Stimmung und Drumherum bei den 96-Pflichtspielen

  • Falsch, das ist deine subjektive Meinung und kein objektiver Fakt

    Das ist das eigentliche Problem an dieser Diskussion. Man kämpft für Toleranz und Rücksichtnahme, nimmt es aber bei seinen eigenen Äußerungen auf einmal nicht mehr so genau. Wasser predigen und Wein trinken.


    Aber wie ich hier im Thread bereits aus anderer Quelle gelesen habe, was will man erwarten? Es geht in den allermeisten Fällen um die Deutungshoheit, um das Durchsetzen der eigenen einzig richtigen Meinung. Das sind bewährte Muster und es entbehrt nicht einer gewissen Komik weil es das eigentliche Anliegen natürlich komplett konterkariert.

  • 96mettbrötchen, ich verstehe den Unterschied nicht, der dich dazu bewegt, in deiner Argumentation ein großes Problem mit dem Banner zu haben, mit den Gesängen aber recht glücklich zu sein.
    Ich sehe das in beiden Fällen recht entspannt, könnte aber Kritik an der Glorifizierung von Prostitution und deren Begleiterscheinungen, die man hier viel leichter hineininterpretieren könnte, deutlich besser nachvollziehen.


    Auch wird mir nicht ganz klar, warum Fotze als Beleidigung (zumal es von Männern und Frauen gegen Männer und Frauen gerichtet war) schlimmer sein sollte als ein Pendant, das vom männlichen Körper abgeleitet wurde. Die werden ja auch beide genutzt. Und hier zeigt sich auch der große Unterschied im Juden-Vergleich. Jude als Beleidigung ist eben nicht eine beliebige Wahl aus dem großen Topf der Religionen, sondern eine mit diversen Hintergründen (NS, Nah-Ost-Konflikt,...) verbundene bewusste Wahl.

    Einmal editiert, zuletzt von eue ()

  • Puh. Die Diskussion ist schon teilweise ziemlich übertrieben. Aber Hauptsache es regt sich keiner mehr über "Alle Braunschweiger töten" auf. Aufruf zum Mord ist ja nicht so schlimm wie nen bisschen vermeintlichen Sexismus :kopf:

  • Was mich in solchen Diskussionen immer wieder wundert, wie schnell sich doch manche beleidigt fühlen. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob man mich eigentlich mit einem Plakat in einem Fußballstadion beleidigen könnte. Ich glaube nicht, dazu ist das alles viel zu unpersönlich.

  • eue, @Tower[/quote]

    Über die Gesänge und die Werbung bin ich recht nicht glücklich. Ich weiß aber, daß ich mich in einem Raum bewege, der männlich-heterosexuell geprägt ist. Und da muss mich auch nicht alles glücklich machen. Ich muss aber auch nicht gleich die Welt verändern wollen.
    Deshalb finde ich die Diskussion in Zusammenhang mit diesem Banner wichtig. Die Fanszene setzt sich gegen Sexismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit ein. Dabei kommt es darauf an, erst ein Mal ein Bewußtsein zu wecken und zu sensibilisieren. Und in diesem Prozess kommt es dann zu diesem Plakat. Verstehe ich nicht

    Die Werbung in Zusammenhang mit Fussball ignoriert teilweise die Frauen (z. Bsp. Hasseröder-Werbung) oder nutzt die Sprache für zweideutige Botschaften. Das ist in meinen Augen aber ein bisschen was anderes als der Begriff Fotze. Über Herkunft und Verwendung habe ich schon geschrieben.


    eue
    Sorry, Hilfe mir ist ein Tippfehler unterlaufen. Ich glaube so ist es verständlich

  • Pauli muss das trotz Political-Correctness-Szene 24/7 auch mal aushalten können. Als die das Bauern-Ding gegen Bielefeld/Hannover gemacht haben, ist der Bauernverband auch nicht wegen Diskriminierung an die Decke gegangen. Hass gegen wehrlose Tiere hat man Pauli auch nicht vorgeworfen.
    Beleidigungen wechseln beim Fußball regelmäßig die Besitzer. Das ist mal kreativer und mal mehr unterhalb der Gürtellinie. Muss man nicht gut finden, kann man auch scheiße finden. Aber das große Sexismus-Problem sehe ich in unserer Kurve nicht (mehr). Die Zeiten sind größtenteils vorbei.
    Es sollte einfach ne plumpe Beleidigung sein und die ist auch spürbar angekommen. Aber viel mehr ist es auch nicht, meiner Meinung nach.

