Energiewende/Erneuerbare Energien

  • Fernwärme ist aber ja auch nicht kostenlos.

    stscherer
    Theoretische Frage: Falls Photovoltaik und Klimaanlage vorhanden ist, würde man "überschüssigen Strom" in obigem Fall sinnvollerweise (billig) verkaufen, oder selbst über die Klimaanlage verheizen?

  • 96Weizen Sicher ist Fernwärme nicht kostenlos, Strom (im Winter) aber auch nicht. Falls es missverständlich war. Das Haus ist seit Bau an das Fernwärmenetz angeschlossen.

  • finky


    Also bei uns sind das zu einigen Innengeräten sicherlich 10 Meter Kälteleitung. Da sehe ich eher weniger Probleme. "Doof" bei uns ist, dass wir die Innengeräte über den Dachboden angeschlossen haben im OG. Das bedeutet, das Kondenswasser muss gepumpt werden und die kleinen Pumpen brummen ein bisschen. Ich habe schon alles versucht, sie zu entkoppeln, aber ein leises Brummen in regelmässigen Abständen bleibt halt nicht aus. Bei einem Wanddurchbruch hast du das Problem nicht, da steckst du einfach den Wasserschlauch mit ein bisschen Gefälle durch und gut ist.


    Und der Mix zwischen Klimaanlage und Fernwärme ist halt dann eine finanzielle Abwägung. So war das bei uns in der Vergangenheit mit billigem Öl. Müssen deine Eltern halt gucken, ich gehe mal davon aus, dass die kWh-Fernwärme direkt vor Ort gemessen wird, das wäre dann ja Arbeitszahl 1, bei einer Luft-Luft-Wärmepumpe bist du vielleicht bei 3. Dann muss die kWh aus der Wärme schon nur 1/3 der Strom-kWh kosten. Es ist alles so kompliziert in Deutschland...


    96Weizen


    Selbst bei unserer vergleichsweise grossen Anlage ist da im Winter nicht viel mit Verkaufen. Das sind dann nur reine Überschussspitzen, die du nirgendwo gespeichert bekommst trotz Heizung, Batterie und Auto. Abhilfe könnte da nur bidirektionales Laden schaffen, weil dadurch die Einspeiseleistung aus den Batterien erhöht wird. Unsere stationäre Batterie hat eben "nur" 5kW, da bist du mit Heizen und Warmwasser schnell drüber. Ist derzeit übrigens auch so anders herum: die geringfügigen Zukäufe (wir sind so zwischen aktuell bei 96-99% Autarkie) sind eigentlich nur die Duschvorgänge, da frühmorgens die PV-Leistung und die Batterie nicht die vollständige Leistung erreichen.

  • Seit letzten Freitag ist bei uns die Gas-Zeit vorbei. Luft-Wasser-Wärmepumpe ist drin und macht, was sie soll.


    Nur soviel für die, die sowas auch bei Bestandsobjekten vorhaben: ob der Einbau relativ einfach oder mehr oder weniger kompliziert ist/wird, hängt - welch Überrachung - von den individuellen baulichen Gegebenheiten ab. Passt die Inneneinheit da hin, wo sie hin soll/muss? Wo ist der (auch baurechtlich) geeignete Platz für die Ausseneinheit? Wie verlaufen die Verbindungsleitungen zwischen beiden Komponenten? Wo kommen die ins Haus (Mauerdurchbruch? Kellereinführung? Oder wie bei uns durch die Bodenplatte bzw Fundamentschürze?)


    Mal "eben so" Gas/Öl gegen WP tauschen, nee, so einfach ist das in der Praxis dann möglicherweise in vielen Fällen eher nicht.

    Und (weil es bei uns keine Rolle spielte) ich habe jetzt nicht über notwendige Dämmung gesprochen.


    Aber wenn es fertig ist, ein faszinierendes Teil.


    Nächstes Projekt ist dann Solar, das fehlt natürlich noch.

  • Magst du bisschen mehr erzählen von der Maßnahme. Also welche Baujahr ist das Haus, was für Heizkörper. Was hat der Umbau am Ende gekostet?

