Erdbeben in Chile

  • Zwar kein Beben, aber Chile ist ja ein Magnet für Katastrophen. Derzeit brennt das Land, wo es brennen kann. Es gibt derzeit von Santiago bis Conce 64 größere Waldbrände und unzählige kleine. Meine Stadt ist die reinste Räucherbude und die Löschflugzeuge sind pausenlos im Einsatz. Dazu haben wir Temperaturen bis zu 40 Grad. Schön ist das nicht.

  • Und ich dachte ihr haettet ohne Ende Regen und Fluten? Habt ihr beides (Nord-Sued, Oben-Unten), oder habe ich das falsch in Erinnnerung?

  • Im Norden regnet es, aber da reicht schon ganz wenig Regen, um das Land zu überfluten, weil der Wüstenboden immer völlig ausgetrocknet ist. In der Mitte und im Süden haben wir Dürre und Feuer. Aktuell fehlen Erdbeben und Vulkanausbrüche für die üblichen Katastrophen.


    Diese Waldbrände übertreffen mal wieder alles dagewesene in diesem Bereich. Jedes Jahr brennt es im Sommer, doch das Ausmass soll noch nie so schlimm gewesen sein. Wenn ich zum Himmel gucke, glaube ich das.


    Mein Schwiegervater wohnt im Vorandenland in der Nähe von Concepcion. Dort wütet auch ein Feuer und er wird wohl sein Haus verlassen müssen. Natürlich nehmen wir ihn auf, aber leider können wir mehr nicht tun. Wir dürfen nicht in die Region fahren, um auch sein Hab und Gut zu retten. Momentan ist aber noch nichts passiert.

  • Momentan erleben wir mal wieder eines der typischen chilenischen Sommerdesaster. Von Santiago bis Temuco brennt das ganze Land, auch rund um Conce stehen die Wälder in Flammen und die Luft ist an manchen Tagen unerträglich. Wir direkt sind bislang von den Bränden verschont geblieben, aber hinter unserem Haus beginnt der Cerro Caracol und dieser brannte vor zwei Jahren fast täglich. In den Randbezirken von Conce haben die Flammen böse gewütet, zum Beispiel ist unter anderem eine Schule abgefackelt. Vorestern flog eine Boing 747 über den Stadtteil Vilumanque und ließ eine riesige Ladung Wasser ab, wodurch viele Feuer gelöscht wurden. Den ganzen Tag kreisen die Löschflieger über der Stadt.


    Bei meinem Schwiegervater ist die Situation auch bedenklich. Er lebt in den Voranden im sehr ländlichen Raum. Seit vier Tagen brennt es dort und wenngleich, die größte Gefahr zunächst gebannt wurde, ist es sehr kompliziert der Flammen Herr zu werden. Auf die Berge kommen die Löschfahrzeuge nicht und die Hubschrauber sind schon im Rest der Region im Einsatz. Zum Glück wachsen dort Naturwälder, die nicht so rasant verbrennen wie die Pinien und Eukalyptusbäume der Forstindustrie. Wir telefonieren täglich mit ihm. Soweit geht es ihm gut, nur werden gelegentlich Strom und Wasser abgestellt, damit die Feuerwehren in Ruhe arbeiten können.


    Das große Problem ist, dass viele dieser Feuer von den Menschen absichtlich gelegt werden. Wenn es der Feuerwehr gelingt, einen Brand zu löschen, flammt es an einer anderen Ecke auf. Concepcion ist von den Feuern eingekreist und die Einsatzkräfte jagen von einer Ecke zur anderen. Inzwischen wurde für die Region Bio-Bio der "Estado de Katastrophe" ausgerufen. Das heißt, dass das bewaffnete Militär hier patrouilliert und Sektoren absperren kann. Auch bei uns fahren sie den Hügel rauf und runter, denn ein Großbrand wäre vor allem für das nebenanliegende Armenviertel mit seinen Holzhäusern fatal.


    Bleibt die Frage, wer die Feuer legt. Es gibt je nach politischer Couleur diverse Theorien. Die einen sagen, Schuld haben die aufmüpfigen Mapuche, die zusammen mit ETA-Terroristen einen Feuersturm über Chile angekündigt hätten, um sich gegen Landenteignungen seitens der Forstindustrie zu wehren. Bekennerschreiben gibt es dazu meines Wissens nicht und es handelt sich wohl eher um "postfaktische" Meldungen der rechten Medien. Schaut man in linke Zeitungen, sind es die Holzunternehmen selbst, die einerseits mehr Land für ihre Zwecke gewinnen, sowie andererseits Versicherungszahlungen einkassieren wollen, da der Absatz in den letzten Jahren gesunken sei. Beide Theorien sind sicherlich möglich, bislang hat man aber nur Einzeltäter gefangen, die vor allem aus geisteskranken Motiven handeln.


