29. Spieltag: Tierschänder Braunschweig - Hannover 96

  • Sonderbericht zum 29. Spieltag, das Spiel der Spiele, die Rache der Hinrunde, das Ende von allem steht an: Eintracht Braun - Hannover 96.


    Prolog
    Am Morgen packt Tante Erna ihr Heizdeckentäschchen und will sich, leicht verschlafen, auf zum ZOB machen. Eine Reise ins beschauliche Drecksstädtchen Braune Soße steht an. Sie will ein bisschen Kaffee trinken, um sich dann ein neues Heizdeckchen zu leisten. Ihr Wetterfrosch im Glas hat einen wechselhaften April angekündigt, das Karo ihres Heizdeckchens hat die besten Jahre hinter sich, etwas Neues soll her - nach 25 Jahren hat das Ganze sogar eine Art Silbernes Fest, das sie mit ihrem Mann 2x geschafft hat, bevor dieser vor kurzem das Zeitliche segnete. Tante Erna freut sich, steckt sich die guten Zähne für sonntags in den Mund und spritzt ein paar Tropfen leicht zähflüssiges 4711 auf die Ohrläppchen und schippert mit dem Rollator am Treppengeländer runter. Ein fröhlich schief angeschnittenes Pfeifen weicht von ihren rosableichen Lippen in die Stille der niedersächsischen Metropole. Am Hauseingang begegnen ihr marodierende Horden, angeführt von Dirk Magic Dufner, der, eingehakt bei Martin Kinn Kind und Tayfun King Korkut,fröhlich über die bescheuertsten Typen aller Zeiten schwadroniert, die 96 verklagt haben.