  • Probleme ergeben sich auch zukünftig durch neue Verordnungen. Wir haben seit Bau eine WP im Haus mit dem Kältemittel R407 c. Das soll ab 2025 EU-weit verboten werden. Das Ersatzprodukt R32 wohl ab 2030.

    Innenliegende WPs können aber wegen der Brandgefahr zur Zeit nicht mit Propan R290 betrieben werden. Die Industrie geht zwar davon aus durch technologischen Fortschritt die Menge des Propans so zu verringern, dass das Kältemittel auch im Innenbereich ungefährlich ist, bisher gibt es aber nichts. Mal schauen, wie es nach Ablauf der Lebensdauer aussieht? Oder ob dann bauliche Änderungen vorgenommen werden müssen.

  • Magst du bisschen mehr erzählen von der Maßnahme. Also welche Baujahr ist das Haus, was für Heizkörper. Was hat der Umbau am Ende gekostet?

    Gerne, mache ich mal in den nächsten Tagen.

  • So, wie gewünscht noch ein paar Infos:


    Beheizt wird durch die WP (Hersteller Wolf) ein Einfamilienhaus, nur Erdgeschoss, alles mit Fußbodenheizung. Baujahr des Hauses ist 2001, im damaligen Niedrigenergiestandard gebaut. Nachdämmungen sehen wir bislang nicht als erforderlich an. Die Warmwasserbereitung läuft ebenfalls über die Heizung. Ersetzt haben wir die seinerzeit eingebaute (und damals sogar geförderte !) Gas-Brennwert-Heizung, ebenfalls mit Warmwasserbereitung.


    Die Schwierigkeiten lagen zum einen darin, dass wir keinen Keller haben, die Inneneinheit der WP musste also in den Hauswirtschaftsraum, und das ist bei der Wolf-Anlage schon sportlich gewesen. Der HWR ist zum Glück nicht so ganz winzig, aber es müssen eben auch noch andere Geräte wie Waschmaschine und Co und diverse Utensilien drin sein, und irgendwie muss man an die WP zur Bedienung und Wartung auch noch rankommen. Überraschung war, dass dann an die Wand auch noch ein Mischer- bzw. Trennsystem zur Systemtrennung von WP und Fußbodenheizung passen musste... Gut, das passte alles letztlich rein, aber wenn ich mir so einige HWRs vorstelle, die wir aus anderen Häusern kennen, dann ist das schon ein Planungsfaktor.


    Dann die Außeneinheit. Der Idealfall, sie direkt außen vor den HWR zu platzieren, ging nicht. Zum einen hätte sie bei uns dann den Zugang zu einer Nebentür zur Garage blockiert, oder das Carport daneben. Außerdem schreibt der Hersteller aufgrund des Kältemittels R290, wie schon von finky erwähnt, 1m Mindestabstand zu Fenstern oder Türen vor. Am Ende war dann ein ca. 5m langer Graben auf 80er Tiefe am Haus entlang erforderlich. Den Mindestgrenzabstand von 3m zum Nachbargrundstück halten wir natürlich auch ein ... (dem Vernehmen nach denkt man diesbezüglich ja über eine Änderung der Nds. Bauordnung nach, bislang ist das aber noch nicht erfolgt).


    Und dann die Verbindung beider Teile; ein 20er "Schlauch", der alle Leitungen enthält und optimal schützen soll. Prima und eigentlich herstellerseitig gut durchdacht, aber im Handling ein Monster mit begrenzter Flexibilität. Durch die Außenwand zu gehen war aufgrund der Größe und Krümmungsradien keine Option, also von unten durch die Bodenplatte, soweit die Theorie. In der einzelfallspezifischen Praxis waren dann zwei Tage Kernbohrung erforderlich, weil das Monster nicht nur durch die Bodenplatte, sondern auch noch eine massive Frostschutzschürze musste, die rund um die Bodenplatte als Fundament läuft.


    Jetzt ist sie aber drin und läuft - im Heizungsbetrieb natürlich bislang nur einmal im Testbetrieb, alles weitere folgt, wenn es wieder kühler wird. Positiv überrascht sind wir, wie leise die Außeneinheit läuft, nur wie ein leises Windrauschen. Mal sehen, ob dann ggf. noch Anpassungen mit der Fußbodenheizung erforderlich werden, aber das wären dann ja eher Fragen des klassischen Heizungsbau. Eigentlich müsste es jetzt so laufen.


