte keinen Spieler verpflichten, den der Trainer nicht ausdrücklich gefordert hat.


    DAS ist in der Tat mal ein interessanter Aspekt! Für mich jedenfalls interessanter als ein "Kosten/Nutzen-Vergleich".
    Bin gespannt, wie sich das ganze mit Dufner und Korkut im Sommer darstellen wird.

  • Letzteres, geschätzter Sujo, würde ich gern mit dir vertiefen. Nicht hier und heute - aber irgendwann mal.


    :) Gerne. Mal bei ein, zwei Bierchen oder so.


    Zu der Tatsache, dass ich Stammspielers Aussage unterschrieben habe, dass er es gut findet, dass nun beide nicht mehr hier sind. Ich habe Schmadtke sehr geschätzt, seine Art, sein Auftreten. Finde aber nach wie vor die Art seines Abgangs extrem mies. Vor allem, weil er Hannover 96 damit im Grunde zwei Transferphasen gekostet hat und somit keinen kleinen Anteil am Niedergang hat in meinen Augen.


    Ich bin durchaus bereit, zu glauben, dass Slomka seine Netzwerkerei derart ausgenutzt hat, dass es Schmadtke dermaßen genervt hat, dass er keine Lust mehr hatte auf Slomka. Ich nehme sogar hin, dass Netzwerke im Fußball deutlich mehr wiegen als in der restlichen Wirtschaft. Ich finde aber dennoch, es gehört sich dann zumindest, bis zum Schluss alles für den aktuellen Arbeitgeber zu geben. Insbesondere, wenn man nicht gerade wenig Verantwortung und Gehalt hatte. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Erwartungshaltung ein Stück weit naiv ist und dass auch Kind hätte erkennen müssen, dass es Hannover 96 nicht weiterbringt, wenn Schmadtke bleibt, aber so oder so, meine Wertschätzung von Schmadtke hat dieses Kapitel nachhaltig beschädigt. Ich wünsche ihm persönlich alles Gute, beruflich allerdings kann ich ihm das natürlich (genauso wenig wie Slomka, um den Bogen zu bekommen) nicht wünschen, da er nun für einen kommenden Konkurrenten arbeitet.

  • Sujo, damit kann ich was anfangen und gehe mit dir überein.


    Die Auszeit hätte er sich sparen können. Damit hat er sich und 96 geschadet. Er hat wohl doch gehofft, nach der Auszeit nicht mehr mit Slomka arbeiten zu müssen. Man hätte ihm empfehlen müssen, sich mit Slomka nicht auf ein Duell einzulassen.


    Was ich derzeit aus diesem verdammt schwierigen Köln so höre, lässt mich aus 96-Sicht nachdenklich werden. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wen man bei diesem Konflikt hätte zum Teufel jagen sollen, hier ist er. Nun, der FC hat auch mein Herz, daher für mich kein trauriger Zustand

  • Kann man das nicht einfach nicht so stehen lassen das beide nicht (lange) miteinander konnten/können ohne einem der beiden die Schuld zu geben? Lass die in Köln mal wieder 1te Liga spielen und mal ein paar negativ Erlebnisse erleben, dann sieht das möglicherweise auch wieder anders aus. Wenn überhaupt jemand hätte etwas "tun" können, dann Kind der möglicherweise zu lange versucht hat zu "kitten".

  • Die Wahrheit wird wie zumeist tiefgründiger sein.


    Schmadtke scheint die Probleme, die später außerhalb seines Jobs hinausgingen, durch Zeit und räumliche Distanz zu Hannover lösen hat können.


    Slomka wird auch in Hamburg glücklicher, denn ich glaube das er den HSV rettet, und er dann den Konflikt heimischer Loyalität los ist, den er nicht lange durchzuhalten in der Lage war, dafür ist er zu viel Erfolgsegomane in eigener Sache.

  • DAS ist in der Tat mal ein interessanter Aspekt! Für mich jedenfalls interessanter als ein "Kosten/Nutzen-Vergleich".
    Bin gespannt, wie sich das ganze mit Dufner und Korkut im Sommer darstellen wird.

    Na ja, Demba Cisse, Max Kruse aus Liga 2, diverse Nachwuchskicker mit Profiverträgen ausgestattet, die dann Stammspieler wurden.
    Ich denke, er hat da einen tollen Job gemacht. Nicht umsonst ist er ja deshalb hier in den Focus geraten.

  • Der rote Korsar, eine sich anbietende Schlussfolgerung, keine Frage.


    Die Freiburger Strukturen und Verhältnisse liegen etwas anders. Mit und nach Volker Finke gehen die Uhren dort etwas anders als im restlichen Bundesliga-Deutschland. Das Sagen hat im Breisgau der Trainer. Das sportliche Machtzentrum ist ohne Zweifel und eindeutig dem Trainer zugewiesen. Noch ein Überbleibsel von Präsident Stocker. Deren Nachwuchsarbeit wird von Trainer gesteuert, das Scouting und auch die Transfers. Wer wohin geht zur Spielerbeobachtung und wie die Verträge zu gestalten sind, ist dem geschäftsführenden Management überlassen. Wird als nicht sportlicher Teil eines Transfers gesehen. Im Übrigen eine Konstellation, wo man eine präzise Aufgabenteilung benötigt, um dem steuernden Trainer nicht zu viele unsportliche Arbeiten an den Hals zu hängen.


