Worin engagiert ihr euch?

  • Mit der Zeit liest man bei vielen Usern aus ihren Beiträgen heraus, dass sie sich in verschiedenen Dingen ehrenamtlich engagieren, sei es in sozialen Projekten, als Helfer in karitativen Einrichtungen, in einer freiwilligen Feuerwehr, in einem Laientheater und vielem mehr.


    Ich dachte mir, hier im Thread kann jeder, der möchte, sein Projekt vorstellen und darüber informieren. Neben dem "Worin engagiert ihr euch" würde mich vor allem interessieren, was eure Intention war, euch ehrenamtlich irgendwo einzubringen. War es das Interesse an einer bestimmten Sache, habt ihr einen persönlichen Bezug dazu in der Vergangenheit gehabt oder habt ihr einfach einen Ausgleich zu eurem Beruf gesucht?


    Ich freue mich auf zahlreiche Beiträge und mache gleich mal den Anfang:


    Der rote hildesheimer hat vor einiger Zeit irgendwo hier im Forum ein Rundschreiben der Uni Hildesheim veröffentlicht, wo Erwachsene mit stationärer Jugendhilfeerfahrung gesucht wurden, um sich für ein Projekt interviewen zu lassen. Das Projekt hieß Nach der stationären Erziehungshilfe – Care Leaver in Deutschland und untersuchte, wie Jugendliche aus stationären Einrichtungen es bis an die Uni schaff(t)en und welche Schwierigkeiten dabei auftreten. Ich war einer dieser Probanden.


    Während des Projektes entstand die Idee eines Netzwerks, wo sich aktuelle und ehemalige Heim- und Pflegekinder austauschen können, um Probleme zu analysieren und sich gegenseitig beim Schritt ins selbstständige Leben zu unterstützen. Im Oktober letzten Jahres fand ein erstes großes Treffen in Hildesheim statt, allerdings ohne meine Wenigkeit, da ich an genau dem Tag eine Prüfung hatte. Im Anschluss gab es dazu einen Artikel in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung.


    Vor ein paar Wochen fand in Fulda ein zweites Treffen statt, diesmal über zwei Tage. Hier wurden bereits bestehenden und neue Arbeitsgruppen fortgeführt und begonnen. Zum einen soll und wird es hoffentlich auch irgendwann eine Internetplattform geben. Die Domain http://www.careleaver.de ist reserviert und leitet zur Zeit auf die Seite er internationalen Forschungsgruppe "Higher Education for Care Leavers without Family Support" um, wo es eine Menge Informationen in deutscher und englischer Sprache zu dem Projekt gibt.


    Ebenfalls haben wir uns mit der Weiterentwicklung unserer Workshops in der Jugendhilfe beschäftigt und die Kontaktaufnahme zu Jugendlichen in stationären Einrichtungen in Kooperation zu dortigen Mitarbeitern Sozialer Arbeit unter der Fragestellung "Jugendhilfe – und dann?" mit entsprechendem Unterstützungsangebot, z.B. in Form eines Mentoring-Programms geplant.


    Weiterhin haben wir einen Flyer entworfen, wo kurz und knapp über das Netzwerk informiert wird und welcher direkt Jugendliche in der stationären Jugendhilfe und Einrichtungen der selbigen ansprechen soll.


    Unser Ziel ist es nicht, so viele Heim- und Pflegekinder wie möglich an die Uni zu bringen, sondern ihnen dabei zu helfen, sowohl sich beruflich zu orientieren als auch allgemein beim Schritt in die Selbstständigkeit behilflich zu sein. Darüber hinaus wollen wir interessierten Careleavers (auf den Begriff komme ich gleich nochmal zu sprechen...) eine Plattform zum Erfahrungsaustausch bieten.


    Vor einiger Zeit, genauer am 18. März dieses Jahres, hat sich keine geringere Zeitung als die Süddeutsche Zeitung mit dem Thema befasst. Eine Redakteurin von http://jetzt.de, die Jugendseite der Süddeutschen, hat uns bei einem kurzen Treffen in Hildesheim begleitet, um über das Netzwerk zu berichten. Entgegen unserer Annahme, in einer dieser Beilagen am Ende einer Zeitung abgedruckt zu werden, die man eigentlich noch am Kiosk im Mülleimer entsorgt, fanden wir einen halbseitigen Artikel im Hauptteil der Montagsausgabe. Überraschung. Den Artikel unter dem Titel "Ohne Papas helfende Hand" gibt es hier nachzulesen. Kleiner Tipp: Der dort zitierte Christian schreibt auch hier im Forum.


