Corona

  • Stephan535


    Nach meiner Ansicht gibt es eine wichtige Zahl, die den Weg in ein wirklich annähernd normales Leben ebnet: diejenige der Neuinfektionen pro Tag.


    Zeit.de meldet die mit 856

    RKI mit 385

    JHU/Worldometer mit 988


    für gestern.


    Wir haben 375 Gesundheitsämter. Jetzt mußt Du für Dich selbst entscheiden,...


    1. welcher Zahl Du glaubst (konservativ wäre 988) und

    2. wie Du die Nachverfolgungsmöglichkeiten (konservativ wäre höchstens 375) siehst und

    3. wie lange die Neuinfektionsrate für Dich stabil sein muß (konservativ wäre 14 Tage).


    Österreich hat derzeit stabil seit dem 18.04. Neuinfektionen von weniger als 80 pro Tag.

    Südkorea hat derzeit stabil seit dem 06.04. Neuinfektionen von weniger als 50 am Tag - inzwischen sogar stabil unter 20.

  • "Corona ist sehr gefährlich, Du kannst daran sterben oder bleibende Schäden davon tragen und schlimm wird es, wenn wir das alle gleichzeitig bekommen, weil wir dann nicht mehr genug Plätze (Betten und Personal) in den Krankenhäusern parat haben"

    Das sagt doch nun wirklich (fast) jeder. Und das versteht und unterstützt doch auch wirklich (fast) jeder.


    Das (oder eher gesagt "mein") Problem ist, dass die daraus resultierenden Maßnahmen und die Kennzahlen die zu diesen führen unklar sind und damit zunehmend willkürlich erscheinen. Ob sie das sind, kann ich nicht beurteilen. Aber, das schrieb ich schon des öfteren, weil nicht vernünftig kommuniziert wird, fange ich an das Vertrauen zu verlieren. Ich halte mich dabei für eine relativ "stabile Persönlichkeit", sodass ich nicht dem erstbesten VT Schwachsinn anheim falle. Aber eben sowas passiert dann - anderen Leuten. Und vielleicht auch mir - irgendwann...


    Und fatal wäre es, wenn viele Menschen das Vertrauen soweit verlieren, als dass sie dann wirklich wichtige Schritte nicht mehr befolgen. Das ist dann nicht - oder nur teilweise - das Resultat aus "das Volk ist dumm", das ist dann verschuldet durch nicht nachvollziehbare Wenden und Halsen von Politikern und Wissenschaftlern. Die (nochmal) gerne auch ihre Meinungen ändern dürfen und müssen. Je nach Kenntnisstand. ABER dies schlicht und einfach zu erklären haben!

  • Was las ich vorhin? Das RKI schätzt, die Reproduktionszahl liege bei 1,0, das Helmholtz-Institut schätzt sie bei 0,699 und die TU Ilmenau bei 0,17.

    Da kann ich mir das passende raussuchen und entsprechend in der weiteren Diskussion argumentieren: Von "Wir müssen weiter aufpassen! Wir stehen auf der Kippe!" (RKI) bis zu "Jetzt wird es endlich Zeit, diesen wirtschafts- und in Folge auch menschenvernichtenden Lockdown deutlich zu lockern!" (TU Ilmenau).

    Außer lustig zu diskutieren und meine vorhandene Meinung damit zu füttern, kann ich aber damit nichts anfangen. Das müssen andere für mich machen.

    Ich finde hier verkürzt Du etwas. Das setzt ein Bild voraus, in dem Menschen die Fähigkeit komplett verloren haben unterschiedliche Argumente und Ergebnisse abzuwägen und sich ein Bild zu machen. Ein Bild von Menschen die nur ausschließlich nach eigenem Weltbild argumentieren. Also das wir alle irgendwie nur Zuschauer unserer eigenen Fox-News sind, die sich von nichts anderem als dem berieseln lassen was in ihr Weltbild passt.

    Zitat von Stephan535

    Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie Nichtfachleute glauben könne, sie könnten es besser als die Fachleute. Und das unabhängig davon, ob die Fachleute richtig liegen oder nicht. Natürlich irren die auch (mal) und haben es hier sicherlich auch schon oft getan.

    Solange mir die Regierung sagt, "Corona ist sehr gefährlich, Du kannst daran sterben oder bleibende Schäden davon tragen und schlimm wird es, wenn wir das alle gleichzeitig bekommen, weil wir dann nicht mehr genug Plätze (Betten und Personal) in den Krankenhäusern parat haben", solange halte ich es für sinnvoll, denen zu "folgen". Das heißt nicht, dass ich mir nicht Gedanken darüber mache, ob das alles richtig ist und ob es nicht auch andere Wege gäbe. Aber mangels Expertise kann ich oft nur zu dem Ergebnis kommen, dass das wohl ok so ist.

    Anders wäre das, wenn führende MedizinerInnen anderes sagten als die Regierung - wobei ich ja nicht mal wüsste, wer eigentlich führende/r MedizinerIn ist.

