Stimmung und Drumherum bei den 96-Pflichtspielen

  • Tja...andere Perspektive :
    Noch NIE hat es der "Fanblock" geschafft, den Rest des Stadions so zu animieren und anzuheizen. Und das ohne Capo usw.


    Und heartbeat:
    Ja es hab leider zuviele Aggression. Aber von beiden Seiten.
    Ich selber musste mir einigen - ja leider Hass - anhören. Und so eine perfide Art der Schadensfreude über mich ergehen lassen.
    Diskutieren bringt überhaupt nix mehr.
    Andererseits wird freie Meinung nicht toleriert. Und z. B. das (friedliche) Ausrollen von Plakaten demonstrativ und eher gewaltvoll versucht zu verhindern (sowohl in Nord als noch übler auf Ost).


    Und bevor jetzt wieder Huhn oder Ei Diskussionen aufkommen...oder wir hier über Psychologie der Massen diskutieren...
    Die Situation ist für den Arsch.

  • Ich persönlich hab schon eine gewisse Sehnsucht nach etwas Konstruktivem und Positivem.


    Und ich bleibe dabei, dass es wichtig bleibt, den Protest anders zu identifizieren als nur über N16/17.


  • Die Sache ist relativ einfach: Mr. Burns argumentiert nicht mehr, denn Sachargumente interessieren ihn einen Scheiß und Diskussionen führt er aus der Siegerpose - deswegen kommt jetzt die Stufe zwei: wenn wir schon nicht gewinnen, dann machen wir Euch den Rasen kaputt und das Kuschelerlebnis madig. Stufe drei ist die komplette Verdrängung der Kurve, verbunden mit dem Kollateralschaden Verdrängung des "kleinen Fussballfans" aufgrund der Preisstrukturen. Und am Ende kommt dann Kopenhagen zum Gastspiel und wir erleben das, was London jetzt mit Köln erlebt hat... aber warum sollten wir in Deutschland für die Zukunft von England lernen, wenn sich Mr. Burns und sein Drogeriekumpel doch in der Gegenwart daran dumm und dämlich "verdienen" können?

    Ok, verstehe....ich kann es nicht haben, dann mache ich es kaputt. Und am Ende sind immer die Strukturen schuld, wenn sich Fans komplett daneben benehmen. Eigenverantwortung, insbesondere gesellschaftliche....Fehlanzeige.
    Dumm und dämlich ist eher die Behauptung hier würde groß verdient. Das ist, mit Verlaub, in der Gesamtaddition garantiert noch nicht der Fall.

  • Und es kann auch zu nichts führen. Falls der Plan sein sollte, andere Zuschauer dauerhaft zu verdrängen, um das Projekt für Kind kommerziell unattraktiver zu machen, ist das - von allen ideellen Erwägungen ganz abgesehen - ein mieser Plan. Kind kann sich des Problems nämlich sehr einfach entledigen, indem er die DKs im Oberrang nach Saisonende in den freien Verkauf gibt.


    Das habe ich gestern auch schon gedacht ... und würde zu Kind passen. Wäre ja nur die kosequente Fortsetzung der Eskalation bar jeder Vernunft. Ob und wie das Echo dann wiederrum aussehen würde, mag ich mir aber nicht ausmalen. Deswegen hoffe ich, dass es nicht soweit kommt.

  • In meinem Kreis haben wir gestern den Schluss gezogen, dass stiller, friedlicher, kreativer und informativer Protest eher eine subtile, nachhaltige und eher langfristige Wirkung erzielt. wirkungsvoll für den Moment ist es aber nicht. Was sich gestern wieder gezeigt hat, wenn die Organisationsstrukturen wegbrechen bzw. sich zurückziehen und jeder sein Ding macht, setzt sich die im Momentum wirkungsvollste aber extrem destruktive und von Aggression geprägte Protestform durch nach dem Credo Macht kaputt was euch kaputt macht. Ist nicht meins, aufgrund der Reflexion und der direkten Wirkung kann ich aber nachvollziehen, warum sich das durchgesetzt hat.


