Diskussionskultur im Forum

  • @mettbrötchen

    Ich habe meine ganz persönliche Meinung aufgeschrieben, wieso ich hier einige Fäden auf ignore gesetzt habe. Wenn sich meine Gründe hier im Forum zufällig mit meinen Erfahrungen aus der realen Welt decken, dann ist das halt so.

    Mir sind politische Einstellungen des Gegenübers übrigens völlig wumpe wenn über einen Fakt diskutiert wird. Es muß dann aber auch eine "Diskussion" sein. Ich verschwende halt nur keine Zeit mehr in Fäden, wo diverse Personen immer wieder dieselben Argumente niederschreiben ohne auf den Gegenüber einzugehen.

    Und es gibt für mich im Forum nicht "die einen" "die anderen" "die Mehrheit" "die MInderheit". Es sind alles Mitforisten die in manchen Fäden meiner Meinung sind in anderen halt nicht. Das ist ganz normal.

    Ich antworte bei meinen Post übrigens generell völlig unabhängig davon auf wen ich antworte, ich antworte auf Postings und nicht auf den Poster. Leider gibt es das im Forum auch anders.

    • Offizieller Beitrag

    Heftig, wieso hätte man das denn?

    Siehst Du, diese Frage ist - so berechtigt sie auch erscheinen mag und so ehrlich interessiert und aufrichtig sie auch sein mag - schon ein Problem.
    Denn die Antwort kann nur lauten: Weil es Menschen gab und gibt, die widerliche Arschlöcher sind. Die verachtenswerte Ideen verfolg(t)en und diese im dritten Reich auch noch umsetzten.

    Ich schreibe das so deutlich, weil ich gerne klar machen möchte, dass der Gedanke, man müsse alles diskutieren können und auch Gegenseite(n) zu Wort kommen lassen, eben nicht stimmt.

    Beim Nazidreck sind wir uns da sicherlich alle einig. Schwieriger wird es bei manche anderen Themenfeldern, bei denen für viele klar ist, dass das im Kern auch indiskutabel ist, das aber eben nicht alle so sehen.
    Und da ist der Knackpunkt in den Diskussionen (auch hier im Forum). @theMenace merkt an, dass es doch einer ordentlichen Diskussionskultur mit Diskursdarlegung etc. geben müsse. Da hat er nicht unrecht.
    Aber die andere Seite ist eben, dass es sehr wohl Themen gibt, in denen es keinen Diskurs gibt, geben darf.
    Wir sind uns nur nicht alle einig, welche das sind.

    Das macht es schwierig. Das sind innere absolute Überzeugungen.
    Aber nur, weil es "dazu auch andere Meinungen" gibt, bedeutet das nicht, dass das diskutabel ist. Ob man Schwarze unterdrücken kann. Ob Frauen Subjekte sind. Ob Linke gleich schlimm wie Nazis sind. Etc.


    Na ja. Nun.


  • Geht mir leider haargenau so wie Mabuse. Noch dazu ist mir nicht immer klar, wann theMenace etwas wirklich ironisch-sarkastisch meint, oder ob das wirklich sein Standpunkt ist. Das ist leider manchmal wirklich schwer herauszulesen für mich, eben vielleicht weil er desöfteren mit seiner Meinung aneckt.

  • 96Weizen


    Auf einen Beitrag zu antworten, und nicht auf Autoren, war ja mein Ansatz. Das ist für eine fruchtbare Diskussion die beste Vorrausetzung . Zugegebenermaßen ist das manchmal schwierig. Anstrebenswert ist es aber auf alle Fälle und würde so manches Missverständnis verhindern.

