Sommermärchen Reloaded: Frauen-WM 2011 in Deutschland

  • Ich glaube auch, seit 4 Jahren wurde davon gefaselt, dass Deutschland zum 3. Mal am Stück Weltmeister wird, diesen Druck hält keine Mannschaft aus. Mir tun die Mädels leid, und besonders Prinz und Grings, die zum vermutlichen Karriere-Abschluss so ne Scheisse erlebt haben (Prinz insofern, dass das Turnier wegen Formschwäche völlig an ihr vorbei gegangen ist, und Grings, weil es ihr einziger großer Auftritt bei einer WM hätte werden können, wegen sonst immer verletzt, und dann ist schon im Viertelfinale Schluss). Und Bajramai, für sie ist es auch eher suboptimal gelaufen. Und natürlich Kulig... Wenn das mal nicht das Ende des Frauenfussballs war bevor er überhaupt richtig angefangen hat... ich jedenfalls wende mich jetzt wieder dem Männerfussi zu, denn da geht nix drüber, Hannoi und so 8)

  • Schade ist es schon, aber spätestens ab dem 31.7. wird in diesem Forum keiner mehr wirklich daran denken, das ist jetzt nicht mal böse gemeint.


    Zum Spiel: Japan war halt einfach cleverer, von daher muss man gratulieren.

  • Wie - jetzt soll ich wegen Olympia 2012 nicht für die Schwedinnen sein? Kommt nicht in die Tüte.


    Ach, waren das Bilder des Trauers ... ungemein tröstlich dabei: es ist doch nur Frauenfußball! :kichern:


    Das mit dem Druck glaube ich übrigens nicht wirklich. Die haben vor der WM Gurkentruppen zerlegt, für die es um gar nichts ging, und die schwachen Norwegerinnen.

  • Ich glaube schon, dass der Druck eine Rolle gespielt hat. Ich mache das v.a. an den Fehlpässen und Unaufmerksamkeiten fest -- so viele sind das sonst nicht. Die ganzen Ungenauigkeiten, die gestern vielleicht von Inka Grings gekrönt wurden, als sie völlig frei so weit am Tor vorbei schoss, sind für mich ziemlich klare Indizien. Normalerweise hätte sie den Ball gnadenlos reingehauen. Von Nadine Angerers Verhalten beim Gegentor ganz zu schweigen. Da können die noch so viel erzählen, aber das ganze Bohei hat doch Wirkung gehabt -- in Form von Unkonzentriertheiten, die bei der gestiegenen Leistungsdichte eben irgendwann bestraft werden. Es ist schade, weil ich die Truppe sympathisch finde, weil ich sie nach wie vor für Weltspitze halte und ihr den Titel gegönnt hätte, aber es ist eben so. Andererseits ist es ja auch immer sympathisch, wenn der angebliche Zwerg den Riesen schlägt. Für die Japanerinnen ist das eine Riesensache.


    Die Berichterstattung ist mir in der Form auch auf den Keks gegangen. Beim 0-1 gestern dachte ich wie gesagt sofort, dass Angerers Verhalten in der Situation nicht optimal war. Klar war sie am Gegentor keinesfalls allein schuld (sie hat das Laufduell ja ebenso wenig verloren wie anderen davor den Ball). Ich schließe mich dennoch denjenigen an, die ihr ebenfalls einen Fehler attestieren. Kommt sie raus, kann die Japanerin eigentlich nichts mehr aus der Situation machen. Bei einem so spitzen Winkel muss die Torhüterin die Ecke irgendwie zukriegen, fertig aus. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Silvia Neid sich den Reportern anschließen wird -- und Nadine Angerer selbst sicherlich auch nicht.


    Trotzdem wird hinterher seitens der Berichterstatter von "unhaltbar" gefaselt. Nur ein Beispiel von vielen unangemessen positiven Kommentaren. Hallo? Die permanente Schönrednerei fand ich ebenso schlecht wie das beispielsweise das Draufhauen, dass vor allem früher bei den Männern herrschte. Hier hätte man eine wirkliche Chance gehabt, einerseits sachliche Kritik zu üben, andererseits aber fair dabei zu bleiben. Die ist ungenutzt geblieben. Die Mädels können das schon ab, wenn man sagt, dass sie eigentlich mehr drauf haben. Gibt ja Gründe dafür, dass es nicht optimal lief (s.o.). Gemessen am Topniveau des Frauenfußballs, das u.a. von Deutschland repräsentiert wird, war das eben zu wenig. Meine Güte. Passiert halt. Sehe ich auch bei den Männern nicht so tragisch. Gehört dazu. Analysieren, Fehler angehen, Stärken weiter ausbauen und weitermachen.


