Mentalität - Verein, Fans, Stadt...

  • Tag zusammen,


    scheiß Situation derzeit, nicht wahr? Ich bin noch nie so unmotiviert, freudlos und pessimistisch ins Stadion gefahren wie vergangenen Samstag und nahezu alle, mit denen ich gesprochen habe, haben sich ähnlich geäußert. Die erste Viertelstunde war dann doch überraschend positiv von der Grundstimmung, nach dem Gegentor war aber - wie so oft in letzter Zeit - schon wieder Feierabend. Bemerkenswert finde ich, dass dieses Gefühl, dem Abgrund entgegen zu taumeln, die ganze (Fußball-)Stadt erfasst hat. Die Presse schreibt den Verein ab, die Verantwortlichen geben ein Bild des Jammers ab (Kind wirkte im Sportclub-Interview völlig apathisch, Schmadke nach dem Spiel total konsterniert und hilflos), hier im Forum ist auch seit Wochen stimmungsmäßiger Totentanz. Die Stadionauslastung so schlecht wie noch nie seit dem Wiederaufstieg, die Gelegenheitszuschauer haben den Verein aufgegeben. Es scheint, als sei der Abstieg schon besiegelt und stehe unwiderruflich fest.


    Ich war das ganze Wochenende auch völlig konsterniert ob der furchtbaren Leistung der Mannschaft, und konnte mir nicht vorstellen, wie das Ruder wieder herumgerissen werden soll. Ich war auch nicht im FanMag, weil ich genau wusste, was hier abgeht und welche Weltuntergangsstimmung hier herrschen würde.


    Aber mit dieser pessimistischen Einstellung ist für mich jetzt Schluss. Ich will nicht einfach so den Abstieg abwarten, weil er ja eh kommt und wir völlig unrettbar sind, da hab ich einfach keinen Bock drauf. Auch wenn sich das pubertär, nostalgisch und naiv anhören mag: Ich will, dass sich jetzt alle zusammenreißen und zusammen (!) gegen den Abstieg kämpfen. Nicht abwarten und abschlachten lassen. Hoffenheim ist schlagbar, auch wenn sich das nach der Leistung der vergangenen Woche wie ein schlechter Witz anhört. Auch die Mannschaften, gegen die wir danach spielen, haben kein vom Fußballgott verbrieftes Recht, gegen 96 zu gewinnen. Natürlich haben wir die vermeintlich einfachen Punkte hergeschenkt, durch Fehler und Unvermögen. Dann müssen wir halt die schweren Punkte holen. Und wenn auch die Fachwelt meint, wir seien der Abstiegskandidat Nr. 1 - ist mir doch egal.


    Die gesamte Mentalität im Verein, bei den Fans, in der Presse, in der Stadt ist derzeit die eines Fallobstboxers - von unabwendbarer Niederlage zu unanbwendbarer Niederlage gereicht. Ich wünsche mir, dass wir alle zusammen wieder mit breiter Brust auftreten und zeigen, dass wir auch wieder gewinnen werden und die Klasse halten.

  • Diese Brandrede ehrt Dich. Allerdings bin ich einfach nicht in der Lage, mich mitreißen zu lassen, obwohl sonst sehr gern optimistisch denkend und überdurchschnittlich begeisterungsfähig. Ich denke, es wird vielen hier mittlerweile ähnlich ergehen.


    Gern lasse ich mich aber von den Neuen, den Ergebnissen der umgestellten Trainingsarbeit und dem Zusammenraufen der Mannschaft überzeugen.


    Ich werde zum Beispiel auch gegen Bremen mal wieder im Stadion sein (hat bei mir nichts mit Wetter, Tabellenplatz oder Attraktivität des Spiels zu tun, sondern ist stets von anderen Faktoren abhängig). Natürlich hoffe ich auf drei Punkte, wie immer. Ich werde auch anfeuern wie immer. Ich bezweifele eben nur, dass es was bringt. Dafür möge man mich angreifen, kann ich ab. An meiner Einstellung wird sich aber erst etwas ändern, wenn mal wieder ein paar Punkte eingefahren werden können.


    Die Mannschaft ist am Zug.

  • Genau und die spielt von Woche zu Woche schlechter.


    Sorry, die Hoffnung ist futsch. Was nach dem 0:1 passiert ist, ist mehr als deprimierend. So reicht es nicht mal für Platz 16.


    Nächstes Jahr dann halt 2. Liga. Alles andere würde mich wirklich überraschen.

  • Bonez, das hast du schön gesagt.


    Ich bin momentan aber auch eher pessimistisch. Trotzdem ist es wichtig, dass der Bierbecher immer halbvoll ist und diese Einstellung bei allen Beteiligten von Nöten ist!
    Mich nervt das Gekicke der Roten schon seit Monaten. Kann eine angebliche Verunsicherung so extrem sein, dass man über 10 Meter keinen Pass mehr spielen kann, was vorher möglich war? Kann es sein, dass man auf einmal keine Ecken und Freistöße mehr auf die Reihe bekommt? Kann es sein, dass wir einfach nur Pech haben? Oder warum sind ständig Spieler verletzt, verhindert oder so depressiv, dass sie sich vor einen Zug schmeissen müssen?