  • Ein sehr guter Beitrag, @ Stephan ! Weil er in die richtige Richtung geht, nämlich zu den Themen und die unterschiedlichen Interpretationen/Definitionen dazu. Es geht nicht um die ganz klaren Sachverhalte, obwohl selbst da es hin und wieder schwierig wird, eine Abgrenzung zu finden. Bei deinem "klaren" Beispiel, "ob man Schwarze unterdrücken kann" dürften sich so gut wie alle einig sein, dass das natürlich absolut nicht akzeptabel ist. Keine so eindeutige Einigkeit dürfte darüber bestehen, wann Unterdrückung anfängt. Oder: wo fängt Rassismus oder auch Sexismus an ? Wer hat hier die Deutungshoheit ? Genau an der Frage der Deutungshoheit entzünden sich dann nach meiner Beobachtung die Diskussionen - auch weil keiner auch nur einen Jota zurückweicht. So entstehen verhärtete Fronten und es wird insgesamt unschön.


    Gänzlich abhanden gekommen schon jeder Funke an Wohlwollen dem anderen, Andersdenkenden, gegenüber. Immer mit dem Hinweis, dass man es ja (früher mal ) versucht hätte, aber es sich ja scheinbar herrausgestellt hat, dass das keinen Zweck hat. Also läßt man es gleich. Das Ergebnis ist dann, dass es keine Diskussionspartner mehr gibt, sondern Gegner, die man möglichst wortgewaltig klar macht, dass man selbst die richtige Sichtweise hat und der Andersdenkende mit seiner Sicht logischerweise falsch liegt.


    Ja, diese "Wortgewalt". Das ist in der Tat ein Problem, finde ich. Aber wortgewaltig ist nicht nur theMenace, sondern auch viele User, die gegenteilige Auffassungen von denjenigen des User theMenace vertreten. Es ist also m.E. kein Problem, das sich auf theMenace beschränkt. Wobei ich persönlich keinem einzigen User den Vorwurf machen würde, dass er wortgewaltig seine Standpunkte vertritt. Gleichwohl verstehe ich jeden, der sich dadurch erschlagen fühlt und als Konsequenz daraus lieber die Finger still hält. Das ist nur allzu menschlich.


    Außerdem bin ich auch der Meinung, dass sich hier so gut wie alle Protagonisten bei bestimmten Themen oder Diskussionen verrannt haben. Da schließe ich mich ausdrücklich mit ein. Daher weiß ich auch, dass es nicht ganz einfach ist, wieder zurückzurudern oder einfach zuzugeben, dass man über das Ziel hinausgeschossen ist. Problematisch wird es in meinen Augen nur, wenn daraus eine Methode wird, nämlich die bewußte Grenzüberschreitung mit dem Hintertürchen, dass man danach immer noch sagen kann " Das habe ich nicht so gemeint". Es sollte schon ehrlich sein.


    Die entscheidende Frage ist für mich: Wie kann man / wir können wir die Situation verbessern. Eine Patentlösung habe ich nicht, aber aus dem "echten Leben" weiß ich, dass es hilft, wenn man bei sich selbst anfängt und sich bemüht den Gegenüber bei aller Meinungsverschiedenheit respektvoll gegenüber zu treten und erst einmal davon ausgehen, dass er genauso von der Richtigkeit seiner Sichtweise überzeugt ist wie ich selbst. Hilft nicht immer, aber oft. Trotzdem wird man eher selten am Ende der Diskussion den anderen überzeugt haben, aber man kann sich auch nach strittigen Diskussion noch gut in die Augen schauen. So meine Erfahrung.

  • ich persönlich glaube, dass es ein generelles problem ist, hier nur die möglichkeit der schriftlichen komunikation zu haben und ein wichtiges element der sprache fehlt; die betonung. daher kommen dann auch sätze wie "das hab ich so nicht gemeint". jetzt kann man natürlich sagen: wieso, der hat das doch genau so geschrieben. trotzdem bin ich der meinung, in einer diskussion im realen leben würden sich einige hier nicht so angiften.

  • Ich glaube ja einige hier würden im realen Leben überhaupt nicht miteinander sprechen. Ansonsten hast du Recht.

  • ich persönlich glaube, dass es ein generelles problem ist, hier nur die möglichkeit der schriftlichen komunikation zu haben

    Das ist halt irgendwo auch ein Spiel. Die Kommunikation im echten Leben ist auch ein Spiel, keine Frage. Aber hier hat man halt auch noch Zeit, sich seine Argumentation zurecht zu legen und so zu formulieren, bis es einem passt. Das ist im direkten Austausch halt schwieriger.