    Mein Ausblick ist, dass jetzt der personelle Umbruch stattfindet, und dass die Truppe in zwei Jahren bei der EM in veränderter Stamm-Besetzung wieder voll da ist. In so einem Rückschlag liegt immer auch eine Chance, und der DFB hat in den letzten fünfzehn Jahren insgesamt viel dazugelernt, wie man mit Niederlagen umgeht. Im Übrigen ist ja auch nichts dagegen einzuwenden, dass andere Mannschaften stärker werden. Das wird den Frauenfußball langfristig viel attraktiver machen, weil die stärkere Konkurrenz in vielen Ländern zu einer weiteren Leistungssteigerung führen wird. Genau deshalb glaube ich auch nicht, dass der Frauenfußball in Deutschland mittel- und langfristig einen Einbruch erleiden wird.

  • Ein Einbruch ist auch kaum möglich. Es gucken sich ja maximal 1000 Leute ein Bundesligaspiel an.


    Am meisten am Ausscheiden freut mich, dass im Grunde alles schon geplant war. Die Frauen werden Weltmeister: Sommermärchen, attraktivere Spielweise als die Männer, weniger Fouls, dreimal Weltmeister in Folge, besser als die Männer etc. Die ganze gequirlte Sch... wäre ausgeschüttet worden.


    Und dann spielen sie gegen die kleinen Japaner und fliegen einfach so raus, komplett gegen das Drehbuch. Fantastisch.

  • Es gibt bestimmt viele Unterschiede zwischen Frauen -und Männerfußball, die den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen geschuldet sind. Das muss man akzeptieren und berücksichtigen, wenn man Frauenfußball gerecht werden will.


    Aber es gibt auch Situationen, die völlig unabhängig vom Geschlecht sind. Dazu gehört zum Beispiel, die Ballannahme und Kontrolle von einfachen Bällen. Wie oft habe ich auch gestern beobachtet, dass unsere Frauen mit einem ausgestreckten Fuß und in Rücklage zum Ball gingen. Die Folge war, dass die Bälle nicht unter Kontrolle zu bringen waren. Desweiteren sollten auch Frauen irgendwann verstehen, wo ein sich in der Luft befindlicher Ball auftuckt und wie hoch er abspringen würde. Dieses Ausschau halten, wo denn jetzt wohl der Ball Ball ist, wirkt hochgradig orientierungslos. Und sie sollten verstehen, dass die Gegner immer dann große Chancen haben an den Ball zu kommen, wenn dieser lange unterwegs ist - flach oder in der Luft.


    Wenn sich diese Punkte insgesamt verbessern, wäre schon viel Qualität gewonnen.


  • Man mag ja von der WM und der Mannschaft halten, was man will, aber der Typ hat eindeutig zu viel Raki gesoffen. Da sehe ich auch keinerlei Sarkasmus, Wortwitz, oder was solche Kolumnen sonst so enthalten sollen. Dass die taz so einen beleidigenden Dreck überhaupt online stellt...

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  • Ich freue mich, dass die Mannschaft ausgeschieden ist.


    Bei mir ist auch keinerlei WM-Stimmung aufgekommen und ich habe die Spiele wenn überhaupt nur nebenher verfolgt, aber auf keinen Fall freue ich mich darüber, dass ein Team unseres Landes eine Niederlage erleidet.

  • naja, jetzt sind unsere halt raus. wir werden es alle verkraft. genauso, wie das team. häme und spott kommt bei mir da trotzdem nicht auf. ich finde es immer schade, wenn eine deutsche manschaft oder ein deutscher einzelsportler ziele nicht erreicht. ob das nun die n-elf ´78 in argentinien ist oder ein ringer bei olympia in athen.
    wenn man gestern die tribüne gesehen hat, sah man ja auch, das der frauenfußball von einem ganz anderem puplikum verfolgt wird, wie die bundesliga. das is halt familienspass . und die andere hälfte sind ältere leute, die im winter jeden biathlonweltcup schauen. ein nicht zu unterschätzender markt.
    und wenn nur 1000 mädels in deutschland durch die übertragungen beschlossen haben, selber aktiv zu spielen anstatt mit gangsterrappern in treptow vor plattenbauten rumzulungern, hat das ganze ja auch schon was gutes.

  • Es gibt bestimmt viele Unterschiede zwischen Frauen -und Männerfußball, die den unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen geschuldet sind. Das muss man akzeptieren und berücksichtigen, wenn man Frauenfußball gerecht werden will.