    Tathergang
    Am ZOB angekommen steigt Tante Erna in den erstbesten Bus, denn an jedem steht: "Braun", muss passen. Im Bus reichen ihr ein paar jüngere Teilnehmer eine Kanne Lindener, die sie ansatzlos bis auf den letzten Tropfen wegwischt. Sie freut sich über die Gastfreundschaft der jungen, marodierenden Horden, sucht sich ein stilles Örtchen und treibt in die frisch angelegte Windel aus, der Druck. Dufner, Korkt und Kinn steigen auch in den Bus, begrüßen alle Kartenbesitzer mit einem frischen Hallo - auf Euch kommt es heute an, schreit Dufner, denn unsere Spieler sind scheiße, unser Trainer ein laues Lüftchen und der Präse ist im Vorstadium der Demenz. Also, Fresse halten und mir zuhören, denn ich bin mächtig, mächtiger als Justitia, mächtiger als... Kinn haut ihm eine rein. Dufner sackt zusammen und wird von ganz hinten über den Mitfahrern hinweg nach vorne getragen und vom Busfahrer im Abfalleimer entsorgt. Tante Erna wundert sich.
    Der Bus kann nicht losfahren, Kinn ruft nach einem Hubschrauber, Dufner nimmt sich die Banane vom Kopf und steigt aus der Tonne, Korkut ruft das, was er seit 9 Spielen ruft: "Wer hat mein Konzept gestohlen?". 5 Minuten später landet der Kindsche Bereitschaftshelikopter am ZOB, in dem Marcelo und Sané Flaschendrehen spielen - die haben die Abfahrt des Mannschaftsbusses morgens um 6 verpasst, Korkut wollte, dass die Jungs ein Gefühl für den Hass bekommen, der sie erwartet. Mitgegeben hat er ihnen 2 Kilo Bengalos, damit sie sich wehren können. Dufner steigt in den Hubschrauber und löst Marcelo und Sané voneinander, die beim Flaschendrehen um den nächsten Zungenkuss geschwurbelt hatten. Jeder Dreh ein Treffer.
    Tante Erna rollt derweil langsam und gemütlich und schön warm im Schritt gen Ostzone. Die Stimmung im Bus ist grandios, es werden Lieder gesungen wie früher, die jungen Männer sind textsicher und haben schöne Knabenstimmen. Sie denkt an ihre Kinder und Enkel und ist hin und weg. Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön. Leider stoppt der Bus nach 728 Metern, weil die erste erlaubte, später dann die erste verbotene Demonstration vorm Bus tobt. 60.000 96-Fans, die sauer sind auf ihren Verein, wollen niemanden nach Braun lassen. Niemanden.
    So haben sie auch Dufner aus dem Helikopter gezerrt und geteert und gefedert. Das einzige, was noch weiß am Manager ist, sind seine Zähne, als er abgerissen und orientierungslos durch die Stadt tigert. Er ruft einen privaten Abholservice, keine Chance. Er ruft bei Rent a Friend an, niemand will ihn. Er ruft Liebermann an, der sagt sofort zu, um ihn abzuholen - schließlich sei seine Mannschaft Favorit und das Spiel nur lästig, weil ja eh alles klar ist. Liebermann zieht die Glatze aus, setzt sich Hirn ein und steigt in sein Spiderman-Kostüm. 96 Sekunden später ist Dufner in der verbotenen Stadt.
    Da sitzt Kinn schon mit dem Präse von Scheiße Braunschweig am Plätzchen-Tischchen und schlürft einen Earl Grey. Gemeinsam winken sie in die Kameras, machen anschließend einen Autokorso und kehren mit Eiern, Tomaten und Scheiße im Gesicht wieder zurück. Kind hat einiges am Kinn hängen, aber die Soße interessiert ihn nicht. Die Hofpresse vom hannöverschen Madsack reicht weitgehend synchron Martin-Huldigungs-Taschentücher, Martin nimmt sie und setzt seine Friedensverhandlungen mit dem Präse vom anderen Verein fort.
    Tante Erna ist eingeschlafen. Es ist bereits 14:32 Uhr, der Bus ist seit 6 Stunden unterwegs. Sie hat nun 6 Lindener drinne und die Windel ist voll. Macht nichts, man lebt nur einmal. Als sie endlich am Stadion angekommen ist, fragt sie nach Heizdecken, da kommt Liebermann und reicht ihr welche. 10 oder 200 fragte er, Tante Erna nimmt 500 und wird in einem Rollstuhl neben die Trainerbank gefahren.
    Die roten Helden sind da bereits auf 280, Korkut trifft gegen 14:37 Uhr in der Kabine ein. Zunächst verteilt er Taschentücher, fragt, wer schon alles die Hose voll habe, 18 Hände gehen hoch. Beim Windeltest muss er feststellen, dass wieder vollständig durchgewechselt werden muss. Als er sagt: "Jungs, heute wird gekämpft!", verkriechen sich alle unter den Bänken und halten sich an den Händen. Als er meint: "Ein Wind muss durchs Stadion wehen!", verstecken sich alle in der Dusche. Als Korkut dann noch brüllt, dass sie Gras fressen müssten, muhen alle Spieler wie auf Befehl das Niedersachsenlied, Huszti küsst das 96-Logo auf seinem Hemdchen. Da kommen Marcelo und Sané knutschend in die Kabine gewankt. Sofort rennen alle Spieler zu den Beiden und wollen auch kuscheln. Dann kommt der geteerte Dufner rein und schreit alle so zusammen, dass Korkt anschließend wieder zu tun hat, die Handschellen der Spieler von den Bänken zu befreien.
    Liebermann ist derweil easy. Er raucht sich einen mit seinen Spielern, wie vor jedem Spiel - das soll die Leistung schmälern, ohne das Zeug wären sie direkt in die Champions League, und das will halt keiner. Kumbela kommt etwas zu spät, er hat noch ein paar weibliche Opfer gesucht, Liebermann meint, is gut. Als Kumbela meint, er hätte diese alte Tante neben der Bank auch vermöbelt, wird Liebermann zum Elch und fesselt Kumbela und tätowiert ohne Vorwarnung eine 96 auf seine Stirn. Kumbela fällt kurzfristig aus.
    Der Fisch-Schiri fordert die Mannschaften um 15:00 Uhr zum Warmlaufen auf. Von 96 trauen sich nur Zwei nach draußen, ein Raketenhagel fliegt aufs Spielfeld, so dass die beiden sich unter der Grasnarbe verstecken. Eine Schafherde läuft ein, die Trubbe von Braun. Jubel, Raketen, Scheinwerferlicht. Die Stimmung ist angeheizt. Als Liebermann raus kommt, kümmert er sich zunächst rührend um Tante Erna, die ihn nach einer Flasche Lindener fragt, die er ihr besorgt. Raketenzielschützen schießen ihr die Flasche aus der Hand.
    Als dann die ganze 96er-Truppe aufs Spielfeld schleicht, wird sie beschützt von einer Spezialeinheit der GSG9, schwere Waffen tragend, allesamt mit Schutzhelmen und schusssicheren Westen. Die Spieler tragen das gleiche. Huszti küsst das 96-Logo durch den Helm. Beim Warmmachen verletzen sich die 11 Stammspieler von 96, so dass Korkut auf ein neues Konzept setzen muss, dass er auch nicht dabei hat. Dufner und Kind spielen darin aber eine Hauptrolle, da nicht genügend Spielermaterial anwesend ist.
    Das Spiel beginnt, Dierßen auf Sulejmani, Tor. Der Kessel kocht, Tante Erna tanzt, Korkut ist außer sich, das ist nicht sein Konzept. Didi erobert den Ball, direkt auf Kinn, der das Ding rüber zu Schatz, Tor. So geht das weiter. Nach 20 Minuten sind alle Braunschweiger recht schweigsam, nach 30 Minuten sind die meisten wieder zu Hause in ihren tristen Höhlen, weinen über ihre Existenz, nehmen ihre Tabletten, malen ihre Wände grau an und toupieren ihre Schamhaare.
    Nach dem glanzvollen 18:96 für Hannover sind die Verhältnisse klar, Braunschweig erklärt Hannover den Krieg, den sie nach drei Sekunden wieder abblasen. Deutschlands Psychotherapeuten reisen im Autokorso in die schlimmste Wüste Deutschlands. Wichtige Unternehmen ziehen mit ihren Produktionsstätten in die Landeshauptstadt, Braunschweig wird nach und nach abgebaut. Ein Museum ist irgendwann das letzte, was noch auf Braunschweiger Gelände steht. Tante Erna hat's aufgemacht. Sie lächelt.


    Epilog
    Die Scheiße muss weg. Kantersieg. Alles andere ist inakzeptabel. Laufen, rennen, siegen!