Was hat euch heute gefreut, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert?

  • Also erstmal Gratulation!


    Jetzt stellen sich mir aber gerade zwei Fragen: Was ist eigentlich schief gelaufen, wenn du früher so sportlich warst? Irgendwoher müssen die 160 kg ja gekommen sein. Das ist ja ein Unterschied wie Tag und Nacht. Und konntest du durch das Training die nun überschüssige Haut auch abtrainieren, oder braucht es dazu noch etwas anderes Training als bisher?

    Danke!


    Puh, da kommt so viel zusammen, was da mit rein spielt. Im Folgenden detailliert geschildert, im Groben und Ganzen kann man es aber auch so zusammenfassen: Gelegenheit und somit Verführung, Langeweile, Enttäuschungen, Frustration, Depression, Verlust wichtiger Bezugspersonen, sozialer Abstieg, Selbsthass, Isolation, Perspektivlosigkeit, "Todeskreislauf" halt auch irgendwie.


    In der zehnten Klasse hatte ich sogar noch Untergewicht, wog teilweise sogar nur 76 kg, bei einem Idealgewicht von 81 kg.


    Nach der Schule fiel dann erst einmal natürlich der Sportunterricht weg. Privat hatte ich aufgrund meiner Berufsausbildung auch nicht mehr so viel Zeit und so traf man sich auch entsprechend seltener zum Kicken.


    Aus dem Fussballverein war ich schon nach der C-Jugend wieder raus, weil ich einfach nicht gut genug war, um beim HSC den Wechsel in die B-Jugend zu bestreiten. Die hatten damals schon eine richtig gute Truppe beisammen und außer meiner Schnelligkeit und Ausdauer hatte ich da leider nicht viel anzubieten.


    Es fiel also nach und nach schon mal vieles an sportlicher Betätigung weg.


    Dann kam nach dem Schulabschluss die Berufsausbildung. Ich landete (Eher unter Zwang durch meiner Eltern, vor allem seitens meines Vaters) in einem Beruf, den ich gar nicht ausüben wollte und mochte (ich wollte aufs Gymnasium und hatte andere Berufe ins Auge gefasst), nämlich den des Kaufmanns im Einzelhandel. Nichts gegen den Beruf und die, die ihn ausüben, aber meins war das damals nicht, vor allem weil ich andere Stärken und Interessen hatte.


    Die stellvertretende Filialleiterin zeichnete für die Personalplanung verantwortlich und als sich dann die Öffnungszeiten verlängert hatten, anfangs war bei uns noch um 18 Uhr Ladenschluss, dann um 19 Uhr und später um 20 Uhr, wurde auch meine Pausenzeit immer länger. Denn ich musste fast immer schon morgens um 7 oder 8 Uhr anfangen und wurde so eingeplant, dass ich auch fast immer bis zum Ladenschluss da war. Was bedeutete, dass ich oft auch 3-4 Stunden Mittagspause hatte.


    Da ich in Ricklingen gearbeitet und in Langenhagen gewohnt hatte, war mir das aber zu blöd, so lange hin und wieder zurück zu fahren und auf Spaziergänge oder so hatte ich auch keine Lust. So verbrachte ich die Mittagspausen im Pausenraum und verbrachte meine Zeit mit Lesen und Essen. Leider wirklich auch zu viel mit Essen. Und halt auch nichts Gesundes.


    Bis zum Ende meiner Ausbildung und bis zum Beginn der Grundausbildung bei der Bundeswehr hatte ich dann schon ganz gut was zugenommen, war aber "nur" bei 110-115 kg vielleicht. Ich weiß es nicht mehr ganz genau.


    Nach der Bundeswehr, wo ich es sehr bereut hatte, da nicht freiwillig verlängert zu haben, fiel ich in eine erste richtig schwierige Phase. Rückblickend würde ich sagen, inklusive erster Depressionen. Ich war auch komplett unselbstständig und sogar so blöd, dass ich gar nichts von Sozialleistungen wusste. So hatte ich mich auch nicht arbeitslos gemeldet und bekam kein neues Geld mehr, sondern lebte von meinem Ersparten und dem letzten Sold sowie dem Bonus zum Ende, während ich mich erfolglos bewarb.