    Kosten insgesamt etwas über 30k, davon 35% BAFA-Förderung. Bestellt hatten wir vor ca. 1 Jahr, und davor auch die Förderung beantragt und bewilligt erhalten.

  • Wie groß ist denn euer HWR? Wir haben nämlich auch keinen Keller. Fußbodenheizung haben wir intern außer im Gästeklo und im Obergeschoss haben wir Fußbodenheizung nur im Badezimmer

    Einmal editiert, zuletzt von Leon ()

  • HWR misst ca. 2 x 3,30 m. Die Inneneinheit hat eine Aufstellfläche von 1 x 0,66 m.


    Edit: die Größe kommt natürlich daher, dass ein Warmwasserspeicher und ein Pufferspeicher mit integriert sind.

  • Fußbodenheizung hattet ihr schon drin? Ist das eigentlich nötig oder nur sinnvoll im Kombination mit WP? Wir haben normale Heizkörper.


    Unsere (Gas)Heizung ist von 2004 und läuft noch komplett okay. Deshalb werden wir nicht kurzfristig umbauen, aber wenn es mal soweit ist, dann würde ich natürlich auf WP umsteigen (wollen). Gesetzlich vorgeschrieben oder nicht. Für die Entscheidungsfindung würde ich mir dann wohl einen Berater holen, aber Gedanken macht man (=ich) sich natürlich jetzt schon.

  • motif1896 : Falls du mich gemeint hast: ja, die Fußbodenheizung haben wir von Anfang an gleich mit einbauen lassen.

    Ich hatte mir bei der Gasheizung vorgenommen, sie nicht bis zum Kaputt gehen bzw zur schon vorher bestehenden gesetzlichen Austauschzeit zu behalten. Spätestens 25/26 wollte ich sie austauschen, und auf jeden Fall auf Gas verzichten. (Ehrlich gesagt ist mir dieses explosive Zeug im Haus irgendwie suspekt... ;) ).

    Das haben wir dann angesichts der aktuellen Entwicklungen halt zwei Jahre vorgezogen.

  • motif1896 Wichtig sind großflächige Heizungen, um die Vorlauftemperatur absenken zu können. Fußbodenheizung ist da optimal, aber aufwendig, wenn nicht vorhanden. Es besteht aber auch die Möglichkeit zu kleine Heizkörper gegen größere auszutauschen. Die nehmen dann auch kaum mehr Platz ein. Man kann einrippige gegen zwei, drei oder vierrippige tauschen. Die Heizkörper werden dann nur etwas breiter.

  • Wer sich über die Entwicklung der Stromversorgung nach Abschaltung von AKWs und Kohlekraftwerken in 2023 seriös informieren will, dem sind die folgenden Tweets dringend zu empfehlen:

    Und hier eine der täglichen Übersichten einschließlich Strompreise - tatsächlich lagen wir jetzt drei Tage hintereinander bei mehr als 80% EE:

  • Unabhängig davon und weil ich die Datengrundlage beider nicht kenne, frage ich mich schon, wer hier richtig liegt. Twitterer oder Uni-Professoren?

  • Früher wurde der Wärmebedarf von Häusern und damit die Dimensionierung von Heizung und Heizkörpern nach DIN 4701 berechnet. Ich habe vor vielen Jahren selbst mal so eine Rechnung für ein bestehendes Einfamilienhaus, für angenommene -12 Grad Aussentemperatur, sehr detailliert Wand für Wand, Fenster für Fenster durchgeführt und festgestellt, dass sowohl Heizung als auch Heizkörper zu mehr als 50 % überdimensioniert waren. Meine Rechnung hat sich später als richtig erwiesen.

    Was ich aufgrund dieser Erfahrung sagen will, wer eine Wärmepumpe plant, kann ja mal die Vorlauftemperatur im Winter reduzieren und probieren, welche Räume nicht ausreichend warm werden. Und dann entscheiden, ob wirklich jeder Raum an 365 Tagen 20 Grad Innentemperatur erreichen muss. Wer da etwas flexibel ist, kann m.e. erheblich sparen. (für Vermieter kommt das vermutlich nicht infrage).