    Aber es gibt auch Situationen, die völlig unabhängig vom Geschlecht sind. Dazu gehört zum Beispiel, die Ballannahme und Kontrolle von einfachen Bällen. Wie oft habe ich auch gestern beobachtet, dass unsere Frauen mit einem ausgestreckten Fuß und in Rücklage zum Ball gingen. Die Folge war, dass die Bälle nicht unter Kontrolle zu bringen waren. Desweiteren sollten auch Frauen irgendwann verstehen, wo ein sich in der Luft befindlicher Ball auftuckt und wie hoch er abspringen würde. Dieses Ausschau halten, wo denn jetzt wohl der Ball Ball ist, wirkt hochgradig orientierungslos. Und sie sollten verstehen, dass die Gegner immer dann große Chancen haben an den Ball zu kommen, wenn dieser lange unterwegs ist - flach oder in der Luft.


    Wenn sich diese Punkte insgesamt verbessern, wäre schon viel Qualität gewonnen.


    Kai, ich weiß nicht, wie viel Frauenfußball Du so guckst (soll keine Spitze sein, sondern eine ehrlich gemeinte Frage). Ich verfolge die Frauen mit stetig steigendem Interesse und steigender Frequenz seit Mitte/Ende der 90er Jahre. Wenn ich an die letzte WM und die letzte EM zurückdenke, dann sage ich, dass gerade die technischen Aspekte temporär "geschwächt" waren. In Normalform ist die deutsche Nationalelf da deutlich besser. Da ich diesen Bereich ähnlich wie Du für weitgehend vergleichsfähig mit den Männern halte, schließe ich mich Deiner Einschätzung an, dass es auch in Normalform noch einen klaren Rückstand gibt. Aber bei dieser WM war unabhängig davon richtig der Wurm drin. Für mich ist das wie gesagt eine logische Konsequenz: Es war zuviel Druck im Kessel (vor allem von außen: Medien, Öffentlichkeit, daraus entstand zuviel Eigendruck); das schwächt die Konzentrationsfähigkeit und erhöht damit die Fehlerquote. Man wird daraus lernen.


    Lieber Toco, und wie hoch war der Schnitt, als die Bundesliga 1990 mal angefangen hat? Genau. 200. Heute sind es knapp 900. Der Zuschauerschnitt wächst also offenbar, wenn auch langsam. Hängt vielleicht auch mit der Konkurrenz durch die Männer zusammen -- die ich natürlich nicht in Frage stellen will, aber sie ist nun mal objektiv da. Länderspiele lassen wir bei Leuten wie Dir mal ganz außen vor, solche Steigerungsraten könnten vielleicht nicht in Dein Denkschema passen. Hinzu kommt, dass die Förderung lange Zeit mangelhaft war (vom Gegenwind altkonservativer Funktionäre ganz zu schweigen). Für den Schluss daraus braucht man nicht mal viel Denkarbeit.


    Allein das zeigt schon ziemlich deutlich, wie beschränkt Du im Hinblick auf Frauenfußball denkst und wie uninformiert Du bist. Und die "geplante" Weltmeisterschaft war vielleicht in den Medien geplant, aber nicht in der Mannschaft. Japan wurde als schlagbarer, aber ernst zu nehmender Gegner eingeschätzt. Man hat Silvia Neid und den Spielerinnen dafür Tiefstapelei vorgeworfen. Könnte man alles wissen, wenn man ein bisschen die Augen und Ohren aufmacht und nicht einfach die längst widerlegten Äpfel/Birnen-Stereotypen weiter rumkrakeelt. (Mein Gott, wie stumpf.)

  • @ Mo:


    Solange wie du verfolge ich den Frauenfußball nicht. Bei mir waren es bisher nur die Tuniere und dann auch nur die Spiele der deutschen bei der Gruppenphase. Insofern kannst du die Entwicklung natürlich sehr viel besser beurteilen.


    Ich bin sicher auch mit falschen Erwartungen in diese WM gegangen, denn ich ließ mich gerade in der Vor-WM-Zeit zu sehr pushen. Ich habe daher technisch guten Fußball mit klar erkennbaren taktischen Marschrouten erwartet, der jedoch langsamer und weniger körperbetont als der Männerfußball gespielt werden würde. Kurz: Weniger Kraft, dafür mehr Finesse. Jetzt weiß ich auch, dass diese Erwartungen zu hoch waren. Stutzig wurde ich erst, als offensichtliche technische und strategische Mängel von den Berichterstattern entweder nicht erwähnt wurden oder gar noch schöngeredet wurden.


    Dass auch ich den öffentlichen Druck als nicht förderlich empfunden habe, habe ich ja schon zum Ausdruck gebracht. Zu dem Druck kam dann aber auch noch der Rummel, z.B. um die Playboy-Aktion und um die Personen Bajramaj, Okoyino da Mbabi und während des Turniers Prinz.


