Medien und Wahrnehmung der Realität

  • und griechische Behörden unternahmen 10 Stunden wissend nichts. Die Küstenwache begann nach dem das Schiff gesunken war mit etwas tun.

    Noch tief in der Nacht zu Mittwoch, um genau 2:04 Uhr Ortszeit, hatte der Kapitän eines mehrere Stunden zuvor herbeigeeilten Schiffes der griechischen Küstenwache seiner Einsatzzentrale mitgeteilt, dass das vom ostlibyschen Tobruk in See gestochene Fischerboot mit Kurs auf Italien mit mehreren hundert Flüchtlingen und Migranten an Bord zunächst eine Steuerbord-, dann eine steile Backbord- und schließlich eine weitere Steuerbordwende vollzog.

    Sie war so stark, dass das Fischerboot kenterte. Die nautische Terminologie dafür lautet: „Flopping“. Zehn bis fünfzehn Minuten später sank das völlig überfüllte Schiff vollständig

    Es waren rund 750 an Bord, 104 gerettete Jungen/Männer (16 bis 40).

    Ältere, Frauen und Kinder waren wohl unter Deck und chancenlos.

    Bisher wurden 79 Tote geborgen. Für weiter Bergungen, auch der des Schiffes ist es da wohl zu tief (so bis 5.000 m).

  • Gibt es eine Partei, die dieses Vorgehen nicht mitträgt?


    Das die Flüchtlinge in Zukunft gar nicht das Wasser erreichen sollen, sondern in der Wüste verdursten, ist mir bekannt. Aber die bisherige Praxis wird doch von Allen getragen, oder?

  • Gegen kriminelle Handlungen der Griechen sprechen sich die meisten aus, gehandelt wird anders.


    Das übliche Europa, das von gelebten Werten spricht und sie dann still im Grab versenkt.


    Also weiter im Zerreißen der Gesellschaften oder so.

    Warum sollte man auch eine Haltung halten.

    Es gibt doch noch genug andere.

  • Zitat von Nancy Faeser

    Wir dürfen angesichts dieser Not nicht abstumpfen, sondern müssen beharrlich weiter daran arbeiten, legale Migrationswege zu schaffen und Migrationsabkommen zu schließen, die Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit achten.



    Und dafür hat der tunesische Diktator gerad ordentlich Kohle von v.d.Leyen erhalten und das Versprechen auf noch viel mehr.


    TAZ - Es sind doch bloß Bauchschmerzen

  • Ich glaube, dass es keine Kreuzfahrtschiffe gibt, die 10 oder mal mehr Leute an Bord haben als zugelassen.

    Außer in Ausnahmesituationen, wie damals bei der Gustloff, die Platz für 1.400 Passagiere hatte und mit rd. 10.000 Flüchtlingen an Bord versenkt wurde.

  • Mir geht es nicht um die Überfüllung sondern schlicht umd das mediale Echo, wäre ein Kreuzfahrtschiff mit 700-800 Menschen an Bord gesunken und nur 104 hätten es überlebt.


    Mir reicht der mediale Aufriss damals während der Coronapandemie, um eine Vorstellung zu haben.


    Bezahlt haben die wahrscheinlich mehr, als sie für die Strecke in einem Kreuzfahrtschiff hätten zahlen müssen, wenn sie es gekonnt hätten.

  • Costa Concordia. Ist noch gar nicht so lange her.


    Auf der anderen Seite: findet ein Ereignis in Berlin statt, wird darüber in Deutschland mehr berichtet, als wenn ein vergleichbares im Sudan stattfindet. Ist es in Hannover, wird in Hannover mehr darüber berichtet als in Berlin. Die Mechanismen sind bekannt aber nicht spezifisch würde ich sagen. Woher das kommt, dafür gibt es mit Sicherheit verschiedene Erklärungsansätze (Nähe, Betroffenheit, Selbstwahrnehmung...). Macht es das besser? Eher nicht! Ist es ein neues oder spezifisches Phänomen? Auch eher nicht, würde ich sagen.

  • Costa Concordia. Ist noch gar nicht so lange her.


    Auf der anderen Seite: findet ein Ereignis in Berlin statt, wird darüber in Deutschland mehr berichtet, als wenn ein vergleichbares im Sudan stattfindet.

    Das Medienecho bei der Costa Concordia war doch erheblich, oder ? Auch über den Kapitän und die Reederei wurde ausführlich berichtet.


    Zum anderen Absatz: Ich denke, dass wir hier in Deutschland schon gut von den Medien informiert werden. Ich erinnere mich da an meine USA-Aufenthalte. Da hat man in den Tageszeitungen kaum etwas gelesen, was über den Bundesstaat hinaus ging. Erst weiter hinten kamen Meldungen aus anderen Bundesstaaten und ganz hinten dann Mexiko und Kanada. Ich habe mich damals darüber gewundert, denn der "normale" Amerikaner wußte sich schon richtig anstrengen und recherchieren, wenn er etwas über Ereignisse außerhalb der USA erfahren wollte.