    Erst ca. 8 Monate nach meinem Dienstzeitende bei der Bundeswehr bekam ich dann erstmalig Hilfe vom Staat. Aber da war es dann schon zu spät und ich hatte wegen Mietschulden meine erste eigene Wohnung gekündigt bekommen.


    Ich hatte damals auch alle sozialen Kontakte abgebrochen. Zu meiner Familie nach einem extrem heftigen Streit während meiner Zeit bei der Bundeswehr, wo mein Vater so ausgerastet war, dass meine Mutter, so glaube ich zumindest, schon echt Panik hatte, dass er mich totschlägt.


    Und zu meinem besten Freund zum Beispiel, weil ich da von heute auf morgen plötzlich gar keine Lust mehr darauf hatte. Wir waren noch unterwegs nach ein paar Runden Bowling und auf der Rückfahrt dachte ich mir: Nein, das will ich gar nicht mehr. Was aber nicht seine Schuld war, sondern meine. Denn ich hatte mich damals schon sehr verändert und hier und da auch schon ziemliche S***ße im Kopf gehabt. Alles eine negative Entwicklung während der Ausbildung.


    Dann landete ich wieder im Einzelhandel, wo ich diesmal auch noch sehr ausgenutzt wurde und am Ende auch physisch wie psychisch sehr ausgelaugt war. Ich kündigte von heute auf morgen und war dann eben wieder arbeitslos.


    Nach der Kündigung meiner Wohnung landete ich in einem Männerwohnheim. Zwar ein besseres, nämlich von der KSG in Langenhagen, aber das war rein gedanklich schon mal ein großer sozialer Abstieg. Noch nicht einmal eine Kloschüssel hatte man da in seinem Zimmer, sondern musste sich eine Art Bahnhofstoilette mit einem kompletten Flügel an Mitbewohnern teilen, ca. 16-20 oder so waren das glaube ich. Und einige davon welche, mit denen man nicht gleichzeitig auf Toilette sitzen möchte oder auf einer Kloschüssel sitzen möchte, wo die auch mal drauf saßen. Klingt hart, aber da waren echt eklige Typen mit dabei. Und wenn da einer besoffen Lieder singt, dass er gerade etwas daneben ka**t, dann fühlt man sich selbst schnell mal ganz weit unten angekommen.


    Ich wurde dann auch noch wettsüchtig, Oddset-Wetten und hatte am Ende sogar alles an Besitz verkauft sowie das Geld für die Miete dafür verwendet und was ich sonst noch hatte, um es zu verwetten. Als das dann auch noch weg war, begang ich dann eine Straftat, ich hatte ja bereits berichtet, dass ich 3 Jahre ins Gefängnis kam.


    Zum Glück, denn das half mir wirklich weiter. November 2007 aus der Haft entlassen und auch nicht wieder straffällig geworden. Auch wettsüchtig bin ich nicht mehr.


    Aber natürlich waren dadurch noch nicht alle Probleme gelöst.


    Während ich mehrere Jahre in einer Maßnahme beim Werkstattreff Mecklenheide e.V. war, war mein Leben auch sehr bescheiden. Keine sozialen Kontakte, keine auch nur halbwegs normal eingerichtete Wohnung, diese ließ ich dann irgendwann auch noch, wie bereits berichtet, komplett vermüllen, ich wurde wieder depressiv, ich hatte Schulden und die letzte Zeit beim WTM saß ich in einer Maßnahme, die mich nur noch frustriert hatte und komplett sinnlos war. Und meine Zähne wurde immer schlechter, bzw. weniger, ein Ergebnis auch von einer aus Erfahrungen der Kindheit resultierenden Arztphobie.