    Das ist aber nicht so wie ich persönlich sozialisiert wurde. Mir wurde eingetrichtert eben nicht zu denken "das ist wohl schon ok was die da oben machen, weil ich in dem Feld keine Expertise habe". Im Gegenteil ... mir wurde immer gesagt, dass das im Hinblick auf eine Demokratie und mit Blick auf unsere Geschichte gefährlich sei. Getreu Günter Eich:


    :high:

  • Das kannst du gerne auf politische Strömungen und Entscheider beziehen, aber auf Wissenschaft in der ich selbst über keinerlei Expertise verfüge? Da bilde ich mir nicht mal im Entferntesten ein, eine Meinung auch nur ansatzweise bilden zu können und muss auf Renommee, Expertise und Aktualität vertrauen.

  • Österreich hat derzeit stabil seit dem 18.04. Neuinfektionen von weniger als 80 pro Tag.


    Da du ja viele Daten über Österreich postest, hier mal ein Tipp für eine perfekte Übersicht über eben diese Daten, die deutlich besser ist als der Kram von worldometer&co:


    https://covid19.geem.at/

    Der von Dir gepostete Link entspricht demjenigen des RKI für Deutschland (ich weiß, Österreich hat nichts Vergleichbares). Die Zahlen liegen niedriger als die der JHU, dies wiederum entspricht den Zahlenunterschieden RKI/JHU.


    Ich lege für meine Überlegungen immer die höheren Zahlen zugrunde.

  • Die Zahlen aus meinem Link entsprechen den offiziellen die hier in Österreich jeden Tag gegen 9 und 15 Uhr veröffentlicht werden.

  • Das kannst du gerne auf politische Strömungen und Entscheider beziehen, aber auf Wissenschaft in der ich selbst über keinerlei Expertise verfüge? Da bilde ich mir nicht mal im Entferntesten ein, eine Meinung auch nur ansatzweise bilden zu können und muss auf Renommee, Expertise und Aktualität vertrauen.

    Exakt. Und wer Renommee, Expertise und Aktualität besitzt lasse ich mir von der Politik vorgeben? Was habe ich dann gewonnen?


    Edit: Stephan bezog sich auf die Regierung und auch auf die habe ich mich bezogen. Und aktuell geht ja die Regierung nicht den Weg der Experten die hier die letzten Wochen den Ton angegeben haben, was mich zu der Frage verleitete: Welchen Weg gehen wir jetzt eigentlich aktuell?

    2 Mal editiert, zuletzt von juk96 ()

  • Ich bleibe für mich dabei, dass viel zu viele Zahlen und Interpretationen dazu durch die Gegend wabern.

    Mich interessieren eigentlich nur zwei Kennzahlen:

    1. Entwicklung der nachgewiesenen Neuinfektionen, um beurteilen zu können, ob Beschränkungen beibehalten / gelockert / verschärft werden müssen.

    2. Zahl und Entwicklung der coronabedingt intensivmedizinisch zu behandelnden Personen, um die Sicherstellung der Versorgung im Blick zu behalten.


    Wesentlich für die Öffnungen bzw Einschränkungen ist 1.

  • Ich sag mal so, Direktor der Virologie der Berliner Charité hat ein Gewicht.


    Mal vor 30 Jahren für ein paar Monate an einem Uniklinikum doziert und seit geraumer Zeit keine Expertise und trotzdem "Öffentliche Meinung" (Name ist mir gerade entfallen, gab aber vor 1-2 Wochen so ein Twitter-Radiointerviewding mit dem Tenor alles halb so wild über das ich mich mit einem Freund sehr intensiv streiten durfte) hat eher weniger Gewicht. Die sog. Youtube-Uni auch.

  • Edit: Stephan bezog sich auf die Regierung und auch auf die habe ich mich bezogen. Und aktuell geht ja die Regierung nicht den Weg der Experten die hier die letzten Wochen den Ton angegeben haben, was mich zu der Frage verleitete: Welchen Weg gehen wir jetzt eigentlich aktuell?

    Wichtiger Punkt! Hervorhebung durch mich.

  • Ich sag mal so, Direktor der Virologie der Berliner Charité hat ein Gewicht.


    Mal vor 30 Jahren für ein paar Monate an einem Uniklinikum doziert und seit geraumer Zeit keine Expertise und trotzdem "Öffentliche Meinung" (Name ist mir gerade entfallen, gab aber vor 1-2 Wochen so ein Twitter-Radiointerviewding mit dem Tenor alles halb so wild über das ich mich mit einem Freund sehr intensiv streiten durfte) hat eher weniger Gewicht. Die sog. Youtube-Uni auch.

    Hast recht, aber mich erschließt nicht was Du damit sagen willst? Naja eigentlich schon....Framing, dass alle die hier mal andere Quellen posten dies nur aus unseriösen Quellen getan haben und eben nicht mündig sind?


    Danke, kein Bedarf mehr.