    Aus meinen subjektiven Erfahrungen haben die Normalbürger "Deutschland" nur auf dem Schirm im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg oder wenn ein Familienmitglied in Deutschland stationiert war. Mehr Fokussierung auf sich selbst und mehr Scheuklappe geht kaum.

  • Das Medienecho bei der Costa Concordia war doch erheblich, oder ? Auch über den Kapitän und die Reederei wurde ausführlich berichtet.

    Ja eben. Kein Vergleich zu der Katastrophe jetzt. Darum ging es doch. Vielleicht kam das nicht rüber.

  • Früher war ich auch der Meinung, wir sind hier diesbezüglich besser aufgestellt als USA. Das ist aber ca. 20 Jahre her. Seitdem hat sich hier sehr viel geändert.


    Größeres Wissen über die Welt mag in manchen Kreisen noch vorhanden sein, aber vieles ist mittlerweile nur noch Erinnerung und hat nicht mehr viel mit der heutigen Realität zu tun.

    Größere Kreise habe auf jeden Fall keinen wirklichen Bezug zu außen. Für die gibt es genauso wenig Perspektiven, aus denen sie die betrachten wie die Amis, die Menschen aus New Mexico auffordern: "Geh zurück in dein Land!"


    Anekdote aus der KFZ-Ordnungswidrigkeiten-Schnittstelle

    Ländercode: D, Anschrift: Palma de Mallorca.

  • Wenn ein Flüchtlingsboot untergeht und 70% der auf dem Boot anwesenden Personen versterben wird weniger berichtet, als wenn ein Kreuzfahrtschiff mit mit gleicher Todeszahl (auch prozentual) ein Unfall hat. Das ist doch die Aussage, oder? Ich glaub, es ist auch die Wiederholung. Passiert etwas öfter, wird es normaler.

  • Früher war ich auch der Meinung, wir sind hier diesbezüglich besser aufgestellt als USA. Das ist aber ca. 20 Jahre her. Seitdem hat sich hier sehr viel geändert.


    Nicht, dass ich das jetzt diskutieren möchte, aber ich denke, das war immer ein Fehlschluß.


    Ich denke, durch die Erfahrungen der letzten ca. 10 Jahre hast Du einen Blick von außen auf uns hier gewonnen. Abstand. Und in der Tat führt das zu einem "Heinrich, mir graut vor dir"-Erlebnis.


    Die USA wären ein anderes Thema. Aber mein Lieblingsredebeitrag dazu ist: Die Leute vergessen, dass auch praktisch alle emanzipatorischen Bewegungen, die im Westen Wirkung zeigen, aus den USA kommen. Der 1. Mai ist der 1. Mai wegen den Haymarket Riots, um mal ein ganz klassisches Beispiel zu bringen.

  • das verstärkte nur meinen zu dem Zeitpunkt schon gewonnenen Eindruck.


    Die Menschen um mich herum waren früher viel mehr an anderen Kulturen interessiert, als sie es heute sind und viele zehren hauptsächlich von ihren Erinnerungen. Ansonsten interessiert schöner Urlaub.


    Ich bin nie in einer Blase gewesen (außer in meiner eigenen). Ich habe immer Wert auf Umgang mit unterschiedlichsten Gruppierungen oder sogenannten Schichten gelegt und selbst die "untersten" waren damals interessierter an anderem als heute viele aus der Mitte.

    Da habe ich durchaus mehr Interesse an Wissen erlebt, und das Wissen, nicht alles zu wissen.


    Heute sind viel mehr davon überzeugt, sie wissen alles und das was sie wissen, ist richtig. Leider oft gegen die Realität.


    Und ich habe nicht bezweifelt, dass es kluge Menschen, Ideen und Entwicklungen dort gibt.

  • Das Medienecho bei der Costa Concordia war doch erheblich, oder ? Auch über den Kapitän und die Reederei wurde ausführlich berichtet.

    Ja eben. Kein Vergleich zu der Katastrophe jetzt. Darum ging es doch. Vielleicht kam das nicht rüber.

    In der Tat, das kam genau gegenteilig bei mir an, denn ich habe den Eindruck, egal welchen Nachrichtenkanal ich einschalte, ist es dort Thema.

  • mittlerweile.

    Hat aber doch zum einen gedauert und die betroffenen Menschen werden mit Sicherheit anders thematisiert werden, als bei einem Kreuzfahrtunglück. Sie sind nicht nah, ihr Leid nicht so greifbar und für viele sind sie einfach nur selbst Schuld.


    Ich weiß nicht, ob jemand den gestrigen "Sorgenboy" gelesen hat, der die Lachsmileys zu den Meldungen bei Facebook thematisierte. Das ist ein Thema, das gerad in mehreren Strängen hier debattiert wird, (un)menschliches Verhalten derzeit.


    Ich kann da nicht mehr an Verãnderung glauben.

    Für mich ist das die Agonie einer rund 5.000-jährigen Zivilisation. Ok, in dem Satz steckt viel Hoffnung in mir.