    Eine Schuld , die man allerdings ziemlich konkret zuweisen kann, hat die Forstindustrie. Die großen Holzunternehmen betreiben mit ihren Monokulturplantagen Raubbau an der Natur. Die Pinien- und Eukalyptuswälder sind künstlich angelegt und die Pflanzen dörren die Böden aus, weil sie das Wasser aufsaugen. Dazu sind das Bäume, die leicht entflammbar sind und schnell abbrennen. Waldbrände gibt es daher jeden Sommer, nur sind die Regionen anders als bei Erdbeben nicht ausreichend vorbereitet. Der Staat rüstet lieber sein Militär auf anstatt Löschflugzeuge zu kaufen. Ich hoffe, das ändert sich.

  • Ich bin heute durch ein Katastrophengebiet am Stadtrand und in den Vororten von Concepcion gefahren. Das Gute ist, dass dort nichts mehr passieren wird. Das Schlechte ist, dass bereits alles abgebrannt ist.

  • Uns geht es gut, aber anderen eben nicht. Es sind unter anderem 5 Schulen allein in der Region verbrannt und fast 4000 Menschen in Chile haben ihre Häuser verloren.

  • ...und was ist mit der Berichterstattung....hier wird fast ausschließlich über Despoten wie Putin, Trump und Schulz berichtet ! :nein:

    Einmal editiert, zuletzt von wuerfel1896 ()

  • ...oh, einen/den ausführlichen Bericht in Tagesschau und Tagesthemen hatte ich nicht gesehen, ausnahmsweise die Mainstream Nachrichten nicht verfolgt. Sorry.

  • Das Fanmag hat deshalb auch ein weltweites Korrespondentennetzwerk...


    Über Concepcion zieht auch heute wieder eine dicke Rauchwolke und mit dem Sonnenaufgang haben die Flugzeuge und Hubschrauber die Arbeit aufgenommen.

  • Das geht ja gefühlt schon eine Ewigkeit.......gruselige Bilder, die man da sieht. Inzwischen sollten ja deutlich mehr Löschflugzeuge im Einsatz sein, unter anderem ja auch das (angeblich) größte der Welt. Ich hoffe, dass die das alsbald in den Griff bekommen.


    Bei diesen Bildern denke ich immer, wie gut wir es hier (also Hannover und Region) eigentlich haben. Kaum Wetterkapriolen, keine Erdbeben, Vulkanausbrüche o. ä.

  • Heute ziehen zum ersten Mal seit zwei Wochen keine Rauchwolken über Conce, zudem ist es merklich kühler. Gestern soll wohl ein erfolgreicher Tag in der Feuerbekämpfung gewesen sein.

  • Kaum Wetterkapriolen, keine Erdbeben, Vulkanausbrüche o. ä.


    Ich hätte jetzt gedacht, Liberale sind gegen unnötigen Bürokratie-Dschungel in der Landwirtschaft und befürworten somit ökonomisch bewährte Brandrodung.


    EDIT: :engel:

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Um Brandrodung wird es sich nicht handeln, da hauptsächlich Holzplantagen verbrennen. Da geht das Kapital der Holzindustrie in Flammen auf.

  • Sorry für den etwas blöden Thread. Florian, wenn du Lust hast, würde ich mich, und ich denke viele andere hier auch, über ein paar Fotos von der Gegend in der du wohnst, freuen! Vielleicht hast du ja mal Lust, eine authentische Auswahl online zu stellen. Man liest hier so viel über dein Leben in Chile - aber man muss sich die Bilder dazu vorstellen. Vielen Dank!

  • Und erklären, warum es in Chile nur kleine Bierflaschen gibt. :sauer:


    Da sind bestimmt die Deutschen dran schuld.Hat mich damals aus Argentinien kommend richtig wütend gemacht

  • Und erklären, warum es in Chile nur kleine Bierflaschen gibt. :sauer:


    Da sind bestimmt die Deutschen dran schuld.Hat mich damals aus Argentinien kommend richtig wütend gemacht

    1,2 Literflaschen sind klein? Also Bierflaschen gibt es in jeder Größe und an Sorten mangelt es auch nicht, wobei ich Craft Bier nicht mag.


    Ein ganz nettes Video über meine Stadt und den Landkreis gibt es hier Conce von oben