Das deutsche Gesundheitssystem

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    Immer weiter! :klatschen:


    #bestesgesundheitssystemderwelt #dermarktregeltdas

  • Äh, wieso ist das unredlich?


    Das Hauptproblem des Gesundheitssystems besteht meiner Meinung im steigenden Kostendruck, welcher auf das System ausgeübt wird.


    Aber Privatisierung und Vermarktlichung ist auch für jede Menge Mist verantwortlich.


    Ich könnte, will aber nicht, dazu eigene, gerade erlebte Geschichten erzählen. Da ich nicht will, merke ich das nurmal an und werde mich, denke ich, nicht groß auf eine Diskussion einlassen. Vielleicht solltest Du aber auch bedenken, dass dieser Thread von jemand aufgemacht wurde, der im Gesundheitssystem arbeitet. Sich da derart zu echauffieren mutet schon seltsam an.

  • Nur weil der (oder mehr) Staat dahinter steckt, heißt das nicht, dass nicht der (bzw. immer mehr) Markt drin steckt. Wissen (oder spüren) zumindest fast alle, die auch tatsächlich im Gesundheits- und Sozialsystem, in den entsprechenden Institutionen tätig sind, von den Rahmenbedingungen dort betroffen sind und immer weniger ihrer Profession und den Menschen gerecht werden können. An der Spitze immer häufiger "geführt" von Wirtschaftsingenieuren, Unternehmensberatern und ähnlichen fachfremden Köpfen.
    Markt- bzw. betriebswirtschaftliche Kriterien sind nicht mehr eines (neben vielen) Mitteln zur Verbesserung der Arbeit, sie sind zum obersten bis einzigen Ziel gemacht worden.
    Also scheiße, ja, im Gesundheits- und Sozialwesen steckt immer mehr Markt, darin stecken immer mehr marktwirtschaftliche Prinzipien. Und für diese Gesundheits- und Sozialpolitik steht insbesondere die FDP!
    Staat und Marktwirtschaft (in ihrer neoliberalen Form) gehen hier Hand in Hand, an den (kapitalistischen) Markt als Allheilmittel glaubend (im (Un)Sinne einer "marktkonformen Demokratie"), statt seinen negativen Dynamiken und Widersprüchen entgegenzuwirken. Dieser Pfad der Entegegenwirkung wurde (mal wieder!) verlassen. Im Zuge einer irrgläubigen Markthörigkeit. Gab es mehrmals schon so oder so ähnlich, Mitte des 19 Jahrhunderts (Bentham lässt grüßen), Anfang des 20 Jahrhunderts (endete richtig bombig)...


    Der "wachsende" (ein Hohn) Gesundheits- und Sozialsektor unterliegt seit Jahren jedenfalls immer mehr Prozessen von Privatisierung (mit übrigens auch jeder Menge privatisierten, gewinnorientierten Anbietern, siehe European Homecare usw.) und Ökonomisierung, mit einer Neuordnung des Verhältnisses zwischen Kostenträgern und Leistungserbringern sowie einem Um- und Ausbau sozialer Institutionen zu sozialwirtschaftlichen Unternehmen. Eben einhergehend mit einer zunehmend betriebswirtschaftlich geprägten Steuerung und damit der Durchsetzung des Markt- und Wettbewerbsprinzips auch im Gesundheitssystem, der Pflege, der Sozialen Arbeit. Mit der Folge von Rationalisierungszwängen, dem Anstieg prekarisierter Arbeitsverhältnisse usw.
    Die "Verstaatlichung", die du vielleicht siehst, ist tatsächlich im Bereich der "Aktivierungsprogrammatik" gegeben, die aber letztlich nichts anderes bedeutet, als die Anpassung der von sozialem Ausschluss Betroffenen an den Markt, seine Bedingungen und Anforderungen. Dass gerade Menschen, die infolge von Krankheit eben nicht mehr auf jenem (Arbeits)Markt Fuß fassen können, unter das Raster fallen, in Armut rutschen, von Isolation betroffenen sind, verwundert daher nicht.


