Unsere Fanszene

  • Dem ist nichts hinzuzufügen!


    Ein Großteil der Leute hat aber keine Lust sich zu informieren. Vorgefertigte Meinungen übernehmen ist eben einfacher!
    Diese ignorante Doppelmoral ist aber ohnehin nicht auf Fußball beschränkt!

  • Da ich mich auch zu diesen Leuten zähle, die im Stadion Fußball - und dabei die eigene Mannschaft möglichst erfolgreich - sehen möchte, habe ich durchaus ein paar Anmerkungen zu machen. In vielen Punkte gehe ich dabei von mir selbst aus. Auch mit der These, dass meine Ansichten bei eben den restlichen Zuschauern im Stadion durchaus verbreitet sein können.

    Fußball sehen, unterhalten werden, ein Event geboten kommen. Ich kann es den Leuten nichtmal verübeln. Sie geben einen Haufen Geld aus und wollen dafür gefälligst auch etwas geboten kommen, quasi eine Dienstleistung in Form eines Sportevents. Da stört es, wenn sich hinter den Toren komische Gestalten in Gruppen zusammen tun, die dieses teuer bezahlte Event stören und auch noch die Frechheit besitzen, auf "ihre" Probleme aufmerksam zu machen und mittels Bannern und Gesängen unpopuläre Meinungen kund zu tun. Das meine ich in diesem Falle tatsächlich ernst.


    Hier stört mich viel weniger das Kundtun "unpopulärer" Meinungen. Vielmehr ist "Kind muss weg" für mich eine Forderung, welche dem Verein über den operativen Zeitraum hinweg Schaden zufügen wird. Genau DAS stört mich daran. Aber - und das habe ich an verschiedensten Stellen bereits geschrieben - ich spiele einfach mal mit: Wer soll ihn ersetzen? Rücktrittsforderungen sind immer sehr einfach. Aber wirklich konkrete Szenarien zur zukünftigen Entwicklung bedingt durch den geforderten Rücktritt zu erstellen, ist für viele dann eben doch ein Schritt zu weit nach vorne gedacht. Also, wie bereits ernsthaft gefragt, wer soll es machen?


    Was mich ankotzt, ist diese verschissene Doppelmoral, die in diesem Mikrokosmos herrscht. Es wird sich künstlich über beleidigende Gesänge aufgeregt, "der scheiß Schwatte da" soll aber gefälligst laufen.


    Beleidigende bzw. diffamierende Gesänge können ja auch weiterhin noch unterschieden werden. "Pogatetz, du Sohn einer Hure" geht dabei für mich auf einer persönlichen Ebene ganz klar zu weit. Mal abgesehen davon, dass Pogatetz sich nichts hat zu Schulden kommen lassen.
    Mit abwertenden Gesängen und Aussagen gegenüber anderen Vereinen kann ich dagegen aufgrund einer sportlichen Rivalität sehr gut leben. Das hat dann auch nichts mit einer Doppelmoral zu tun. Differenzieren zwischen sportlicher Rivalität und persönlichen Beleidigungen oder gar rassistischen Kommentaren, sollte jeder können. Leider hört man gerade letzteres auch auf der West immer mal wieder, aber diese Leute werden dann zum Glück auch direkt angekackt.


    "Kind muss weg" ist ein Schmähgesang, "Ultras raus" (in der Vergangenheit "Trainer raus") eine legitime Forderung.


    Beides eine öffentliche Meinungskundtuung - beides in meinen Augen in der Sache falsch. Aber da ist doch wieder der Punkt: Wer "Kind muss weg" ruft, muss auch "Ultras raus" ertragen können. Nicht mögen, aber eben ertragen. Diese sind schließlich "nur" eine verbale Reaktion auf erstgenannte Rufe. Eine Reaktion, weil viele diese Forderung eben - in der Sache - nicht teilen.


    Gewalt ist doof, aber "denen da in der Kurve" gehört mal gepflegt der Arsch versohlt.


    Habe ich persönlich im Stadion und auch in meinem Umfeld noch nicht gehört, ist aber natürlich eine ungemein dämliche und nicht tolerierbare Ansicht.


    Eine Haarmann-Fahne ist unmoralisch, sich aber vom AWD das Stadion sponsoren zu lassen stellt kein Problem dar. Wie ich mich wohl fühlen würde, wäre mein Ur-Opa von Harmann zerstückelt worden und nun würde sein Antlitz vor meiner Nase gewedelt, wurde ich mal gefragt. Ungefähr so, als wenn mein Vater all sein über 40 Jahre zusammen gearbeitetes Hab und Gut dank zwielichte Berater des AWD verloren hätte und das Stadion meines Vereins nun diesen Namen tragen würde, war meine Antwort.