    Mit wem ein Dufner gesprochen hat, war vorher Sache des Trainers. Schließt natürlich nicht aus, den Trainer laufend mit Ideen zu befruchten. Inwieweit also Dufner Einfluss mit seinen selbstgesteuerten Beobachtungen genommen hat, erschließt sich mir nicht.


    Bei alledem: Kein Grund, um Dirk Dufner Unfähigkeit vorzuwerfen. Dafür gibt es andere Felder. Dieser Freibug-Dufner passte haarscharf zum Trainer Slomka (insofern kein schlechter Zug, ihn nach Hannover zu holen) - jetzt aber ebenso haarscharf nicht zu Korkut

  • Ich hab da nun keine weltweiten Quellen, die ich nutzen könnte, aber nach meinen Eindruck ist der Dufner kein schwacher Typ. Und ich habe ihn, von seiner Vorstellung an, nicht nur als Erfüllungsgehilfen Slomkas wahrgenommen. Ich denke sogar, dass er selbstbewusster die Stirn geboten hat, als es Schmadtke in der Lage war.

  • mustermann, auch mit deiner Aussage jetzt komme ich klar.


    Dufner ist - auch in meinen Augen - ein durchaus kerniger Typ. Dürfte auch für Slomka ein "Brocken" gewesen sein. Wenn es um Fußball geht, wird diese kernige Größe auf ein Mindestmaß gestutzt und die Ebene ist verschoben. Will nicht wissen, wie der Slomka ihn fußballerisch auseinander genommen hat.


    Was ich bei Dufner, neben dem mangelnden Fußballverständnis, vermisse, ist die Zurückhaltung im richtigen Moment. Allein die Ankündigung des neuen Trainers, sowohl bei der ersten PK als auch danach gegenüber der Presse, war einfach weit übertrieben. Hätte man in den ersten beiden Spielen unter Korkut Punkte gelassen, was ja nicht unbedingt gegen ihn gesprochen hätte, wären dem lieben Dufner die überhöhten Lobgesänge nur so um die Ohren geflogen. Warum dieses Risiko, habe ich gedacht, als er los legte.


    Von dem, im Übrigen, hat er noch einige Sachen mehr raus gelassen. Er lernt noch. Noch lernen zu müssen - muss aber besonders Dirk Dufner verinnerlichen und danach sieht es für meine Begriffe nicht aus. Und Fußballverstand wächst nicht über Nacht.

  • Hahaha, es geht schon los.


    Slomka bemängelt im Sky-Interview (vor dem Spiel), daß der Kader dann in der Persoinaldecke doch recht dünn ist und er auch gerade in der Offensive zu wenig Alternativen habe. Schöne Breitseite.


    Wenn er es verhaut, ist Kreuzer Schuld. Wenn nicht, ist Kreuzer entweder eingenordet oder weg.


    Der guckt und lächelt so freundlich, redet so eloquent und man merkt kaum ... der Mann ist echt ein Platzhirsch.


  • Naja man hat ihn nunmal gefragt wie er die Qualität des Kaders sieht.
    Da finde ich es schon ok, wenn er sagt, das ihm Alternativen fehlen und er gerne in der Offensive mehr Auswahlmöglichkeiten hätte.
    Wenn er sagt der Kader ist super wie er ist, dann erklären ihn doch alle für völlig behämmert.

  • Es ist die Art und Weise, wie er es gesagt hat ... ich will ihm wirklich nichts Böses nachsagen aber das was und wie er es gesagt hat, war nicht:


    Es ist so wie es ist, wir müssen gemeinsam das Beste aus der Situation machen usw. usf. ...


    sondern


    Für den Scheiss hier kann ich nichts. Macht mich nicht verantwortlich dafür, wenn es heute kacke läuft. Nur wenn wir gewinnen ...



    Klar, selbst mit Letzterem hätte er ja irgendwie Recht, aber er hat es sich selbst ausgesucht. Dann ist es ab sofort auch in seiner Verantwortung.


    Ist mir nur aufgefallen. Vielleicht täusche ich mich ja auch. Aber hätte der Kreuzer neben ihm gestanden, hätte er ihm auch begleitend 'nen Schlag in den Nacken geben können. Hätte die Aussage irgendwie komplettiert:

    Wo is der Rudnevs, hä? *klatsch*
    Wo is der Rudnevs, hä? *klatsch*


    Wo is der Rudnevs, hä? *klatsch* *klatsch*

    2 Mal editiert, zuletzt von Svennypenny ()

  • Eben. Es ist jetzt in seiner Verantwortung. Da muss man ihm es auch zugestehen, das er Dinge ansprechen darf.
    Er muss ja jetzt permanent seinen Kopf hinhalten und auch die allerdämlichste Frage beantworten.
    Vor allem hat er ja auch vollkommen recht. So dämlich wie der Kreuzer transfertechnisch agiert, schreit das zum Himmel.
    Das er für sich schon die erste Ausrede hinlegt, sehe ich nicht so.