    Wir stehen insgesamt noch am Anfang unserer Arbeit und freuen uns nach wie vor über jeden, der sich bei der Entstehung des Netzwerks mit einbringen will oder einfach nur mit Gleichgesinnten seine Erfahrungen austauschen will. Wer also jemanden kennt, der mal vom wem gehört hat, der in der U-Bahn neben einem saß, der sich für das Netzwerk interessieren könnte, darf sich gerne bei uns melden, entweder über mich hier im Forum, unter info@careleaver.de oder in unserer Facebook-Gruppe.


    Um nochmal kurz auf den Begriff Careleaver bzw. Care Leaver zurück zu kommen: Wer mich kennt weiß um meine Abneigung gegenüber unnützen Anglizismen. Hier ist es so, dass uns trotz intensiver Beratung und unter Zurhilfenahme diverser alkoholischer Getränke in einer Fuldaer (?) Cocktailbar kein passender deutscher Name eingefallen ist, was vor allem daran liegt, dass es keinen deutschen Begriff für Care Leaver gibt. Von daher haben wir die englische Bezeichung genommen, die im Gegensatz zu "Handy" und "Public Viewing" kein dämlicher Neologismus ist, sondern der tatsächliche Begriff für Menschen, die aus der stationären Jugendhilfe kommen.


    Über Fragen und/oder Feedback würde ich mich freuen, ebenso wie über eure Geschichten. :)

  • War lange Jahre in der freiwilligen Feuerwehr. Habe viele Dinge gesehen die man nicht unbedingt auf den Wunschzettel schreibt. Durch den beruflichen Weggang aus meinen kleinen gallischen niedersächsichen Dorf nach Bayern habe ich das Hobby aber aufgegeben.


    Bin jetzt eher beim jeweiligen RotKreuz-Ortsverband als Fördermitglied unterwegs und helfe wenn es meine Arbeit zulässt im Förderverein für den örtlichen Kindergarten. Meist kann ich aber nur an den Wochenenden wo ich z.B. beim Kinderklamotten-Basar an der Kasse sitze.


    Wenn ich den Punkt erreicht habe wo ich meine damit umgehen zu können, werde ich mich erkundigen wie ich beim Regenbogen e.v. vielleicht unterstützen kann.

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  • Über die Initiative, in der sich Cris sozial engagiert, die CareLeavers, lief soeben ein Bericht im Deutschland Radio. Wenn der Upload fertig ist, kann die Sendung hier nachgehört werden.

  • Ebenfalls über die Initiative, in der sich dieser sogenannte "Cris" engagiert, gab es in der vergangenen Woche einen Artikel bei Spiegel Online:


    Studenten ohne Eltern: Stell dir vor, es ist Uni, und du bist ganz allein


    Zitat

    Nie ein Rat von Papa, keine Hilfe von Mama: Waisen und Pflegekinder haben es im Studium schwer. Weil sich Janine, Roxan, Sascha und Christian an der Uni wie Sonderlinge vorkamen, haben sie ein Netzwerk gegründet. Einblicke in ein Leben ohne Sicherung.

  • Den Artikel hab ich vor ein paar Tagen gelesen und mich doch gewundert woher ich diesen einen "sogenannten" denn kenne. ;)

  • Die Initiative, die dieser Chris hier vorgestellt hat, bekommt wiederholt finanzielle Förderung durch das Land Niedersachsen:


    Zitat


    2. Bundesweit einmalig ist das Projekt „Care-Ho - Care Leaver" des Instituts für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim. Care Leaver sind junge Menschen, die außerhalb ihres Elternhauses aufgewachsen sind. Sechs Institute der Hochschulen in Hildesheim, Emden, Holzminden, Oldenburg und Vechta haben sich für dieses Projekt vernetzt. Außerdem wollen sie auf die Lebenssituation von Studierenden mit Jugendhilfeerfahrung aufmerksam machen.



    Neben diesen bereits bewilligten Vorhaben der Hochschulen werden derzeit weitere Förderungen geprüft.


    http://www.mwk.niedersachsen.d…icle_id=121299&_psmand=19