  • Das kannst du gerne auf politische Strömungen und Entscheider beziehen, aber auf Wissenschaft in der ich selbst über keinerlei Expertise verfüge? Da bilde ich mir nicht mal im Entferntesten ein, eine Meinung auch nur ansatzweise bilden zu können und muss auf Renommee, Expertise und Aktualität vertrauen.

    Exakt. Und wer Renommee, Expertise und Aktualität besitzt lasse ich mir von der Politik vorgeben? Was habe ich dann gewonnen?


    Edit: Stephan bezog sich auf die Regierung und auch auf die habe ich mich bezogen. Und aktuell geht ja die Regierung nicht den Weg der Experten die hier die letzten Wochen den Ton angegeben haben, was mich zu der Frage verleitete: Welchen Weg gehen wir jetzt eigentlich aktuell?

    Ich finde eher, dass es in dieser Krise überraschend transparent zugeht und selten so deutlich die Unterschiede zwischen Bund- und Ländersache (Föderalismus) im Fokus standen, erklärt und erläutert wurden und nebenbei immerwieder deutlich betont wurde, dass Expertisen aus unterschiedlichen Fachbereichen zurate gezogen und auf deren Grundlage Abwegeentscheidungen bzw. Leitlinien für die einzelnen Länder getroffen werden. Habe ich als Laie in fast allen Schnittstellenthemen so deutlich noch nicht erlebt.


    PS: mir ging es um das hier:


    Zitat

    Mir wurde eingetrichtert eben nicht zu denken "das ist wohl schon ok was die da oben machen, weil ich in dem Feld keine Expertise habe". Im Gegenteil ...

  • Zum einen würde ich dem zustimmen, zum anderen eben ergänzen (und es für sehr wichtig halten), dass diese Transparenz im Grunde vor allem das chaotische Nichtwissen und Rumvermuten abbildet. Und wenn man dann für sich und mit anderen versucht, das zu ordnen, dann ist man ratzifatzi auf einmal Youtube-Gelehrter, Hobby-Virologe etc. Ich finde, allein da stimmt schon was nicht.


    Und seitens der Politik wurde eigentlich - für mich - nie hinreichend erklärt, auf welche Expertisen und Vorschläge sie sonst noch so hören, bzw. sie in ihrer Überlegungen einbinden und auf welche Weise. Soziologen? Ökonomen? Sozialpsychologen? Und dass sie eben aufgrund dieser Expertisen vom rein virologischen Standpunkt abweichen. Stattdessen darf man sich auch das irgendwie zusammenreimen, und wenn man es tut und/oder wenigstens versucht, heißt es "Halt die Klappe, guck lieber mal, was auf den Intensivstationen los ist".


    Und seitens zumindest des führenden Virologen wird auch nicht etwa transparent gesagt "Dann kamen aber Experten aus anderen Fachgebieten zum Tragen, die Politik hat dann versucht, diese mit einzubinden, was zu einer meiner Meinung nach zu frühen Lockerung geführt hat." Das wäre transparent. Stattdessen lobt Drosten ausdrücklich Merkel und sagt zur Politik allgemein, man habe sich "dagegen entschieden", und zwar warum - da darf man dann weiter mutmaßen, letztlich aber scheint es stets und immer wieder der Bürger zu sein, der, obwohl ungefragt und beschissen informiert, da wohl nicht mehr mitgehen will.

  • Zum ersten Teil, ja das ist die andere Seite der Medaille die ich auch wahrnehme. In dem Spektrum tummeln sich dann auch allerlei Anscheißer und Blockwarte...


    Zum Teil mit Drosten: Das ist aber auch gar keine Erwartungshaltung, die man ihm überstülpen sollte. Was macht er denn? Er berichtet aus undüber seinen Fachbereich und sobald es themenüberschneidend wird wiegelt er ab und sagt oft und sehr deutlich "nicht sein Kompetenzbereich". Selbst zu den Themen Epidemiologie und Impfstoffentwicklung hält er sich öffentlich offensiv raus. An den Punkten, wo man weiß, dass er damit halt auch nichts zu tun hat, will man ja auch eigentlich keine öffentlichen Ratschläge oder Erklärungsversuche hören oder? Also mir geht es so. Man hört ihn, man hört Statements Wirtschaftswissenschaftlern, Sozialwissenschaftlern etc. wenn es ausführlicher ist, oder die Diskrepanz deutlich größer wird, schaut man nach wo der oder diejenige herkommt, was sie/er macht und ahnt an der Stelle wie viele unterschiedliche Perspektiven und Zuständigkeitsbereiche auf Bundes- und Landesregierungen einprasseln. Ging mir zuletzt extrem so, als ich vom Leopoldina erstmals hörte (hab halt keinerlei Aktien an derlei Fachkreisen)

  • Im Unterschied zur Flüchtlingskrise erklärt Merkel sehr gut die vorgenommenen Beschränkungen und auch, weshalb man mit Lockerungen vorsichtig sein sollte, Den Hinweis auf die Intensivstationen halte ich für ein sehr gewichtiges Argument, insbesondere auch angesichts dessen, was der User Bronco hier aus eigener Expertise berichtet.