  • ich persönlich glaube, dass es ein generelles problem ist, hier nur die möglichkeit der schriftlichen komunikation zu haben

    Das ist halt irgendwo auch ein Spiel. Die Kommunikation im echten Leben ist auch ein Spiel, keine Frage. Aber hier hat man halt auch noch Zeit, sich seine Argumentation zurecht zu legen und so zu formulieren, bis es einem passt. Das ist im direkten Austausch halt schwieriger.

    :D


    Ich stelle es mir gerade mal bildlich vor.


    "Äh nee, warte, backslash....Return....ich bin der Meinung, dass, äh nee, Du hast doch gesagt, dass! *Faustschlag*"

  • Die entscheidende Frage ist für mich: Wie kann man / wir können wir die Situation verbessern. Eine Patentlösung habe ich nicht, aber aus dem "echten Leben" weiß ich, dass es hilft, wenn man bei sich selbst anfängt und sich bemüht den Gegenüber bei aller Meinungsverschiedenheit respektvoll gegenüber zu treten und erst einmal davon ausgehen, dass er genauso von der Richtigkeit seiner Sichtweise überzeugt ist wie ich selbst. Hilft nicht immer, aber oft. Trotzdem wird man eher selten am Ende der Diskussion den anderen überzeugt haben, aber man kann sich auch nach strittigen Diskussion noch gut in die Augen schauen. So meine Erfahrung.

    Du schneidest in Deinem Beitrag einige Aspekte an, an denen ich gut anknüpfen kann, möchte den Beitrag aber nicht zerhacken und fange mal mit dem Schluß an.

    Eine Grundlage wäre für mich, wenn jede/r sich entscheidet an einer Diskussion teilzunehmen, auch bereit sein sollte ein bisschen Energie und Zeit zu investieren. Ist dies nicht möglich (wir haben alle ja auch noch andere Beschäftigungen) dann finde ich durchaus legitim als stille Mitleser die Diskussion mit interessierten Nachfragen oder Hinweisen auf Widersprüche zu bereichern. Der Kern von allem sollte aber Interesse am Thema sein. Ist kein Interesse vorhanden, wird ein Thema zerschossen.

    Du hast auch völlig recht, daß es Themen gibt, bei denen es "Experten" im Forum gibt, eben User*innen, die sich schon längere Zeit mit dem Thema beschäftigen dadurch Faktenwissen erworben haben, sich schon mit Gegenargumenten auseinandergesetzt haben und über ein entsprechendes Fachvokabular verfügen. Je nach dem, wie dieses Fachwissen in die Diskussion eingebracht wird, kann es eine Diskussion bereichern, aber auch die "Laien" einschüchtern und von einer regen Teilnahme ausschließen. Das ist nicht wünschenswert. Als "Laie" sollte ich den Zugang zur Diskussion durch verständliche Wortwahl einfordern.

    Ich hatte gestern als Basis von fruchtbarer Diskussion Respekt vor dem Gegenüber als unerlässlich festgestellt. Das klingt so banal wie selbstverständlich, ist es aber nicht.

    Für mich habe ich im Rahmen meiner virtuellen Diskussionstätigkeiten mir als Selbstkontrolle auferlegt, exakt zwischen der Sachebene und der persönlichen Ebene zu unterscheiden.

    Der Zweilinksfüssler hat die auf Grenzen einer ausschließlich schriftliche Kommunikation ohne eine sichtbare Reaktion des Gegenüber mit einbeziehen zu können (eingefügter fehlender Satzteil) - hingewiesen. Die ausschließlich schriftliche Kommunikations gerade auch im öffentllichen Bereich für jeden lesbar, verlangt andere Regeln t und Achtsamkeit als im privaten (pn) oder im realen Leben, wenn man denn nicht mißverstanden werden möchte.