    Das war in der Tat eine absolut lächerliche - und von den Medien produzierte - Stimmungsmache. Ein weiterer Vergleich: Die Nürnberger schwenken bis heute eine Dixie-Fahne in ihrem Block. Absolut unsouveräner und falscher Umgang des Vereins mit dieser Thematik.


    "Fußball ist nicht alles - Fußball darf nicht alles sein!" Es ist noch keine vier Jahre her, als nach diesem Satz ein länger andauernder Applaus durchs Stadion hallte und man das Gefühl hatte, der Sport würde nun ein Stück weit menschlicher werden. Heute habe ich das Gefühl, dass Leistung und Erfolg alles sind, was zählt, egal zu welchem Preis, und das ausgerechnet hier in Hannover (hätte nie gedacht, dass ich sowas wie im letzten Halbsatz mal schreibe...).


    Wenn ich den weitgehenden Support im ersten Spiel nach Peine-Ost Revue passieren lasse, kann ich dem so nicht (vollends) zustimmen. Dort wurde die Mannschaft unterstützt, weil sie sich endlich zusammenraufte, Teamgeist und Einsatz zeigte. Ansonsten verhält es sich wie in jedem anderen Beruf auch, dass Leistung eine gewisse Rolle spielt. Eine dennoch größer werdende Fixierung darauf, missfällt mir ebenso. Wenn die Mannschaft alles gibt, kämpft und mit Leidenschaft spielt, dann ist doch schon eine Menge in Ordnung. Zumindest aus meiner Sicht.
    Übrigens: Nicht nur hier im Forum stehen viele einer möglichen (jetzt wohl unrealistischen) Verpflichtung von Moa aufgrund des Leistungsaspektes kritisch gegenüber, obwohl dieser feine Kerl dem Teamgeist ohne Zweifel förderlich wäre. Dabei sollte man doch nun begriffen haben, dass die Abkehr von absoluter mannschaftlicher Geschlossenheit hin zu einer höheren Einzelspielerqualität nicht unbedingt der richtige Weg ist.


    Kinds "Kampf" gegen die marodierenden Horden scheint für Außenstehende tatsächlich wie ein Kampf gegen das Böse zu sein, weil niemand sich dafür interessiert, was darüber hinaus alles kaputt gemacht wurde. Die Rote Kurve war ein e.V., Ultras waren dort lediglich Mitglied, genauso wie jeder andere Rote dort hätte Mitglied werden können. Die Rote Kurve war keine Ultravereinigung, wie es oft in den Medien herüber gebracht wurde. Ich persönlich habe die Rote Kurve immer als eine Art Betriebsrat gesehen, der sich für die Belange aller Fans einsetzt, sei es Ultra oder Osttribünensitzer. Nur hat eben nicht jeder dieses Angebot wahr genommen. Allerdings hat die Rote Kurve sich oft für Fans außerhalb der Nordkurve eingesetzt, beispielsweise bei der verbesserungswürdigen Toilettensituation auf der Westtribüne, bei der Einlasssituation u.v.m.


    Hier stimme ich zu. Aber solange unsere beschissene Medienlandschaft (gilt nicht nur für Hannover) einseitig "berichtet", wird sich dies nicht ändern. Nur würde ich da eben nicht alle als "Außenstehende" verallgemeinern. Es gibt auch durchaus eine nicht geringe Anzahl an Leuten, die sich eben nicht mit einer simplen Schwarz-Weiß-Denke zufrieden geben, sondern Fehler und Fehlverhalten auf beiden Seiten erkennen.


    Ein weiteres Beispiel ist die Trinkbecher-Aktion, deren Aktivisten über viele Jahre hinweg in ehrenamtlicher Arbeit eine für dortige (Afrika) Verhältnisse unglaubliche Menge an Geld gesammelt hat, um dort elementare Dinge wie Trinkwasser und Bildung möglich zu machen. Ohne sich über die Zukunft eines solchen Projektes einen Kopf zu machen wird das alles für vermeintlich mehr Sicherheit im Stadion über die Klinge springen gelassen und keine Sau im weiten Stadionrund interessiert es. Was kümmert einen auch der durstende Neger, wenn man hierzulande doch einfach nur Fußball sehen will... Kotz!