    Ich bin halt nur noch genervt, insgesamt.

  • Für mich sind die Ultras vergleichbar mit den Randalierern der AFD bei den Merkel-Auftritten (die ich persönlich auch nicht mag). Die können so laut schreien wie sie wollen, aber nächstes Wochenende wird sie trotzdem von der Mehrheit wiedergewählt. Wie gesagt: ich mag sie auch nicht, und muss mich damit abfinden. Das ist halt Demokratie.
    Der Sammer hat nach dem Spiel gesagt: Nicht immer haben die, die laut sind, auch recht. Weise Worte.
    Da ist 96 mal nach Jahren wieder erfolgreich und könnte positive Schlagzeilen liefern, und was ist: es wird hauptsächlich über den Streit gesprochen. Prima!
    Wenn den Ultras nichts besseres einfällt als "Sohn einer H...." zu rufen...dann brauch man sie erst recht nicht mehr ernst nehmen.
    Allgemein ist in Deutschland (und nicht nur in Hannover) so, dass das Gehabe von Ultras immer kritischer gesehen wird. Und die Mehrheit wird sich mit Sicherheit NICHT hinter die Ultras stellen.

  • Ich finde das aus dem Stadion gehen, bevor die Mannschaft in der Kurve ist extrem falsch.
    Die Spieler zeigen für die Situation vielleicht auch ein wenig Verständnis aber wenn Sie nach dem Spiel keinerlei Wertschätzung erhalten, wird es denen auch gänzlich egal sein.

  • @wdj lasse
    Schöner Beitrag, der auch mal ein wenig Einblick gewährt.
    Du hattest ja gestern vor dem Spiel schon prophezeit wo die Diskussion nachdem Spiel hingehen wird. Kopf hoch!



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  • @theMenace: sehr guter Beitrag. Genau auf den Punkt gebracht.


    Absolut Kontraproduktiv das Ganze.
    Der Verdacht liegt nahe, dass der Protest zum Selbstzweck verkommt.

  • Was soll denn Sinn von 50+1 und der Verteidigung der Regel sein, wenn nicht, dem Fußball zu dienen?


    Das ist keine Frage von "Aufgabe", sondern die Frage nach der Glaubwürdigkeit der eigenen Position. Man kann doch nicht an den modernen Auswüchsen des Fußballs kritisieren, dass sich das nicht mehr um den Sport dreht, und gleichzeitig die Kritik daran vom Sport abkoppeln. Was soll denn dann überhaupt Sinn und Zweck von alldem sein? Nur noch Frust ablassen? Destruktion?


    Damit kann doch taktisch auch nichts erreicht werden. Leute wie ich verteidigen 50+1 um des Fußballs Willen. Ich habe Stunden und Nächte in diesen Kampf gesteckt. Diese destruktiven Protestformen helfen der Sache nicht, weil sie nicht nur niemanden außerhalb der Szene überzeugen, sondern im Gegenteil es den - ohnedies nicht endlos zahlreichen - 50+1-Befürwortern es schwer machen, sich damit noch zu identifizieren. Kinds Taktik ist es ja ohnehin gewesen, den 50+1-Protest als Ultrading hinzustellen und mit allem möglichen Fehlverhalten (Burnley etc.) in Verbindung zu bringen. Dabei hilft ihm das Auftreten gestern.

    Ich kann das nachvollziehen, was du schreibst. Es gibt allerdings auch unter den 50+1-Befürwortern denkbar unterschiedliche Haltungen. Ich hab hier zum Beispiel häufig gelesen, die ganze Sache wäre nie so zum Problem geworden, sondern sogar relativ geräuschlos verlaufen, wenn Kind nicht dieses oder jenes gesagt/getan hätte. Das sehe ich zum Beispiel anders: Ich bin ganz grundsätzlich und seit vielen Jahren gegen eine Übernahme und für 50+1; in Hannover und überall. Für diese Positionierung ist es zunächst mal völlig gleichgültig, wie andere ihre Positionierung ausleben. Davon abgesehen sehe ich auch nicht, warum der Protest - sei er auch noch so aggressiv - vom Sport entkoppelt sein sollte.