    Ich teile deine Meinung, dass man Attacke machen muss. Das Signal MUSS aber auch von der Mannschaft kommen. Was da seit Wochen für eine Leistung an den Tag gelegt wird, stimmt mich traurig und lässt mich FAST resignieren.


    Ich habe dem Abstiegsgespenst kräftig in den Arsch getreten und werde das Szenario erst in meinem Kopf realisieren, wenn es soweit ist!


    ATTACKE!

  • Finde Dein Anliegen auch sehr löblich, Bonez; aber obwohl es mir in der Seele weh tut und ich mich nur schwersten Herzens dazu überwinden kann, werde ich nicht zum Werder-Spiel gehen, und auswärts auch net. Der Grund liegt ganz einfach darin, ich bin mittlerweile ein Stück weit abergläubisch, was diese Saison betrifft. Ich hatte ab Mitte Dezember die Möglichkeit, zu den Spielen zu gehen (2. Examen musste ersma gebaut werden unzo), und zwar ab dem Bochumspiel, und jedes einzelne Spiel, bei dem ich war, haben sie sodann verloren, gegen alle hinter uns liegenden Mannschaften auch, und das macht mich einfach völlig fertig. Und jetzt hoffe ich, dass wenn ich nicht hingehe, sie gewinnen, so einfach.

  • Konfuzius sagt : Karma ist die ewige Bestätigung der menschlichen Freiheit


    Ich ziehe einfach mal die Theo-Zwanziger-Karte und stelle in den Raum, dass man seine persönliche Befindlichkeit nicht von Fußballergebnissen abhängig machen sollte.


    Ich sehe wie Utze ein Unvermögen bei der Mannschaft, Unvermögen in Sachen Technik, aber auch Unvermögen, den Kopf frei zu kriegen - beides sicher heilbar, aber der Antrieb muss von den Spielern selber kommen.
    Hannover 96 is Teil der Stadt, aber die ist nun mal nicht die erstaunlichste Stadt des Universums, sondern auf Landkarten größeren Maßstabs schon nicht mehr verzeichnet - es gibt also weltbewegenderes als den Abstieg.
    Grundsätzlich hat der Kader eine Qualität, die für 35+ Punkte ausreichen müsste, aber das ist ja das schöne am Fußball ' Alles ist denkbar und alles ist möglich ' - für mich als Fatalisten is im übrigen dabei immer sehr angenehm, dass man nicht negativ überrascht werden kann.

  • Bonez


    Super Beitrag von dir!
    In der ersten Viertelstunde des Spiels spürte ich einen kleinen Aufwind, Hannover versuchte zu spielen, der Unterrang diente mit einer kleinen Choreographie, vor dem Oberrang Bogen hing ein Plakat mit der Aufschrift "Vorwärts 96". Ich war mir schon fast sicher das es an dem Tag klappen würde, aber der Gegentreffer von den Nürnbergern zerschossen meine Träume von einem Sieg genau so wie meine kleine "Aufbruchsstimmung". Danach war ich höchstens noch für ein lautes "Wir haben die Schnauze voll" zu haben. Naja, dementsprechend wurde die Partie dann relativ deutlich verloren.
    Um nach Sinsheim zu fahren ist mein Budget genauso knapp wie die Zeit. Aber in Stuttgart bin ich dabei. :anmachen:

  • Der Pessimist sieht den Bierbecher halbleer.
    Der Optimist sieht den Bierbecher halbvoll.
    Dem Realist ist's scheißegal, solange der Wirt noch was im Fass hat.


    Auf geht's, Hoffenheim putzen!

  • Ein altes ivorisches Sprichwort sagt :


    Der Pessimist beklagt sich über den Wind.
    Der Optimist hofft, daß er dreht.
    Der Realist stellt die Segel neu.

  • herrlich die beiden Sprichwörter :)


    Sinsheim einfach auf die Fresse und mit 12:0 wegballern! Aus, Ende, Schluss, Vorbei!

  • jedes Spiel fängt zu null an........ und was es so alles für Weisheiten gibt.
    Aber ist ja auch schliesslich so. Wenns anpfeift, weiss keiner was kommt und die Vergangenheit ist vorbei.
    Auswärtssieg!!!!


  • Ich habe dem Abstiegsgespenst kräftig in den Arsch getreten und werde das Szenario erst in meinem Kopf realisieren, wenn es soweit ist!


    Hmm, da hat man 95/96 nach dem Spiel gegen Unterhaching noch gehofft, und jetzt geht die Hoffnung flöten?
    Klingt komisch, aber das ist bei mir ein Stück weit so.


    Aber Bonez Du hast Recht, den Kopf nun in den Sand zu stecken und den sicheren Abstieg als Mantra vor sich hin zu summen ist auch nicht sonderlich konstruktiv. Utzes Arschtritt wird dem Abstiegsgespenst hoffentlich Mores lehren.


    Ich hoffe darauf, dass die Neuverpflichtungen und das Training Früchte tragen.
    Ein Flämmchen Hoffnung glimmt - es ist nun an der Mannschaft daraus wieder eine lodernde Flamme werden zu lassen.