    Auch dafür existiert durchaus ein Bewusstsein - im letzten Heimspiel habe ich es in Form einer Unterschriftenaktion wahrgenommen. Diese Umstellung auf Einwegbecher ist natürlich aus vielen verschiedenen Gründen nicht hinnehmbar. Alleine schon auf ökologischen Gesichtspunkten sehen das viele Menschen so.


    Diese Menschen, die all das zu verantworten haben, alles voran Martin Kind, wagen es sich, gegenüber anderen Menschen den moralischen Zeigefinger zu heben. Und das gemeine Volk klatscht Applaus, denn der heilige St. Martin ermöglicht es uns, in unserer schönen Stadt Bundesligafußball bestaunen zu dürfen, während die undankbaren Arschlöcher aus der Kurve die Fußballbühne nur zur Selbstdarstellung missbrauchen.


    Das sind übrigends Verallgemeinerungen ("das gemeine Volk klatscht Applaus"), die mir persönlich sehr auf den Sack gehen. Denn hier wird genau das gemacht, was zurecht dem Rund der "Ultras raus"-Rufer angeprangert wird: Alle in einen Sack stecken. Frei nach dem Motto, "man wird schon den richtigen treffen." Damit hilft man seiner eigenen Außendarstellung kein Stück.
    Übrigens ist der Affront wegen der Bezeichnung "Arschlöcher" in meinen Augen noch immer unangebracht. Gemeint waren ausdrücklich jene, die damals Pogatetz diffamiert haben. Alle anderen müssen sich davon nun wirklich nicht angesprochen fühlen. Warum wird es aber so gerne angenommen?


    Das reicht mir persönlich jetzt auch erst einmal an Anmerkungen. Diese möchte ich zu keiner allgemeinen Tatsache erklären, sondern lediglich aufzeigen, dass eben mehr Ansichten zwischen den beiden angeblichen Farben existieren. Und nicht einmal arg wenig reflektierte; maße ich mir zumindest bis zu einem bestimmten Punkt an. Frei nach dem Motto: "Es gibt mehr Ding´im Himmel und auf Erden..." Es würde alleine schon helfen, wenn beide Seiten weniger auf simple Pauschalisierungen der Gegenseite zurückgreifen würden.

  • danke an beide... sowohl an SHG-Chris für die präzise analyse aus einer sicht, als auch an Hannover_Made für die detaillierte auseinandersetzung damit aus einer anderen sicht. oops, und auch noch beides ohne drohungen und beleidigungen... darum macht das forum hier mehr spaß als das reine konsumieren von haz, np oder blöd :respekt:

  • Ich freue mich schon drauf, wenn in einem Spiel die 75. Minute anbricht und der Gegner 0:2 gegen unsere Mannschaft führt.
    Das Stadion wird dann sicherlich brodeln und nochmal alles geben?! Nicht..?! ... die "gewünschten Fans" werden sich gegenseitig auf die Schulter klopfen und sich zusprechen, dass es das wohl war und man jetzt schnell nach Hause will um nicht im Stau stecken zu bleiben, schließlich brauch man auch noch 5 Minuten um am Ausgang n Fischbrötchen zu kaufen.


    In der 80. Minute ist das STadion bis auf die Gästefans und ein paar Abgestürzte dann so gut wie leer. Das Spiel ist ja eh gelaufen - scheiß Hannover, scheiß Mannschaft, warum machen die bösen Ultras nicht Stimmung um die Mannschaft zu unterstützen? ... denn der Normalo hat schon bei 2 Torchanchen in der 5. und 14. Minute geklatscht und ist aufgestanden...


    90. Minute: Pfiffe, "Trainer raus", "außer... könnt ihr alle gehen"....



    Und dann kommt mein Auftritt, ich steh auf und halte nen Banner hoch wo drauf steht "Danke Martin, die Kurve lebt"

  • Alles interessant, aber:
    Wie sieht denn euer Wunschprofil von H96 aus, in dem die gesamte Fangemeinschaft gut eingebettet ist
    unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen des Vereines, der KGaA und der Investoren?


    Grüße aus NI

  • Für mich:
    So wie es bis vor kurzem in Dortmund,Schalke,Düsseldorf war, vielleicht auch wie in Frankfurt wo trotz vieler Spinner im Stadion "die Offiziellen" hinter den Fans stehen oder wie es in Stuttgart ist.

  • @ SHG-Chris: Super Beitrag! Wirklich ganz, ganz groß! :anbeten:


    Edit sagt, der Text hat es auch schon zu Facebook geschafft. Hab den Artikel eben bei einem Freund entdeckt, der ihn geteilt hatte.

    Einmal editiert, zuletzt von FeelmyPain ()