    Wie auch immer: Ich selbst gehe bspw. überhaupt nicht mehr ins Stadion. Ich glaube auch nicht, dass die jetzige Artikulation des Protests hilfreich ist; weder in der Boykott-Version noch in der aggressiven Variante. Der Protest ist vollkommen zerfasert, macht sich dadurch kleiner, als er ohnehin schon ist und er wird als reines Ultra-Dring konstruiert. Er wird als destruktiv und beleidigt verstanden. Ich persönlich kann schon die Haltung nicht nachvollziehen, man habe schließlich die Dauerkarte bezahlt, also müsse man da auch hingehen. In der Summe wirkt sich das alles negativ auf das Anliegen aus; der sportliche Erfolg tut natürlich sein übriges.


    Ich bin sicher, es wäre lohenswert, die bisherigen Erfahrungen möglichst bald auf einem weiteren Fanszene-Treffen zu diskutieren. Dabei wäre m.E. ein Ziel, eine größere Einigkeit herzustellen. Also eine Form zu wählen, hinter der sich mindestens vorübergehend möglichst viele versammeln können. Wenn am Ende jeder sein Ding macht, hilft das jedenfalls nicht weiter. (Immer vorausgesetzt, es gibt überhaupt noch ein Ziel, das erreicht werden kann.)

    • Offizieller Beitrag

    Das schlimmste ist meiner Meinung nach, dass der - aus meiner Sicht berechtigte - Protest nutzlos ist. Zumindest in dem Sinne, dass damit nichts aufgehalten werden wird.
    Nicht in dem Sinne, dass man kund tut, dass man mit der Vorgehensweise und den Zielen absolut nicht einverstanden ist. Da ist gut, wichtig und legitim.


    Aber am Ende... wird es leider nichts bringen.


    Daraus kann und will ich keine Handlungsempfehlung ableiten. Ich stelle das (für mich) nur fest.


    Die Stimmung insgesamt war natürlich nicht annähernd so, wie sie gewesen wäre, hätte der Oberrang mitgemacht. Auch wenn manche anderes behaupten. Der Unterrang hat einiges versucht, auch in West haben einige versucht was anzustimmen. Durchaus mit Erfolg aber eben anders und leiser als sonst.
    Das ist für die natürlich auch nicht so einfach. Sowas kann man nicht aus dem Nichts zaubern.


    "Kind muss weg" wurde niedergepfiffen, MKdSeH auch. Letzteres rief noch mehr... ja: Hass der "normalen" Fans hervor.


    Hannover 96 gewinnt, wird (zumindest kurzzeitig) Tabellenführer und die Ultras nehmen denen die Stimmung weg. Die Stimmung, die diese sonst machen, initiieren und die man als Stadionbesucher selig mitnehmen und genießen kann, ohne selbst allzu viel dafür machen zu müssen. Das enttäuscht und macht wütend. Der ganze (na ja: halbe) Spaß ist weg. Und diese Wut richtet sich natürlich gegen den nächsten in der Kette - nicht gegen den übernächsten, den Verursacher (wobei viele das dazu ja auch noch anders sehen (wollen)).
    Ich kann das verstehen. Finde ich nicht gut. Aber nachvollziehbar.


    Dazu kommt eben noch: Vielen ist das absolut wurscht, ob die eigene Fußballmannschaft einem Idealverein entspringt oder einer KGaA oder zu einem Staatsbetrieb gehört. Der Spaß steht an erster Stelle.
    Auch das finde ich legitim. Ich sehe das zwar anders - aber legitim bleibt es trotzdem.