    Einmal editiert, zuletzt von siggi1896 ()

  • Um das Ganze noch einmal aus meiner Sicht einzuordnen:


    1. Als ich das verwandelte Banner im Stadion gesehen hatte, dachte ich: oha, das gibt bestimmt Diskussionen. Ich habe aber auch gegrinst. Ich mag Wortspiele. Ich mag, welcher Effekt mit so einer kleinen Veränderung hervorgerufen wird.


    2. Hätte mir vor der Diskussion hier jemand gesagt, das Banner sei sexistisch, hätte ich das glatt abgelehnt. Ich finde aber mettbrötchens Argumentation hier bedenkenswert. Und zumindest in zwei Dingen gebe ich ihr Recht: Sexismus gehört geächtet und Fotze wird (auch) sexistisch verwendet. Diese sexistische Konnotation sehe ich beim männlichen Pendant übrigens so nicht gegeben. Wobei das primäre Problem eben darin liegt, dass es Sexismus überhaupt gibt. Gäbe es Sexismus nicht, könnte Fotze genauso bedenkenlos wie Pimmel oder was auch immer als Beleidigung verwendet werden - wobei es natürlich bei Licht betrachtet sowieso absurd ist, ein Geschlechtsorgan als Beleidigung zu verwenden.


    3. Was das Banner betrifft, glaube ich jedoch nicht an eine sexistische Absicht, sondern an eine - in dieser Hinsicht - gedankenlose Verwendung dieses Worts. Meine Wortwahl ist das nicht. Aber das Wort ist nun einmal eine bekannte Beleidigung, die sowohl von Männern als auch von Frauen verwendet wird. Insofern sehe ich das Banner nicht als Skandal. Das "aBSchaum"-Banner damals fand ich spontan unangemessener; aber auch nicht wirklich als Skandal. Denn auch das habe ich als - grenzwertiges - Wortspiel, nicht aber als ernsthafte Meinung, Braunschweiger wären tatsächlich Abschaum, wahrgenommen.


    4. Bleibt die Frage, ob der Spruch gezielt gegen Pauli verwendet wurde. Ich finde es sehr gut, wenn sich Fußballfans gegen Schwulenfeindlichkeit etc. einsetzen. Ich begrüße das Engagement Paulis in dieser Hinsicht. Ich finde aber auch, dass man auch gute Seiten des Gegners auf die Schippe nehmen darf, wenn diese gute Seite als für den Gegner typisch empfunden wird. Ich finde nicht, dass damit Paulis lobenswertes Engagement an sich mit Füßen getreten wurde.


    5. Ich kann nicht verstehen, wenn sich Paulianer davon ernsthaft angegriffen fühlen. Ich kann generell nicht verstehen, wie man sich durch eine Kollektivbeleidigung des gegnerischen Fanblocks ernsthaft beleidigt fühlen kann. Aber es gibt ja auch 96-Fans, die sich bei Scheiß-96-Rufen anscheinend persönlich angegriffen fühlen.

  • Ok,


    jetzt will ich mich auch noch mal zur Diskussion melden.


    ich finde tatsächlich, das hier für Forenverhältnisse eine erstaunlich gute Diskussion stattgefunden hat. Wer mag, kann sich gerne bei Facebook (zB der internen Gruppe 96 Fans united) vom Gegenteil überzeugen.


    Klar ist, so denke ich schon geworden, das das Plakat als sexistisch empfunden werden werden muss, unklar ist nur, inwieweit das tolerierbar, sogar gewünscht oder schlicht inakzeptabel ist. Ich fände es schon einen erheblichen Fortschritt, wenn bei einer nächsten Aktion überhaupt erst einmal darüber nachgedacht wird. Das die Ultraszene sehr wohl dazu in der Lage ist, zeigen die Proteste gegen die sexistische Werbung (ich glaub 2009 war das) oder eben auch sehr intelligente Banner wie "Vorwärts nach weit". Mir ist schon klar, das Bestandteil einer Ultrakultur sehr wohl die Auseinandersetzung mit den gegnerischen Ultras ist (verbal, möglicherweise auch körperlich - diese Debatten kennen wir alle). Mögen muss ich das deshalb nicht, ich beschäftige mich lieber mit meinem Verein und nicht mit dem Gegner (was nebenbei bemerkt auch eine gute Reflektionsfläche abgibt um von eigenen Schwächen und Problemen abzulenken, das Beispiel Red Bull macht das sehr deutlich), aber ich schweife ab.


    Ein Fakt ist für mich leider auch, das die hannoversche Fanszene und der Verein in der bundesweiten Wahrnehmung sehr wohl Schaden genommen hat - in diesem Zusammenhang eine ernstgemeinte Frage: Glaubt ihr das dieses Transpi vor zwei oder drei Jahren möglich gewesen wäre, und wenn nein was hat sich geändert?


