Corona

  • Es sind ja nicht nur soziale und wirtschaftliche Folgen, auch gesundheitliche, politische und psychische ... sie sind aktuell nicht so sichtbar wie ein positiver COVID-19 Test. Und das nicht nur für die vergleichsweise Jungen Menschen (die Auswirkungen auf die Volksgesundheit und Lebenserwartung nach einer Rezession sind ja wohl ganz gut erforscht, Alkoholismus, Suizide), sondern auch bei den Alten. Wenn ich im Sueddeutsche Ticker zu den Toten im Wolfsburger Pflegeheim (soll wohl vor allem für hochgradig demente Menschen sein) das hier lese:


    Zitat

    „Überraschend viele Menschen seien verstorben, ohne dass sie Symptome von Corona gezeigt hätten.“

    Und als jemand der selbst einen dementen Angehörigen erlebt hat und wie dieser auf Streß und Veränderung reagiert hat, dann malen sich sehr unschöne Bilder in meinem Kopf. Sind die wirklich an COVID-19 verstorben? Wenn nein, wären diese vielleicht später noch an COVID-19 verstorben? Alle?


    Wenn Niedersachsen jetzt die Aufnahme in die Pflegeheime stoppt. Ja wo sollen die Menschen den hin? Im Krankenhaus bleiben nach einem Sturz? Wieder nach Hause? Wie bauen diese und andere ältere Menschen jetzt ab und wieviele von denen kommen jetzt auch auf Grund der Maßnahmen nicht mehr auf die Füße?


    Die Krankenhäuser haben ja bereits dazu aufgerufen mit Problemen weiterhin ins Krankenhaus zu kommen, da die Zahlen der Leute die ins Krankenhaus kommen mit Herzinfarkt etc. pp. verdächtig heruntergegangen sind. Wieviele Menschen sterben heute oder aufgrund von unbehandelten Problemen später aufgrund vor der Unsicherheit ins Krankenhaus zu fahren? Wieviele durch der zunächst erst mal nicht als lebensnotwendigen OPs? Aber wie baut jetzt jemand ab der jetzt erstmal Wochen oder Monatelang länger auf eine neue Hüfte warten muss?


    Der italienische Geheimdienst warnt bereits vor Aufständen, es würden Supermärkte und Apotheken geplündert.


    Diese Fragen kann man beliebig weiterführen und antworten werden wir hier nicht oder nur sehr begrenzt haben. Aber was wir Meinung nach dringend brauchen sind mehr wissenschaftliche Fakten um die schärfe der Maßnahmen auch über einen längeren Zeitraum zu begründen und zwar Interdisziplinär. Das hat meiner Meinung nach der Drosten ja auch im aktuellen Podcast wieder betont. Im Zweifel auch die Abwägung ob eine Überschreitung der Intensivkapazitäten sich verhindern lässt ... (siehe Epidemiologe Gérard Krause).


    Um bei den wissenschaftlichen Fakten weiter zu kommen, war und ist die Auszeit sicher das richtige Mittel. Aber wir sollten den weiteren Weg nicht gehen nur weil er politisch am einfachsten und der "naheliegenste" ist, vor allem bitte nicht auf Verdacht. Ich bin wie andere hier froh, dass ich diese Entscheidungen nicht treffen muss.


    Und hier noch das Zitat von dem schwedischen Epidemiologen:

    Zitat

    [...]

    Die Vorstellung, das Coronavirus lasse sich irgendwie aufhalten, hält er für illusorisch.

    [...]

    Es ist auch illusorisch zu glauben der Staat kann uns vor allem beschützen.

  • Die Uni Mainz und die Uni Hamburg haben übrigens errechnet, dass bei Aufhebung der Kontaktsperre nach Ostern den Höhepunkt der Epidemie in Deutschland im Juni erreicht werden würde (ca. 1,3 Mio. Infizierte) und die Infektionen bis August wieder gegen Null tendieren würden. Eine Verlängerung der Maßnahmen würde den Höhepunkt wohl entsprechend zeitlich nach hinten verschieben, von einer Abmilderung in diesem Falle ist in der Meldung nichts zu lesen. (Quelle bis hier hin: ntv)


    Insofern dürfte das Rechenmodell der Bundesregierung lauten, wie viele Intensivbetten man für diesen Höhepunkt benötigen würde und zu welchem Zeitpunkt diese Betten zur Verfügung stehen könnten. Entsprechend lange dürfte die Kontaktsperre dauern, damit man diesen Zeitpunkt dann trifft. (Quelle hierfür: meine Vermutung)

    2 Mal editiert, zuletzt von sasa ()

  • Geht die Regierung von Infizierten oder von tatsächlich erkrankten aus?