    Deswegen bleibt alles schwierig. Und deswegen wird der Protest das Unausweichliche nicht verhindern (sähe der "normale Fan" das in der Mehrheit anders, würde es wohl auch nichts mehr ändern).


    Nur mal meine zwei Pfennich, die ich mal loswerden wollte.

  • Streik, Boykott, Verweigerun sind keine Protesthaltungen, die kurzfristig Erfolg zeigen. Oder glaubt jemand, man zwingt den Machthaber in Nordkorea mit Boykott in wenigen Tagen dazu, seine Atomwaffen zu verschrotten.


    Langfristig hoffen wir aber doch Alle, dass dieser Boykott des dortigen Systems zu einer positiven Veränderung führt.


    Welche Alternative zu dem derzeitigen Boykott bei Hannover 96 gibt es denn? Siege vor dem Ehrenrat oder dem Gericht, weisse Reiter, die 50+1, die Namens- und Markenrechte und die Vereinsdemokratie retten?

  • Mir ist bewusst, dass ich mich mit folgender Meinung relativ nah an einem der bescheuertsten Vorwürfe/Mottos überhaupt befinde, (Vereins-) Politik gehöre nicht ins Stadion: Ist in jedem Kontext falsch, nicht möglich und darf auch nicht passieren. Aber: Die Fronten sind so dermaßen klar abgesteckt und der Protest in dieser Form ist ein Hindernis für das Bestreben aufzuklären und zu verhindern, was eben noch zu verhindern ist. Ich bin inzwischen an einem Punkt, an dem ich behaupte, der Protest gegen die Pläne Kinds ist in konstruktiver, informeller Form nur noch außerhalb des Stadions zu führen. Ich kann sogar gewissermaßen Verständnis für beide Parteien aufbringen, denen es in keinster Weise gelingt, diesen emotionsgeladenen Raum mit etwas anderem als stumpfen, unsachlichem Gepöbel zu füllen. Das bringt eben dieser Ort und auch die Tatsache, dass da unten 96 spielt (Verein, KGaA hin oder her - für den Großteil eh egal, für die anderen/uns eben noch nicht vollständig geklärt und überwunden) mit sich.


    Der Austausch, die Diskussionen und Vorwürfe sollten weiterhin/ zunehmender an anderer Stelle formuliert werden. Denn: Überregional geschieht das. ProVerein macht das für meinen Geschmack ziemlich ordentlich. Die Einspieler beim NDR und auch die bei der KickerTV-Diskussion im Anschluss des gestrigen Spiels, die Artikel in der TAZ, der 11 Freunde und allen anderen Plattformen, in denen sich (zumeist) Robin äußert, hinterlassen Wirkung. Die Frage ist nur, wie man diese sachlichen Diskussionen und guten Argumente für 50+1 in die regionale Wahrnehmung transportiert. Ich träume da von einem zweiseitigem HAZ-Interview mit Martin Kind und Andreas Rettig. Ich könnte mir eine öffentliche Podiumsdiskussion vorstellen, an denen alle Medienvertreter und Interessengruppen teilnehmen. Dort muss weiterhin sensibilisiert und aufgeklärt werden, begleitet von einem stillen Protest im Stadion. Bei allem Verständnis: Nicht mit einem, der alle 14 Tage das einreißt, wofür andere an anderer Front so hart und auch öffentlichkeitswirksam arbeiten.


    Edit: Was das überhaupt noch bringen soll? Auch für mich wäre der Minimalkonsens, diesen bescheuerten Grundlagenvertrag zu überarbeiten. Ob mich das dann wieder abholt, weiß ich nicht. Aber es wäre eine Gesprächsgrundlage.

    Einmal editiert, zuletzt von Besco ()

  • Das Lustige an der Sache ist ja: Es wäre höchstwahrschenlich nicht so eskaliert, wenn man die Übernahme transparent, offen und auf gleicher Augenhöhe, flankiert von einer objektiv und ausfühlich berichtenden Lokalpresse, gestaltet hätte.