    Dass die Spielerinnen Japan als ernstzunehmenden Gegner wahrgenommen haben, möchte ich so pauschal nicht unterschreiben. Zu konsterniert regierten manche ( z.B. Angerer) nach der Niederlage und waren nicht nur enttäuscht, sondern regelrecht verwundert und sprachen von surrealen Dingen. Das geht zugegebenermaßen in den Bereich subjektive Einschätzung und Meinung.

    • Offizieller Beitrag

    Druck? Druck? Natürlich ist da Druck! Das ist die WM im eigenen Land. Das ist überhaupt eine WM. Selbstverständlich hat man da Druck! Was denn sonst?
    Druck gehört zum Leistungssport dazu. Wenn Druck einen daran hindert gute Leistungen abzuliefern, dann hat man ein Problem!


    Die deutschen Frauen haben das Spiel nicht gemacht. Sie sind vielleicht lange und viel mit dem Ball rumgelaufen, aber Stellungsspiel, Spielaufbau, Taktik - das hat alles nicht gereicht für Japan. Die haben nicht verloren, weil "Japan nicht richtig Fußball spielt", sondern weil die sich besser auf den Gegner einstellen konnten.
    Allerdings gebe ich aschi recht: Hätten sie gewonnen hätte es gehießen "knapp, aber letztlich verdient". Das liegt einfach daran, dass viele guten Fußball immer noch mit Ballbesitz und Angriffen verwechseln (bzw, das eben anders sehen als ich ;) ).


    Natürlich wächst das Interesse an Frauenfußball, das bestreitet ja auch keiner. Und das ist auch in Ordnung so.
    Mit Parolen wie "das muss man anerkennen", "die leisten doch auch was", "Männer sind eben Machos" und und und, tut man dem Sport aber keinen Gefallen.
    Das öffentliche Interesse hat jedenfalls - zumindest offensichtlich - mit der Realität nicht viel zu tun.


    Die Förderung war mangelhaft? Frauenfußball war mal verboten? Altkonservative Funktionäre tun/taten ihr übriges?
    Möglich. Und wer hat "den Frauen" verboten ihr eigenes Ding durchzuziehen? Männerfußball war auch mal verboten.
    Ich will nicht polemisieren, aber mir geht das ehrlich gesagt auf den Senkel.
    Diese Schönrednerei, dieses "das hat man gut zu finden".
    Statt 200 schauen jetzt 900 zu, und dass das immer noch so wenige sind, liegt daran, dass die Männer so stumpf sind und nicht anerkennen was die Frauen leisten.
    Klar. In diesem Land leben ja auch gar nicht mehr Frauen als Männer, nech?


    Ich meine das alles gar nicht so böse wie es oben klingt, aber mir geht dies Gejammer auf den Keks.


    Ich glaube nicht, dass ich frauenfeindlich bin, wenn ich sage, dass die DFB-Elf gestern verkackt hat (ich glaube sowieso nicht, dass ich frauenfeindlich bin :) ). Auf dem Platz und auf der Trainerbank wurden zu viele Feheler gemacht.
    Und ja: Sowas haben auch die Männer schon oft genug hinbekommen.


    Obwohl ich mit Frauenfußball bekennendermaßen nicht viel anfangen kann, habe ich mir die Spiele jetzt fast alle angeschaut. Schick, schick. Und besser als noch vor ein paar Jahren. Aber noch lange nicht gut. Und vielleicht wird es das auch nie werden. Das sollte die, die es mögen nicht weiter stören. Mich stört es.


    Ob die Frauen mannschaftsintern eine andere Einstellung zu Japan hatten, als die Öffentlichkeit, weiß ich nicht. Ich bin ja nicht dabei gewesen. Interviews - die man so hörte - machen es aber schwer das zu glauben. Zumindest meiner Wahrnehmung nach.


    Frauen dürfen und sollen weiter Fußball spielen, klar. Wäre ja auch noch schöner wenn nicht. Aber niemand soll bitte versuchen mir einzureden, dass das ähnlich interessant, spannend (nein, spannend ist es), oder gut sei wie Männerfußball.

    • Offizieller Beitrag

    Und wenn ich diese Schiedsrichterleistung jetzt schon wieder sehe....


    Elfmeter der keiner ist, Rote Karte die keine ist, und Elfmeter nochmal wiederholen lassen, weil... tja. Weil der gehalten wurde wahrscheinlich. :ahnungslos: Ist bestimmt verboten.


    Aber oh! Wahrscheinlich muss man Verständnis für die Leitung der Schiedsrichterin haben! Die gibt sich doch voll viel Mühe!

  • Das einzige was wirklich noch schlechter als die spielerischen Qualitäten der Damen ist, sind die Schiedsrichterleistungen. Geht gar nicht, jeder normale Arbeiter würde bei solchen Fehlern fristlos gekündigt werden.