In der heutigen HAZ-Ausgabe hat Heiko Rehberg zum Verhalten von Theo Zwanziger im Zusammenhang mit Silvia Neid Stellung bezogen, und zwar unter "Einwurf". In der gleichen Ausgabe wird Zwanziger zitiert, wie er sich eine Entschuldigung der Herren Schröder (Trainer) und Dietrich (Manager) darstellt. Sie sollen in Frankfurt gegenüber Neid erklären, alles so nicht gemeint und gesagt zu haben. "Das ist meine Trainerin" wird er noch zitiert. Dazu muss man auch wissen: Die Vertragsverlängerung Neid hatte Zwanziger auf einer Pressekonferenz vor der WM verkündet, noch bevor er die hierzu anberaumte Präsidiumssitzung abgewartet hatte.
Heiko Rehbergs Klasse-Kommentar:
Ach, Theo!
"Die Frauenfußball-Weltmeisterschaft ist vorbei, doch ein Mann wirft sich nach wie vor mit vollem Einsatz in die Zweikämpfe. Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und oberster Frauenfußballfan des Landes, hat vor und während des Turniers keine Gelegenheit zur Selbstdarstellung ausgelassen. Nach dem Viertelfinalaus der deutschen Mannschaft hätte er, unbeobachtet von den Kameras, in der Kabine aufmunternde Worte finden können. Doch Zwanziger wählte einen anderen Weg. Er stürmte von der Tribüne aus auf den Rasen und spielte öffentlichkeitswirksam den Trostonkel. Wer die Reaktion beispielsweise von Simone Laudehr beobachten konnte, bekam eine Ahnung davon, dass nicht alle Nationalspielerinnen davon begeistert waren. Gestern hat Zwanziger eine neue Mission gefunden. Man möchte dem Mann wünschen, dass es in seinem großen Verband jemanden gibt, der ihn darauf hinweist, wenn der mächtige Chef sich verrennt und Gefahr läuft, sich lächerlich zu machen. Beim Thema Frauenfußball jedenfalls hat Zwanziger das Augenmaß längst verloren, zu erkennen an seinem neuesten Vorstoß: Von den Kritikern der Bundestrainerin Silvia Neid forderte der DFB-Chef eine Entschuldigung. Doch wofür sollen sich Potsdams Trainer
Bernd Schröder und Frankfurts Manager Siggi Dietrich, die Zwanziger namentlich aufführt, eigentlich entschuldigen? Neid hat Fehler gemacht und nicht den Eindruck erweckt, dass sie diese einsieht und zum Dialog mit ihren Kritikern bereit ist. Genau das haben Schröder und Dietrich bemängelt, hart im Ton, aber nicht unter der Gürtellinie. So etwas muss Neid aushalten. Und mit ihr Zwanziger, der vor derWM den Vertrag mit der Bundestrainerin irrwitzig lange bis 2016 verlängert hatte. Der DFB-Präsident hat vor der WM jeden Lichtkegel gedreht, um den Frauenfußball ins rechte Licht zu rücken. Jetzt, wo alles anders und schlechter gelaufen ist als geplant, jammert Zwanziger, dass man keine Männer-Bundesliga vor sich habe, sondern „nur ein zartes Pflänzchen, auf das alle aufpassen müssen“. Ja, was will Zwanziger eigentlich? Da, wo Licht hinfällt, wird genauer hingeschaut. Und zur Emanzipation des Frauenfußballs gehört es, aus der Kuschelecke herauszukommen und sich dem zu stellen, was ein größeres öffentliches Interesse mit sich bringt. Dass das nicht immer nur positive Begleit- erscheinungen sind, liegt in der Natur der Sache. Der Frauenfußball ist längst stark genug für eine neue, kraftvolle Rolle. Das hat die WM nachhaltig unter Beweis gestellt. Einen Beschützer wie Zwanziger haben die Kickerinnen im Lande nicht mehr nötig. Der Einzige, der das noch nicht wahrhaben will, heißt Theo Zwanziger"