    Gesundheits- und Sozialpolitik waren bis zum seit den 70ern einsetzenden und seit Schröder mehr und mehr forcierten neoliberalen Wandel noch eine (Teil)Antwort der Gesellschaft auf die sozialen Verwerfungen eines ungezügelten Wettbewerbskapitalismus gewesen, waren von dessen Mechanismen daher weitgehend ausgenommen, um sich der Behandlung, Pflege, sozialen Integration der Menschen im Sinne ihrer Professionen anzunehmen (gleichwohl auch nicht immer "richtig", bspw. zu oft paternalistisch). Heute hingegen werden sie von Markt, Wettbewerb und aktivierender Sozialpolitik vereinnahmt. Staat, Markt und ihre Institutionen sitzen alle in ein und demselben zerstörerischen Boot...im Zuge der weiter steigenden Effizienz- und Aktivierungsanforderungen und der seit der Finanzkrise weiter verstärkten kapitalistischen Krisendynamik, der daher erwartbaren weiteren Zunahme von psychosozialer Zerstörung, sozialer Ungleichheit, Entsolidarisierung und Autoritarisierung müssten die Akteure im Gesundheits- und Sozialsystem immer dringender jene Vereinnahmung in den Blick nehmen, sich dagegen wehren...anstatt gemeinsam auf den Eisberg zuzusteuern. Nur wenn eben die Denkmuster der Chefs genau der (immer noch, trotz Ursachen und Folgen der Finanzkrise) vorherrschenden ökonomischen Lehre entspringen, in deren Mittelpunkt der rationale Eigennutzenmaximierer steht, die in erster Linie auf marktliberale Modellbefunde und Wachstumsdogma vertraut, während sie u.a. auf Wirtschaftsgeschichte, auf ethische Fragen und ökologische Grenzen weitgehend verzichtet, sind Hopfen und Malz verloren. Darunter leiden am Ende nicht nur Patienten, Pflegebedüftige und Klienten der Sozialarbeit, sondern insbesondere auch die in diesen Bereichen Tätigen selbst.

  • Geht zwar um Pflege und nicht explizit ums Gesundheitssystem, aber ich fand diesen Beitrag aus der "Anstalt" seinerzeit richtig gut und er passt hier wohl etwas.

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  • Wer hat, der kann und dem wird gegeben. Oder die Kybernetik vom selbstregulierenden Markt. Grenzenloser Fundamentalismus. Ideologie.


    Was sorgt eigentlich in einem privatisierten Gesundheitssystem für anhaltenden Profit, für stetiges Wachstum? Wäre wahre Rationalität, im Sinne der Vernunft, eines bewussten Miteinanders, nicht sinnhafter?


    Am Ende leiden insbesondere jene intrinsisch motivierten Pflegerinnen, Geburtshelfer, Krankenschwestern, Sozialarbeiter etc...vom Nobelpreiskuchen irgendwelcher (Ami-)Wissenschaftler haben die am Ende nichts, genauso wenig wie die weniger gut Betuchten, die der Unterstützung bedürfen. Muss man nur in die Arbeitsfelder gucken (wollen). Oder auf die Straße.

  • Die Qualität der medizinischen Versorgung ist besonders gut in den USA?
    Dann muss ich dringend mit der Freundin schimpfen, die ihren Vater bis zum Tod regelmäßig gefüttert hat im Krankenhaus, weil kein Personal vorhanden war. Hat die mich doch frech angelogen.
    Aber was weiß die als New Yorkerin auch schon?


    Und bei uns?
    Generell kann ich nicht verstehen, wie man dem Markt solch sensible Bereiche überlassen möchte. Der regelt ganz viel, und vor allem den Gewinn der Unternehmen. Aber vielleicht gar nicht so sehr das Wohlbefinden der Patienten.


    Ach, was weiß ich auch schon.
    Hab ja niemanden im Pflegesystem, sodass ich die Qualität der Versorgung oder z.B. der Reha-Kliniken beurteilen könnte.

  • ICH finde das deutsche Gesundheitssystem schon recht gut und einigermassen ausgewogen; perfekt ist das natürlich noch lange nicht; wird es auch nicht werden. Da kann die Regierung stellen wer will.


    Ich habe einige Zeit in China gelebt...so 4/5 Jahre und musste einige Male das chinesische Gesundheitssystem in Anspruch nehmen. Einige Male zum Zahnarzt und einige Male zum Allgemeinmediziner und einmal wegen eines relativ schweren Verkehrsunfalles....egal.
    Man hat mir z.B. auch abgeraten zum chinesischen Zahnarzt zu gehen.


    Zum Glück war ich über die deutsche Continentale privat krankenversichert. Also die "Expat-Sorglos-Versicherung". Meine eigenen Beteiligung waren um/bei 2000 Euro im Jahr.


    Ich habe einige chinesische Krankenhäuser und westliche (meistens amerikanische/singapurianische) Krankenhäuser gesehen.
    Ich war ja ein Expat, konnte leicht cash bezahlen und ja, das habe ich ausgenutzt und bin dann z.B. im Krankenhaus an allen gefühlten 500 Menschen durch die Lobby/Wartezimmer direkt vorbeigefahren worden und wurde in die neusten MRT/CT Maschinen von Siemens/Philips hinengeschoben und untersucht. Meine Kollegin, die bei dem Unfall dabei war hätte nicht so viel Glück mit den Gerätschaften gehabt, wenn ich nicht ihre Behandlung in cash im voraus bezahlt hätte. (Da reden wir über 200 Euro).
    Naja und ich habe die Geräte zur Behandlung der Chinesen gesehen; ja furchteinflössend und mMn eher aus den 70/80 Jahren.
    Ja, ich habe das Expat-Krankenleben total ausgenutzt.


