Oh, mein Einsatz wieder
Zitat von KaiNatürlich gibt es da einen Haken, genau an der Stelle "ein Jahr später geht der Trainer". Üblicherweise "geht der Trainer nicht, sondern wird entlassen/beurlaubt. Nicht, weil alles so wunderbar und erfolgreich läuft, sondern weil es eben nicht läuft.
Ja.
ZitatUnd damit haben eben üblicherweise auch Spieler die Spieler ihren Anteil, die eben nicht passen.
Ja und Nein. Die Spieler haben ihren Anteil. Aber wenn sie nicht passen, dann hat man schlecht gescoutet. Fummelkönig mit Kopfballungeheuer, Abräumer mit Spielmacher, Anführer mit Indianer verwechselt oder so. Das hat man vor 30 Jahren so gemacht, so macht man das in Hannover immer noch. Aber wenn man Ahnung von Fußball hätte auf dem besetzten Posten Geschäftsführer Sport, dann hätte man durchaus die passenden Spieler geholt (mit Sportdirektor, mit Scouting, mit Videoanalyse, mit Trainerteam, halt mit allem, was man so zur Verfügung hat, um im Profibereich Spitzenfußball eine Idee erfolgreicher zu sein als der Rest). Bloß hätte der Trainer es versäumt, daraus eine starke Mannschaft zu machen. Welch besseren Grund könnte es geben, in einem solchen Falle den Trainer zu wechseln? Dann hätte man also den Trainer schlecht gescoutet und kann das beim nächsten Mal besser machen. Während die allermeisten der 25 Spieler bleiben können. Weil sie zu einer Fußballidee zusammenpassen. Weil man Kaderplanung betrieben hat.
ZitatDa man Mannschaft nicht austauschen kann, geht der Trainer- manchmal zusammen mit dem Sportdirektor.
Das hat man jahrzehntelang so gesagt. Manche tun das bis heute. Die meisten Klubs, über die sowas heute noch gesagt wird, werden schlecht geführt. Behaupte ich jetzt mal quellenfrei. Ich behaupte weiter, daß Klubs mit Strategie einen gleichen Trainertyp suchen. Nicht immer Abwehrschleifer und Sturmverfechter im Wechsel.
ZitatOb ein Spieler "richtig ist", weiß man erst nachher
Im Einzelfall mag das stimmen. Aber wenn man zu oft irrt, hat man im Vorfeld nicht genau genug hingekuckt. Heutzutage gibt es alle Informationen. Verletzungen, Charakter, Spieleigenschaften, Erfahrungen, Fehler, Potentiale. Diese Infos werden immer objektiver, datenbankgestützt, immer weniger Bauchgefühl des mitgefahrenen Schwiegervaters spielt eine Rolle. Kostet ein bißchen Personal, Zeit und Geld, um an die Infos ranzukommen. Ist aber billiger als blind zu verpflichten. Dann steht man da mit dem Zweidreijahresvertrag. Wobei 96 jetzt gerade dabei ist, sich in der zweiten Liga zu etablieren. Da muß man ein paar Abstriche machen bei der Erwartungshaltung gegenüber den Rahmenbedingungen. Die japanische U19-Nationalmannschaft brauchen wir nicht mehr zu scouten. Ohne den Absturz der letzten sechs Jahre hätte das mittlerweile vielleicht auf die Agenda gehört. Aber wenn ein Klub wie 96 heutzutage nicht den deutschen und drei benachbarte Märkte überblicken kann, inklusive U19 und U23, dann sollten sie wirklich den Fußball an den Nagel hängen und im Stadion Gerste anpflanzen.
ZitatMir ist sie einfach viel zu theoretisch und erscheint mit praxisfern. So schön und erstrebenswert sie auch ist.
Theoretisch ist das bestimmt. Und ziemlich emotionsfrei. Praxisfern? Hm. Hab den Eindruck, die erfolgreichen Klubs machen das genau so. Große wie kleine Klubs. Wobei ich mit erfolgreich nicht eine zufällig gute Hinrunde meine. Sondern eine Entwicklung über Jahre. Wie Freiburg ab 1991. Wie Mainz ab 2005. Wie Dortmund ab 2008. Wie die verhaßten Projekte Hoffenheim und Makranstädt. Aber auch wie vielleicht Heidenheim oder Sandhausen. Wie Augsburg ab 2009. Augsburg hat zunächst bewußt auf aussortierte Routiniers gesetzt, wenn ich mich richtig erinnere. Und dann irgendwann den nächsten Schritt gemacht. Ist alles okay. Man kann auf Routiniers setzen. Auf Jugend. Auf Konter. Auf Angriffspressing. Auf Flügelspiel. Auf Ballzirkulation. Ist alles okay. Aber es muß schon die ganze Mannschaft darauf ausgerichtet sein.
Auf höchstem Level wird der spielschwache Innenverteidiger schon gar nicht mehr angelaufen, damit er möglichst oft den Ball kriegt. Und den unerzwungenen Fehler macht. Was halt blöd ist, falls man auf Ballbesitzspiel und Dominanz aus sein sollte. Einen spielstarken zentralen Mittelfeldspieler zu haben ist auch blöd, falls man die ganze Zeit kick and rush spielen sollte und die Bälle nur über ihn rüberfliegen. Einen ballschwachen Mittelstürmer zu haben, der aber regelmäßig an der Mittellinie Bälle festmachen soll, das wäre blöd.
Ja, wichtig ist aufm Platz. Und mit Konzept dahinter klappt das aufm Platz öfter, zuverlässiger, länger, preiswerter und leiser, harmonischer. Wenn die Expertise fehlt, dann kommt schnell Großmäuligkeit dazu und dann hat man am laufenden Band unfaßbar peinliche Urteile und Empfehlungen des Präsidenten in der Zeitung.