    Deswegen ist für mich die persönliche Ebene tabu. Mein Ziel ist es in der Sache ggf hart zu diskutieren, aber die persönlichen Empfindlichkeiten aussen vor zu lassen. Asche auf mein Haupt, gelingt mir vermutlich nicht immer. Aber dann darf sich jede/r frei fühlen mich an meinen Ansprüchen zu messen und mir virtuell auf die Finger zu klopfen.


    Zurück zur Diskussionskultur: wenn ich mir dann den Verlauf des Mobilitätsthread als Beispiel nehme, stelle ich fest:


    wir haben zu diesem Thema den (!) Forumsexperten Pokalheld. Er schafft es, dieses Thema umfassend, verständlich, logisch und mit diversen links anschaulich zu präsentieren. Er ist im Thema drin, ist aber darauf bedacht die anderen mitzunehmen.


    Warum hat das schlecht bis garncht funktioniert und warum kam keine konstruktive Diskussion auf? Weil bei einem Teil der "Autofahrerfraktion" (die kurze Bezeichnung wähle ich nur der Einfachheit halber) schlicht das Interesse an einer Diskussion fehlte. Ziemlich schnell wurde das zu einer reinen Abwehrschlacht. Wie in diesem Zusammenhang bereits erwähnt kenne ich das nicht anders.

    Das reichhaltige Material vom Pokalheld wurde garnicht erst als Basis für eine Diskussion herangezogen. Das wurde schlicht ignoriert. Es ging gleich all-in in den Verteilungskampf und es kam, wie es kommen musste: es bildeten sich zwei Fraktionen, von denen eine unlauter agierte, mit Übertreibungen, Unterstellungen und Etikettierungen. Da wurde viel Foul gespielt.

    Ich möchte nicht noch einmal ins Detail gehen. Der Diskussionsverlauf ist nachlesbar.


    Der Verlauf des Corona-threads: ohne Worte. Auch dort haben sich ausgleichende und gemäßigte Stimmen nicht durchsetzen können. Dort habe ich mich - in Anbetracht meines eher geringes Interesses am Thema und weil wir damit eh geflutet wurden - dann auch wie viele andere einfach rausgehalten.

  • Ich finde den Hinweis von ZLF extrem wichtig und richtig.


    Aufgemerkt habe ich auch bei mettbröttchens letztem Absatz über den Corona-Faden: Den habe ich vor Monaten verlassen und nicht mitgelesen. Nicht wegen der eventuellen schlechten Diskussionskultur, sondern weil mich das Thema als solches persönlich sehr belastet und mich hochgradig annervt. Also habe ich mich mit meinen letzten Beiträgen auch nicht auf diesen Faden beziehen können. Gleiches gilt für den Politik-Zoff-Faden.

  • Das passt zu dem, was Stephan535 ausgeführt hat und bringt auf den Punkt, was meine Kritik an Dvdscot angeht


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  • War schon lustig, sollte ja auch extrem überzeichnet sein. Es gibt Talkshows die basieren genau auf diesem Konzept, natürlich seriös und nicht als Satire gedacht.

  • Ich mag den Anstoß dieser „Aussprache“, denn was mich in den ideologischen Fäden stört, ist eine grundsätzlich fehlende Bereitschaft, von der eigenen abweichende Positionen verstehen zu wollen.

    Ich pack mich selbst da mal gleich an die eigene Nase, denn ob das jetzt tM oder ob das Blue Valentine schreibt, erfordert es doch meine Zeit, verstehen zu wollen, was der treibende Gedanke ist. Ohne jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.


    Dieses Forum lebt, neben dem eigentlichen Austausch über Fussball, davon, Menschen unterschiedlichster Bildung und Interesse zusammenzubringen und Ihnen Ausdruck zu verleihen. Ich lese gerne wohlformuliertes und hab Spaß daran auch mal quer zu denken, im Rahmen meiner soziologisch geprägten Einschränkungen. Andere suchen Antworten, noch weitere wollen sich eben einfach mitteilen.

    Was im realen Leben leichter zu durchschauen ist, wird hier schwieriger, denn es steht das geschriebene Wort. Vielleicht täte uns allen etwas Wohlwollen dem anderen gegenüber ganz gut.