    Beim Abtransport vom Unfallort mit dem Krankenwagen musste ich die 5 KM in BAR (400 RMB = 40 Euro) bezahlen, sonst hätten die mich vielleicht dort liegengelassen. Ich wollte es nicht drauf ankommen lassen.


    Was ich damit sagen will, der mittelständische geschweige denn der arme Chinese hat dieses Previleg nicht und zwar in keiner Beziehung. Da liegen z.B. krebskranke Menschen in 20-Bett Zimmern.


    Wir sind schon einigermassen gut bedient mit unserem System; finde ich.
    Aber besser geht immer.

  • China, bla bla bla...
    Ich musste mal in Laos ins "Krankenhaus" und fand das auch nicht sooo prickelnd (jaja), ebenso habe ich mal auf einer philippinischen Insel eine "Notaufnahme" von innen gesehen.


    Wenn man von Deinem Beitrag den gesamten, für die Kerndiskussion irrelevanten, Plunder abzieht, bleibt: schon einigermassen gut bedient mit unserem System.


    Oh. Na dann danke für's Mitspielen. :lookaround:

  • Mir fehlt gerade etwas die Zeit und vor allem der freie Kopf, um mich aktiv an der Diskussion zu beteiligen, auch wenn ich sie selbst angestoßen habe.


    Ich gebe gerne zu, dass ich mir meinen üblichen Seitenhieb auf den freien Markt hätte verkneifen können. Auch ich sehe im Gesundheitssystem in erster Linie staatliches Versagen als Ursache für viele Missstände, glaube aber nicht, dass eine (noch) freier(rer) Wettbewerb etwas besser machen würde.


    Aber dazu ein andermal mehr.

  • Ich gestehe zwar zu, dass der Markt sich gar nicht so frei entfalten kann aufgrund staatlicher Reglementierungen. Insofern gibt es massig Baustellen auf staatlicher Seite und auch ein strukturelles Versagen, was z.B. die Sparmaßnahmen anbelangt.
    Aber ich sehe eben auch nicht, wo ein privatisiertes Gesundheitswesen uns da irgendwie helfen könnte.

  • Wahrscheinlich ist doch aber gerade dieser staatlich geregelt "freie" Markt das Problem. Ein komplett freier Markt hätte über das Wettbieten immerhin die Chance, auch positive Effekte zu generieren. Ein komplett staatlich gesteuertes (stark subventioniertes) System würde abgesehen vom Kostenfaktor die größtmögliche Sicherheit auf gute Versorgung bieten. Ein vermeintlich frei reguliertes System, welches in den möglichen positiven Spitzen vom Staat beschnitten wird (Wettkampf der Anbieter, etc.), beraubt sich der positiven Effekte aus beiden Welten und ist ziemlicher Murks.

  • Das meinte ich mit meinem letzten Posting.
    Generell habe ich dennoch massiv Probleme mit der Privatisierung von so sensiblen Bereichen, denn die Erfahrungen haben mir(!) gezeigt, dass Firmen selten Interesse daran haben, dass es Menschen gut geht.
    Nestlé geht es z.B. am Arsch vorbei, ob die Menschen sich gut ernähren, oder ob sie mit Wasser versorgt sind. Und texanische Investmentbuden interessieren sich nicht für die Wasserqualität in Kiel, wenn sie in die dortige Wasserversorgung investiert haben.


    Das Gesundheitswesen braucht keinen Markt und kein Wachstum, es braucht Empathie, Menschenwürde, ausgebildetes Personal, Solidarität und viel, viel Geld.

  • Das Gesundheitswesen braucht keinen Markt und kein Wachstum, es braucht Empathie, Menschenwürde, ausgebildetes Personal, Solidarität und viel, viel Geld.


    Die Gesamtjahreseinnahmen 2018 lagen bei ca. 234 Mrd. Euro. Check!
    Aber bei deinen anderen Punkten sehe ich leider eher schwarz, was den Umsetzungswillen angeht... :sauer:

  • Meiner Meinung nach dürfte die medizinische Versorgung nicht von Gewinnstreben geleitet sein.
    Außerdem gehört die "Zweiklassenmedizin" abgeschafft. Zumindest eine ausreichende Grundversorgung sollte für alle gleich (gut) sein.

  • Auch ich bin absolut davon überzeugt, dass Gesundheitsversorgung nicht finanziell motiviert betrieben werden sollte. Allerdings bleibt dann halt auch die Frage, woher das Geld für solche Themen kommen soll.

  • Auch ich bin absolut davon überzeugt, dass Gesundheitsversorgung nicht finanziell motiviert betrieben werden sollte. Allerdings bleibt dann halt auch die Frage, woher das Geld für solche Themen kommen soll.


    Aus den Milliardenüberschüssen der Krankenkassen? Ein paar andere Ideen hätte ich noch. Sind aber nicht mehrheitsfähig.