    Bisher wird ja überall nur von Infizierten gesprochen - diese Grundlage wäre natürlich fatal für die Berechnung.

  • Geht die Regierung von Infizierten oder von tatsächlich erkrankten aus?


    Bisher wird ja überall nur von Infizierten gesprochen - diese Grundlage wäre natürlich fatal für die Berechnung.

    Meine Meinung: Infizierte = erfasste Infizierte (also "Erkrankte") und nicht tatsächlich Infizierte. Die Dunkelziffer kennt ja keiner.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn Niedersachsen jetzt die Aufnahme in die Pflegeheime stoppt. Ja wo sollen die Menschen den hin?

    Die Aufnahme in Pflegeheime ist - anders als es in vielen Medien verbreitet wird - nicht gestoppt. Aufzunehmende müssen aber vor Aufnahme zwingend getestet werden und dann kommen dann ebenso zwingend in Quarantäne.

    Das ist schwieriger als bisher aber kein Aufnahmestopp.

  • Wenn Niedersachsen jetzt die Aufnahme in die Pflegeheime stoppt. Ja wo sollen die Menschen den hin?

    Die Aufnahme in Pflegeheime ist - anders als es in vielen Medien verbreitet wird - nicht gestoppt. Aufzunehmende müssen aber vor Aufnahme zwingend getestet werden und dann kommen dann ebenso zwingend in Quarantäne.

    Das ist schwieriger als bisher aber kein Aufnahmestopp.

    Danke für die Richtigstellung ... das klingt schon anders und vor allem sinnvoll.

  • Ich glaube das hatten wir noch nicht: in einer Risikoanalyse des Bundestages wurde 2012 das nun eingetroffene Szenario schon mal durchgedacht. Interessant wie realitätsnah die Einschätzungen teilweise waren.


    Link zur Drucksache Bundestag


    Seite 5 und ab 55

    Uff, wahnsinnig hartes Brett! :erstaunt:


    Da die Modellierung auf SARS-Cov beruht äußerst vergleichbar mit der aktuellen Situation. Böse wird's ab Seite 62 mit den Abbildungen und Tabellen. 5% der Bevölkerung (4 Mio.) gleichzeitig im Krankenhaus nach ~300 Tagen, davon 1,1 Mio. Intensivpatienten. Und das trotz Gegenmaßnahmen mit nur 1,6 Neuinfektionen pro Infiziertem. Der Scheitelpunkt der 1. Welle wäre ohne die Maßnahmen nach 170 Tagen erreicht. 7,5 Mio. Tote allein in Deutschland innerhalb von 3 jahren (bis der hypothetische Impfstoff zur Verfgung steht).


    Ich will wirklich niemandem Angst machen, da die Details in dem Modell drastischer sind als das mit SARS-Cov-2 der Fall ist, aber wir stehen wahrlich erst am Anfang der Pandemie. Und wir müssen dringend die Neuinfektionen weiter drücken.


    Toi toi toi!

  • Bei Normalbürger geht es wie folgt.


    Testergebnis: Fraglich positiv. Ein weiterer Test wird empfohlen.


    Rückfrage des behandelnden Arztes beim Gesundheitsamt ergibt:


    Es wird kein weiterer Test durchgeführt, Aber es ist angeraten, noch bis einschließlich x.x. (7 Tage) zu Hause zu bleiben.

    Ggf. kann irgendwann ein Nachtest gemacht werden, so der Marktreife erlangt hat.



    Das ist der aktuelle Ablauf bei einem Kollegen von mir.


    Also scheint es in unserer Abteilung eine Ansteckung im Team gegeben zu haben.


    Sonst kamen nur negativ-Ergebnisse bei denen, die getestet wurden (bisher sind mir 3 Negativ bekannt).