    Noch ein Wort zur sexistischen Werbung eines Möbelhauses: Wir hatten das ja nun schon in den letzten Jahren immer wieder, ich erinnere an Gartenheim und die fickenden Schafe.
    Das Grundproblem ist, das sexistische Werbung der Normalzustand ist. Man mache sich nur einmal die Mühe ein oder zwei Werbeblöcke gezielt auf präsentierte Geschlechterstereotype und patriarche Rollenverständnissse zu prüfen. Da dürfte auch dem ungeübten Auge einiges auffallen, was vielleicht so nicht beachtet, sondern als normal zur Kenntnis genommen wird. Im Stadion findet das nun seine Steigerung. Zum Einen aufgrund der eingeschränkten Werbeform (kurz, plakativ,laut - normale Spots gehen komplett unter) und zum anderen und Wesentlichen - aufgrund der vermuteten Zielgruppe. Und hier sind wir wieder am Zirkelpunkt. Sind Fussballfans wirklich so sexistisch, wie es die Werbetreibenden vermuten? Insofern macht hier ein Aufschrei sehr wohl Sinn, ist aber eine andere Debatte, da es sich nicht um die eigene Struktur im Stadion, sondern um Fremdbespiegelung von außen geht.

  • Ich als Frau finde die Sexismus-Debatte über dieses Banner einfach nur lächerlich. Mag aber daran liegen, dass mir auch manch andere Sexismus-/Hashtag-Debatten zu weit gehen.


    Viel mehr fand ich die "Sieg"-Rufe aus unserer Kurve bedenklich, bzw. verstörend. Ich hab ihn bei uns bisher nicht oder zumindest nicht in dieser Lautstärke wahrgenommen. Und vor allem nicht mit diesem Summen nach dem Ruf...

  • Ja, eben darum mag ich diesen Ausruf nicht. Ein "Halloooo" ist natürlich nett gemeint, trotzdem hat das für mich einen faden Beigeschmack. Es gibt so viel anderes, was man singen könnte...

  • da gebe ich dir völlig recht. Mir läuft es jedes Mal kalt den Rücken runter wenn das kommt, leider hat sich das seit dieser Saison eingebürgert. Die Frage ist warum? Schlagen die Strukturveränderungen bei den Ultras so heftig durch (siehe auch andere Diskussion). Das wäre arg bedenklich.
    Ich glaube mich zu erinnern, das ein erster Versuch mit diesen Sieg-Rufen letzte (oder vorletzte Saison) noch gnadenlos niedergepfiffen wurde...

  • Sieg Hallo? Sicher, dass das "Hallo" heißen soll und nicht einfach nur ein "Ohh"?! Das verstehe ich nämlich immer. Und da hier ja gern so viel interpretiert wird: ich glaube das "Ohh" oder was auch immer wird gerufen,damit keiner auf die Idee kommt "Heil" zu brüllen.


    Ansonsten gab es das "Sieg" gestern auch bei den Schalkern. Und deren Szene ist ja nun wirklich alles andere als rechts. :grübel:

  • Hier glauben nicht wirklich einige, dass es "Sieg hallo" heißt, oder? Dem Ganzen dann auch noch Rassismus zu unterstellen...alter...da fehlen mir die Worte.

  • Zitat

    da gebe ich dir völlig recht. Mir läuft es jedes Mal kalt den Rücken runter wenn das kommt, leider hat sich das seit dieser Saison eingebürgert. Die Frage ist warum?


    Gab die letzten 2 Jahre ja kaum Gelegenheit dazu.
    Und zu dem Sieg kommt auch kein "Hallo" dazu, sondern nur ein einfaches "Ooh". Rhythmusbedingt halt.
    "Auswärtssieg" ist auch seit Jahren sehr beliebt. Ist das grundlegend was anderes, weil da noch vor Sieg ein anderes Wort ist?

  • War auch nicht explizit an dich gerichtet. Gibt ja einige, die sich dran stören, oder es zumindest befremdlich finden.
    Ging mir zu Zeiten, als wirklich noch das Hallo kam, auch so. Mittlerweile gar nicht mehr.

  • Hier glauben nicht wirklich einige, dass es "Sieg hallo" heißt, oder? Dem Ganzen dann auch noch Rassismus zu unterstellen...alter...da fehlen mir die Worte.


    Deinem Alter und den damit verbundenen wenigen Jahren im Stadion ist diese völlige Fehleinschätzung wohl geschuldet.


    Diese Rufe sollten der tatsächliche Aufreger des Spieltags sein.