    Was dann letztendlich darin mündete, dass ich mich an das Jobcenter wandte und freiwillig in die Hände des Fallmanagement begab und das auch zum Glück. Seitdem wird halt daran gearbeitet, nach und nach meine Probleme zu lösen und mich und mein Leben wieder in normale(re) Bahnen zu lenken.


    Den Zahnersatz habe ich bereits, wenn natürlich auch einen möglichst günstigen. Von Implantaten konnte ich natürlich nur träumen. Und man sieht halt auch an ein paar Stellen, dass es ein Zahnersatz ist, aber immer noch besser als mit 16 (!) fehlenden Zähnen im Mund herum zu laufen.


    Die Diät läuft, wenn es auch länger dauert als geplant und es nicht immer nur voran geht. Natürlich habe ich auch mal schlechtere Phasen gehabt und habe auch mal öfters gesündigt als geplant. Aber es geht trotzdem immer wieder weiter voran und so langsam kommt das Ziel ja auch in Sichtweite.


    Für die Wohnung und manche andere Sachen fehlt mir zwar immer noch einiges an Geld, um mir das kaufen zu können und zwar auch nach meinen Vorstellungen, aber hier hat sich vor allem in diesem Jahr wirklich schon viel getan. Und den Rest muss ich mir dann halt innerhalb der nächsten ca. 6 Jahre nach und nach auch noch kaufen.


    Depressionen hatte ich seit meiner Therapie und seit den positiven Veränderungen auch keine mehr.


    So im Großen und Ganzen war es das dann auch schon. Wie bereits gesagt: Oft war es halt Essen aus Langeweile, aus Frustration, aus Selbsthass, nach Enttäuschungen, ob der allgemeinen Lebenssituation u.s.w., was aber natürlich auch nichts verbessert hat und sich somit zu einem Todeskreislauf entwickelt hat.

  • Okay, Deal: ich halte die Klappe und Du läufst mit uns... und Du darfst die ganze Strecke Deiner Kernkompetenz nachkommen und meckern... :D


    Das wird ein Spaß!


    Edit: ich lese das gerade von Dir. Traumheld

    Wir sollten das mit Laufen tatsächlich machen...

    Einmal editiert, zuletzt von stscherer ()

  • Angedacht ist das bei mir so um die 90 kg herum. Also vermutlich so im Juli oder August. Momentan bin ich noch der Daheimtrainierer mit Kurzhantel und Fahrradtrainer. Für öffentlichen Sport bin ich noch nicht bereit. :D

  • Den Worten von Andro möchte ich mich anschließen. Wer so in der Scheiße saß wie du, und nun schon einen riesigen Satz nach vorne gemacht hat, hat dafür meinen Respekt verdient. Mach weiter so!

  • Dann haben Hedemann und ich ja auch noch die Chance, wieder unser Laufidealgewicht zu erreichen.... tatsächlich hat Corona da bei mir auch sichtbare Spuren hinterlassen...


    Übrigens ist man immer bereit für öffentlichen Sport...

  • Och, wenn ich das im Dezember "ne handvoll Mal" höre, finde ich es gar nicht so schlimm. Irgendwie weiß man dann halt immer, dass das große Fest vor der Tür steht.


    Auf meine Spotify-Playlist hat es sich noch nicht verirrt. ;)

  • in einem musikforum, wo ich mich vor 20Jahren rumgetrieben habe, gab es Weihnachten immer den XXXChristmasKing.

    Jeder konnte sich anmelden und Ziel war es „Last Christmas“ (das schlimmste Lied ALLER Zeiten) so spät wie möglich, am besten garnicht vor dem 24.12. zu hören (es ging am 1.12. immer los).
    zu gewinnen gab es den Titel, in unserem Fall

    Die/der Fanmagazinchristmaskönig/in


    könnten wir für das nächste Jahr im Gedächtnis behalten.
    einzige Spielregel: Ehrlichkeit

  • Ich hatte heute eine sehr nette Begegnung am Niedersachsenstadion und habe ein getragenes und signiertes Trikot meines Lieblingsspielers bekommen.
    Mein schönstes Weihnachtsgeschenk. ☺️